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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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jungen Personen aus der Spinnstube in die Webstube u. s. w., bald, wäh-
rend 15 Stunden, aus einer Fabrik in die andre geschoben (shifted)163).
Wie ein System kontroliren, "welches das Wort Ablösung missbraucht,
um die Hände in endloser Mannichfaltigkeit wie Karten durcheinander zu
mischen und die Stunden der Arbeit und der Rast für die verschiednen
Individuen täglich so zu verschieben, dass ein und dasselbe vollständige
Assortiment von Händen niemals an demselben Platz zur selben Zeit zu-
sammenarbeitet"164)!

Aber ganz abgesehn von wirklicher Ueberarbeitung, war diess sog.
Relaissystem eine Ausgeburt der Kapitalphantasie, wie sie Fou-
rier
in seinen genialsten Skizzen der "courtes seances" nie übertroffen
hat, nur dass die Attraktion der Arbeit verwandelt war in die Attraktion
des Kapitals. Man sehe sich jene Fabrikantenschemas an, welche die
gute Presse pries als Muster von dem, "was ein vernünftiger Grad von
Sorgfalt und Methode ausrichten kann" ("what a reasonable degree of
care and method can accomplish"). Das Arbeiterpersonal wurde manch-
mal in 12 bis 14 Kategorien vertheilt, die selbst wieder ihre Bestand-
theile beständig wechselten. Während der fünfzehnstündigen Periode des
Fabriktags zog das Kapital den Arbeiter jetzt für 30 Minuten, jetzt für
eine Stunde an, und stiess ihn dann wieder ab, um ihn von neuem in die
Fabrik zu ziehn und aus der Fabrik zu stossen, ihn hin und her hetzend
in zerstreuten Zeitfetzen, ohne je den Halt auf ihn zu verlieren, bis die
zehnstündige Arbeit vollgemacht. Wie auf der Bühne hatten dieselben
Personen abwechselnd in den verschiednen Scenen der verschiednen Akte
aufzutreten. Aber wie ein Schauspieler während der ganzen Dauer des
Dramas der Bühne gehört, so gehörten die Arbeiter jetzt während 15 Stun-
den der Fabrik, nicht eingerechnet die Zeit, um von und zu ihr zu gehn.
Die Stunden der Rast verwandelten sich so in Stunden erzwungenen Müssig-
gangs, welche den jungen Arbeiter in die Kneipe und die junge Arbei-
terin in das Bordell trieben. Bei jedem neuen Einfall, den der Kapi-
talist täglich ausheckte, um seine Maschinerie ohne Vermehrung des
Arbeiterpersonals 12 oder 15 Stunden im Gang zu halten, hatte der
Arbeiter bald in diesem Stück Zeitabfall, bald in jenem seine Mahlzeit ein-

163) "Rep. etc. for 30th April 1849", p. 21.
164) "Rep. etc. 1. Dec. 1848", p. 95.

jungen Personen aus der Spinnstube in die Webstube u. s. w., bald, wäh-
rend 15 Stunden, aus einer Fabrik in die andre geschoben (shifted)163).
Wie ein System kontroliren, „welches das Wort Ablösung missbraucht,
um die Hände in endloser Mannichfaltigkeit wie Karten durcheinander zu
mischen und die Stunden der Arbeit und der Rast für die verschiednen
Individuen täglich so zu verschieben, dass ein und dasselbe vollständige
Assortiment von Händen niemals an demselben Platz zur selben Zeit zu-
sammenarbeitet“164)!

Aber ganz abgesehn von wirklicher Ueberarbeitung, war diess sog.
Relaissystem eine Ausgeburt der Kapitalphantasie, wie sie Fou-
rier
in seinen genialsten Skizzen der „courtes séances“ nie übertroffen
hat, nur dass die Attraktion der Arbeit verwandelt war in die Attraktion
des Kapitals. Man sehe sich jene Fabrikantenschemas an, welche die
gute Presse pries als Muster von dem, „was ein vernünftiger Grad von
Sorgfalt und Methode ausrichten kann“ („what a reasonable degree of
care and method can accomplish“). Das Arbeiterpersonal wurde manch-
mal in 12 bis 14 Kategorien vertheilt, die selbst wieder ihre Bestand-
theile beständig wechselten. Während der fünfzehnstündigen Periode des
Fabriktags zog das Kapital den Arbeiter jetzt für 30 Minuten, jetzt für
eine Stunde an, und stiess ihn dann wieder ab, um ihn von neuem in die
Fabrik zu ziehn und aus der Fabrik zu stossen, ihn hin und her hetzend
in zerstreuten Zeitfetzen, ohne je den Halt auf ihn zu verlieren, bis die
zehnstündige Arbeit vollgemacht. Wie auf der Bühne hatten dieselben
Personen abwechselnd in den verschiednen Scenen der verschiednen Akte
aufzutreten. Aber wie ein Schauspieler während der ganzen Dauer des
Dramas der Bühne gehört, so gehörten die Arbeiter jetzt während 15 Stun-
den der Fabrik, nicht eingerechnet die Zeit, um von und zu ihr zu gehn.
Die Stunden der Rast verwandelten sich so in Stunden erzwungenen Müssig-
gangs, welche den jungen Arbeiter in die Kneipe und die junge Arbei-
terin in das Bordell trieben. Bei jedem neuen Einfall, den der Kapi-
talist täglich ausheckte, um seine Maschinerie ohne Vermehrung des
Arbeiterpersonals 12 oder 15 Stunden im Gang zu halten, hatte der
Arbeiter bald in diesem Stück Zeitabfall, bald in jenem seine Mahlzeit ein-

163)Rep. etc. for 30th April 1849“, p. 21.
164)Rep. etc. 1. Dec. 1848“, p. 95.
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[267/0286] jungen Personen aus der Spinnstube in die Webstube u. s. w., bald, wäh- rend 15 Stunden, aus einer Fabrik in die andre geschoben (shifted) 163). Wie ein System kontroliren, „welches das Wort Ablösung missbraucht, um die Hände in endloser Mannichfaltigkeit wie Karten durcheinander zu mischen und die Stunden der Arbeit und der Rast für die verschiednen Individuen täglich so zu verschieben, dass ein und dasselbe vollständige Assortiment von Händen niemals an demselben Platz zur selben Zeit zu- sammenarbeitet“ 164)! Aber ganz abgesehn von wirklicher Ueberarbeitung, war diess sog. Relaissystem eine Ausgeburt der Kapitalphantasie, wie sie Fou- rier in seinen genialsten Skizzen der „courtes séances“ nie übertroffen hat, nur dass die Attraktion der Arbeit verwandelt war in die Attraktion des Kapitals. Man sehe sich jene Fabrikantenschemas an, welche die gute Presse pries als Muster von dem, „was ein vernünftiger Grad von Sorgfalt und Methode ausrichten kann“ („what a reasonable degree of care and method can accomplish“). Das Arbeiterpersonal wurde manch- mal in 12 bis 14 Kategorien vertheilt, die selbst wieder ihre Bestand- theile beständig wechselten. Während der fünfzehnstündigen Periode des Fabriktags zog das Kapital den Arbeiter jetzt für 30 Minuten, jetzt für eine Stunde an, und stiess ihn dann wieder ab, um ihn von neuem in die Fabrik zu ziehn und aus der Fabrik zu stossen, ihn hin und her hetzend in zerstreuten Zeitfetzen, ohne je den Halt auf ihn zu verlieren, bis die zehnstündige Arbeit vollgemacht. Wie auf der Bühne hatten dieselben Personen abwechselnd in den verschiednen Scenen der verschiednen Akte aufzutreten. Aber wie ein Schauspieler während der ganzen Dauer des Dramas der Bühne gehört, so gehörten die Arbeiter jetzt während 15 Stun- den der Fabrik, nicht eingerechnet die Zeit, um von und zu ihr zu gehn. Die Stunden der Rast verwandelten sich so in Stunden erzwungenen Müssig- gangs, welche den jungen Arbeiter in die Kneipe und die junge Arbei- terin in das Bordell trieben. Bei jedem neuen Einfall, den der Kapi- talist täglich ausheckte, um seine Maschinerie ohne Vermehrung des Arbeiterpersonals 12 oder 15 Stunden im Gang zu halten, hatte der Arbeiter bald in diesem Stück Zeitabfall, bald in jenem seine Mahlzeit ein- 163) „Rep. etc. for 30th April 1849“, p. 21. 164) „Rep. etc. 1. Dec. 1848“, p. 95.

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 267. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/286>, abgerufen am 22.11.2024.