Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692.

Bild:
<< vorherige Seite

Strengheit des Todten-Gesetzes mäßiget/
so wird er angesehen/ als ein lebendiges Ge-
setz. Ich habe auch gesagt/ daß dieselbe die
Unterthanen in der Meynung befestigt/ daß
ihr König ein rechter König sey/ weil er sich
durch seine Billichkeit/ Weißheit und Gü-
tigkeit zum Herscher über die Hertzen macht/
und sein Reich in denselben befestiget. Die
Schuldigkeit eines Oberherrn bestehet
darinn/ daß er 2. Dinge/ die von einander
sehr entfernet sind/ betrachte/ nemlich den
Schuldigen und den Staat. Wann der
Schuldige durch den Fehler/ so er began-
gen/ dem Nutzen des Staats schaden kan/
so muß man sich der Mildigkeit gegen dem
Staat bedienen/ und den Thäter hart
straffen: Wann aber der Fehler von kei-
ner grossen Consequentz ist/ oder wann die
Qualität oder Profession desjenigen/ der
denselben begangen/ der Verzeihung kön-
nen Platz geben/ so sage ich/ daß der Fürst
seiner Mildigkeit sich bedienen/ und verhin-
dern soll/ daß man den Schuldigen nicht
nach der Schärffe der Gesetze Straffe.

XXV.

Das Glück/ ja das Leben der Untertha-
nen mit solcher Billichkeit/ Mäßigung und

Weiß-

Strengheit des Todten-Geſetzes maͤßiget/
ſo wird er angeſehen/ als ein lebendiges Ge-
ſetz. Ich habe auch geſagt/ daß dieſelbe die
Unterthanen in der Meynung befeſtigt/ daß
ihr Koͤnig ein rechter Koͤnig ſey/ weil er ſich
durch ſeine Billichkeit/ Weißheit und Guͤ-
tigkeit zum Herſcheꝛ uͤber die Heꝛtzen macht/
und ſein Reich in denſelben befeſtiget. Die
Schuldigkeit eines Oberherrn beſtehet
darinn/ daß er 2. Dinge/ die von einander
ſehr entfernet ſind/ betrachte/ nemlich den
Schuldigen und den Staat. Wann der
Schuldige durch den Fehler/ ſo er began-
gen/ dem Nutzen des Staats ſchaden kan/
ſo muß man ſich der Mildigkeit gegen dem
Staat bedienen/ und den Thaͤter hart
ſtraffen: Wann aber der Fehler von kei-
ner groſſen Conſequentz iſt/ oder wann die
Qualitaͤt oder Profeſſion desjenigen/ der
denſelben begangen/ der Verzeihung koͤn-
nen Platz geben/ ſo ſage ich/ daß der Fuͤrſt
ſeiner Mildigkeit ſich bedienen/ und verhin-
dern ſoll/ daß man den Schuldigen nicht
nach der Schaͤrffe der Geſetze Straffe.

XXV.

Das Gluͤck/ ja das Leben der Untertha-
nen mit ſolcher Billichkeit/ Maͤßigung und

Weiß-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0176" n="175[165]"/>
Strengheit des Todten-Ge&#x017F;etzes ma&#x0364;ßiget/<lb/>
&#x017F;o wird er ange&#x017F;ehen/ als ein lebendiges Ge-<lb/>
&#x017F;etz. Ich habe auch ge&#x017F;agt/ daß die&#x017F;elbe die<lb/>
Unterthanen in der Meynung befe&#x017F;tigt/ daß<lb/>
ihr Ko&#x0364;nig ein rechter Ko&#x0364;nig &#x017F;ey/ weil er &#x017F;ich<lb/>
durch &#x017F;eine Billichkeit/ Weißheit und Gu&#x0364;-<lb/>
tigkeit zum Her&#x017F;che&#xA75B; u&#x0364;ber die He&#xA75B;tzen macht/<lb/>
und &#x017F;ein Reich in den&#x017F;elben befe&#x017F;tiget. Die<lb/>
Schuldigkeit eines Oberherrn be&#x017F;tehet<lb/>
darinn/ daß er 2. Dinge/ die von einander<lb/>
&#x017F;ehr entfernet &#x017F;ind/ betrachte/ nemlich den<lb/>
Schuldigen und den Staat. Wann der<lb/>
Schuldige durch den Fehler/ &#x017F;o er began-<lb/>
gen/ dem Nutzen des Staats &#x017F;chaden kan/<lb/>
&#x017F;o muß man &#x017F;ich der Mildigkeit gegen dem<lb/>
Staat bedienen/ und den Tha&#x0364;ter hart<lb/>
&#x017F;traffen: Wann aber der Fehler von kei-<lb/>
ner gro&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Con&#x017F;equen</hi>tz i&#x017F;t/ oder wann die<lb/><hi rendition="#aq">Quali</hi>ta&#x0364;t oder <hi rendition="#aq">Profe&#x017F;&#x017F;ion</hi> desjenigen/ der<lb/>
den&#x017F;elben begangen/ der Verzeihung ko&#x0364;n-<lb/>
nen Platz geben/ &#x017F;o &#x017F;age ich/ daß der Fu&#x0364;r&#x017F;t<lb/>
&#x017F;einer Mildigkeit &#x017F;ich bedienen/ und verhin-<lb/>
dern &#x017F;oll/ daß man den Schuldigen nicht<lb/>
nach der Scha&#x0364;rffe der Ge&#x017F;etze Straffe.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">XXV.</hi> </head><lb/>
          <p>Das Glu&#x0364;ck/ ja das Leben der Untertha-<lb/>
nen mit &#x017F;olcher Billichkeit/ Ma&#x0364;ßigung und<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Weiß-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[175[165]/0176] Strengheit des Todten-Geſetzes maͤßiget/ ſo wird er angeſehen/ als ein lebendiges Ge- ſetz. Ich habe auch geſagt/ daß dieſelbe die Unterthanen in der Meynung befeſtigt/ daß ihr Koͤnig ein rechter Koͤnig ſey/ weil er ſich durch ſeine Billichkeit/ Weißheit und Guͤ- tigkeit zum Herſcheꝛ uͤber die Heꝛtzen macht/ und ſein Reich in denſelben befeſtiget. Die Schuldigkeit eines Oberherrn beſtehet darinn/ daß er 2. Dinge/ die von einander ſehr entfernet ſind/ betrachte/ nemlich den Schuldigen und den Staat. Wann der Schuldige durch den Fehler/ ſo er began- gen/ dem Nutzen des Staats ſchaden kan/ ſo muß man ſich der Mildigkeit gegen dem Staat bedienen/ und den Thaͤter hart ſtraffen: Wann aber der Fehler von kei- ner groſſen Conſequentz iſt/ oder wann die Qualitaͤt oder Profeſſion desjenigen/ der denſelben begangen/ der Verzeihung koͤn- nen Platz geben/ ſo ſage ich/ daß der Fuͤrſt ſeiner Mildigkeit ſich bedienen/ und verhin- dern ſoll/ daß man den Schuldigen nicht nach der Schaͤrffe der Geſetze Straffe. XXV. Das Gluͤck/ ja das Leben der Untertha- nen mit ſolcher Billichkeit/ Maͤßigung und Weiß-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/martzi_klugen_1692
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/martzi_klugen_1692/176
Zitationshilfe: [N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692, S. 175[165]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martzi_klugen_1692/176>, abgerufen am 18.12.2024.