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Marx, Karl: Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte. 2. Aufl. Hamburg, 1869.

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jährliche Civilliste, aber sie bewilligte einen einmaligen Zuschuß von 2,60,000
Francs. Sie machte sich so der doppelten Schwäche schuldig, das Geld zu
bewilligen und zugleich durch ihren Aerger zu zeigen, daß sie es nur wider¬
willig bewillige. Wir werden später sehen, wozu Bonaparte das Geld
brauchte. Nach diesem ärgerlichen Nachspiel, das der Abschaffung des allge¬
meinen Stimmrechts auf dem Fuße folgte, und worin Bonaparte seine, demü¬
thige Haltung während der Krise des März und April mit herausfordernder
Unverschämtheit gegen das usurpatorische Parlament vertauschte, vertagt sich
die Nationalversammlung für drei Monate, vom 11. August bis 11. No¬
vember. Sie ließ an ihrer Stelle eine Permanenzkommission von 18 Mit¬
gliedern zurück, die keinen Bonapartisten enthielt, wohl aber einige gemäßigte
Republikaner. Die Permanenzkommission vom Jahre 1849 hatte nur
Männer der Ordnung und Bonapartisten gezählt. Aber damals erklärte,
sich die Partei der Ordnung in Permanenz gegen die Revolution. Diesmal
erklärte sich die parlamentarische Republik in Permanenz gegen den Präsidenten.
Nach dem Gesetze vom 31. Mai stand der Partei der Ordnung nur noch
dieser Rival gegenüber.

Als die Nationalversammlung im November 1850 wieder zusammentrat,
schien statt ihrer bisherigen kleinlichen Plänkeleien mit dem Präsidenten ein
großer rücksichtsloser Kampf, ein Kampf der beiden Gewalten auf Leben und
Tod unvermeidlich geworden zu sein.

Wie im Jahre 1849 war die Partei der Ordnung während der dies¬
jährigen Parlamentsferien in ihre einzelnen Fraktionen aus einander ge¬
gangen, jede beschäftigt mit ihren eignen Restaurationsintriguen, die durch
den Tod Louis Philipp's neue Nahrung erhalten hatten. Der Legitimisten¬
könig Heinrich V. hatte sogar ein förmliches Ministerium ernannt, das zu
Paris residirte und worin Mitglieder der Permanenzkommission saßen.
Bonaparte war also berechtigt, seinerseits Rundreisen durch die französischen
Departements zu machen und je nach der Stimmung der Stadt, die e[unleserliches Material - Zeichen fehlt]
mit seiner Gegenwart beglückte, bald versteckter, bald offener seine eignen R[unleserliches Material - Zeichen fehlt]
rationspläne auszuplaudern und Stimmen für sich zu werben. Auf diesen
Zügen, die der große offizielle Moniteur und die kleinen Privatmoniteure
Bonaparte's natürlich als Triumphzüge feiern mußten, war er fortwährend
begleitet von Affiliirten der Gesellschaft des 10. Dezember. Diese
Gesellschaft datirt vom Jahre 1849. Unter dem Vorwande eine Wohl¬
tätigkeitsgesellschaft zu stiften, war das Pariser Lumpenproletariat ingeheime

jährliche Civilliſte, aber ſie bewilligte einen einmaligen Zuſchuß von 2,60,000
Francs. Sie machte ſich ſo der doppelten Schwäche ſchuldig, das Geld zu
bewilligen und zugleich durch ihren Aerger zu zeigen, daß ſie es nur wider¬
willig bewillige. Wir werden ſpäter ſehen, wozu Bonaparte das Geld
brauchte. Nach dieſem ärgerlichen Nachſpiel, das der Abſchaffung des allge¬
meinen Stimmrechts auf dem Fuße folgte, und worin Bonaparte ſeine, demü¬
thige Haltung während der Kriſe des März und April mit herausfordernder
Unverſchämtheit gegen das uſurpatoriſche Parlament vertauſchte, vertagt ſich
die Nationalverſammlung für drei Monate, vom 11. August bis 11. No¬
vember. Sie ließ an ihrer Stelle eine Permanenzkommiſſion von 18 Mit¬
gliedern zurück, die keinen Bonapartiſten enthielt, wohl aber einige gemäßigte
Republikaner. Die Permanenzkommiſſion vom Jahre 1849 hatte nur
Männer der Ordnung und Bonapartiſten gezählt. Aber damals erklärte,
ſich die Partei der Ordnung in Permanenz gegen die Revolution. Diesmal
erklärte ſich die parlamentariſche Republik in Permanenz gegen den Präſidenten.
Nach dem Gesetze vom 31. Mai ſtand der Partei der Ordnung nur noch
dieſer Rival gegenüber.

Als die Nationalverſammlung im November 1850 wieder zuſammentrat,
ſchien ſtatt ihrer bisherigen kleinlichen Plänkeleien mit dem Präſidenten ein
großer rückſichtsloſer Kampf, ein Kampf der beiden Gewalten auf Leben und
Tod unvermeidlich geworden zu ſein.

Wie im Jahre 1849 war die Partei der Ordnung während der dies¬
jährigen Parlamentsferien in ihre einzelnen Fraktionen aus einander ge¬
gangen, jede beſchäftigt mit ihren eignen Reſtaurationsintriguen, die durch
den Tod Louis Philipp's neue Nahrung erhalten hatten. Der Legitimiſten¬
könig Heinrich V. hatte ſogar ein förmliches Miniſterium ernannt, das zu
Paris reſidirte und worin Mitglieder der Permanenzkommiſſion ſaßen.
Bonaparte war alſo berechtigt, ſeinerſeits Rundreiſen durch die franzöſiſchen
Departements zu machen und je nach der Stimmung der Stadt, die e[unleserliches Material – Zeichen fehlt]
mit ſeiner Gegenwart beglückte, bald verſteckter, bald offener ſeine eignen R[unleserliches Material – Zeichen fehlt]
rationspläne auszuplaudern und Stimmen für ſich zu werben. Auf dieſen
Zügen, die der große offizielle Moniteur und die kleinen Privatmoniteure
Bonaparte's natürlich als Triumphzüge feiern mußten, war er fortwährend
begleitet von Affiliirten der Geſellſchaft des 10. Dezember. Dieſe
Geſellſchaft datirt vom Jahre 1849. Unter dem Vorwande eine Wohl¬
tätigkeitsgeſellſchaft zu ſtiften, war das Pariſer Lumpenproletariat ingeheime

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[48/0060] jährliche Civilliſte, aber ſie bewilligte einen einmaligen Zuſchuß von 2,60,000 Francs. Sie machte ſich ſo der doppelten Schwäche ſchuldig, das Geld zu bewilligen und zugleich durch ihren Aerger zu zeigen, daß ſie es nur wider¬ willig bewillige. Wir werden ſpäter ſehen, wozu Bonaparte das Geld brauchte. Nach dieſem ärgerlichen Nachſpiel, das der Abſchaffung des allge¬ meinen Stimmrechts auf dem Fuße folgte, und worin Bonaparte ſeine, demü¬ thige Haltung während der Kriſe des März und April mit herausfordernder Unverſchämtheit gegen das uſurpatoriſche Parlament vertauſchte, vertagt ſich die Nationalverſammlung für drei Monate, vom 11. August bis 11. No¬ vember. Sie ließ an ihrer Stelle eine Permanenzkommiſſion von 18 Mit¬ gliedern zurück, die keinen Bonapartiſten enthielt, wohl aber einige gemäßigte Republikaner. Die Permanenzkommiſſion vom Jahre 1849 hatte nur Männer der Ordnung und Bonapartiſten gezählt. Aber damals erklärte, ſich die Partei der Ordnung in Permanenz gegen die Revolution. Diesmal erklärte ſich die parlamentariſche Republik in Permanenz gegen den Präſidenten. Nach dem Gesetze vom 31. Mai ſtand der Partei der Ordnung nur noch dieſer Rival gegenüber. Als die Nationalverſammlung im November 1850 wieder zuſammentrat, ſchien ſtatt ihrer bisherigen kleinlichen Plänkeleien mit dem Präſidenten ein großer rückſichtsloſer Kampf, ein Kampf der beiden Gewalten auf Leben und Tod unvermeidlich geworden zu ſein. Wie im Jahre 1849 war die Partei der Ordnung während der dies¬ jährigen Parlamentsferien in ihre einzelnen Fraktionen aus einander ge¬ gangen, jede beſchäftigt mit ihren eignen Reſtaurationsintriguen, die durch den Tod Louis Philipp's neue Nahrung erhalten hatten. Der Legitimiſten¬ könig Heinrich V. hatte ſogar ein förmliches Miniſterium ernannt, das zu Paris reſidirte und worin Mitglieder der Permanenzkommiſſion ſaßen. Bonaparte war alſo berechtigt, ſeinerſeits Rundreiſen durch die franzöſiſchen Departements zu machen und je nach der Stimmung der Stadt, die e_ mit ſeiner Gegenwart beglückte, bald verſteckter, bald offener ſeine eignen R_ rationspläne auszuplaudern und Stimmen für ſich zu werben. Auf dieſen Zügen, die der große offizielle Moniteur und die kleinen Privatmoniteure Bonaparte's natürlich als Triumphzüge feiern mußten, war er fortwährend begleitet von Affiliirten der Geſellſchaft des 10. Dezember. Dieſe Geſellſchaft datirt vom Jahre 1849. Unter dem Vorwande eine Wohl¬ tätigkeitsgeſellſchaft zu ſtiften, war das Pariſer Lumpenproletariat ingeheime

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte. 2. Aufl. Hamburg, 1869, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_bonaparte_1869/60>, abgerufen am 23.11.2024.