zeit der grossen Industrie angewandt, wie, ausser dem Jammer gleichzei- tiger Agronomen, schon der bis heute überlieferte Ausdruck der mecha- nischen Kraft in Pferdekraft bezeugt. Der Wind war zu unstät und unkon- trolirbar, und die Anwendung der Wasserkraft überwog ausserdem in Eng- land, dem Geburtsland der grossen Industrie, schon während der Manufak- turperiode. Man hatte bereits im 17. Jahrhundert versucht, zwei Läufer und also auch zwei Mahlgänge mit einem Wasserrad in Bewegung zu setzen. Der geschwollne Umfang des Transmissionsmechanismus gerieth aber jetzt in Konflikt mit der nun unzureichenden Wasserkraft und diess ist einer der Umstände, der zur genaueren Untersuchung der Friktionsge- setze trieb. Ebenso führte das ungleichförmige Wirken der Bewegungs- kraft bei Mühlen, die durch Stossen und Ziehen mit Schwengeln in Bewe- gung gesetzt wurden, auf die Theorie und Anwendung des Schwung- rads97), das später eine so wichtige Rolle in der grossen Industrie spielt. In dieser Art entwickelte die Manufakturperiode die ersten wissenschaft- lichen und technologischen Elemente der grossen Industrie. Ark- wright's Throstlespinnerei wurde von vorn herein mit Wasser getrieben. Indess war auch der Gebrauch der Wasserkraft als herrschender Trieb- kraft mit erschwerenden Umständen verbunden. Sie konnte nicht beliebig erhöht und ihrem Mangel nicht abgeholfen werden, sie versagte zuweilen und war vor allem rein lokaler Natur98). Erst mit Watt's zweiter, s. g. doppelt wirkender Dampfmaschine war ein erster Motor gefunden, der seine Bewegungskraft selbst aus der Verspeisung von Koh- len und Wasser erzeugt, dessen Kraftpotenz ganz unter menschlicher Kon- trole steht, der mobil und ein Mittel der Lokomotion, städtisch, und nicht gleich dem Wasserrad ländlich, die Koncentration der Produktion in Städten erlaubt, statt sie wie das Wasserrad über das Land zu zer-
allein wirklich vernutzt werden. In den Agrikulturoperationen, worin die Dampf- kraft angewandt werden kann, verbessert sie endlich, verglichen mit der Pferde- kraft, die Qualität des Machwerks. Um das Werk der Dampfmaschine zu ver- richten, müssten 66 Arbeiter per Stunde zu 15 sh., und um das der Pferde zu ver- richten, 32 Mann zu 8 sh. per Stunde angewandt werden.
97) Faulhebr 1625, De Cous 1688.
98) Die moderne Erfindung der Turbinen befreit die industrielle Ausbeu- tung der Wasserkraft von vielen früheren Schranken.
zeit der grossen Industrie angewandt, wie, ausser dem Jammer gleichzei- tiger Agronomen, schon der bis heute überlieferte Ausdruck der mecha- nischen Kraft in Pferdekraft bezeugt. Der Wind war zu unstät und unkon- trolirbar, und die Anwendung der Wasserkraft überwog ausserdem in Eng- land, dem Geburtsland der grossen Industrie, schon während der Manufak- turperiode. Man hatte bereits im 17. Jahrhundert versucht, zwei Läufer und also auch zwei Mahlgänge mit einem Wasserrad in Bewegung zu setzen. Der geschwollne Umfang des Transmissionsmechanismus gerieth aber jetzt in Konflikt mit der nun unzureichenden Wasserkraft und diess ist einer der Umstände, der zur genaueren Untersuchung der Friktionsge- setze trieb. Ebenso führte das ungleichförmige Wirken der Bewegungs- kraft bei Mühlen, die durch Stossen und Ziehen mit Schwengeln in Bewe- gung gesetzt wurden, auf die Theorie und Anwendung des Schwung- rads97), das später eine so wichtige Rolle in der grossen Industrie spielt. In dieser Art entwickelte die Manufakturperiode die ersten wissenschaft- lichen und technologischen Elemente der grossen Industrie. Ark- wright’s Throstlespinnerei wurde von vorn herein mit Wasser getrieben. Indess war auch der Gebrauch der Wasserkraft als herrschender Trieb- kraft mit erschwerenden Umständen verbunden. Sie konnte nicht beliebig erhöht und ihrem Mangel nicht abgeholfen werden, sie versagte zuweilen und war vor allem rein lokaler Natur98). Erst mit Watt’s zweiter, s. g. doppelt wirkender Dampfmaschine war ein erster Motor gefunden, der seine Bewegungskraft selbst aus der Verspeisung von Koh- len und Wasser erzeugt, dessen Kraftpotenz ganz unter menschlicher Kon- trole steht, der mobil und ein Mittel der Lokomotion, städtisch, und nicht gleich dem Wasserrad ländlich, die Koncentration der Produktion in Städten erlaubt, statt sie wie das Wasserrad über das Land zu zer-
allein wirklich vernutzt werden. In den Agrikulturoperationen, worin die Dampf- kraft angewandt werden kann, verbessert sie endlich, verglichen mit der Pferde- kraft, die Qualität des Machwerks. Um das Werk der Dampfmaschine zu ver- richten, müssten 66 Arbeiter per Stunde zu 15 sh., und um das der Pferde zu ver- richten, 32 Mann zu 8 sh. per Stunde angewandt werden.
97) Faulhebr 1625, De Cous 1688.
98) Die moderne Erfindung der Turbinen befreit die industrielle Ausbeu- tung der Wasserkraft von vielen früheren Schranken.
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trolirbar, und die Anwendung der Wasserkraft überwog ausserdem in Eng-
land, dem Geburtsland der grossen Industrie, schon während der Manufak-
turperiode. Man hatte bereits im 17. Jahrhundert versucht, zwei Läufer
und also auch zwei Mahlgänge mit einem Wasserrad in Bewegung zu
setzen. Der geschwollne Umfang des Transmissionsmechanismus gerieth
aber jetzt in Konflikt mit der nun unzureichenden Wasserkraft und diess
ist einer der Umstände, der zur genaueren Untersuchung der Friktionsge-
setze trieb. Ebenso führte das ungleichförmige Wirken der Bewegungs-
kraft bei Mühlen, die durch Stossen und Ziehen mit Schwengeln in Bewe-
gung gesetzt wurden, auf die Theorie und Anwendung des Schwung-
rads 97), das später eine so wichtige Rolle in der grossen Industrie spielt.
In dieser Art entwickelte die Manufakturperiode die ersten wissenschaft-
lichen und technologischen Elemente der grossen Industrie. Ark-
wright’s Throstlespinnerei wurde von vorn herein mit Wasser getrieben.
Indess war auch der Gebrauch der Wasserkraft als herrschender Trieb-
kraft mit erschwerenden Umständen verbunden. Sie konnte nicht beliebig
erhöht und ihrem Mangel nicht abgeholfen werden, sie versagte zuweilen
und war vor allem rein lokaler Natur 98). Erst mit Watt’s zweiter,
s. g. doppelt wirkender Dampfmaschine war ein erster Motor
gefunden, der seine Bewegungskraft selbst aus der Verspeisung von Koh-
len und Wasser erzeugt, dessen Kraftpotenz ganz unter menschlicher Kon-
trole steht, der mobil und ein Mittel der Lokomotion, städtisch, und nicht
gleich dem Wasserrad ländlich, die Koncentration der Produktion in
Städten erlaubt, statt sie wie das Wasserrad über das Land zu zer-
96)
97) Faulhebr 1625, De Cous 1688.
98) Die moderne Erfindung der Turbinen befreit die industrielle Ausbeu-
tung der Wasserkraft von vielen früheren Schranken.
96) allein wirklich vernutzt werden. In den Agrikulturoperationen, worin die Dampf-
kraft angewandt werden kann, verbessert sie endlich, verglichen mit der Pferde-
kraft, die Qualität des Machwerks. Um das Werk der Dampfmaschine zu ver-
richten, müssten 66 Arbeiter per Stunde zu 15 sh., und um das der Pferde zu ver-
richten, 32 Mann zu 8 sh. per Stunde angewandt werden.
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/381>, abgerufen am 22.11.2024.
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