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Marperger, Paul Jacob: Das Wohl-eingerichtete Seminarium Militare. Dresden, 1724.

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demie gethan, dahero soiche auch (wegen der durch die Einsamkeit beförderten Ge-
legenheit zum Studieren) viel Jahre lang in guten Flor gestanden, Engeland
hätte sein Invaliden-Hauß und Collegium, in welchen auch die zur Marine de-
stini
rte Jugend in allerhand darzu gehörigen Wissenschafften unterrichtet würde,
zu Chelsev, eine Meile von Londen, an der Tems angeleget.

Wann auch ein solches Seminarium der vielen darzu gehörigen Gebäu
wegen, einen grossen Raum erforderte, solcher aber in Residentz- und andern
grossen Städten mehrentheils sehr kostbar wäre, überdem auch die Victualien
in solchen weit theurer als auf dem Land und in kleinen Provinzien seyn, in grossen
Städten auch die zu militarischen Studiis und Exercitiis gewiedmete Jugend,
weit mehr durch allerhand Gesellschafften und Objecta, von ihren Haupt-Zweck
als auf dem Land distrahiret würde, als wären solches ebenfalls schon Beweg-
Ursachen, warum man dergleichen Seminaria und Academien nicht so süglich in
denen Städten, als auf dem Land anlegen solte.

Allein wer siehet nicht hieraus, daß diese vor das Entfernen der Ritter-
und Cadets-Academien von denen grossen Städten angeführte Rationes, bey
weiten nicht denen vorigen, die das Gegentheil behaupten, die Wage halten
können, dann was kürtzlich die angesührte Römische Angarias betrifft, so waren
solche bey dieser grossen Weltbeherrscherin der Stadt Rom, mit etlich tausend
Tyronibus angesüllet, dagegen in unsern heutigen Academien derselben kaum
etliche hundert seyn, welche auch überdem gantz andere und höhere Studia (zu-
mahl bey jetzund so hoch gestiegener Kriegs-Kunst und Exercitiis,) als jene
treiben müssen, dannenhero auch gantz andere Gebäude und Zimmer als jene
darzu nöthig haben, der Einwurff von denen Fürsten-Schulen, die vornehm-
lich auff die Humaniora eingerichtet, item von fast eben zu dergleichen Zweck
angestellten Academien, zu welchen hernach nur etliche Adeliche Exercitia gefü-
get worden, beantwortet sich damit, daß hier die Absicht mehr auff Militaria
und was einen künfftigen zu des Vaterlandes Diensten gewiedmeten Soldaten
an Kriegs-Studiis und Exercitiis zu wissen nöthig, als auff Civilia gerichtet sey,
und endlich fällt auch der Einwurff von denen Invaliden (die freylich nicht in
grosse Städte, wie künfftig in einen besondern Tractat soll gewiesen werden,
gehören,) gantz weg, weil wir hier mit gesunder frischer Jugend deren Thun
und Lassen man allezeit vor Augen haben muß, nicht aber mit alten Emeritis
und preßhafften Leuten zu thun haben, was auch wegen des grossen Raums,
welchen eine solche Cadets-Academie einnehmen mochte, will vorgewendet wer-
den, so darff man nur die heutige bequeme und compendieuse Bau-Art, die in
dergleichen Militair-Gebäuden gehalten wird, vornehmlich aber die allhier in
Alt-Dreßden an einem stillen, gesunden und lustigeu Orte, angelegte Ritter-

und
E 2

demie gethan, dahero ſoíche auch (wegen der durch die Einſamkeit befoͤrderten Ge-
legenheit zum Studieren) viel Jahre lang in guten Flor geſtanden, Engeland
haͤtte ſein Invaliden-Hauß und Collegium, in welchen auch die zur Marine de-
ſtini
rte Jugend in allerhand darzu gehoͤrigen Wiſſenſchafften unterrichtet wuͤrde,
zu Chelſev, eine Meile von Londen, an der Tems angeleget.

Wann auch ein ſolches Seminarium der vielen darzu gehoͤrigen Gebaͤu
wegen, einen groſſen Raum erforderte, ſolcher aber in Reſidentz- und andern
groſſen Staͤdten mehrentheils ſehr koſtbar waͤre, uͤberdem auch die Victualien
in ſolchen weit theurer als auf dem Land und in kleinen Provinzien ſeyn, in groſſen
Staͤdten auch die zu militariſchen Studiis und Exercitiis gewiedmete Jugend,
weit mehr durch allerhand Geſellſchafften und Objecta, von ihren Haupt-Zweck
als auf dem Land diſtrahiret wuͤrde, als waͤren ſolches ebenfalls ſchon Beweg-
Urſachen, warum man dergleichen Seminaria und Academien nicht ſo ſuͤglich in
denen Staͤdten, als auf dem Land anlegen ſolte.

Allein wer ſiehet nicht hieraus, daß dieſe vor das Entfernen der Ritter-
und Cadets-Academien von denen groſſen Staͤdten angefuͤhrte Rationes, bey
weiten nicht denen vorigen, die das Gegentheil behaupten, die Wage halten
koͤnnen, dann was kuͤrtzlich die angeſuͤhrte Roͤmiſche Angarias betrifft, ſo waren
ſolche bey dieſer groſſen Weltbeherrſcherin der Stadt Rom, mit etlich tauſend
Tyronibus angeſuͤllet, dagegen in unſern heutigen Academien derſelben kaum
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mahl bey jetzund ſo hoch geſtiegener Kriegs-Kunſt und Exercitiis,) als jene
treiben muͤſſen, dannenhero auch gantz andere Gebaͤude und Zimmer als jene
darzu noͤthig haben, der Einwurff von denen Fuͤrſten-Schulen, die vornehm-
lich auff die Humaniora eingerichtet, item von faſt eben zu dergleichen Zweck
angeſtellten Academien, zu welchen hernach nur etliche Adeliche Exercitia gefuͤ-
get worden, beantwortet ſich damit, daß hier die Abſicht mehr auff Militaria
und was einen kuͤnfftigen zu des Vaterlandes Dienſten gewiedmeten Soldaten
an Kriegs-Studiis und Exercitiis zu wiſſen noͤthig, als auff Civilia gerichtet ſey,
und endlich faͤllt auch der Einwurff von denen Invaliden (die freylich nicht in
groſſe Staͤdte, wie kuͤnfftig in einen beſondern Tractat ſoll gewieſen werden,
gehoͤren,) gantz weg, weil wir hier mit geſunder friſcher Jugend deren Thun
und Laſſen man allezeit vor Augen haben muß, nicht aber mit alten Emeritis
und preßhafften Leuten zu thun haben, was auch wegen des groſſen Raums,
welchen eine ſolche Cadets-Academie einnehmen mochte, will vorgewendet wer-
den, ſo darff man nur die heutige bequeme und compendieuſe Bau-Art, die in
dergleichen Militair-Gebaͤuden gehalten wird, vornehmlich aber die allhier in
Alt-Dreßden an einem ſtillen, geſunden und luſtigeu Orte, angelegte Ritter-

und
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[35/0035] demie gethan, dahero ſoíche auch (wegen der durch die Einſamkeit befoͤrderten Ge- legenheit zum Studieren) viel Jahre lang in guten Flor geſtanden, Engeland haͤtte ſein Invaliden-Hauß und Collegium, in welchen auch die zur Marine de- ſtinirte Jugend in allerhand darzu gehoͤrigen Wiſſenſchafften unterrichtet wuͤrde, zu Chelſev, eine Meile von Londen, an der Tems angeleget. Wann auch ein ſolches Seminarium der vielen darzu gehoͤrigen Gebaͤu wegen, einen groſſen Raum erforderte, ſolcher aber in Reſidentz- und andern groſſen Staͤdten mehrentheils ſehr koſtbar waͤre, uͤberdem auch die Victualien in ſolchen weit theurer als auf dem Land und in kleinen Provinzien ſeyn, in groſſen Staͤdten auch die zu militariſchen Studiis und Exercitiis gewiedmete Jugend, weit mehr durch allerhand Geſellſchafften und Objecta, von ihren Haupt-Zweck als auf dem Land diſtrahiret wuͤrde, als waͤren ſolches ebenfalls ſchon Beweg- Urſachen, warum man dergleichen Seminaria und Academien nicht ſo ſuͤglich in denen Staͤdten, als auf dem Land anlegen ſolte. Allein wer ſiehet nicht hieraus, daß dieſe vor das Entfernen der Ritter- und Cadets-Academien von denen groſſen Staͤdten angefuͤhrte Rationes, bey weiten nicht denen vorigen, die das Gegentheil behaupten, die Wage halten koͤnnen, dann was kuͤrtzlich die angeſuͤhrte Roͤmiſche Angarias betrifft, ſo waren ſolche bey dieſer groſſen Weltbeherrſcherin der Stadt Rom, mit etlich tauſend Tyronibus angeſuͤllet, dagegen in unſern heutigen Academien derſelben kaum etliche hundert ſeyn, welche auch uͤberdem gantz andere und hoͤhere Studia (zu- mahl bey jetzund ſo hoch geſtiegener Kriegs-Kunſt und Exercitiis,) als jene treiben muͤſſen, dannenhero auch gantz andere Gebaͤude und Zimmer als jene darzu noͤthig haben, der Einwurff von denen Fuͤrſten-Schulen, die vornehm- lich auff die Humaniora eingerichtet, item von faſt eben zu dergleichen Zweck angeſtellten Academien, zu welchen hernach nur etliche Adeliche Exercitia gefuͤ- get worden, beantwortet ſich damit, daß hier die Abſicht mehr auff Militaria und was einen kuͤnfftigen zu des Vaterlandes Dienſten gewiedmeten Soldaten an Kriegs-Studiis und Exercitiis zu wiſſen noͤthig, als auff Civilia gerichtet ſey, und endlich faͤllt auch der Einwurff von denen Invaliden (die freylich nicht in groſſe Staͤdte, wie kuͤnfftig in einen beſondern Tractat ſoll gewieſen werden, gehoͤren,) gantz weg, weil wir hier mit geſunder friſcher Jugend deren Thun und Laſſen man allezeit vor Augen haben muß, nicht aber mit alten Emeritis und preßhafften Leuten zu thun haben, was auch wegen des groſſen Raums, welchen eine ſolche Cadets-Academie einnehmen mochte, will vorgewendet wer- den, ſo darff man nur die heutige bequeme und compendieuſe Bau-Art, die in dergleichen Militair-Gebaͤuden gehalten wird, vornehmlich aber die allhier in Alt-Dreßden an einem ſtillen, geſunden und luſtigeu Orte, angelegte Ritter- und E 2

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Das Wohl-eingerichtete Seminarium Militare. Dresden, 1724, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_militare_1724/35>, abgerufen am 24.11.2024.