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[N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692.

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LXVI.

Ein unerlaubter Gewinn/ und der nicht
durch rechte Wege gesucht wird/ verursa-
chet vielmehr Schaden als würcklichen
Verlust/ auff was Weise er auch geschicht;
um des Verlusts willen wird man nur ein-
mahl recht bekümmert/ aber die Gedächt-
nüß des Schadens wird nicht aus dem Ge-
müth geleschet/ und ist ein immerwährende
Quelle des Unlusts.

LXVII.

Halte dasjenige nimmermehr vor einen
Gewinn/ was dich reicher macht/ sondern
nur dasjenige/ welches dir eine Reputation
bringet. Diese zu vermehren/ muß man
grössere Sorge tragen/ als die Güter zu
häuffen. Ein Mensch/ der mit Verlust
seiner Ehre reich wird/ verliehret mehr/ als
man meynet. Eine schöne Reputation ist
ein grosses Erbgut.

LXIIX.

Es ist keine Sicherheit in der Welt.
Der Böse fürchtet sich vor der Schärffe
der Gesetze/ ein frommer Mann hat sich
billich vor dem Spiel und Unbeständigkeit
des Glücks zu befürchten. Man ist allezeit
besser versichert/ wann man lange Zeit auff

das-
B 4
LXVI.

Ein unerlaubter Gewinn/ und der nicht
durch rechte Wege geſucht wird/ verurſa-
chet vielmehr Schaden als wuͤrcklichen
Verluſt/ auff was Weiſe er auch geſchicht;
um des Verluſts willen wird man nur ein-
mahl recht bekuͤmmert/ aber die Gedaͤcht-
nuͤß des Schadens wird nicht aus dem Ge-
muͤth geleſchet/ und iſt ein immerwaͤhrende
Quelle des Unluſts.

LXVII.

Halte dasjenige nimmermehr vor einen
Gewinn/ was dich reicher macht/ ſondern
nur dasjenige/ welches dir eine Reputation
bringet. Dieſe zu vermehren/ muß man
groͤſſere Sorge tragen/ als die Guͤter zu
haͤuffen. Ein Menſch/ der mit Verluſt
ſeiner Ehre reich wird/ verliehret mehr/ als
man meynet. Eine ſchoͤne Reputation iſt
ein groſſes Erbgut.

LXIIX.

Es iſt keine Sicherheit in der Welt.
Der Boͤſe fuͤrchtet ſich vor der Schaͤrffe
der Geſetze/ ein frommer Mann hat ſich
billich vor dem Spiel und Unbeſtaͤndigkeit
des Gluͤcks zu befuͤrchten. Man iſt allezeit
beſſer verſichert/ wann man lange Zeit auff

das-
B 4
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[31/0042] LXVI. Ein unerlaubter Gewinn/ und der nicht durch rechte Wege geſucht wird/ verurſa- chet vielmehr Schaden als wuͤrcklichen Verluſt/ auff was Weiſe er auch geſchicht; um des Verluſts willen wird man nur ein- mahl recht bekuͤmmert/ aber die Gedaͤcht- nuͤß des Schadens wird nicht aus dem Ge- muͤth geleſchet/ und iſt ein immerwaͤhrende Quelle des Unluſts. LXVII. Halte dasjenige nimmermehr vor einen Gewinn/ was dich reicher macht/ ſondern nur dasjenige/ welches dir eine Reputation bringet. Dieſe zu vermehren/ muß man groͤſſere Sorge tragen/ als die Guͤter zu haͤuffen. Ein Menſch/ der mit Verluſt ſeiner Ehre reich wird/ verliehret mehr/ als man meynet. Eine ſchoͤne Reputation iſt ein groſſes Erbgut. LXIIX. Es iſt keine Sicherheit in der Welt. Der Boͤſe fuͤrchtet ſich vor der Schaͤrffe der Geſetze/ ein frommer Mann hat ſich billich vor dem Spiel und Unbeſtaͤndigkeit des Gluͤcks zu befuͤrchten. Man iſt allezeit beſſer verſichert/ wann man lange Zeit auff das- B 4

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Zitationshilfe: [N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martzi_klugen_1692/42>, abgerufen am 21.11.2024.