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Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.

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Rechte der Völker in Ansehung des Meers.
nächst angrenzenden Theilen der See, als das Einlau-
fen in die Europäischen Seehäfen, theils durch Verträge
und Herkommen, theils in Ansehung der teutschen Retchs-
stände unter einander selbst durch Gesetze d) eingeführet
ist, und nur in Ansehung der Kriegsschiffe außerhalb der
Verträge und der Nothfälle eine besondere Erlaubniß vor-
hergehn muß. (§. 74.)
3) Sowohl für die Freyheit und Sicherheit der Durchfahrt
durch Meerengen, Zölle e) und andere Ungelder, als
auch für die durch das Fluß- oder Seegebiet überhaupt
durchgeführte Waaren, transito Zölle, für die in den
Hafen eingeführten, dann wenn sie ausgeladen werden,
importations- für die auszuführenden exportations-
Zölle, für den Aufenthalt der Schiffe Hafengeld für die
auf den Strand geseegelte Grundgeld (groundage) zu
erheben f).
Unter den offenen Europäischen Meerengen ist indeß
der Sund der einzige wo für die Freyheit der Durchfahrt
ein Zoll bezahlet wird g), der mit den mehresten Völ-
kern durch Verträge festgesetzt ist h); unter den offenen
Häfen sind in Ansehung der Einfuhr die Freyhäfen von
den übrigen zu unterscheiden i).
4) Das Recht in dem ganzen Umfange des Seegebiets der
Schiffahrt der Fremden wie der Einheimischen Gesetze vor-
zuschreiben, Polizey, Gerichtbarkeit, und alle andere Ho-
heitsrechte auszuüben welches Recht zuweilen unter den
allgemeinen Nahmen der Strandgerichtbarkeit begrif-
fen wird.
a) Eigentlich versteht man unter Strand nur den Theil des Ufers
den die höchste Fluth bespült und die niedrigste Ebbe trocken
läßt. Daher nehmen einige das Wort Strandrecht in viel enge-
ren Sinn, unterscheiden es auch noch von der Strandgerichtbar-
keit. J. Schuback de iure littoris T. I. S. I. §. 1 u. f. §. 5. not. s.
b) Schuback de iure littoris S. I. §. 5
c) Auf den Flüssen welche nur durch das Gebiet eines Staats ihren
Lauf nehmen, ist die Schiffahrt den Fremden nicht durchgängig
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Rechte der Voͤlker in Anſehung des Meers.
naͤchſt angrenzenden Theilen der See, als das Einlau-
fen in die Europaͤiſchen Seehaͤfen, theils durch Vertraͤge
und Herkommen, theils in Anſehung der teutſchen Retchs-
ſtaͤnde unter einander ſelbſt durch Geſetze d) eingefuͤhret
iſt, und nur in Anſehung der Kriegsſchiffe außerhalb der
Vertraͤge und der Nothfaͤlle eine beſondere Erlaubniß vor-
hergehn muß. (§. 74.)
3) Sowohl fuͤr die Freyheit und Sicherheit der Durchfahrt
durch Meerengen, Zoͤlle e) und andere Ungelder, als
auch fuͤr die durch das Fluß- oder Seegebiet uͤberhaupt
durchgefuͤhrte Waaren, tranſito Zoͤlle, fuͤr die in den
Hafen eingefuͤhrten, dann wenn ſie ausgeladen werden,
importations- fuͤr die auszufuͤhrenden exportations-
Zoͤlle, fuͤr den Aufenthalt der Schiffe Hafengeld fuͤr die
auf den Strand geſeegelte Grundgeld (groundage) zu
erheben f).
Unter den offenen Europaͤiſchen Meerengen iſt indeß
der Sund der einzige wo fuͤr die Freyheit der Durchfahrt
ein Zoll bezahlet wird g), der mit den mehreſten Voͤl-
kern durch Vertraͤge feſtgeſetzt iſt h); unter den offenen
Haͤfen ſind in Anſehung der Einfuhr die Freyhaͤfen von
den uͤbrigen zu unterſcheiden i).
4) Das Recht in dem ganzen Umfange des Seegebiets der
Schiffahrt der Fremden wie der Einheimiſchen Geſetze vor-
zuſchreiben, Polizey, Gerichtbarkeit, und alle andere Ho-
heitsrechte auszuuͤben welches Recht zuweilen unter den
allgemeinen Nahmen der Strandgerichtbarkeit begrif-
fen wird.
a) Eigentlich verſteht man unter Strand nur den Theil des Ufers
den die hoͤchſte Fluth beſpuͤlt und die niedrigſte Ebbe trocken
laͤßt. Daher nehmen einige das Wort Strandrecht in viel enge-
ren Sinn, unterſcheiden es auch noch von der Strandgerichtbar-
keit. J. Schuback de iure littoris T. I. S. I. §. 1 u. f. §. 5. not. ſ.
b) Schuback de iure littoris S. I. §. 5
c) Auf den Fluͤſſen welche nur durch das Gebiet eines Staats ihren
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[181/0209] Rechte der Voͤlker in Anſehung des Meers. naͤchſt angrenzenden Theilen der See, als das Einlau- fen in die Europaͤiſchen Seehaͤfen, theils durch Vertraͤge und Herkommen, theils in Anſehung der teutſchen Retchs- ſtaͤnde unter einander ſelbſt durch Geſetze d) eingefuͤhret iſt, und nur in Anſehung der Kriegsſchiffe außerhalb der Vertraͤge und der Nothfaͤlle eine beſondere Erlaubniß vor- hergehn muß. (§. 74.) 3) Sowohl fuͤr die Freyheit und Sicherheit der Durchfahrt durch Meerengen, Zoͤlle e) und andere Ungelder, als auch fuͤr die durch das Fluß- oder Seegebiet uͤberhaupt durchgefuͤhrte Waaren, tranſito Zoͤlle, fuͤr die in den Hafen eingefuͤhrten, dann wenn ſie ausgeladen werden, importations- fuͤr die auszufuͤhrenden exportations- Zoͤlle, fuͤr den Aufenthalt der Schiffe Hafengeld fuͤr die auf den Strand geſeegelte Grundgeld (groundage) zu erheben f). Unter den offenen Europaͤiſchen Meerengen iſt indeß der Sund der einzige wo fuͤr die Freyheit der Durchfahrt ein Zoll bezahlet wird g), der mit den mehreſten Voͤl- kern durch Vertraͤge feſtgeſetzt iſt h); unter den offenen Haͤfen ſind in Anſehung der Einfuhr die Freyhaͤfen von den uͤbrigen zu unterſcheiden i). 4) Das Recht in dem ganzen Umfange des Seegebiets der Schiffahrt der Fremden wie der Einheimiſchen Geſetze vor- zuſchreiben, Polizey, Gerichtbarkeit, und alle andere Ho- heitsrechte auszuuͤben welches Recht zuweilen unter den allgemeinen Nahmen der Strandgerichtbarkeit begrif- fen wird. a⁾ Eigentlich verſteht man unter Strand nur den Theil des Ufers den die hoͤchſte Fluth beſpuͤlt und die niedrigſte Ebbe trocken laͤßt. Daher nehmen einige das Wort Strandrecht in viel enge- ren Sinn, unterſcheiden es auch noch von der Strandgerichtbar- keit. J. Schuback de iure littoris T. I. S. I. §. 1 u. f. §. 5. not. ſ. b⁾ Schuback de iure littoris S. I. §. 5 c⁾ Auf den Fluͤſſen welche nur durch das Gebiet eines Staats ihren Lauf nehmen, iſt die Schiffahrt den Fremden nicht durchgaͤngig frey M 3

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Zitationshilfe: Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/209>, abgerufen am 19.05.2024.