theilweise innerhalb, sporadisch schon lange vor der Manufakturperiode, zu Maschinen, aber sie revolutioniren die Produktionsweise nicht. Dass sie selbst in ihrer handwerksmässigen Form bereits Maschinen sind, zeigt sich in der Periode der grossen Industrie. Die Pumpen z. B., womit die Holländer 1836--37 den See von Harlem auspumpten, waren nach dem Princip gewöhnlicher Pumpen konstruirt, nur dass cyklopische Dampf- maschinen statt der Menschenhände ihre Kolben trieben. Der gewöhn- liche und sehr unvollkommene Blasbalg des Grobschmidts wird noch zu- weilen in England durch blosse Verbindung seines Arms mit einer Dampf- maschine in eine mechanische Luftpumpe verwandelt. Die Dampfmaschine selbst, wie sie Ende des 17. Jahrhunderts, während der Manufakturperiode, erfunden ward und bis zum Anfang der 80er Jahre des 18. Jahrhunderts fortexistirte94), rief keine industrielle Revolution hervor. Es war viel- mehr umgekehrt die Schöpfung der Werkzeugmaschinen, welche die revo- lutionirte Dampfmaschine nothwendig und darum möglich machte. Sobald der Mensch, statt mit dem Werkzeug auf den Arbeitsgegenstand, nur noch als Triebkraft auf eine Werkzeugmaschine wirkt, wird die Verkleidung der Triebkraft in menschliche Muskel zufällig und kann Wind, Wasser, Dampf u. s. w. an die Stelle treten. Diess schliesst natürlich nicht aus, dass solcher Wechsel oft grosse technische Aenderungen des ursprünglich für menschliche Triebkraft allein konstruirten Mechanismus bedingt. Heut- zutage werden alle Maschinen, die sich erst Bahn brechen müssen, wie Nähmaschinen, Brodbereitungsmaschinen u. s. w., wenn sie den kleinen Mass- stab nicht von vorn herein durch ihre Bestimmung ausschliessen, für mensch- liche und rein mechanische Triebkraft zugleich konstruirt.
Die Windmühle selbst erhielten sie aus Deutschland, wo diese Erfindung einen artigen Kampf zwischen Adel, Pfaffen und Kaiser hervorrief, wem denn von den drei der Wind "gehöre". Luft macht eigen, hiess es in Deutschland, während der Wind Holland frei machte. Was er hier eigen machte, war nicht den Hollän- der, sondern den Grund und Boden für den Holländer. Noch 1836 wurden 12,000 Windmühlen von 6000 Pferdekraft in Holland verwandt, um zwei Dritt- theile des Lands vor Rückverwandlung in Morast zu schützen.
94) Sie wurde zwar schon sehr verbessert durch Watt's erste, sogenannte einfach wirkende Dampfmaschine, blieb aber in dieser Form blosse Hebemaschine für Wasser und Salzsoole. Man kann nicht einmal sagen, dass die Dampfmaschine in dieser ersten Form wissenschaftlich bedeutenden Anstoss gab.
theilweise innerhalb, sporadisch schon lange vor der Manufakturperiode, zu Maschinen, aber sie revolutioniren die Produktionsweise nicht. Dass sie selbst in ihrer handwerksmässigen Form bereits Maschinen sind, zeigt sich in der Periode der grossen Industrie. Die Pumpen z. B., womit die Holländer 1836—37 den See von Harlem auspumpten, waren nach dem Princip gewöhnlicher Pumpen konstruirt, nur dass cyklopische Dampf- maschinen statt der Menschenhände ihre Kolben trieben. Der gewöhn- liche und sehr unvollkommene Blasbalg des Grobschmidts wird noch zu- weilen in England durch blosse Verbindung seines Arms mit einer Dampf- maschine in eine mechanische Luftpumpe verwandelt. Die Dampfmaschine selbst, wie sie Ende des 17. Jahrhunderts, während der Manufakturperiode, erfunden ward und bis zum Anfang der 80er Jahre des 18. Jahrhunderts fortexistirte94), rief keine industrielle Revolution hervor. Es war viel- mehr umgekehrt die Schöpfung der Werkzeugmaschinen, welche die revo- lutionirte Dampfmaschine nothwendig und darum möglich machte. Sobald der Mensch, statt mit dem Werkzeug auf den Arbeitsgegenstand, nur noch als Triebkraft auf eine Werkzeugmaschine wirkt, wird die Verkleidung der Triebkraft in menschliche Muskel zufällig und kann Wind, Wasser, Dampf u. s. w. an die Stelle treten. Diess schliesst natürlich nicht aus, dass solcher Wechsel oft grosse technische Aenderungen des ursprünglich für menschliche Triebkraft allein konstruirten Mechanismus bedingt. Heut- zutage werden alle Maschinen, die sich erst Bahn brechen müssen, wie Nähmaschinen, Brodbereitungsmaschinen u. s. w., wenn sie den kleinen Mass- stab nicht von vorn herein durch ihre Bestimmung ausschliessen, für mensch- liche und rein mechanische Triebkraft zugleich konstruirt.
Die Windmühle selbst erhielten sie aus Deutschland, wo diese Erfindung einen artigen Kampf zwischen Adel, Pfaffen und Kaiser hervorrief, wem denn von den drei der Wind „gehöre“. Luft macht eigen, hiess es in Deutschland, während der Wind Holland frei machte. Was er hier eigen machte, war nicht den Hollän- der, sondern den Grund und Boden für den Holländer. Noch 1836 wurden 12,000 Windmühlen von 6000 Pferdekraft in Holland verwandt, um zwei Dritt- theile des Lands vor Rückverwandlung in Morast zu schützen.
94) Sie wurde zwar schon sehr verbessert durch Watt’s erste, sogenannte einfach wirkende Dampfmaschine, blieb aber in dieser Form blosse Hebemaschine für Wasser und Salzsoole. Man kann nicht einmal sagen, dass die Dampfmaschine in dieser ersten Form wissenschaftlich bedeutenden Anstoss gab.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0379"n="360"/>
theilweise innerhalb, sporadisch schon lange vor der Manufakturperiode,<lb/>
zu Maschinen, aber sie revolutioniren die Produktionsweise nicht. Dass<lb/>
sie selbst in ihrer handwerksmässigen Form bereits Maschinen sind, zeigt<lb/>
sich in der Periode der grossen Industrie. Die Pumpen z. B., womit die<lb/>
Holländer 1836—37 den See von Harlem auspumpten, waren nach dem<lb/>
Princip gewöhnlicher Pumpen konstruirt, nur dass cyklopische Dampf-<lb/>
maschinen statt der Menschenhände ihre Kolben trieben. Der gewöhn-<lb/>
liche und sehr unvollkommene Blasbalg des Grobschmidts wird noch zu-<lb/>
weilen in England durch blosse Verbindung seines Arms mit einer Dampf-<lb/>
maschine in eine mechanische Luftpumpe verwandelt. Die Dampfmaschine<lb/>
selbst, wie sie Ende des 17. Jahrhunderts, während der Manufakturperiode,<lb/>
erfunden ward und bis zum Anfang der 80er Jahre des 18. Jahrhunderts<lb/>
fortexistirte<noteplace="foot"n="94)">Sie wurde zwar schon sehr verbessert durch <hirendition="#g">Watt’</hi>s erste, sogenannte<lb/>
einfach wirkende Dampfmaschine, blieb aber in dieser Form blosse Hebemaschine<lb/>
für Wasser und Salzsoole. Man kann nicht einmal sagen, dass die Dampfmaschine<lb/>
in dieser ersten Form wissenschaftlich bedeutenden Anstoss gab.</note>, rief keine industrielle Revolution hervor. Es war viel-<lb/>
mehr umgekehrt die Schöpfung der Werkzeugmaschinen, welche die revo-<lb/>
lutionirte Dampfmaschine nothwendig und darum möglich machte. Sobald<lb/>
der Mensch, statt mit dem Werkzeug auf den Arbeitsgegenstand, nur noch<lb/>
als Triebkraft auf eine Werkzeugmaschine wirkt, wird die Verkleidung der<lb/>
Triebkraft in menschliche Muskel <hirendition="#g">zufällig</hi> und kann Wind, Wasser,<lb/>
Dampf u. s. w. an die Stelle treten. Diess schliesst natürlich nicht aus,<lb/>
dass solcher Wechsel oft grosse technische Aenderungen des ursprünglich<lb/>
für menschliche Triebkraft allein konstruirten Mechanismus bedingt. Heut-<lb/>
zutage werden alle Maschinen, die sich erst Bahn brechen müssen, wie<lb/>
Nähmaschinen, Brodbereitungsmaschinen u. s. w., wenn sie den kleinen Mass-<lb/>
stab nicht von vorn herein durch ihre Bestimmung ausschliessen, für mensch-<lb/>
liche und rein mechanische Triebkraft zugleich konstruirt.</p><lb/><p><notexml:id="seg2pn_55_2"prev="#seg2pn_55_1"place="foot"n="93)">Die Windmühle selbst erhielten sie aus Deutschland, wo diese Erfindung einen<lb/>
artigen Kampf zwischen Adel, Pfaffen und Kaiser hervorrief, wem denn von den<lb/>
drei der Wind „gehöre“. Luft macht eigen, hiess es in Deutschland, während<lb/>
der Wind Holland frei machte. Was er hier eigen machte, war nicht den Hollän-<lb/>
der, sondern den Grund und Boden für den Holländer. Noch 1836 wurden<lb/>
12,000 Windmühlen von 6000 Pferdekraft in Holland verwandt, um zwei Dritt-<lb/>
theile des Lands vor Rückverwandlung in Morast zu schützen.</note></p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[360/0379]
theilweise innerhalb, sporadisch schon lange vor der Manufakturperiode,
zu Maschinen, aber sie revolutioniren die Produktionsweise nicht. Dass
sie selbst in ihrer handwerksmässigen Form bereits Maschinen sind, zeigt
sich in der Periode der grossen Industrie. Die Pumpen z. B., womit die
Holländer 1836—37 den See von Harlem auspumpten, waren nach dem
Princip gewöhnlicher Pumpen konstruirt, nur dass cyklopische Dampf-
maschinen statt der Menschenhände ihre Kolben trieben. Der gewöhn-
liche und sehr unvollkommene Blasbalg des Grobschmidts wird noch zu-
weilen in England durch blosse Verbindung seines Arms mit einer Dampf-
maschine in eine mechanische Luftpumpe verwandelt. Die Dampfmaschine
selbst, wie sie Ende des 17. Jahrhunderts, während der Manufakturperiode,
erfunden ward und bis zum Anfang der 80er Jahre des 18. Jahrhunderts
fortexistirte 94), rief keine industrielle Revolution hervor. Es war viel-
mehr umgekehrt die Schöpfung der Werkzeugmaschinen, welche die revo-
lutionirte Dampfmaschine nothwendig und darum möglich machte. Sobald
der Mensch, statt mit dem Werkzeug auf den Arbeitsgegenstand, nur noch
als Triebkraft auf eine Werkzeugmaschine wirkt, wird die Verkleidung der
Triebkraft in menschliche Muskel zufällig und kann Wind, Wasser,
Dampf u. s. w. an die Stelle treten. Diess schliesst natürlich nicht aus,
dass solcher Wechsel oft grosse technische Aenderungen des ursprünglich
für menschliche Triebkraft allein konstruirten Mechanismus bedingt. Heut-
zutage werden alle Maschinen, die sich erst Bahn brechen müssen, wie
Nähmaschinen, Brodbereitungsmaschinen u. s. w., wenn sie den kleinen Mass-
stab nicht von vorn herein durch ihre Bestimmung ausschliessen, für mensch-
liche und rein mechanische Triebkraft zugleich konstruirt.
93)
94) Sie wurde zwar schon sehr verbessert durch Watt’s erste, sogenannte
einfach wirkende Dampfmaschine, blieb aber in dieser Form blosse Hebemaschine
für Wasser und Salzsoole. Man kann nicht einmal sagen, dass die Dampfmaschine
in dieser ersten Form wissenschaftlich bedeutenden Anstoss gab.
93) Die Windmühle selbst erhielten sie aus Deutschland, wo diese Erfindung einen
artigen Kampf zwischen Adel, Pfaffen und Kaiser hervorrief, wem denn von den
drei der Wind „gehöre“. Luft macht eigen, hiess es in Deutschland, während
der Wind Holland frei machte. Was er hier eigen machte, war nicht den Hollän-
der, sondern den Grund und Boden für den Holländer. Noch 1836 wurden
12,000 Windmühlen von 6000 Pferdekraft in Holland verwandt, um zwei Dritt-
theile des Lands vor Rückverwandlung in Morast zu schützen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/379>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.