Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorbericht.
keiten, mit allen ihren zum Theil altmodischen Ver-
zierungen -- wir würden beym Tausch nur verlieren,
alte Schaumünzen gegen Assignate verwechseln.

Doch vielleicht irre ich in der zu geringen Er-
wartung von einer künftigen Europäischen Völker-
Legislation, vielleicht verführt mich unvermerkt die
Anhänglichkeit an eine Wissenschaft der in hohem Po-
saunenton eine gänzliche Revolution geweißaget wird,
vielleicht mißleitet mich die Furcht, daß manches
von dem was in diesem kleinen Buche gesagt ist nun
künftig ganz anders lauten müsse -- es ist vielleicht
der Aufklärung des letzten Lustrums dieses Jahrhun-
derts vorbehalten, in Aussprüchen der reinsten Weiß-
heit die Wohlfart der kommenden Jahrhunderte zu
gründen, Haß und Eifersucht der Völker in Bruder-
liebe umzuschaffen, Eroberungssucht von der Erde
zu verbannen, Herschsucht in Regierungskunst, Stolz
und Prachtliebe in Bescheidenheit und Simplicität
umzuwandeln, und vielleicht werden Völkerrecht und
Völkergeschichte die im 18ten Jahrhundert so oft mit
einander im Widerspruch waren, im 19ten in schön-
ster Eintracht nur ein Studium seyn -- vielleicht
aber -- und wieviel wahrscheinlicher ist dieses viel-
leicht -- ist die letzte Spur dieses Büchleins längst
vergessen, ehe zu jener großen Unternehmung der
erste Schritt geschehen ist.

Göttingen den 5ten Januar 1796.




Inhalt.

Vorbericht.
keiten, mit allen ihren zum Theil altmodiſchen Ver-
zierungen — wir wuͤrden beym Tauſch nur verlieren,
alte Schaumuͤnzen gegen Aſſignate verwechſeln.

Doch vielleicht irre ich in der zu geringen Er-
wartung von einer kuͤnftigen Europaͤiſchen Voͤlker-
Legislation, vielleicht verfuͤhrt mich unvermerkt die
Anhaͤnglichkeit an eine Wiſſenſchaft der in hohem Po-
ſaunenton eine gaͤnzliche Revolution geweißaget wird,
vielleicht mißleitet mich die Furcht, daß manches
von dem was in dieſem kleinen Buche geſagt iſt nun
kuͤnftig ganz anders lauten muͤſſe — es iſt vielleicht
der Aufklaͤrung des letzten Luſtrums dieſes Jahrhun-
derts vorbehalten, in Ausſpruͤchen der reinſten Weiß-
heit die Wohlfart der kommenden Jahrhunderte zu
gruͤnden, Haß und Eiferſucht der Voͤlker in Bruder-
liebe umzuſchaffen, Eroberungsſucht von der Erde
zu verbannen, Herſchſucht in Regierungskunſt, Stolz
und Prachtliebe in Beſcheidenheit und Simplicitaͤt
umzuwandeln, und vielleicht werden Voͤlkerrecht und
Voͤlkergeſchichte die im 18ten Jahrhundert ſo oft mit
einander im Widerſpruch waren, im 19ten in ſchoͤn-
ſter Eintracht nur ein Studium ſeyn — vielleicht
aber — und wieviel wahrſcheinlicher iſt dieſes viel-
leicht — iſt die letzte Spur dieſes Buͤchleins laͤngſt
vergeſſen, ehe zu jener großen Unternehmung der
erſte Schritt geſchehen iſt.

Goͤttingen den 5ten Januar 1796.




Inhalt.
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0020" n="XVI"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Vorbericht</hi>.</fw><lb/>
keiten, mit allen ihren zum Theil altmodi&#x017F;chen Ver-<lb/>
zierungen &#x2014; wir wu&#x0364;rden beym Tau&#x017F;ch nur verlieren,<lb/>
alte Schaumu&#x0364;nzen gegen A&#x017F;&#x017F;ignate verwech&#x017F;eln.</p><lb/>
        <p>Doch vielleicht irre ich in der zu geringen Er-<lb/>
wartung von einer ku&#x0364;nftigen Europa&#x0364;i&#x017F;chen Vo&#x0364;lker-<lb/>
Legislation, vielleicht verfu&#x0364;hrt mich unvermerkt die<lb/>
Anha&#x0364;nglichkeit an eine Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaft der in hohem Po-<lb/>
&#x017F;aunenton eine ga&#x0364;nzliche Revolution geweißaget wird,<lb/>
vielleicht mißleitet mich die Furcht, daß manches<lb/>
von dem was in die&#x017F;em kleinen Buche ge&#x017F;agt i&#x017F;t nun<lb/>
ku&#x0364;nftig ganz anders lauten mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e &#x2014; es i&#x017F;t vielleicht<lb/>
der Aufkla&#x0364;rung des letzten Lu&#x017F;trums die&#x017F;es Jahrhun-<lb/>
derts vorbehalten, in Aus&#x017F;pru&#x0364;chen der rein&#x017F;ten Weiß-<lb/>
heit die Wohlfart der kommenden Jahrhunderte zu<lb/>
gru&#x0364;nden, Haß und Eifer&#x017F;ucht der Vo&#x0364;lker in Bruder-<lb/>
liebe umzu&#x017F;chaffen, Eroberungs&#x017F;ucht von der Erde<lb/>
zu verbannen, Her&#x017F;ch&#x017F;ucht in Regierungskun&#x017F;t, Stolz<lb/>
und Prachtliebe in Be&#x017F;cheidenheit und Simplicita&#x0364;t<lb/>
umzuwandeln, und vielleicht werden Vo&#x0364;lkerrecht und<lb/>
Vo&#x0364;lkerge&#x017F;chichte die im 18ten Jahrhundert &#x017F;o oft mit<lb/>
einander im Wider&#x017F;pruch waren, im 19ten in &#x017F;cho&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;ter Eintracht nur <hi rendition="#g">ein</hi> Studium &#x017F;eyn &#x2014; vielleicht<lb/>
aber &#x2014; und wieviel wahr&#x017F;cheinlicher i&#x017F;t die&#x017F;es viel-<lb/>
leicht &#x2014; i&#x017F;t die letzte Spur die&#x017F;es Bu&#x0364;chleins la&#x0364;ng&#x017F;t<lb/>
verge&#x017F;&#x017F;en, ehe zu jener großen Unternehmung der<lb/>
er&#x017F;te Schritt ge&#x017F;chehen i&#x017F;t.</p><lb/>
        <p>Go&#x0364;ttingen den 5ten Januar 1796.</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Inhalt.</hi> </fw><lb/>
    </front>
  </text>
</TEI>
[XVI/0020] Vorbericht. keiten, mit allen ihren zum Theil altmodiſchen Ver- zierungen — wir wuͤrden beym Tauſch nur verlieren, alte Schaumuͤnzen gegen Aſſignate verwechſeln. Doch vielleicht irre ich in der zu geringen Er- wartung von einer kuͤnftigen Europaͤiſchen Voͤlker- Legislation, vielleicht verfuͤhrt mich unvermerkt die Anhaͤnglichkeit an eine Wiſſenſchaft der in hohem Po- ſaunenton eine gaͤnzliche Revolution geweißaget wird, vielleicht mißleitet mich die Furcht, daß manches von dem was in dieſem kleinen Buche geſagt iſt nun kuͤnftig ganz anders lauten muͤſſe — es iſt vielleicht der Aufklaͤrung des letzten Luſtrums dieſes Jahrhun- derts vorbehalten, in Ausſpruͤchen der reinſten Weiß- heit die Wohlfart der kommenden Jahrhunderte zu gruͤnden, Haß und Eiferſucht der Voͤlker in Bruder- liebe umzuſchaffen, Eroberungsſucht von der Erde zu verbannen, Herſchſucht in Regierungskunſt, Stolz und Prachtliebe in Beſcheidenheit und Simplicitaͤt umzuwandeln, und vielleicht werden Voͤlkerrecht und Voͤlkergeſchichte die im 18ten Jahrhundert ſo oft mit einander im Widerſpruch waren, im 19ten in ſchoͤn- ſter Eintracht nur ein Studium ſeyn — vielleicht aber — und wieviel wahrſcheinlicher iſt dieſes viel- leicht — iſt die letzte Spur dieſes Buͤchleins laͤngſt vergeſſen, ehe zu jener großen Unternehmung der erſte Schritt geſchehen iſt. Goͤttingen den 5ten Januar 1796. Inhalt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/20
Zitationshilfe: Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796, S. XVI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/20>, abgerufen am 23.11.2024.