zeuge. Werkzeuge derselben Art, wie Schneide-, Bohr-, Stoss-, Schlag- instrumente u. s. w. werden in verschiedenen Arbeitsprozessen gebraucht, und in demselben Arbeitsprozess dient dasselbe Instrument zu verschiednen Verrichtungen. Sobald jedoch die verschiednen Operationen eines Ar- beitsprozesses von einander losgelöst sind und jede Theiloperation in der Hand des Theilarbeiters eine möglichst entsprechende und daher ausschliess- liche Form erhält, werden Veränderungen der vorher zu verschiednen Zwecken dienenden Werkzeuge nothwendig. Die Richtung ihres Form- wechsels ergiebt sich aus der Erfahrung der besondern Schwierigkeiten, welche die unveränderte Form in den Weg legt. Die Differen- zirung der Arbeitsinstrumente, wodurch Instrumente derselben Art be- sondre feste Formen für jede besondre Nutzanwendung erhalten, und ihre Spezialisirung, wodurch jedes solches Sonderinstrument nur in der Hand spezifischer Theilarbeiter in seinem ganzen Umfang wirkt, charak- terisiren die Manufaktur. Zu Birmingham allein producirt man etwa 500 Varietäten von Hämmern, wovon jeder nicht nur für einen besondern Pro- duktionsprozess, sondern eine Anzahl Varietäten oft nur für verschiedne Operationen in demselben Prozess dient. Die Manufakturperiode verein- facht, verbessert und vermannigfacht die Arbeitswerkzeuge durch deren Anpassung an die ausschliesslichen Sonderfunktionen der Theilarbeiter31). Sie schafft damit zugleich eine der materiellen Bedingungen der Maschinerie, die aus einer Kombination einfacher Instrumente besteht.
Der Detailarbeiter und sein Instrument bilden die einfachen Ele- mente der Manufaktur. Wenden wir uns jetzt zu ihrem Gesammt- mechanismus.
Die Gliederung der Manufaktur besitzt zwei Grundformen, die
31)Darwin bemerkt in seinem Epoche machenden Werk über "die Ent- stehung der Arten" mit Bezug auf die natürlichen Organe der Pflanzen und Thiere: "So lange ein und dasselbe Organ verschiedene Arbeiten zu verrichten hat, lässt sich ein Grund für seine Veränderlichkeit vielleicht darin finden, dass natürliche Züchtung jede kleine Abweichung der Form weniger sorgfältig erhält oder unterdrückt, als wenn dasselbe Organ nur zu einem besondern Zwecke allein bestimmt wäre. So mögen Messer, welche allerlei Dinge zu schneiden bestimmt sind, im Ganzen so ziemlich von einerlei Form sein, während ein nur zu einerlei Gebrauch bestimmtes Werkzeug für jeden andern Gebrauch auch eine andre Form haben muss."
zeuge. Werkzeuge derselben Art, wie Schneide-, Bohr-, Stoss-, Schlag- instrumente u. s. w. werden in verschiedenen Arbeitsprozessen gebraucht, und in demselben Arbeitsprozess dient dasselbe Instrument zu verschiednen Verrichtungen. Sobald jedoch die verschiednen Operationen eines Ar- beitsprozesses von einander losgelöst sind und jede Theiloperation in der Hand des Theilarbeiters eine möglichst entsprechende und daher ausschliess- liche Form erhält, werden Veränderungen der vorher zu verschiednen Zwecken dienenden Werkzeuge nothwendig. Die Richtung ihres Form- wechsels ergiebt sich aus der Erfahrung der besondern Schwierigkeiten, welche die unveränderte Form in den Weg legt. Die Differen- zirung der Arbeitsinstrumente, wodurch Instrumente derselben Art be- sondre feste Formen für jede besondre Nutzanwendung erhalten, und ihre Spezialisirung, wodurch jedes solches Sonderinstrument nur in der Hand spezifischer Theilarbeiter in seinem ganzen Umfang wirkt, charak- terisiren die Manufaktur. Zu Birmingham allein producirt man etwa 500 Varietäten von Hämmern, wovon jeder nicht nur für einen besondern Pro- duktionsprozess, sondern eine Anzahl Varietäten oft nur für verschiedne Operationen in demselben Prozess dient. Die Manufakturperiode verein- facht, verbessert und vermannigfacht die Arbeitswerkzeuge durch deren Anpassung an die ausschliesslichen Sonderfunktionen der Theilarbeiter31). Sie schafft damit zugleich eine der materiellen Bedingungen der Maschinerie, die aus einer Kombination einfacher Instrumente besteht.
Der Detailarbeiter und sein Instrument bilden die einfachen Ele- mente der Manufaktur. Wenden wir uns jetzt zu ihrem Gesammt- mechanismus.
Die Gliederung der Manufaktur besitzt zwei Grundformen, die
31)Darwin bemerkt in seinem Epoche machenden Werk über „die Ent- stehung der Arten“ mit Bezug auf die natürlichen Organe der Pflanzen und Thiere: „So lange ein und dasselbe Organ verschiedene Arbeiten zu verrichten hat, lässt sich ein Grund für seine Veränderlichkeit vielleicht darin finden, dass natürliche Züchtung jede kleine Abweichung der Form weniger sorgfältig erhält oder unterdrückt, als wenn dasselbe Organ nur zu einem besondern Zwecke allein bestimmt wäre. So mögen Messer, welche allerlei Dinge zu schneiden bestimmt sind, im Ganzen so ziemlich von einerlei Form sein, während ein nur zu einerlei Gebrauch bestimmtes Werkzeug für jeden andern Gebrauch auch eine andre Form haben muss.“
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0343"n="324"/><hirendition="#g">zeuge</hi>. Werkzeuge derselben Art, wie Schneide-, Bohr-, Stoss-, Schlag-<lb/>
instrumente u. s. w. werden in verschiedenen Arbeitsprozessen gebraucht,<lb/>
und in demselben Arbeitsprozess dient dasselbe Instrument zu verschiednen<lb/>
Verrichtungen. Sobald jedoch die verschiednen Operationen eines Ar-<lb/>
beitsprozesses von einander losgelöst sind und jede Theiloperation in der<lb/>
Hand des Theilarbeiters eine möglichst entsprechende und daher ausschliess-<lb/>
liche Form erhält, werden Veränderungen der vorher zu verschiednen<lb/>
Zwecken dienenden Werkzeuge nothwendig. Die Richtung ihres Form-<lb/>
wechsels ergiebt sich aus der Erfahrung der besondern Schwierigkeiten,<lb/>
welche die unveränderte Form in den Weg legt. Die <hirendition="#g">Differen-<lb/>
zirung</hi> der Arbeitsinstrumente, wodurch Instrumente derselben Art be-<lb/>
sondre feste Formen für jede besondre Nutzanwendung erhalten, und ihre<lb/><hirendition="#g">Spezialisirung</hi>, wodurch jedes solches Sonderinstrument nur in der<lb/>
Hand spezifischer Theilarbeiter in seinem ganzen Umfang wirkt, charak-<lb/>
terisiren die Manufaktur. Zu Birmingham allein producirt man etwa 500<lb/>
Varietäten von Hämmern, wovon jeder nicht nur für einen besondern Pro-<lb/>
duktionsprozess, sondern eine Anzahl Varietäten oft nur für verschiedne<lb/>
Operationen in demselben Prozess dient. Die Manufakturperiode verein-<lb/>
facht, verbessert und vermannigfacht die Arbeitswerkzeuge durch deren<lb/>
Anpassung an die ausschliesslichen Sonderfunktionen der Theilarbeiter<noteplace="foot"n="31)"><hirendition="#g">Darwin</hi> bemerkt in seinem Epoche machenden Werk über „<hirendition="#g">die Ent-<lb/>
stehung der Arten</hi>“ mit Bezug auf die natürlichen Organe der Pflanzen und<lb/>
Thiere: „So lange ein und dasselbe Organ verschiedene Arbeiten zu verrichten<lb/>
hat, lässt sich ein Grund für seine Veränderlichkeit vielleicht darin finden, dass<lb/>
natürliche Züchtung jede kleine Abweichung der Form weniger sorgfältig erhält<lb/>
oder unterdrückt, als wenn dasselbe Organ nur zu einem besondern Zwecke allein<lb/>
bestimmt wäre. So mögen Messer, welche allerlei Dinge zu schneiden bestimmt<lb/>
sind, im Ganzen so ziemlich von einerlei Form sein, während ein nur zu einerlei<lb/>
Gebrauch bestimmtes Werkzeug für jeden andern Gebrauch auch eine andre Form<lb/>
haben muss.“</note>.<lb/>
Sie schafft damit zugleich eine der <hirendition="#g">materiellen Bedingungen</hi> der<lb/>
Maschinerie, die aus einer Kombination einfacher Instrumente besteht.</p><lb/><p>Der Detailarbeiter und sein Instrument bilden die einfachen <hirendition="#g">Ele-<lb/>
mente</hi> der Manufaktur. Wenden wir uns jetzt zu ihrem <hirendition="#g">Gesammt-<lb/>
mechanismus</hi>.</p><lb/><p>Die Gliederung der Manufaktur besitzt <hirendition="#g">zwei Grundformen</hi>, die<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[324/0343]
zeuge. Werkzeuge derselben Art, wie Schneide-, Bohr-, Stoss-, Schlag-
instrumente u. s. w. werden in verschiedenen Arbeitsprozessen gebraucht,
und in demselben Arbeitsprozess dient dasselbe Instrument zu verschiednen
Verrichtungen. Sobald jedoch die verschiednen Operationen eines Ar-
beitsprozesses von einander losgelöst sind und jede Theiloperation in der
Hand des Theilarbeiters eine möglichst entsprechende und daher ausschliess-
liche Form erhält, werden Veränderungen der vorher zu verschiednen
Zwecken dienenden Werkzeuge nothwendig. Die Richtung ihres Form-
wechsels ergiebt sich aus der Erfahrung der besondern Schwierigkeiten,
welche die unveränderte Form in den Weg legt. Die Differen-
zirung der Arbeitsinstrumente, wodurch Instrumente derselben Art be-
sondre feste Formen für jede besondre Nutzanwendung erhalten, und ihre
Spezialisirung, wodurch jedes solches Sonderinstrument nur in der
Hand spezifischer Theilarbeiter in seinem ganzen Umfang wirkt, charak-
terisiren die Manufaktur. Zu Birmingham allein producirt man etwa 500
Varietäten von Hämmern, wovon jeder nicht nur für einen besondern Pro-
duktionsprozess, sondern eine Anzahl Varietäten oft nur für verschiedne
Operationen in demselben Prozess dient. Die Manufakturperiode verein-
facht, verbessert und vermannigfacht die Arbeitswerkzeuge durch deren
Anpassung an die ausschliesslichen Sonderfunktionen der Theilarbeiter 31).
Sie schafft damit zugleich eine der materiellen Bedingungen der
Maschinerie, die aus einer Kombination einfacher Instrumente besteht.
Der Detailarbeiter und sein Instrument bilden die einfachen Ele-
mente der Manufaktur. Wenden wir uns jetzt zu ihrem Gesammt-
mechanismus.
Die Gliederung der Manufaktur besitzt zwei Grundformen, die
31) Darwin bemerkt in seinem Epoche machenden Werk über „die Ent-
stehung der Arten“ mit Bezug auf die natürlichen Organe der Pflanzen und
Thiere: „So lange ein und dasselbe Organ verschiedene Arbeiten zu verrichten
hat, lässt sich ein Grund für seine Veränderlichkeit vielleicht darin finden, dass
natürliche Züchtung jede kleine Abweichung der Form weniger sorgfältig erhält
oder unterdrückt, als wenn dasselbe Organ nur zu einem besondern Zwecke allein
bestimmt wäre. So mögen Messer, welche allerlei Dinge zu schneiden bestimmt
sind, im Ganzen so ziemlich von einerlei Form sein, während ein nur zu einerlei
Gebrauch bestimmtes Werkzeug für jeden andern Gebrauch auch eine andre Form
haben muss.“
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/343>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.