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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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leidenschaftliche Jagd auf den Tauschwerth9) ist dem Kapitalisten mit dem
Schatzbildner gemein, aber während der Schatzbildner nur der verrückte
Kapitalist, ist der Kapitalist der rationelle Schatzbildner. Die Unvergäng-
lichkeit des Tauschwerths, die der Schatzbildner anstrebt, indem er das
Geld vor der Circulation zu retten sucht10), erreicht der klügere Kapi-
talist, indem er es stets von neuem der Circulation preisgiebt10a).

In der einfachen Circulation entwickeln die Waaren ihren Werth zu
verschiednen ihrem Gebrauchswerth gegenübertretenden selbstständigen
Formen, d. h. zu Geldformen, die den Austausch vermitteln und in seinem
Endresultat verschwinden. In der Circulation G -- W -- G funktioniren
beide, Waare und Geld, nur als verschiedne Existenzweisen
des Werths selbst
, das Geld seine allgemeine, die Waare seine be-
sondre, so zu sagen nur verkleidete Existenzweise11). Er geht beständig
aus der einen Form in die andre über, ohne sich in dieser Bewegung zu
verlieren und verwandelt sich so in ein automatisches, in sich selbst pro-
zessirendes Subjekt. Fixirt man eine der besondern Erscheinungsformen,
worin er sich abwechselnd darstellt, so erhält man die Erklärungen:
Kapitalist Geld, Kapitalist Waare12). In der That aber wird

9) "Die unauslöschliche Leidenschaft für den Gewinn, die auri sacra fames
bestimmt stets den Kapitalisten." (Mac Culloch: The Principles of Polit.
Econ. London
1830, p. 163.) Diese Einsicht verhindert denselben Mac Cul-
loch und Cons. natürlich nicht, in theoretischen Verlegenheiten, z. B. bei Behand-
lung der Ueberproduktion, denselben Kapitalisten in einen guten Bürger zu ver-
wandeln, dem es sich nur um den Gebrauchswerth handelt und der sogar einen
wahren Wehrwolfsheisshunger für Stiefel, Hüte, Eier, Kattune und andre höchst
familiäre Sorten von Gebrauchswerth entwickelt.
10) "Sozein" ist einer der charakteristischen Ausdrücke der Griechen für
das Schatzbilden.
10a) "Questo infinito che le cose non hanno in progresso, hanno in giro."
(Galiani.)
11) "Ce n'est pas la matiere qui fait le capital, mais la valeur de ces ma-
tieres." (J. B. Say: Traite de L'Econ. Polit. 3eme ed. Paris 1817,
t. I, p. 428.)
12) "Currency (!) employed to productive purposes is capital." (Mac
Leod
: "The Theory and Practice of Banking. London 1855", v. I,
c. I.) "Capital is commodities." (James Mill: "Elements of Pol. Econ.
Lond
. 1821", p. 74.)
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leidenschaftliche Jagd auf den Tauschwerth9) ist dem Kapitalisten mit dem
Schatzbildner gemein, aber während der Schatzbildner nur der verrückte
Kapitalist, ist der Kapitalist der rationelle Schatzbildner. Die Unvergäng-
lichkeit des Tauschwerths, die der Schatzbildner anstrebt, indem er das
Geld vor der Circulation zu retten sucht10), erreicht der klügere Kapi-
talist, indem er es stets von neuem der Circulation preisgiebt10a).

In der einfachen Circulation entwickeln die Waaren ihren Werth zu
verschiednen ihrem Gebrauchswerth gegenübertretenden selbstständigen
Formen, d. h. zu Geldformen, die den Austausch vermitteln und in seinem
Endresultat verschwinden. In der Circulation G — W — G funktioniren
beide, Waare und Geld, nur als verschiedne Existenzweisen
des Werths selbst
, das Geld seine allgemeine, die Waare seine be-
sondre, so zu sagen nur verkleidete Existenzweise11). Er geht beständig
aus der einen Form in die andre über, ohne sich in dieser Bewegung zu
verlieren und verwandelt sich so in ein automatisches, in sich selbst pro-
zessirendes Subjekt. Fixirt man eine der besondern Erscheinungsformen,
worin er sich abwechselnd darstellt, so erhält man die Erklärungen:
Kapitalist Geld, Kapitalist Waare12). In der That aber wird

9) „Die unauslöschliche Leidenschaft für den Gewinn, die auri sacra fames
bestimmt stets den Kapitalisten.“ (Mac Culloch: The Principles of Polit.
Econ. London
1830, p. 163.) Diese Einsicht verhindert denselben Mac Cul-
loch und Cons. natürlich nicht, in theoretischen Verlegenheiten, z. B. bei Behand-
lung der Ueberproduktion, denselben Kapitalisten in einen guten Bürger zu ver-
wandeln, dem es sich nur um den Gebrauchswerth handelt und der sogar einen
wahren Wehrwolfsheisshunger für Stiefel, Hüte, Eier, Kattune und andre höchst
familiäre Sorten von Gebrauchswerth entwickelt.
10)Σώζειν“ ist einer der charakteristischen Ausdrücke der Griechen für
das Schatzbilden.
10a) „Questo infinito che le cose non hanno in progresso, hanno in giro.“
(Galiani.)
11) „Ce n’est pas la matière qui fait le capital, mais la valeur de ces ma-
tières.“ (J. B. Say: Traité de L’Econ. Polit. 3ème ed. Paris 1817,
t. I, p. 428.)
12)Currency (!) employed to productive purposes is capital.“ (Mac
Leod
: „The Theory and Practice of Banking. London 1855“, v. I,
c. I.) „Capital is commodities.“ (James Mill: „Elements of Pol. Econ.
Lond
. 1821“, p. 74.)
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[115/0134] leidenschaftliche Jagd auf den Tauschwerth 9) ist dem Kapitalisten mit dem Schatzbildner gemein, aber während der Schatzbildner nur der verrückte Kapitalist, ist der Kapitalist der rationelle Schatzbildner. Die Unvergäng- lichkeit des Tauschwerths, die der Schatzbildner anstrebt, indem er das Geld vor der Circulation zu retten sucht 10), erreicht der klügere Kapi- talist, indem er es stets von neuem der Circulation preisgiebt 10a). In der einfachen Circulation entwickeln die Waaren ihren Werth zu verschiednen ihrem Gebrauchswerth gegenübertretenden selbstständigen Formen, d. h. zu Geldformen, die den Austausch vermitteln und in seinem Endresultat verschwinden. In der Circulation G — W — G funktioniren beide, Waare und Geld, nur als verschiedne Existenzweisen des Werths selbst, das Geld seine allgemeine, die Waare seine be- sondre, so zu sagen nur verkleidete Existenzweise 11). Er geht beständig aus der einen Form in die andre über, ohne sich in dieser Bewegung zu verlieren und verwandelt sich so in ein automatisches, in sich selbst pro- zessirendes Subjekt. Fixirt man eine der besondern Erscheinungsformen, worin er sich abwechselnd darstellt, so erhält man die Erklärungen: Kapitalist Geld, Kapitalist Waare 12). In der That aber wird 9) „Die unauslöschliche Leidenschaft für den Gewinn, die auri sacra fames bestimmt stets den Kapitalisten.“ (Mac Culloch: The Principles of Polit. Econ. London 1830, p. 163.) Diese Einsicht verhindert denselben Mac Cul- loch und Cons. natürlich nicht, in theoretischen Verlegenheiten, z. B. bei Behand- lung der Ueberproduktion, denselben Kapitalisten in einen guten Bürger zu ver- wandeln, dem es sich nur um den Gebrauchswerth handelt und der sogar einen wahren Wehrwolfsheisshunger für Stiefel, Hüte, Eier, Kattune und andre höchst familiäre Sorten von Gebrauchswerth entwickelt. 10) „Σώζειν“ ist einer der charakteristischen Ausdrücke der Griechen für das Schatzbilden. 10a) „Questo infinito che le cose non hanno in progresso, hanno in giro.“ (Galiani.) 11) „Ce n’est pas la matière qui fait le capital, mais la valeur de ces ma- tières.“ (J. B. Say: Traité de L’Econ. Polit. 3ème ed. Paris 1817, t. I, p. 428.) 12) „Currency (!) employed to productive purposes is capital.“ (Mac Leod: „The Theory and Practice of Banking. London 1855“, v. I, c. I.) „Capital is commodities.“ (James Mill: „Elements of Pol. Econ. Lond. 1821“, p. 74.) 8*

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/134>, abgerufen am 05.05.2024.