Marx, Karl: Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte. 2. Aufl. Hamburg, 1869.ments widerstandslos in die eines abenteuernden Prätendenten übergehn zu Die bürgerlichen Honoratioren der Departementalstädte, die Magistrate, Wenn der Handel gut ging, wie noch Anfang 1851, tobte die kommer¬ Die Generalräthe der Departements, diese Provinzialvertretungen der ments widerſtandslos in die eines abenteuernden Prätendenten übergehn zu Die bürgerlichen Honoratioren der Departementalſtädte, die Magiſtrate, Wenn der Handel gut ging, wie noch Anfang 1851, tobte die kommer¬ Die Generalräthe der Departements, dieſe Provinzialvertretungen der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0085" n="73"/> ments widerſtandslos in die eines abenteuernden Prätendenten übergehn zu<lb/> laſſen, nicht einmal der Intriguen werth, die in ihrem Intereſſe verſchwendet<lb/> wurden. Sie bewies, daß der Kampf um die Behauptung ihres <hi rendition="#g">öffent¬<lb/> lichen</hi> Intereſſes, ihres eignen <hi rendition="#g">Klaſſenintereſſes</hi>, ihrer <hi rendition="#g">poli¬<lb/> tiſchen Macht</hi>, ſie als Störung des Privatgeſchäfts nur beläſtige und<lb/> verſtimme.</p><lb/> <p>Die bürgerlichen Honoratioren der Departementalſtädte, die Magiſtrate,<lb/> Handelsrichter u. ſ. w. empfingen mit kaum einer Ausnahme Bonaparte<lb/> überall auf ſeinen Rundreiſen in der ſervilſten Weiſe, ſelbſt wenn er wie in<lb/> Dijon die Nationalverſammlung und ſpeziell die Ordnungspartei rückhaltlos<lb/> angriff.</p><lb/> <p>Wenn der Handel gut ging, wie noch Anfang <hi rendition="#b">1851</hi>, tobte die kommer¬<lb/> zielle Bourgeoiſie gegen jeden parlamentariſchen Kampf, damit dem Handel<lb/> ja nicht der Humor ausgehe. Wenn der Handel ſchlecht ging, wie fort¬<lb/> dauernd ſeit Ende Februar <hi rendition="#b">1851</hi>, klagte ſie die parlamentariſchen Kämpfe als<lb/> Urſache der Stockung an und ſchrie nach ihrem Verſtummen, damit der Han¬<lb/> del wieder laut werde. Die Reviſionsdebatten fielen gerade in dieſe ſchlechte<lb/> Zeit. Da es ſich hier um Sein oder Nichtſein der beſtehenden Staatsform<lb/> handelte, fühlte ſich die Bourgeoiſie um ſo berechtigter, von ihren Repräſen¬<lb/> tanten das Ende dieſes folternden Proviſoriums und zugleich die Erhaltung<lb/> des Statusquo zu verlangen. Es war dies kein Widerſpruch. Unter dem<lb/> Ende des Proviſoriums verſtand ſie gerade ſeine Fortdauer, das Hinaus¬<lb/> ſchieben des Augenblicks, wo es zu einer Entſcheidung kommen mußte, in eine<lb/> blaue Ferne. Der Statusquo konnte nur auf zwei Wegen erhalten werden<lb/> Verlängerung der Gewalt Bonaparte's oder verfaſſungsmäßiger Abtritt<lb/> deſſelben und Wahl Cavaignac's. Ein Theil der Bourgeoiſie wünſchte die<lb/> letztere Löſung und wußte ſeinen Repräſentanten keinen beſſern Rath zu geben,<lb/> als zu ſchweigen, den brennenden Punkt unberührt zu laſſen. Wenn ihre<lb/> Repräſentanten nicht ſprächen, meinten ſie, werde Bonaparte nicht handeln.<lb/> Sie wünſchten ſich ein Straußenparlament, das ſeinen Kopf verſtecke, um<lb/> ungeſehn zu bleiben. Ein andrer Theil der Bourgeoiſie wünſchte Bonaparte,<lb/> weil er einmal auf dem Präſidentenſtuhl ſaß, auf dem Präſidentenſtuhl<lb/> ſitzen zu laſſen, damit Alles im alten Geleiſe bleibe. Es empörte ſie, daß<lb/> ihr Parlament nicht offen die Konſtitution brach und ohne Umſtände<lb/> abdankte.</p><lb/> <p>Die Generalräthe der Departements, dieſe Provinzialvertretungen der<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [73/0085]
ments widerſtandslos in die eines abenteuernden Prätendenten übergehn zu
laſſen, nicht einmal der Intriguen werth, die in ihrem Intereſſe verſchwendet
wurden. Sie bewies, daß der Kampf um die Behauptung ihres öffent¬
lichen Intereſſes, ihres eignen Klaſſenintereſſes, ihrer poli¬
tiſchen Macht, ſie als Störung des Privatgeſchäfts nur beläſtige und
verſtimme.
Die bürgerlichen Honoratioren der Departementalſtädte, die Magiſtrate,
Handelsrichter u. ſ. w. empfingen mit kaum einer Ausnahme Bonaparte
überall auf ſeinen Rundreiſen in der ſervilſten Weiſe, ſelbſt wenn er wie in
Dijon die Nationalverſammlung und ſpeziell die Ordnungspartei rückhaltlos
angriff.
Wenn der Handel gut ging, wie noch Anfang 1851, tobte die kommer¬
zielle Bourgeoiſie gegen jeden parlamentariſchen Kampf, damit dem Handel
ja nicht der Humor ausgehe. Wenn der Handel ſchlecht ging, wie fort¬
dauernd ſeit Ende Februar 1851, klagte ſie die parlamentariſchen Kämpfe als
Urſache der Stockung an und ſchrie nach ihrem Verſtummen, damit der Han¬
del wieder laut werde. Die Reviſionsdebatten fielen gerade in dieſe ſchlechte
Zeit. Da es ſich hier um Sein oder Nichtſein der beſtehenden Staatsform
handelte, fühlte ſich die Bourgeoiſie um ſo berechtigter, von ihren Repräſen¬
tanten das Ende dieſes folternden Proviſoriums und zugleich die Erhaltung
des Statusquo zu verlangen. Es war dies kein Widerſpruch. Unter dem
Ende des Proviſoriums verſtand ſie gerade ſeine Fortdauer, das Hinaus¬
ſchieben des Augenblicks, wo es zu einer Entſcheidung kommen mußte, in eine
blaue Ferne. Der Statusquo konnte nur auf zwei Wegen erhalten werden
Verlängerung der Gewalt Bonaparte's oder verfaſſungsmäßiger Abtritt
deſſelben und Wahl Cavaignac's. Ein Theil der Bourgeoiſie wünſchte die
letztere Löſung und wußte ſeinen Repräſentanten keinen beſſern Rath zu geben,
als zu ſchweigen, den brennenden Punkt unberührt zu laſſen. Wenn ihre
Repräſentanten nicht ſprächen, meinten ſie, werde Bonaparte nicht handeln.
Sie wünſchten ſich ein Straußenparlament, das ſeinen Kopf verſtecke, um
ungeſehn zu bleiben. Ein andrer Theil der Bourgeoiſie wünſchte Bonaparte,
weil er einmal auf dem Präſidentenſtuhl ſaß, auf dem Präſidentenſtuhl
ſitzen zu laſſen, damit Alles im alten Geleiſe bleibe. Es empörte ſie, daß
ihr Parlament nicht offen die Konſtitution brach und ohne Umſtände
abdankte.
Die Generalräthe der Departements, dieſe Provinzialvertretungen der
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