Sohn, und durch den Sohn der Vater erzeugt, verschwindet ihr Unterschied wieder und sind beide Eins, 110 Pfd. St.
Der Werth wird also prozessirender Werth, prozessiren- des Geld und als solches Kapital. Er kommt aus der Circulation her, geht wieder in sie ein, erhält und vervielfältigt sich in ihr, kehrt ver- grössert aus ihr zurück und beginnt denselben Kreislauf stets wieder von neuem13).
Kaufen um zu verkaufen, oder vollständiger, kaufen um theurer zu verkaufen, G -- W -- G', scheint zwar nur einer Art des Kapitals, dem Kaufmannskapital, eigenthümliche Form. Aber auch das industrielle Kapital ist Geld, das sich in Waare verwan- delt und durch den Verkauf der Waare in mehr Geld rückverwandelt. Akte, die etwa zwischen dem Kauf und dem Verkaufe, ausserhalb der Cir- culationssphäre, vorgehn, ändern nichts an dieser Form der Bewegung. In dem zinstragenden Kapital endlich stellt sich die Form G -- W -- G' abgekürzt dar, im Resultat ohne die Vermittlung, so zu sagen im Lapidarstyl, als G -- G', Geld, das gleich mehr Geld, Werth, der grösser als er selbst ist.
In der That also ist G -- W -- G' die allgemeine Formel des Kapitals, wie es unmittelbar in der Circulationssphäre erscheint.
b) Widersprüche der allgemeinen Formel.
Die Circulationsform, worin sich das Geld zum Kapital entpuppt, widerspricht allen früher entwickelten Gesetzen über die Natur der Waare, des Werths, des Geldes und der Circulation selbst. Was sie von der ein- fachen Waarencirculation unterscheidet, ist die umgekehrte Reihen- folge derselben zwei entgegengesetzten Prozesse, Verkauf und Kauf. Und wie sollte dieser rein formelle Unterschied die Natur dieser Prozesse um- zaubern?
Noch mehr. Diese Umkehrung existirt nur für einen der drei Geschäftsfreunde, die mit einander handeln. Als Kapitalist kaufe ich Waare von A und verkaufe sie wieder an B, während ich als einfacher Waarenbesitzer Waare an B verkaufe und dann Waare von A kaufe. Für die Geschäftsfreunde A und B existirt dieser Unterschied nicht. Sie treten
13) "Kapital . . . . permanenter sich vervielfältigender Werth". (Sis mondi: Nouveaux Principes del'Econ. Polit., t. I, p. 90.)
Sohn, und durch den Sohn der Vater erzeugt, verschwindet ihr Unterschied wieder und sind beide Eins, 110 Pfd. St.
Der Werth wird also prozessirender Werth, prozessiren- des Geld und als solches Kapital. Er kommt aus der Circulation her, geht wieder in sie ein, erhält und vervielfältigt sich in ihr, kehrt ver- grössert aus ihr zurück und beginnt denselben Kreislauf stets wieder von neuem13).
Kaufen um zu verkaufen, oder vollständiger, kaufen um theurer zu verkaufen, G — W — G', scheint zwar nur einer Art des Kapitals, dem Kaufmannskapital, eigenthümliche Form. Aber auch das industrielle Kapital ist Geld, das sich in Waare verwan- delt und durch den Verkauf der Waare in mehr Geld rückverwandelt. Akte, die etwa zwischen dem Kauf und dem Verkaufe, ausserhalb der Cir- culationssphäre, vorgehn, ändern nichts an dieser Form der Bewegung. In dem zinstragenden Kapital endlich stellt sich die Form G — W — G' abgekürzt dar, im Resultat ohne die Vermittlung, so zu sagen im Lapidarstyl, als G — G', Geld, das gleich mehr Geld, Werth, der grösser als er selbst ist.
In der That also ist G — W — G' die allgemeine Formel des Kapitals, wie es unmittelbar in der Circulationssphäre erscheint.
b) Widersprüche der allgemeinen Formel.
Die Circulationsform, worin sich das Geld zum Kapital entpuppt, widerspricht allen früher entwickelten Gesetzen über die Natur der Waare, des Werths, des Geldes und der Circulation selbst. Was sie von der ein- fachen Waarencirculation unterscheidet, ist die umgekehrte Reihen- folge derselben zwei entgegengesetzten Prozesse, Verkauf und Kauf. Und wie sollte dieser rein formelle Unterschied die Natur dieser Prozesse um- zaubern?
Noch mehr. Diese Umkehrung existirt nur für einen der drei Geschäftsfreunde, die mit einander handeln. Als Kapitalist kaufe ich Waare von A und verkaufe sie wieder an B, während ich als einfacher Waarenbesitzer Waare an B verkaufe und dann Waare von A kaufe. Für die Geschäftsfreunde A und B existirt dieser Unterschied nicht. Sie treten
13) „Kapital . . . . permanenter sich vervielfältigender Werth“. (Sis mondi: Nouveaux Principes del’Econ. Polit., t. I, p. 90.)
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Sohn, und durch den Sohn der Vater erzeugt, verschwindet ihr Unterschied
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des Geld und als solches Kapital. Er kommt aus der Circulation
her, geht wieder in sie ein, erhält und vervielfältigt sich in ihr, kehrt ver-
grössert aus ihr zurück und beginnt denselben Kreislauf stets wieder von
neuem 13).
Kaufen um zu verkaufen, oder vollständiger, kaufen um
theurer zu verkaufen, G — W — G', scheint zwar nur einer Art
des Kapitals, dem Kaufmannskapital, eigenthümliche Form. Aber
auch das industrielle Kapital ist Geld, das sich in Waare verwan-
delt und durch den Verkauf der Waare in mehr Geld rückverwandelt.
Akte, die etwa zwischen dem Kauf und dem Verkaufe, ausserhalb der Cir-
culationssphäre, vorgehn, ändern nichts an dieser Form der Bewegung.
In dem zinstragenden Kapital endlich stellt sich die Form
G — W — G' abgekürzt dar, im Resultat ohne die Vermittlung, so zu
sagen im Lapidarstyl, als G — G', Geld, das gleich mehr Geld, Werth,
der grösser als er selbst ist.
In der That also ist G — W — G' die allgemeine Formel
des Kapitals, wie es unmittelbar in der Circulationssphäre erscheint.
b) Widersprüche der allgemeinen Formel.
Die Circulationsform, worin sich das Geld zum Kapital entpuppt,
widerspricht allen früher entwickelten Gesetzen über die Natur der Waare,
des Werths, des Geldes und der Circulation selbst. Was sie von der ein-
fachen Waarencirculation unterscheidet, ist die umgekehrte Reihen-
folge derselben zwei entgegengesetzten Prozesse, Verkauf und Kauf. Und
wie sollte dieser rein formelle Unterschied die Natur dieser Prozesse um-
zaubern?
Noch mehr. Diese Umkehrung existirt nur für einen der drei
Geschäftsfreunde, die mit einander handeln. Als Kapitalist kaufe ich
Waare von A und verkaufe sie wieder an B, während ich als einfacher
Waarenbesitzer Waare an B verkaufe und dann Waare von A kaufe. Für
die Geschäftsfreunde A und B existirt dieser Unterschied nicht. Sie treten
13) „Kapital . . . . permanenter sich vervielfältigender Werth“. (Sis
mondi: Nouveaux Principes del’Econ. Polit., t. I, p. 90.)
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/136>, abgerufen am 24.11.2024.
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