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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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Was die Erfahrung dem Kapitalisten im Allgemeinen zeigt, ist
eine beständige Uebervölkerung, d. h. Uebervölkerung im Verhältniss

und Pauper's Kinder "gesetzlich" als apprentices (Lehrlinge) gelten, "nicht
begleitet war von den alten Missständen" -- (über diese"Missstände" vgl. Engels
l. c.) --, obgleich allerdings in einem Fall "Missbrauch mit dem System getrieben
worden ist, in Bezug auf eine Anzahl Mädchen und junge Weiber, die von den
Agrikulturdistrikten Schottlands nach Lancashire und Cheshire gebracht wurden."
In diesem "System" schliesst der Fabrikant einen Kontrakt mit den Behörden der
Armenhäuser für bestimmte Perioden. Er nährt, kleidet und logirt die Kinder und
giebt ihnen einen kleinen Zuschuss in Geld. Sonderbar klingt folgende Bemer-
kung des Herrn Redgrave, namentlich wenn man bedenkt, dass selbst unter den
Prosperitätsjahren der englischen Baumwollindustrie das Jahr 1860 einzig da-
steht und die Arbeitslöhne ausserdem hoch standen, weil die ausserordentliche
Arbeitsnachfrage auf Entvölkerung in Irland stiess, auf beispiellose Aus-
wanderung von englischen und schottischen Agrikulturdistrikten nach Austra-
lien und Amerika, auf positive Abnahme der Bevölkerung in einigen
englischen Agrikulturdistrikten in Folge theils glücklich erzielten Bruchs der
Lebenskraft, theils des früheren Abschöpfens der disponiblen Bevölkerung durch
die Händler in Menschenfleisch. Und trotz alledem sagt Herr Redgrave:
"Diese Art Arbeit (der Armenhauskinder) wird jedoch nur gesucht, wenn keine
andere gefunden werden kann, denn es ist theure Arbeit (high-priced labour).
Der gewöhnliche Arbeitslohn für einen Jungen von 13 Jahren ist ungefähr 4 sh.
wöchentlich; aber 50 oder 100 solcher Jungen logiren, kleiden, nähren, mit ärzt-
licher Hilfsleistung und passender Oberaufsicht versehn, und ihnen obendrein eine
kleine Zubusse in Geld geben, ist unthubar für 4 sh. per Kopf wöchentlich."
("Rep. of the Insp. of Factories for 30th April 1860" p. 27.) Herr Red-
grave vergisst zu sagen, wie der Arbeiter selbst diess alles seinen Jungen für ihre
4 sh. Arbeitslohn leisten kann, wenn es der Fabrikant nicht kann für 50 oder 100
Jungen, die gemeinsam logirt, beköstigt und beaufsichtigt werden. Zur Ab-
wehr falscher Schlussfolgerungen aus dem Text muss ich hier noch bemerken, dass
die englische Baumwollindustrie, seit ihrer Unterwerfung unter den
Factory Act von 1850 mit seiner Reglung der Arbeitszeit u. s. w., als die eng-
lische Musterindustrie betrachtet werden muss. Der englische Baumwoll-
arbeiter steht in jeder Hinsicht höher als sein kontinentaler Schicksalsgenosse.
"Der preussische Fabrikarbeiter arbeitet mindestens 10 Stunden mehr per Woche als
sein englischer Rivale, und wenn er an seinem eignen Webstuhl zu Hause beschäftigt
wird, fällt selbst diese Schranke seiner zusätzlichen Arbeitsstunden weg." ("Rep.
of Insp. of Fact
. 31st Oct. 1855" p. 103.) Der obenerwähnte Fabrikinspektor
Redgrave reiste nach der Industrieausstellung von 1851 auf dem Kontinent, spe-
ziell in Frankreich und Preussen, um die dortigen Fabrikzustände zu untersuchen.
Er sagt von dem preussischen Fabrikarbeiter: "Er erhält einen Lohn ausreichend
I. 16

Was die Erfahrung dem Kapitalisten im Allgemeinen zeigt, ist
eine beständige Uebervölkerung, d. h. Uebervölkerung im Verhältniss

und Pauper’s Kinder „gesetzlich“ als apprentices (Lehrlinge) gelten, „nicht
begleitet war von den alten Missständen“ — (über diese„Missstände“ vgl. Engels
l. c.) —, obgleich allerdings in einem Fall „Missbrauch mit dem System getrieben
worden ist, in Bezug auf eine Anzahl Mädchen und junge Weiber, die von den
Agrikulturdistrikten Schottlands nach Lancashire und Cheshire gebracht wurden.“
In diesem „System“ schliesst der Fabrikant einen Kontrakt mit den Behörden der
Armenhäuser für bestimmte Perioden. Er nährt, kleidet und logirt die Kinder und
giebt ihnen einen kleinen Zuschuss in Geld. Sonderbar klingt folgende Bemer-
kung des Herrn Redgrave, namentlich wenn man bedenkt, dass selbst unter den
Prosperitätsjahren der englischen Baumwollindustrie das Jahr 1860 einzig da-
steht und die Arbeitslöhne ausserdem hoch standen, weil die ausserordentliche
Arbeitsnachfrage auf Entvölkerung in Irland stiess, auf beispiellose Aus-
wanderung von englischen und schottischen Agrikulturdistrikten nach Austra-
lien und Amerika, auf positive Abnahme der Bevölkerung in einigen
englischen Agrikulturdistrikten in Folge theils glücklich erzielten Bruchs der
Lebenskraft, theils des früheren Abschöpfens der disponiblen Bevölkerung durch
die Händler in Menschenfleisch. Und trotz alledem sagt Herr Redgrave:
„Diese Art Arbeit (der Armenhauskinder) wird jedoch nur gesucht, wenn keine
andere gefunden werden kann, denn es ist theure Arbeit (high-priced labour).
Der gewöhnliche Arbeitslohn für einen Jungen von 13 Jahren ist ungefähr 4 sh.
wöchentlich; aber 50 oder 100 solcher Jungen logiren, kleiden, nähren, mit ärzt-
licher Hilfsleistung und passender Oberaufsicht versehn, und ihnen obendrein eine
kleine Zubusse in Geld geben, ist unthubar für 4 sh. per Kopf wöchentlich.“
(„Rep. of the Insp. of Factories for 30th April 1860“ p. 27.) Herr Red-
grave vergisst zu sagen, wie der Arbeiter selbst diess alles seinen Jungen für ihre
4 sh. Arbeitslohn leisten kann, wenn es der Fabrikant nicht kann für 50 oder 100
Jungen, die gemeinsam logirt, beköstigt und beaufsichtigt werden. Zur Ab-
wehr falscher Schlussfolgerungen aus dem Text muss ich hier noch bemerken, dass
die englische Baumwollindustrie, seit ihrer Unterwerfung unter den
Factory Act von 1850 mit seiner Reglung der Arbeitszeit u. s. w., als die eng-
lische Musterindustrie betrachtet werden muss. Der englische Baumwoll-
arbeiter steht in jeder Hinsicht höher als sein kontinentaler Schicksalsgenosse.
„Der preussische Fabrikarbeiter arbeitet mindestens 10 Stunden mehr per Woche als
sein englischer Rivale, und wenn er an seinem eignen Webstuhl zu Hause beschäftigt
wird, fällt selbst diese Schranke seiner zusätzlichen Arbeitsstunden weg.“ („Rep.
of Insp. of Fact
. 31st Oct. 1855“ p. 103.) Der obenerwähnte Fabrikinspektor
Redgrave reiste nach der Industrieausstellung von 1851 auf dem Kontinent, spe-
ziell in Frankreich und Preussen, um die dortigen Fabrikzustände zu untersuchen.
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I. 16
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[241/0260] Was die Erfahrung dem Kapitalisten im Allgemeinen zeigt, ist eine beständige Uebervölkerung, d. h. Uebervölkerung im Verhältniss 110) 110) und Pauper’s Kinder „gesetzlich“ als apprentices (Lehrlinge) gelten, „nicht begleitet war von den alten Missständen“ — (über diese„Missstände“ vgl. Engels l. c.) —, obgleich allerdings in einem Fall „Missbrauch mit dem System getrieben worden ist, in Bezug auf eine Anzahl Mädchen und junge Weiber, die von den Agrikulturdistrikten Schottlands nach Lancashire und Cheshire gebracht wurden.“ In diesem „System“ schliesst der Fabrikant einen Kontrakt mit den Behörden der Armenhäuser für bestimmte Perioden. Er nährt, kleidet und logirt die Kinder und giebt ihnen einen kleinen Zuschuss in Geld. Sonderbar klingt folgende Bemer- kung des Herrn Redgrave, namentlich wenn man bedenkt, dass selbst unter den Prosperitätsjahren der englischen Baumwollindustrie das Jahr 1860 einzig da- steht und die Arbeitslöhne ausserdem hoch standen, weil die ausserordentliche Arbeitsnachfrage auf Entvölkerung in Irland stiess, auf beispiellose Aus- wanderung von englischen und schottischen Agrikulturdistrikten nach Austra- lien und Amerika, auf positive Abnahme der Bevölkerung in einigen englischen Agrikulturdistrikten in Folge theils glücklich erzielten Bruchs der Lebenskraft, theils des früheren Abschöpfens der disponiblen Bevölkerung durch die Händler in Menschenfleisch. Und trotz alledem sagt Herr Redgrave: „Diese Art Arbeit (der Armenhauskinder) wird jedoch nur gesucht, wenn keine andere gefunden werden kann, denn es ist theure Arbeit (high-priced labour). Der gewöhnliche Arbeitslohn für einen Jungen von 13 Jahren ist ungefähr 4 sh. wöchentlich; aber 50 oder 100 solcher Jungen logiren, kleiden, nähren, mit ärzt- licher Hilfsleistung und passender Oberaufsicht versehn, und ihnen obendrein eine kleine Zubusse in Geld geben, ist unthubar für 4 sh. per Kopf wöchentlich.“ („Rep. of the Insp. of Factories for 30th April 1860“ p. 27.) Herr Red- grave vergisst zu sagen, wie der Arbeiter selbst diess alles seinen Jungen für ihre 4 sh. Arbeitslohn leisten kann, wenn es der Fabrikant nicht kann für 50 oder 100 Jungen, die gemeinsam logirt, beköstigt und beaufsichtigt werden. Zur Ab- wehr falscher Schlussfolgerungen aus dem Text muss ich hier noch bemerken, dass die englische Baumwollindustrie, seit ihrer Unterwerfung unter den Factory Act von 1850 mit seiner Reglung der Arbeitszeit u. s. w., als die eng- lische Musterindustrie betrachtet werden muss. Der englische Baumwoll- arbeiter steht in jeder Hinsicht höher als sein kontinentaler Schicksalsgenosse. „Der preussische Fabrikarbeiter arbeitet mindestens 10 Stunden mehr per Woche als sein englischer Rivale, und wenn er an seinem eignen Webstuhl zu Hause beschäftigt wird, fällt selbst diese Schranke seiner zusätzlichen Arbeitsstunden weg.“ („Rep. of Insp. of Fact. 31st Oct. 1855“ p. 103.) Der obenerwähnte Fabrikinspektor Redgrave reiste nach der Industrieausstellung von 1851 auf dem Kontinent, spe- ziell in Frankreich und Preussen, um die dortigen Fabrikzustände zu untersuchen. Er sagt von dem preussischen Fabrikarbeiter: „Er erhält einen Lohn ausreichend I. 16

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/260>, abgerufen am 25.11.2024.