Geld in seine Hand zurück. Aber es kehrt nicht zurück durch den Circula- tionsprozess der ersten 20 Ellen Leinwand. Er hat es vielmehr aus den Händen des Leinwebers in die des Bibelverkäufers entfernt. Es kehrt nur zurück durch die Erneuerung oder Wiederholung desselben Circula- tionsprozesses für neue Waare, und endet hier wie dort mit demselben Re- sultat. Die dem Geld durch die Waarencirculation unmittelbar ertheilte Bewegungsform ist daher seine beständige Entfernung vom Ausgangspunkt, sein Lauf aus der Hand eines Waarenbesitzers in die eines andern, oder sein Umlauf (currency, cours de la monnaie).
Der Umlauf des Geldes zeigt beständige, eintönige Wiederholung desselben Prozesses. Die Waare steht stets auf Seite des Verkäufers, das Geld stets auf Seite des Käufers, als Kaufmittel. Es funktionirt als Kaufmittel, indem es den Preis der Waare realisirt. Indem es ihn realisirt, überträgt es die Waare aus der Hand des Verkäufers in die des Känfers, während es sich gleichzeitig aus der Hand des Käufers in die des Verkäufers entfernt, um denselben Prozess mit einer andern Waare zu wiederholen. Dass diese einseitige Form der Geldbewegung aus der dop- pelseitigen Formbewegung der Waare entspringt, ist verhüllt. Die Natur der Waarencirculation selbst erzeugt den entgegengesetzten Schein. Die erste Metamorphose der Waare ist nicht nur als Bewegung des Geldes, sondern als ihre eigne Bewegung sichtbar, aber ihre zweite Metamorphose ist nur als Bewegung des Geldes sichtbar. In ihrer ersten Circulations- hälfte wechselt die Waare den Platz mit dem Geld. Damit fällt zugleich ihre Gebrauchsgestalt aus der Circulation heraus, in die Consumtion58). Ihre Werthgestalt oder Geldlarve tritt an ihre Stelle. Die zweite Circu- lationshälfte durchläuft sie nicht mehr in ihrer eignen Naturalhaut, sondern in ihrer Goldhaut. Die Continuität der Bewegung fällt damit ganz auf die Seite des Geldes und dieselbe Bewegung, die für die Waare zwei entgegengesetzte Prozesse einschliesst, schliesst als eigne Bewegung des Geldes stets denselben Prozess ein, seinen Stellenwechsel mit stets andrer Waare. Das Resultat der Waarencirculation, Ersatz von Waare
58) Selbst wenn die Waare wieder und wieder verkauft wird, ein Phänomen, das hier noch nicht für uns existirt, fällt sie mit dem letzten definitiven Verkauf aus der Sphäre der Circulation in die der Consumtion, um hier als Lebensmittel oder als Produktionsmittel zu dienen.
Geld in seine Hand zurück. Aber es kehrt nicht zurück durch den Circula- tionsprozess der ersten 20 Ellen Leinwand. Er hat es vielmehr aus den Händen des Leinwebers in die des Bibelverkäufers entfernt. Es kehrt nur zurück durch die Erneuerung oder Wiederholung desselben Circula- tionsprozesses für neue Waare, und endet hier wie dort mit demselben Re- sultat. Die dem Geld durch die Waarencirculation unmittelbar ertheilte Bewegungsform ist daher seine beständige Entfernung vom Ausgangspunkt, sein Lauf aus der Hand eines Waarenbesitzers in die eines andern, oder sein Umlauf (currency, cours de la monnaie).
Der Umlauf des Geldes zeigt beständige, eintönige Wiederholung desselben Prozesses. Die Waare steht stets auf Seite des Verkäufers, das Geld stets auf Seite des Käufers, als Kaufmittel. Es funktionirt als Kaufmittel, indem es den Preis der Waare realisirt. Indem es ihn realisirt, überträgt es die Waare aus der Hand des Verkäufers in die des Känfers, während es sich gleichzeitig aus der Hand des Käufers in die des Verkäufers entfernt, um denselben Prozess mit einer andern Waare zu wiederholen. Dass diese einseitige Form der Geldbewegung aus der dop- pelseitigen Formbewegung der Waare entspringt, ist verhüllt. Die Natur der Waarencirculation selbst erzeugt den entgegengesetzten Schein. Die erste Metamorphose der Waare ist nicht nur als Bewegung des Geldes, sondern als ihre eigne Bewegung sichtbar, aber ihre zweite Metamorphose ist nur als Bewegung des Geldes sichtbar. In ihrer ersten Circulations- hälfte wechselt die Waare den Platz mit dem Geld. Damit fällt zugleich ihre Gebrauchsgestalt aus der Circulation heraus, in die Consumtion58). Ihre Werthgestalt oder Geldlarve tritt an ihre Stelle. Die zweite Circu- lationshälfte durchläuft sie nicht mehr in ihrer eignen Naturalhaut, sondern in ihrer Goldhaut. Die Continuität der Bewegung fällt damit ganz auf die Seite des Geldes und dieselbe Bewegung, die für die Waare zwei entgegengesetzte Prozesse einschliesst, schliesst als eigne Bewegung des Geldes stets denselben Prozess ein, seinen Stellenwechsel mit stets andrer Waare. Das Resultat der Waarencirculation, Ersatz von Waare
58) Selbst wenn die Waare wieder und wieder verkauft wird, ein Phänomen, das hier noch nicht für uns existirt, fällt sie mit dem letzten definitiven Verkauf aus der Sphäre der Circulation in die der Consumtion, um hier als Lebensmittel oder als Produktionsmittel zu dienen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><p><pbfacs="#f0094"n="75"/>
Geld in seine Hand zurück. Aber es kehrt nicht zurück durch den Circula-<lb/>
tionsprozess der ersten 20 Ellen Leinwand. Er hat es vielmehr aus den<lb/>
Händen des Leinwebers in die des Bibelverkäufers entfernt. Es kehrt nur<lb/>
zurück durch die <hirendition="#g">Erneuerung</hi> oder Wiederholung desselben Circula-<lb/>
tionsprozesses für neue Waare, und endet hier wie dort mit demselben Re-<lb/>
sultat. Die dem Geld durch die Waarencirculation unmittelbar ertheilte<lb/>
Bewegungsform ist daher seine beständige Entfernung vom Ausgangspunkt,<lb/>
sein Lauf aus der Hand eines Waarenbesitzers in die eines andern, oder<lb/><hirendition="#g">sein Umlauf</hi> (currency, cours de la monnaie).</p><lb/><p>Der Umlauf des Geldes zeigt beständige, eintönige Wiederholung<lb/><hirendition="#g">desselben</hi> Prozesses. Die Waare steht stets auf Seite des Verkäufers,<lb/>
das Geld stets auf Seite des Käufers, als <hirendition="#g">Kaufmittel</hi>. Es funktionirt<lb/>
als Kaufmittel, indem es den <hirendition="#g">Preis</hi> der Waare <hirendition="#g">realisirt</hi>. Indem es<lb/>
ihn realisirt, überträgt es die Waare aus der Hand des Verkäufers in die<lb/>
des Känfers, während es sich gleichzeitig aus der Hand des Käufers in die<lb/>
des Verkäufers entfernt, um denselben Prozess mit einer andern Waare zu<lb/>
wiederholen. Dass diese einseitige Form der Geldbewegung aus der dop-<lb/>
pelseitigen Formbewegung der Waare entspringt, ist verhüllt. Die Natur<lb/>
der Waarencirculation selbst erzeugt den entgegengesetzten Schein. Die<lb/>
erste Metamorphose der Waare ist nicht nur als Bewegung des Geldes,<lb/>
sondern als ihre eigne Bewegung sichtbar, aber ihre zweite Metamorphose<lb/>
ist nur als Bewegung des Geldes sichtbar. In ihrer ersten Circulations-<lb/>
hälfte wechselt die Waare den Platz mit dem Geld. Damit fällt zugleich<lb/>
ihre Gebrauchsgestalt aus der Circulation heraus, in die Consumtion<noteplace="foot"n="58)">Selbst wenn die Waare wieder und wieder verkauft wird, ein Phänomen,<lb/>
das hier noch nicht für uns existirt, fällt sie mit dem letzten definitiven Verkauf<lb/>
aus der Sphäre der Circulation in die der Consumtion, um hier als Lebensmittel<lb/>
oder als Produktionsmittel zu dienen.</note>.<lb/>
Ihre Werthgestalt oder Geldlarve tritt an ihre Stelle. Die zweite Circu-<lb/>
lationshälfte durchläuft sie nicht mehr in ihrer eignen Naturalhaut, sondern<lb/>
in ihrer Goldhaut. Die <hirendition="#g">Continuität</hi> der Bewegung fällt damit ganz<lb/>
auf die Seite des Geldes und dieselbe Bewegung, die für die Waare zwei<lb/>
entgegengesetzte Prozesse einschliesst, schliesst als <hirendition="#g">eigne Bewegung<lb/>
des Geldes</hi> stets denselben Prozess ein, seinen Stellenwechsel mit stets<lb/>
andrer Waare. Das Resultat der Waarencirculation, Ersatz von Waare<lb/></p></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[75/0094]
Geld in seine Hand zurück. Aber es kehrt nicht zurück durch den Circula-
tionsprozess der ersten 20 Ellen Leinwand. Er hat es vielmehr aus den
Händen des Leinwebers in die des Bibelverkäufers entfernt. Es kehrt nur
zurück durch die Erneuerung oder Wiederholung desselben Circula-
tionsprozesses für neue Waare, und endet hier wie dort mit demselben Re-
sultat. Die dem Geld durch die Waarencirculation unmittelbar ertheilte
Bewegungsform ist daher seine beständige Entfernung vom Ausgangspunkt,
sein Lauf aus der Hand eines Waarenbesitzers in die eines andern, oder
sein Umlauf (currency, cours de la monnaie).
Der Umlauf des Geldes zeigt beständige, eintönige Wiederholung
desselben Prozesses. Die Waare steht stets auf Seite des Verkäufers,
das Geld stets auf Seite des Käufers, als Kaufmittel. Es funktionirt
als Kaufmittel, indem es den Preis der Waare realisirt. Indem es
ihn realisirt, überträgt es die Waare aus der Hand des Verkäufers in die
des Känfers, während es sich gleichzeitig aus der Hand des Käufers in die
des Verkäufers entfernt, um denselben Prozess mit einer andern Waare zu
wiederholen. Dass diese einseitige Form der Geldbewegung aus der dop-
pelseitigen Formbewegung der Waare entspringt, ist verhüllt. Die Natur
der Waarencirculation selbst erzeugt den entgegengesetzten Schein. Die
erste Metamorphose der Waare ist nicht nur als Bewegung des Geldes,
sondern als ihre eigne Bewegung sichtbar, aber ihre zweite Metamorphose
ist nur als Bewegung des Geldes sichtbar. In ihrer ersten Circulations-
hälfte wechselt die Waare den Platz mit dem Geld. Damit fällt zugleich
ihre Gebrauchsgestalt aus der Circulation heraus, in die Consumtion 58).
Ihre Werthgestalt oder Geldlarve tritt an ihre Stelle. Die zweite Circu-
lationshälfte durchläuft sie nicht mehr in ihrer eignen Naturalhaut, sondern
in ihrer Goldhaut. Die Continuität der Bewegung fällt damit ganz
auf die Seite des Geldes und dieselbe Bewegung, die für die Waare zwei
entgegengesetzte Prozesse einschliesst, schliesst als eigne Bewegung
des Geldes stets denselben Prozess ein, seinen Stellenwechsel mit stets
andrer Waare. Das Resultat der Waarencirculation, Ersatz von Waare
58) Selbst wenn die Waare wieder und wieder verkauft wird, ein Phänomen,
das hier noch nicht für uns existirt, fällt sie mit dem letzten definitiven Verkauf
aus der Sphäre der Circulation in die der Consumtion, um hier als Lebensmittel
oder als Produktionsmittel zu dienen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/94>, abgerufen am 27.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.