Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.Einleitung. Wenn man die positiven Staatsrechte mehrerer Staa- Auf diese Art läßt sich ein teutsches oder europäisches Die Rechte und Verbindlichkeiten der Völker und a) S. wider Puffendorff elem. iur. vniv. L. I. §. 24-26. und ins naturae et gentium L. II. c. III. §. 23. Rachelius de iure naturae et gentium dissertationes. Kilon. 1676. 4. J. W. Textor synopsis iuris gentium 1680. cap. I. u. a. Vergl. v. Ompteda Litte- ratur des Völkerrechts Th. I. §. 69 u. f. §. 2.
Einleitung. Wenn man die poſitiven Staatsrechte mehrerer Staa- Auf dieſe Art laͤßt ſich ein teutſches oder europaͤiſches Die Rechte und Verbindlichkeiten der Voͤlker und a) S. wider Puffendorff elem. iur. vniv. L. I. §. 24‒26. und ins naturae et gentium L. II. c. III. §. 23. Rachelius de iure naturae et gentium diſſertationes. Kilon. 1676. 4. J. W. Textor ſynopſis iuris gentium 1680. cap. I. u. a. Vergl. v. Ompteda Litte- ratur des Voͤlkerrechts Th. I. §. 69 u. f. §. 2.
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Einleitung.
Wenn man die poſitiven Staatsrechte mehrerer Staa-
ten, z. E. der einzelnen ſieben Provinzen der vereinigten
Niederlande, der teutſchen Territorien, der europaͤiſchen
Reiche mit einander vergleicht; ſo kann man durch Abſtrac-
tion der darin aͤhnlichen Puncte, ein generelleres Staats-
recht dieſer Staaten wiſſenſchaftlich bilden, welches aber
von einem Staatsrecht der Union der vereinigten Nieder-
lande, von einem teutſchen Reichsſtaatsrecht und von der Idee
eines europaͤiſchen Staatsrecht ſehr verſchieden ſeyn wuͤrde.
Auf dieſe Art laͤßt ſich ein teutſches oder europaͤiſches
Privat Fuͤrſtenrecht entwerfen, welches, ſofern es auf
Grundgeſetze und Grundherkommen beruhet, einen Theil
dieſes Staatsrecht ausmacht.
Die Rechte und Verbindlichkeiten der Voͤlker und
Staaten gegen Auswaͤrtige, werden allgemein mit dem
Nahmen des Voͤlkerrechts belegt. Dieſes iſt entweder
ein natuͤrliches oder poſitives Recht. Voͤlker und Staa-
ten ſind im Verhaͤltniß gegen andere als moraliſche, in
dem Naturſtande gegen einander fortlebende Perſonen zu
betrachten. Das natuͤrliche Voͤlkerrecht iſt daher nichts
anders, als das Naturrecht der einzelnen Menſchen zweck-
maͤßig auf Voͤlker angewendet. Aber die Verſchieden-
heiten welche aus dieſer Anwendung entſpringen, erhe-
ben das Voͤlkerrecht zu einer eigenen, von dem Naturrecht
der einzelnen Menſchen noch zu unterſcheidenden, Wiſſen-
ſchaft a). Man nennt es das allgemeine, weil es alle
Voͤlker, das nothwendige, weil es ſie auch ohne ihren
Willen bindet; und wie im Naturrecht das Zwangsrecht
von der Moral verſchieden iſt, ſo iſt auch das aͤußere,
vollkommene oder Zwangs-Voͤlkerrecht von der Voͤlker-
moral zu unterſcheiden.
a⁾ S. wider Puffendorff elem. iur. vniv. L. I. §. 24‒26. und ins
naturae et gentium L. II. c. III. §. 23. Rachelius de iure naturae
et gentium diſſertationes. Kilon. 1676. 4. J. W. Textor ſynopſis
iuris gentium 1680. cap. I. u. a. Vergl. v. Ompteda Litte-
ratur des Voͤlkerrechts Th. I. §. 69 u. f.
§. 2.
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