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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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sammtarbeitstags von 144 Stunden die gesellschaftliche Durchschnittsqualität.
Für den Kapitalisten aber, der ein Dutzend beschäftigt, existirt der Arbeitstag
als Gesammtarbeitstag des Dutzend. Der Arbeitstag jedes Einzelnen existirt
als aliquoter Theil des Gesammtarbeitstags, ganz unabhängig davon, ob
die Zwölf einander in die Hand arbeiten oder ob der ganze Zusammenhang
ihrer Arbeiten nur darin besteht, dass sie für denselben Kapitalisten ar-
beiten. Werden dagegen von den 12 Arbeitern je zwei von einem klei-
nen Meister beschäftigt, so wird es zufällig, ob jeder einzelne Meister die-
selbe Werthmasse producirt und daher die allgemeine Rate des Mehrwerths
realisirt. Es fänden individuelle Abweichungen statt. Verbrauchte ein
Arbeiter bedeutend mehr Zeit in der Produktion einer Waare als gesell-
schaftlich erheischt ist, wiche die für ihn individuell nothwendige Arbeits-
zeit bedeutend ab von der gesellschaftlich nothwendigen oder der Durch-
schnitts-Arbeitszeit, so gälte seine Arbeit nicht als Durchschnittsarbeit,
seine Arbeitskraft nicht als durchschnittliche Arbeitskraft. Sie verkaufte sich
gar nicht oder nur unter dem Durchschnittswerth der Arbeitskraft. Ein
bestimmtes Minimum der Arbeitsfertigkeit ist also vorausgesetzt, und wir
werden später sehn, dass die kapitalistische Produktion Mittel findet, diess
Minimum zu messen. Nichts desto weniger weicht das Minimum vom
Durchschnitt ab, obgleich auf der andern Seite der Durchschnittswerth
der Arbeitskraft gezahlt werden muss. Von den sechs Kleinmeistern
würde der eine daher mehr, der andre weniger als die allgemeine Rate
des Mehrwerths herausschlagen. Die Ungleichheiten würden sich für die
Gesellschaft kompensiren, aber nicht für den einzelnen Meister. Das Ge-
setz der Verwerthung
überhaupt realisirt sich also für den einzelnen
Produzenten erst vollständig, sobald er als Kapitalist producirt, viele Ar-
beiter gleichzeitig anwendet, also von vorn herein gesellschaftliche
Durchschnittsarbeit
in Bewegung setzt9).

Auch bei gleichbleibender Arbeitsweise bewirkt die gleich-

9) Herr Professor Roscher will entdeckt haben, dass eine Nähmamsell, die
während zwei Tagen von der Frau Professorin beschäftigt wird, mehr Arbeit liefert,
als zwei Nähmamsellen, welche die Frau Professorin am selben Tage beschäftigt.
Der Herr Professor stelle seine Beobachtungen über den kapitalistischen Produk-
tionsprozess nicht in der Kinderstube an, und nicht unter Umständen, worin die
Hauptperson fehlt, der Kapitalist.

sammtarbeitstags von 144 Stunden die gesellschaftliche Durchschnittsqualität.
Für den Kapitalisten aber, der ein Dutzend beschäftigt, existirt der Arbeitstag
als Gesammtarbeitstag des Dutzend. Der Arbeitstag jedes Einzelnen existirt
als aliquoter Theil des Gesammtarbeitstags, ganz unabhängig davon, ob
die Zwölf einander in die Hand arbeiten oder ob der ganze Zusammenhang
ihrer Arbeiten nur darin besteht, dass sie für denselben Kapitalisten ar-
beiten. Werden dagegen von den 12 Arbeitern je zwei von einem klei-
nen Meister beschäftigt, so wird es zufällig, ob jeder einzelne Meister die-
selbe Werthmasse producirt und daher die allgemeine Rate des Mehrwerths
realisirt. Es fänden individuelle Abweichungen statt. Verbrauchte ein
Arbeiter bedeutend mehr Zeit in der Produktion einer Waare als gesell-
schaftlich erheischt ist, wiche die für ihn individuell nothwendige Arbeits-
zeit bedeutend ab von der gesellschaftlich nothwendigen oder der Durch-
schnitts-Arbeitszeit, so gälte seine Arbeit nicht als Durchschnittsarbeit,
seine Arbeitskraft nicht als durchschnittliche Arbeitskraft. Sie verkaufte sich
gar nicht oder nur unter dem Durchschnittswerth der Arbeitskraft. Ein
bestimmtes Minimum der Arbeitsfertigkeit ist also vorausgesetzt, und wir
werden später sehn, dass die kapitalistische Produktion Mittel findet, diess
Minimum zu messen. Nichts desto weniger weicht das Minimum vom
Durchschnitt ab, obgleich auf der andern Seite der Durchschnittswerth
der Arbeitskraft gezahlt werden muss. Von den sechs Kleinmeistern
würde der eine daher mehr, der andre weniger als die allgemeine Rate
des Mehrwerths herausschlagen. Die Ungleichheiten würden sich für die
Gesellschaft kompensiren, aber nicht für den einzelnen Meister. Das Ge-
setz der Verwerthung
überhaupt realisirt sich also für den einzelnen
Produzenten erst vollständig, sobald er als Kapitalist producirt, viele Ar-
beiter gleichzeitig anwendet, also von vorn herein gesellschaftliche
Durchschnittsarbeit
in Bewegung setzt9).

Auch bei gleichbleibender Arbeitsweise bewirkt die gleich-

9) Herr Professor Roscher will entdeckt haben, dass eine Nähmamsell, die
während zwei Tagen von der Frau Professorin beschäftigt wird, mehr Arbeit liefert,
als zwei Nähmamsellen, welche die Frau Professorin am selben Tage beschäftigt.
Der Herr Professor stelle seine Beobachtungen über den kapitalistischen Produk-
tionsprozess nicht in der Kinderstube an, und nicht unter Umständen, worin die
Hauptperson fehlt, der Kapitalist.
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[304/0323] sammtarbeitstags von 144 Stunden die gesellschaftliche Durchschnittsqualität. Für den Kapitalisten aber, der ein Dutzend beschäftigt, existirt der Arbeitstag als Gesammtarbeitstag des Dutzend. Der Arbeitstag jedes Einzelnen existirt als aliquoter Theil des Gesammtarbeitstags, ganz unabhängig davon, ob die Zwölf einander in die Hand arbeiten oder ob der ganze Zusammenhang ihrer Arbeiten nur darin besteht, dass sie für denselben Kapitalisten ar- beiten. Werden dagegen von den 12 Arbeitern je zwei von einem klei- nen Meister beschäftigt, so wird es zufällig, ob jeder einzelne Meister die- selbe Werthmasse producirt und daher die allgemeine Rate des Mehrwerths realisirt. Es fänden individuelle Abweichungen statt. Verbrauchte ein Arbeiter bedeutend mehr Zeit in der Produktion einer Waare als gesell- schaftlich erheischt ist, wiche die für ihn individuell nothwendige Arbeits- zeit bedeutend ab von der gesellschaftlich nothwendigen oder der Durch- schnitts-Arbeitszeit, so gälte seine Arbeit nicht als Durchschnittsarbeit, seine Arbeitskraft nicht als durchschnittliche Arbeitskraft. Sie verkaufte sich gar nicht oder nur unter dem Durchschnittswerth der Arbeitskraft. Ein bestimmtes Minimum der Arbeitsfertigkeit ist also vorausgesetzt, und wir werden später sehn, dass die kapitalistische Produktion Mittel findet, diess Minimum zu messen. Nichts desto weniger weicht das Minimum vom Durchschnitt ab, obgleich auf der andern Seite der Durchschnittswerth der Arbeitskraft gezahlt werden muss. Von den sechs Kleinmeistern würde der eine daher mehr, der andre weniger als die allgemeine Rate des Mehrwerths herausschlagen. Die Ungleichheiten würden sich für die Gesellschaft kompensiren, aber nicht für den einzelnen Meister. Das Ge- setz der Verwerthung überhaupt realisirt sich also für den einzelnen Produzenten erst vollständig, sobald er als Kapitalist producirt, viele Ar- beiter gleichzeitig anwendet, also von vorn herein gesellschaftliche Durchschnittsarbeit in Bewegung setzt 9). Auch bei gleichbleibender Arbeitsweise bewirkt die gleich- 9) Herr Professor Roscher will entdeckt haben, dass eine Nähmamsell, die während zwei Tagen von der Frau Professorin beschäftigt wird, mehr Arbeit liefert, als zwei Nähmamsellen, welche die Frau Professorin am selben Tage beschäftigt. Der Herr Professor stelle seine Beobachtungen über den kapitalistischen Produk- tionsprozess nicht in der Kinderstube an, und nicht unter Umständen, worin die Hauptperson fehlt, der Kapitalist.

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 304. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/323>, abgerufen am 22.11.2024.