Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.Rechte d. Völker in Ans. d. einzelnen Hoheitsrechte. einen andren in dessen Lande belangt, sich nach den Gesetzendieses Landes richten lassen muß 2) daß die Gültigkeit eines auswärts vorgenommenen Acts, Vertrags u. f. überall nach den Gesetzen beurtheilt werden muß, wo dieser Act unternommen worden b); so ist ferner möglich daß 3) Pri- vatpersonen sich in Ansehung eines geschloßenen Vertrags den Entscheidungen eines fremden Gesetzes unterworfen haben, oder auch 4) daß einem fremden Gesetz förmlich die Kraft eines subsidiarischen Rechts beygelegt worden c); so fehlt es 5) nicht an Beyspielen, wo fremden Einwohnern durch Pri- vilegia, Verträge oder Herkommen, das Recht eingeräumt worden, nach ihren eigenen Gesetzen gerichtet zu worden d), wie auch 6) nach einem allgemeinen Herkommen denjenigen Gesetzen welche den Rang und andern persönliche Vorzüge der eigenen Unterthanen bestimmen, auch im Auslande überall Kraft beygelegt wird. (§. 85.) a) Huber I. P. Univ. L. III. cap. 8. §. 7. u. f. b) Frank de conflictu inrium Cambialium diuersorum in Mantissa iuris Camb. Tit. 1. 2. 3. Hertius de collisione legum in dessen Opuscula Vol. I. P. I. p. 169. u. f. H. Cocceji de fundata in territorio et plurium locorum concurrente potestate. Exerc. curios. Vol. I. n. 54. c) Dieser Fall war in mittleren Zeiten so selten nicht, so daß z. B. das lübeckische Recht in einzelnen teutschen Staaten, das Mag- deburgische selbst in einigen polnischen Städten in subsidinm galt. Noch jetzt findet man, obwohl seltuere Beyspiele davon, insonderheit im Lehn- und Wechselrecht. d) S. z. B. den Vertrag der Stadt Hamburg mit den englischen Adventurier Kaufleuten vom Jahr 1611 in Marquard de iure Mercatorum app. p 194. Die Handelsverträge in welchen den Consuln fremder Mächte gestattet wird, die Streitigkeiten ihrer Mitbürger nach den Gesetzen ihres Landes zu richten; von Steck Handelsverträge 1782. 8. Desselben essai sur les con- suls 1790 8. Endlich das allgemeine Herkommen nach welchem ein Kriegsschiff auch in einem fremden Seegebiet seine Gericht- barkeit nach den Gesetzen seines Souverains zu üben berechtiget ist Vattel droit des gens L. I. Chap. 19. §. 216. §. 81. G 4
Rechte d. Voͤlker in Anſ. d. einzelnen Hoheitsrechte. einen andren in deſſen Lande belangt, ſich nach den Geſetzendieſes Landes richten laſſen muß 2) daß die Guͤltigkeit eines auswaͤrts vorgenommenen Acts, Vertrags u. f. uͤberall nach den Geſetzen beurtheilt werden muß, wo dieſer Act unternommen worden b); ſo iſt ferner moͤglich daß 3) Pri- vatperſonen ſich in Anſehung eines geſchloßenen Vertrags den Entſcheidungen eines fremden Geſetzes unterworfen haben, oder auch 4) daß einem fremden Geſetz foͤrmlich die Kraft eines ſubſidiariſchen Rechts beygelegt worden c); ſo fehlt es 5) nicht an Beyſpielen, wo fremden Einwohnern durch Pri- vilegia, Vertraͤge oder Herkommen, das Recht eingeraͤumt worden, nach ihren eigenen Geſetzen gerichtet zu worden d), wie auch 6) nach einem allgemeinen Herkommen denjenigen Geſetzen welche den Rang und andern perſoͤnliche Vorzuͤge der eigenen Unterthanen beſtimmen, auch im Auslande uͤberall Kraft beygelegt wird. (§. 85.) a) Huber I. P. Univ. L. III. cap. 8. §. 7. u. f. b) Frank de conflictu inrium Cambialium diuerſorum in Mantiſſa iuris Camb. Tit. 1. 2. 3. Hertius de colliſione legum in deſſen Opuſcula Vol. I. P. I. p. 169. u. f. H. Cocceji de fundata in territorio et plurium locorum concurrente poteſtate. Exerc. curios. Vol. I. n. 54. c) Dieſer Fall war in mittleren Zeiten ſo ſelten nicht, ſo daß z. B. das luͤbeckiſche Recht in einzelnen teutſchen Staaten, das Mag- deburgiſche ſelbſt in einigen polniſchen Staͤdten in ſubſidinm galt. Noch jetzt findet man, obwohl ſeltuere Beyſpiele davon, inſonderheit im Lehn- und Wechſelrecht. d) S. z. B. den Vertrag der Stadt Hamburg mit den engliſchen Adventurier Kaufleuten vom Jahr 1611 in Marquard de iure Mercatorum app. p 194. Die Handelsvertraͤge in welchen den Conſuln fremder Maͤchte geſtattet wird, die Streitigkeiten ihrer Mitbuͤrger nach den Geſetzen ihres Landes zu richten; von Steck Handelsvertraͤge 1782. 8. Deſſelben eſſai ſur les con- ſuls 1790 8. Endlich das allgemeine Herkommen nach welchem ein Kriegsſchiff auch in einem fremden Seegebiet ſeine Gericht- barkeit nach den Geſetzen ſeines Souverains zu uͤben berechtiget iſt Vattel droit des gens L. I. Chap. 19. §. 216. §. 81. G 4
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Rechte d. Voͤlker in Anſ. d. einzelnen Hoheitsrechte.
einen andren in deſſen Lande belangt, ſich nach den Geſetzen
dieſes Landes richten laſſen muß 2) daß die Guͤltigkeit
eines auswaͤrts vorgenommenen Acts, Vertrags u. f. uͤberall
nach den Geſetzen beurtheilt werden muß, wo dieſer Act
unternommen worden b); ſo iſt ferner moͤglich daß 3) Pri-
vatperſonen ſich in Anſehung eines geſchloßenen Vertrags
den Entſcheidungen eines fremden Geſetzes unterworfen haben,
oder auch 4) daß einem fremden Geſetz foͤrmlich die Kraft
eines ſubſidiariſchen Rechts beygelegt worden c); ſo fehlt es
5) nicht an Beyſpielen, wo fremden Einwohnern durch Pri-
vilegia, Vertraͤge oder Herkommen, das Recht eingeraͤumt
worden, nach ihren eigenen Geſetzen gerichtet zu worden d),
wie auch 6) nach einem allgemeinen Herkommen denjenigen
Geſetzen welche den Rang und andern perſoͤnliche Vorzuͤge
der eigenen Unterthanen beſtimmen, auch im Auslande
uͤberall Kraft beygelegt wird. (§. 85.)
a⁾ Huber I. P. Univ. L. III. cap. 8. §. 7. u. f.
b⁾ Frank de conflictu inrium Cambialium diuerſorum in Mantiſſa iuris
Camb. Tit. 1. 2. 3. Hertius de colliſione legum in deſſen Opuſcula
Vol. I. P. I. p. 169. u. f. H. Cocceji de fundata in territorio et
plurium locorum concurrente poteſtate. Exerc. curios. Vol. I. n. 54.
c⁾ Dieſer Fall war in mittleren Zeiten ſo ſelten nicht, ſo daß z. B.
das luͤbeckiſche Recht in einzelnen teutſchen Staaten, das Mag-
deburgiſche ſelbſt in einigen polniſchen Staͤdten in ſubſidinm
galt. Noch jetzt findet man, obwohl ſeltuere Beyſpiele davon,
inſonderheit im Lehn- und Wechſelrecht.
d⁾ S. z. B. den Vertrag der Stadt Hamburg mit den engliſchen
Adventurier Kaufleuten vom Jahr 1611 in Marquard de iure
Mercatorum app. p 194. Die Handelsvertraͤge in welchen den
Conſuln fremder Maͤchte geſtattet wird, die Streitigkeiten ihrer
Mitbuͤrger nach den Geſetzen ihres Landes zu richten; von
Steck Handelsvertraͤge 1782. 8. Deſſelben eſſai ſur les con-
ſuls 1790 8. Endlich das allgemeine Herkommen nach welchem
ein Kriegsſchiff auch in einem fremden Seegebiet ſeine Gericht-
barkeit nach den Geſetzen ſeines Souverains zu uͤben berechtiget
iſt Vattel droit des gens L. I. Chap. 19. §. 216.
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