Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.Wie die Rate des Mehrwerths bestimmt ist durch das Verhält- Die Summe der nothwendigen Arbeit und der Mehr- zum Gemeinbesten Oxforder Studenten und gebildeter Philister verfassten "Out- lines of Political Economy" hatte er noch gegenüber Ricardo's Werth- bestimmung durch die Arbeitszeit "entdeckt", dass der Profit aus der Arbeit des Kapitalisten und der Zins aus seiner Ascetik, seiner "Absti- nenz", herstamme. Die Flause selbst war alt, aber das Wort "Abstinenz" neu. Herr Roscher hat es richtig durch "Enthaltung" verdeutscht. Seine minder mit Latein beschlagenen Compatrioten, Wirthe, Schulzen und andre Michels, haben es in "Entsagung" vermöncht. 34) "Für ein Individuum mit einem Kapital von 20,000 Pfd. St., dessen Pro-
fite 2000 Pfd. St. jährlich betragen, wäre es ein durchaus gleichgültig Ding, ob sein Kapital 100 oder 1000 Arbeiter beschäftigt, ob die produzirten Waaren sich zu 10,000 oder 20,000 Pfd. St. verkaufen, immer vorausgesetzt, dass seine Profite in allen Fällen nicht unter 2000 Pfd. St. fallen. Ist das reale Interesse einer Nation nicht dasselbe? Vorausgesetzt ihr reales Nettoeinkommen, ihre Renten und Profite bleiben dieselben, so ist es nicht von der geringsten Wichtigkeit, ob die Nation aus 10 oder 12 Millionen Einwohnern besteht." (Ric. l. c. p. 416.) Lange vor Ricardo sagte der Fanatiker des Mehrprodukts, Arthur Young, ein übrigens schwatzschweifiger, kritikloser Schriftsteller, dessen Ruf in umgekehrtem Verhältniss zu seinem Verdienst steht, u. A.: "Von welchem Nutzen würde in einem modernen Königreich eine ganze Provinz sein, deren Boden in altrömischer Manier, von kleinen, unabhängigen Bauern, meinetwegen noch so gut bebaut würde? Von welchem Zwecke, ausser dem einzigen, Menschen zu erzeugen ("the mere purpose of breeding men"), was an und für sich gar keinen Zweck hat" ("is a most useless purpose"). Arthur Young: "Political Arith- metic etc. London 1774", p. 47. Wie die Rate des Mehrwerths bestimmt ist durch das Verhält- Die Summe der nothwendigen Arbeit und der Mehr- zum Gemeinbesten Oxforder Studenten und gebildeter Philister verfassten „Out- lines of Political Economy“ hatte er noch gegenüber Ricardo’s Werth- bestimmung durch die Arbeitszeit „entdeckt“, dass der Profit aus der Arbeit des Kapitalisten und der Zins aus seiner Ascetik, seiner „Absti- nenz“, herstamme. Die Flause selbst war alt, aber das Wort „Abstinenz“ neu. Herr Roscher hat es richtig durch „Enthaltung“ verdeutscht. Seine minder mit Latein beschlagenen Compatrioten, Wirthe, Schulzen und andre Michels, haben es in „Entsagung“ vermöncht. 34) „Für ein Individuum mit einem Kapital von 20,000 Pfd. St., dessen Pro-
fite 2000 Pfd. St. jährlich betragen, wäre es ein durchaus gleichgültig Ding, ob sein Kapital 100 oder 1000 Arbeiter beschäftigt, ob die produzirten Waaren sich zu 10,000 oder 20,000 Pfd. St. verkaufen, immer vorausgesetzt, dass seine Profite in allen Fällen nicht unter 2000 Pfd. St. fallen. Ist das reale Interesse einer Nation nicht dasselbe? Vorausgesetzt ihr reales Nettoeinkommen, ihre Renten und Profite bleiben dieselben, so ist es nicht von der geringsten Wichtigkeit, ob die Nation aus 10 oder 12 Millionen Einwohnern besteht.“ (Ric. l. c. p. 416.) Lange vor Ricardo sagte der Fanatiker des Mehrprodukts, Arthur Young, ein übrigens schwatzschweifiger, kritikloser Schriftsteller, dessen Ruf in umgekehrtem Verhältniss zu seinem Verdienst steht, u. A.: „Von welchem Nutzen würde in einem modernen Königreich eine ganze Provinz sein, deren Boden in altrömischer Manier, von kleinen, unabhängigen Bauern, meinetwegen noch so gut bebaut würde? Von welchem Zwecke, ausser dem einzigen, Menschen zu erzeugen („the mere purpose of breeding men“), was an und für sich gar keinen Zweck hat“ („is a most useless purpose“). Arthur Young: „Political Arith- metic etc. London 1774“, p. 47. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0216" n="197"/> <p>Wie die <hi rendition="#g">Rate des Mehrwerths</hi> bestimmt ist durch das Verhält-<lb/> niss des Mehrwerths, nicht zur Gesammtsumme des vorgeschossenen Kapi-<lb/> tals, sondern zu seinem in Arbeitskraft ausgelegten, variablen Bestand-<lb/> theil, so ist die <hi rendition="#g">Höhe des Mehrprodukts</hi> bestimmt, nicht durch<lb/> sein Verhältniss zum Rest des Gesammtprodukts, sondern ausschliesslich<lb/> zum Produkttheil, worin sich die nothwendige Arbeit darstellt. Wie die<lb/> Produktion von Mehrwerth der bestimmende Zweck der kapitalistischen<lb/> Produktion, so misst nicht die absolute Masse des Produkts, sondern allein<lb/> die des Mehrprodukts, den Höhegrad des Reichthums<note place="foot" n="34)">„Für ein Individuum mit einem Kapital von 20,000 Pfd. St., dessen Pro-<lb/> fite 2000 Pfd. St. jährlich betragen, wäre es ein durchaus gleichgültig Ding, ob<lb/> sein Kapital 100 oder 1000 Arbeiter beschäftigt, ob die produzirten Waaren sich<lb/> zu 10,000 oder 20,000 Pfd. St. verkaufen, immer vorausgesetzt, dass seine Profite<lb/> in allen Fällen nicht unter 2000 Pfd. St. fallen. Ist das <hi rendition="#g">reale Interesse</hi> einer<lb/> Nation nicht dasselbe? Vorausgesetzt ihr reales Nettoeinkommen, ihre Renten und<lb/> Profite bleiben dieselben, so ist es nicht von der geringsten Wichtigkeit, ob die<lb/> Nation aus 10 oder 12 Millionen Einwohnern besteht.“ (<hi rendition="#g">Ric</hi>. l. c. p. 416.)<lb/> Lange vor Ricardo sagte der Fanatiker des Mehrprodukts, <hi rendition="#g">Arthur Young</hi>, ein<lb/> übrigens schwatzschweifiger, kritikloser Schriftsteller, dessen Ruf in umgekehrtem<lb/> Verhältniss zu seinem Verdienst steht, u. A.: „Von welchem Nutzen würde in<lb/> einem modernen Königreich eine ganze Provinz sein, deren Boden in altrömischer<lb/> Manier, von kleinen, unabhängigen Bauern, meinetwegen noch so gut bebaut<lb/> würde? Von welchem Zwecke, ausser dem einzigen, Menschen zu erzeugen („the<lb/> mere purpose of breeding men“), was an und für sich gar keinen Zweck hat“<lb/> („is a most useless purpose“). <hi rendition="#g">Arthur Young</hi>: „<hi rendition="#g">Political Arith-<lb/> metic</hi> etc. <hi rendition="#g">London</hi> 1774“, p. 47.</note>.</p><lb/> <p><hi rendition="#g">Die Summe der nothwendigen Arbeit und der Mehr-<lb/> arbeit</hi>, der Zeit, worin der Arbeiter nur den Werth seiner Arbeitskraft<lb/> reproduzirt, und der Zeit, worin er Mehrwerth produzirt, bestimmt die <hi rendition="#g">ab-<lb/> solute Grösse</hi> seiner Arbeitszeit — <hi rendition="#g">den Arbeitstag</hi> (<hi rendition="#g">work-<lb/> ing day</hi>).</p><lb/> <p> <note xml:id="seg2pn_25_2" prev="#seg2pn_25_1" place="foot" n="33)">zum Gemeinbesten Oxforder Studenten und gebildeter Philister verfassten „<hi rendition="#g">Out-<lb/> lines of Political Economy</hi>“ hatte er noch gegenüber <hi rendition="#g">Ricardo’</hi>s Werth-<lb/> bestimmung durch die Arbeitszeit „entdeckt“, dass der <hi rendition="#g">Profit</hi> aus der <hi rendition="#g">Arbeit<lb/> des Kapitalisten</hi> und der <hi rendition="#g">Zins</hi> aus seiner <hi rendition="#g">Ascetik</hi>, seiner „<hi rendition="#g">Absti-<lb/> nenz</hi>“, herstamme. Die Flause selbst war alt, aber das Wort „<hi rendition="#g">Abstinenz</hi>“<lb/> neu. Herr Roscher hat es richtig durch „<hi rendition="#g">Ent</hi>haltung“ verdeutscht. Seine<lb/> minder mit Latein beschlagenen Compatrioten, Wirthe, Schulzen und andre<lb/> Michels, haben es in „<hi rendition="#g">Entsagung</hi>“ vermöncht.</note> </p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [197/0216]
Wie die Rate des Mehrwerths bestimmt ist durch das Verhält-
niss des Mehrwerths, nicht zur Gesammtsumme des vorgeschossenen Kapi-
tals, sondern zu seinem in Arbeitskraft ausgelegten, variablen Bestand-
theil, so ist die Höhe des Mehrprodukts bestimmt, nicht durch
sein Verhältniss zum Rest des Gesammtprodukts, sondern ausschliesslich
zum Produkttheil, worin sich die nothwendige Arbeit darstellt. Wie die
Produktion von Mehrwerth der bestimmende Zweck der kapitalistischen
Produktion, so misst nicht die absolute Masse des Produkts, sondern allein
die des Mehrprodukts, den Höhegrad des Reichthums 34).
Die Summe der nothwendigen Arbeit und der Mehr-
arbeit, der Zeit, worin der Arbeiter nur den Werth seiner Arbeitskraft
reproduzirt, und der Zeit, worin er Mehrwerth produzirt, bestimmt die ab-
solute Grösse seiner Arbeitszeit — den Arbeitstag (work-
ing day).
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34) „Für ein Individuum mit einem Kapital von 20,000 Pfd. St., dessen Pro-
fite 2000 Pfd. St. jährlich betragen, wäre es ein durchaus gleichgültig Ding, ob
sein Kapital 100 oder 1000 Arbeiter beschäftigt, ob die produzirten Waaren sich
zu 10,000 oder 20,000 Pfd. St. verkaufen, immer vorausgesetzt, dass seine Profite
in allen Fällen nicht unter 2000 Pfd. St. fallen. Ist das reale Interesse einer
Nation nicht dasselbe? Vorausgesetzt ihr reales Nettoeinkommen, ihre Renten und
Profite bleiben dieselben, so ist es nicht von der geringsten Wichtigkeit, ob die
Nation aus 10 oder 12 Millionen Einwohnern besteht.“ (Ric. l. c. p. 416.)
Lange vor Ricardo sagte der Fanatiker des Mehrprodukts, Arthur Young, ein
übrigens schwatzschweifiger, kritikloser Schriftsteller, dessen Ruf in umgekehrtem
Verhältniss zu seinem Verdienst steht, u. A.: „Von welchem Nutzen würde in
einem modernen Königreich eine ganze Provinz sein, deren Boden in altrömischer
Manier, von kleinen, unabhängigen Bauern, meinetwegen noch so gut bebaut
würde? Von welchem Zwecke, ausser dem einzigen, Menschen zu erzeugen („the
mere purpose of breeding men“), was an und für sich gar keinen Zweck hat“
(„is a most useless purpose“). Arthur Young: „Political Arith-
metic etc. London 1774“, p. 47.
33) zum Gemeinbesten Oxforder Studenten und gebildeter Philister verfassten „Out-
lines of Political Economy“ hatte er noch gegenüber Ricardo’s Werth-
bestimmung durch die Arbeitszeit „entdeckt“, dass der Profit aus der Arbeit
des Kapitalisten und der Zins aus seiner Ascetik, seiner „Absti-
nenz“, herstamme. Die Flause selbst war alt, aber das Wort „Abstinenz“
neu. Herr Roscher hat es richtig durch „Enthaltung“ verdeutscht. Seine
minder mit Latein beschlagenen Compatrioten, Wirthe, Schulzen und andre
Michels, haben es in „Entsagung“ vermöncht.
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