Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

Fünftes Buch.
den die Zeichen (nicht immer die Verzierungen) des Or-
dens von den Erben zurückgesandt.

Daß zwey Höfe Orden desselben Nahmens stifren
können ist außer Zweifel, aber über das Recht der Erthei-
lung ein und desselben Ordens ist zwischen Großbriton-
nien und Spanien in Ansehung des Ordens des goldenen
Vließes g) ein berühmter und noch unentschiedener Rechts-
streit entstanden.

a) Unter den gekrönten Häuptern sind der Kaiser und der König
von Böhmen die einzigen die keine Orden gestiftet haben.
b) Venedig hat zwey Ritterorden, den des heil. Marcus und der
goldenen Stola, Genua den des heil. Georgs; die vereinigten
Niederlande
und die Schweiz haben keinen errichtet.
c) Ein obwohl sehr unvollkommenes Verzeichniß der Ritterorden
findet sich in Rammelsberg Beschreibung aller Ritteror-
den
Berlin 1744. und in Abbildung und Beschreibung aller
hohen Ritterorden
. Augsb. u. Leipzig 1772. 12.
d) Dieß erhellet oft schon aus den Statuten des Ordens selbst z. B.
denen des Elephanten-Ordens, des schwarzen Adler-Ordens u. s. f.
e) Beyspiele s. Moser Versuch Th. I. S. 333. Beyträge Th. I.
S. 461.
f) Wo nicht wird doch zuweilen dispensirt. Ob aber wie Moser
in seinen Beyträgen Th. II. S. 549 behauptet derjenige der
einen höheren Orden erhält, den geringeren den er bisher von
einem andern Hofe empfangen hatte ohne Beleidigung zurück-
schicken könne, scheint mir zweifelhaft und unerwiesen.
g) Diesen in den burgundischen Landen gestifteten Ritterorden hatten
seit Carl I. die Könige von Spanien da sie Besitzer der Nieder-
lande waren ertheilet. Seit nach dem Tode Carls II. diese 1713.
1715 an Oesterreich kamen, stritten Spanien und Oesterreich ins-
besondere zu Cambray über die Ertheilung dieses Ordens, und
dieser Streit ward auch durch den Aachener Frieden nicht beyge-
legt. Unter vielen Schtiften sehe man Ayrer magnum magiste-
rium ordinis aurei Velleris
. Gött. 1748. 4. Rousset recueil T. XX.
p
. 220.

§. 166.

Fuͤnftes Buch.
den die Zeichen (nicht immer die Verzierungen) des Or-
dens von den Erben zuruͤckgeſandt.

Daß zwey Hoͤfe Orden deſſelben Nahmens ſtifren
koͤnnen iſt außer Zweifel, aber uͤber das Recht der Erthei-
lung ein und deſſelben Ordens iſt zwiſchen Großbriton-
nien und Spanien in Anſehung des Ordens des goldenen
Vließes g) ein beruͤhmter und noch unentſchiedener Rechts-
ſtreit entſtanden.

a) Unter den gekroͤnten Haͤuptern ſind der Kaiſer und der Koͤnig
von Boͤhmen die einzigen die keine Orden geſtiftet haben.
b) Venedig hat zwey Ritterorden, den des heil. Marcus und der
goldenen Stola, Genua den des heil. Georgs; die vereinigten
Niederlande
und die Schweiz haben keinen errichtet.
c) Ein obwohl ſehr unvollkommenes Verzeichniß der Ritterorden
findet ſich in Rammelsberg Beſchreibung aller Ritteror-
den
Berlin 1744. und in Abbildung und Beſchreibung aller
hohen Ritterorden
. Augsb. u. Leipzig 1772. 12.
d) Dieß erhellet oft ſchon aus den Statuten des Ordens ſelbſt z. B.
denen des Elephanten-Ordens, des ſchwarzen Adler-Ordens u. ſ. f.
e) Beyſpiele ſ. Moſer Verſuch Th. I. S. 333. Beytraͤge Th. I.
S. 461.
f) Wo nicht wird doch zuweilen diſpenſirt. Ob aber wie Moſer
in ſeinen Beytraͤgen Th. II. S. 549 behauptet derjenige der
einen hoͤheren Orden erhaͤlt, den geringeren den er bisher von
einem andern Hofe empfangen hatte ohne Beleidigung zuruͤck-
ſchicken koͤnne, ſcheint mir zweifelhaft und unerwieſen.
g) Dieſen in den burgundiſchen Landen geſtifteten Ritterorden hatten
ſeit Carl I. die Koͤnige von Spanien da ſie Beſitzer der Nieder-
lande waren ertheilet. Seit nach dem Tode Carls II. dieſe 1713.
1715 an Oeſterreich kamen, ſtritten Spanien und Oeſterreich ins-
beſondere zu Cambray uͤber die Ertheilung dieſes Ordens, und
dieſer Streit ward auch durch den Aachener Frieden nicht beyge-
legt. Unter vielen Schtiften ſehe man Ayrer magnum magiſte-
rium ordinis aurei Velleris
. Goͤtt. 1748. 4. Rousset recueil T. XX.
p
. 220.

§. 166.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0228" n="200"/><fw place="top" type="header">Fu&#x0364;nftes Buch.</fw><lb/>
den die Zeichen (nicht immer die Verzierungen) des Or-<lb/>
dens von den Erben zuru&#x0364;ckge&#x017F;andt.</p><lb/>
          <p>Daß zwey Ho&#x0364;fe Orden de&#x017F;&#x017F;elben Nahmens &#x017F;tifren<lb/>
ko&#x0364;nnen i&#x017F;t außer Zweifel, aber u&#x0364;ber das Recht der Erthei-<lb/>
lung ein und de&#x017F;&#x017F;elben Ordens i&#x017F;t zwi&#x017F;chen Großbriton-<lb/>
nien und Spanien in An&#x017F;ehung des Ordens des goldenen<lb/>
Vließes <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">g</hi></hi>) ein beru&#x0364;hmter und noch unent&#x017F;chiedener Rechts-<lb/>
&#x017F;treit ent&#x017F;tanden.</p><lb/>
          <note place="end" n="a)">Unter den gekro&#x0364;nten Ha&#x0364;uptern &#x017F;ind der <hi rendition="#fr">Kai&#x017F;er</hi> und der Ko&#x0364;nig<lb/>
von <hi rendition="#fr">Bo&#x0364;hmen</hi> die einzigen die keine Orden ge&#x017F;tiftet haben.</note><lb/>
          <note place="end" n="b)"><hi rendition="#fr">Venedig</hi> hat zwey Ritterorden, den des heil. Marcus und der<lb/>
goldenen Stola, <hi rendition="#fr">Genua</hi> den des heil. Georgs; die <hi rendition="#fr">vereinigten<lb/>
Niederlande</hi> und die <hi rendition="#fr">Schweiz</hi> haben keinen errichtet.</note><lb/>
          <note place="end" n="c)">Ein obwohl &#x017F;ehr unvollkommenes Verzeichniß der Ritterorden<lb/>
findet &#x017F;ich in <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Rammelsberg</hi> Be&#x017F;chreibung aller Ritteror-<lb/>
den</hi> Berlin 1744. und in Abbildung und <hi rendition="#fr">Be&#x017F;chreibung aller<lb/>
hohen Ritterorden</hi>. Augsb. u. Leipzig 1772. 12.</note><lb/>
          <note place="end" n="d)">Dieß erhellet oft &#x017F;chon aus den Statuten des Ordens &#x017F;elb&#x017F;t z. B.<lb/>
denen des Elephanten-Ordens, des &#x017F;chwarzen Adler-Ordens u. &#x017F;. f.</note><lb/>
          <note place="end" n="e)">Bey&#x017F;piele &#x017F;. <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Mo&#x017F;er</hi> Ver&#x017F;uch</hi> Th. <hi rendition="#aq">I</hi>. S. 333. <hi rendition="#fr">Beytra&#x0364;ge</hi> Th. <hi rendition="#aq">I</hi>.<lb/>
S. 461.</note><lb/>
          <note place="end" n="f)">Wo nicht wird doch zuweilen di&#x017F;pen&#x017F;irt. Ob aber wie <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Mo&#x017F;er</hi></hi><lb/>
in &#x017F;einen <hi rendition="#fr">Beytra&#x0364;gen</hi> Th. <hi rendition="#aq">II</hi>. S. 549 behauptet derjenige der<lb/>
einen ho&#x0364;heren Orden erha&#x0364;lt, den geringeren den er bisher von<lb/>
einem andern Hofe empfangen hatte ohne Beleidigung zuru&#x0364;ck-<lb/>
&#x017F;chicken ko&#x0364;nne, &#x017F;cheint mir zweifelhaft und unerwie&#x017F;en.</note><lb/>
          <note place="end" n="g)">Die&#x017F;en in den burgundi&#x017F;chen Landen ge&#x017F;tifteten Ritterorden hatten<lb/>
&#x017F;eit Carl <hi rendition="#aq">I</hi>. die Ko&#x0364;nige von Spanien da &#x017F;ie Be&#x017F;itzer der Nieder-<lb/>
lande waren ertheilet. Seit nach dem Tode Carls <hi rendition="#aq">II</hi>. die&#x017F;e 1713.<lb/>
1715 an Oe&#x017F;terreich kamen, &#x017F;tritten Spanien und Oe&#x017F;terreich ins-<lb/>
be&#x017F;ondere zu Cambray u&#x0364;ber die Ertheilung die&#x017F;es Ordens, und<lb/>
die&#x017F;er Streit ward auch durch den Aachener Frieden nicht beyge-<lb/>
legt. Unter vielen Schtiften &#x017F;ehe man <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Ayrer</hi><hi rendition="#i">magnum magi&#x017F;te-<lb/>
rium ordinis aurei Velleris</hi>. Go&#x0364;tt. 1748. 4. <hi rendition="#k">Rousset</hi> <hi rendition="#i">recueil</hi> T. XX.<lb/>
p</hi>. 220.</note>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">§. 166.</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[200/0228] Fuͤnftes Buch. den die Zeichen (nicht immer die Verzierungen) des Or- dens von den Erben zuruͤckgeſandt. Daß zwey Hoͤfe Orden deſſelben Nahmens ſtifren koͤnnen iſt außer Zweifel, aber uͤber das Recht der Erthei- lung ein und deſſelben Ordens iſt zwiſchen Großbriton- nien und Spanien in Anſehung des Ordens des goldenen Vließes g) ein beruͤhmter und noch unentſchiedener Rechts- ſtreit entſtanden. a⁾ Unter den gekroͤnten Haͤuptern ſind der Kaiſer und der Koͤnig von Boͤhmen die einzigen die keine Orden geſtiftet haben. b⁾ Venedig hat zwey Ritterorden, den des heil. Marcus und der goldenen Stola, Genua den des heil. Georgs; die vereinigten Niederlande und die Schweiz haben keinen errichtet. c⁾ Ein obwohl ſehr unvollkommenes Verzeichniß der Ritterorden findet ſich in Rammelsberg Beſchreibung aller Ritteror- den Berlin 1744. und in Abbildung und Beſchreibung aller hohen Ritterorden. Augsb. u. Leipzig 1772. 12. d⁾ Dieß erhellet oft ſchon aus den Statuten des Ordens ſelbſt z. B. denen des Elephanten-Ordens, des ſchwarzen Adler-Ordens u. ſ. f. e⁾ Beyſpiele ſ. Moſer Verſuch Th. I. S. 333. Beytraͤge Th. I. S. 461. f⁾ Wo nicht wird doch zuweilen diſpenſirt. Ob aber wie Moſer in ſeinen Beytraͤgen Th. II. S. 549 behauptet derjenige der einen hoͤheren Orden erhaͤlt, den geringeren den er bisher von einem andern Hofe empfangen hatte ohne Beleidigung zuruͤck- ſchicken koͤnne, ſcheint mir zweifelhaft und unerwieſen. g⁾ Dieſen in den burgundiſchen Landen geſtifteten Ritterorden hatten ſeit Carl I. die Koͤnige von Spanien da ſie Beſitzer der Nieder- lande waren ertheilet. Seit nach dem Tode Carls II. dieſe 1713. 1715 an Oeſterreich kamen, ſtritten Spanien und Oeſterreich ins- beſondere zu Cambray uͤber die Ertheilung dieſes Ordens, und dieſer Streit ward auch durch den Aachener Frieden nicht beyge- legt. Unter vielen Schtiften ſehe man Ayrer magnum magiſte- rium ordinis aurei Velleris. Goͤtt. 1748. 4. Rousset recueil T. XX. p. 220. §. 166.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/228
Zitationshilfe: Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/228>, abgerufen am 21.11.2024.