Marperger, Paul Jacob: Das Wohl-eingerichtete Seminarium Militare. Dresden, 1724.wie rohe sie noch in Pietate, Moribus und solchen Studiis seyn, die doch einen Von der Beschaffenheit des Verstandes auff die Beschaffenheit des Leibes Da auch einen Landes-Herrn daran gelegen, daß seine Noblesse im Land zum D 3
wie rohe ſie noch in Pietate, Moribus und ſolchen Studiis ſeyn, die doch einen Von der Beſchaffenheit des Verſtandes auff die Beſchaffenheit des Leibes Da auch einen Landes-Herrn daran gelegen, daß ſeine Nobleſſe im Land zum D 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0029" n="29"/> wie rohe ſie noch in <hi rendition="#aq">Pietate, Moribus</hi> und ſolchen <hi rendition="#aq">Studiis</hi> ſeyn, die doch einen<lb/> jungen Menſchen, wann er auch gleich keiner von Adel waͤr, unentbehrlich ſeyn,<lb/> ich will nur ſetzen, etwas leſen, ſchreiben und rechnen, auch etwan die <hi rendition="#aq">Funda-<lb/> menta</hi> in der Lateiniſchen Sprache zu wiſſen, da ihnen nun ſolches auch bey<lb/> wohlhabenden Eltern mangelt, ſo iſt es ein Zeichen von deroſelben uͤblen <hi rendition="#aq">Con-<lb/> duite</hi> in Anſehung ihrer Kinder-Zucht, und eine gantz und gar nicht an Stands-<lb/> Perſonen zu lobende Art, als welche billich, wo nicht durch ein Landes, doch<lb/> durch das einem jeden Menſchen eingepraͤgte <hi rendition="#aq">Moral-</hi>Geſetze ſolte abgeſchaffet,<lb/> und ihnen das Exempel der Heydniſchen Roͤmer vorgeſtellet werden, denen ihre<lb/> in die Kriegs-Schul geſchickte Soͤhne, alle ſchon fertig leſen und ſchreiben wiſſen,<lb/> auch einigen Vorſchmack von frembden Sprachen haben muſten, in Betrachtung,<lb/> daß wer auff dergleichen und andern hohen Schulen nicht ſelbſt eine vorge-<lb/> ſammlete Wiſſenſchafft in dieſer oder jener <hi rendition="#aq">Diſciplin</hi> und <hi rendition="#aq">Studio</hi> mit ſich brin-<lb/> get, auch ſelten was rechtſchaffenes darinn mit ſich hinaus nehme.</p><lb/> <p>Von der Beſchaffenheit des Verſtandes auff die Beſchaffenheit des Leibes<lb/> zu kommen, ſo iſt zuvor ſchon gemeldet worden, wie <hi rendition="#aq">delicat</hi> in dieſem Stuͤck<lb/> die alten Roͤmer geweſen, ehe ſie einen jungen Menſchen in ihre Kriegs-Schul<lb/> und unter ihre <hi rendition="#aq">Tirones</hi> auff- und angenommen, ob heutigs Tags ſolches bey<lb/> vielen <hi rendition="#aq">Cadets-Compagni</hi>en oder <hi rendition="#aq">Academi</hi>en, die der Landes-Herr auff ſeine Un-<lb/> koſten haͤlt, <hi rendition="#aq">obſervir</hi>et werde, ſtelle ich dahin, wann manchen die Natur das-<lb/> jenige, was zu einen kuͤnfftigen <hi rendition="#aq">robuſt</hi>en Kriegs-Mann gehoͤret, verſaget hat,<lb/> und daß er ſolches wann er gleich funfftzig Jahr noch lebte, nicht erlangen wer-<lb/> de, von ihn nicht zu hoffen ſtehet, warumb ſolte dann ein ſolcher Menſch, in<lb/> eine <hi rendition="#aq">militairi</hi>ſche <hi rendition="#aq">Academie,</hi> und nicht vielmehr in eine ſolche, in welcher er<lb/> dem Vaterland in <hi rendition="#aq">Civilibus</hi> und mit dem Kopff zu dienen lernen kan, auffge-<lb/> nommen werden.</p><lb/> <p>Da auch einen Landes-Herrn daran gelegen, daß ſeine <hi rendition="#aq">Nobleſſe</hi> im Land<lb/> ſtets in guten Flor erhalten werde, ſolches aber anderſt nicht als durch eine<lb/> tugendhaffte <hi rendition="#aq">Education,</hi> <hi rendition="#i">(</hi>welche hernach alles dasjenige, was einen <hi rendition="#aq">Nobilem<lb/> qualificir</hi>et machet, in ſich ſchlieſſet,) erlanget werden kan, indeſſen aber wie<lb/> der Augenſchein beweiſet, viel Vermoͤgende von Adel ihre Kinder ohne ſonder-<lb/> bahre <hi rendition="#aq">Education</hi> und <hi rendition="#aq">Information</hi> biß in ihr Mannbares Alter bey ſich behal-<lb/> ten, in der Meynung, daß wie ſie ſelbſt ohne andere Wiſſenſchafft, auſſer nur<lb/> was etwan ein Stuͤck von der Hauß-<hi rendition="#aq">Oeconomie</hi> ſeyn moͤchte, fortgekommen<lb/> ſeyn, alſo es auch ihren Soͤhnen nicht darinn ermangeln wuͤrde, ſo iſt ſolches<lb/> ein ſo ſchweres Land-Gebrechen, welches auch einer <hi rendition="#aq">publiqu</hi>en <hi rendition="#aq">Remedir</hi>ung be-<lb/> darff, und dannenhero nach dem Exempel der Roͤmer dergleichen vornehmen<lb/> Leuten <hi rendition="#aq">publica lege</hi> ſolte aufferleget werden, entweder ihre Kinder, ſo ſie ſolche<lb/> <fw place="bottom" type="sig">D 3</fw><fw place="bottom" type="catch">zum</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [29/0029]
wie rohe ſie noch in Pietate, Moribus und ſolchen Studiis ſeyn, die doch einen
jungen Menſchen, wann er auch gleich keiner von Adel waͤr, unentbehrlich ſeyn,
ich will nur ſetzen, etwas leſen, ſchreiben und rechnen, auch etwan die Funda-
menta in der Lateiniſchen Sprache zu wiſſen, da ihnen nun ſolches auch bey
wohlhabenden Eltern mangelt, ſo iſt es ein Zeichen von deroſelben uͤblen Con-
duite in Anſehung ihrer Kinder-Zucht, und eine gantz und gar nicht an Stands-
Perſonen zu lobende Art, als welche billich, wo nicht durch ein Landes, doch
durch das einem jeden Menſchen eingepraͤgte Moral-Geſetze ſolte abgeſchaffet,
und ihnen das Exempel der Heydniſchen Roͤmer vorgeſtellet werden, denen ihre
in die Kriegs-Schul geſchickte Soͤhne, alle ſchon fertig leſen und ſchreiben wiſſen,
auch einigen Vorſchmack von frembden Sprachen haben muſten, in Betrachtung,
daß wer auff dergleichen und andern hohen Schulen nicht ſelbſt eine vorge-
ſammlete Wiſſenſchafft in dieſer oder jener Diſciplin und Studio mit ſich brin-
get, auch ſelten was rechtſchaffenes darinn mit ſich hinaus nehme.
Von der Beſchaffenheit des Verſtandes auff die Beſchaffenheit des Leibes
zu kommen, ſo iſt zuvor ſchon gemeldet worden, wie delicat in dieſem Stuͤck
die alten Roͤmer geweſen, ehe ſie einen jungen Menſchen in ihre Kriegs-Schul
und unter ihre Tirones auff- und angenommen, ob heutigs Tags ſolches bey
vielen Cadets-Compagnien oder Academien, die der Landes-Herr auff ſeine Un-
koſten haͤlt, obſerviret werde, ſtelle ich dahin, wann manchen die Natur das-
jenige, was zu einen kuͤnfftigen robuſten Kriegs-Mann gehoͤret, verſaget hat,
und daß er ſolches wann er gleich funfftzig Jahr noch lebte, nicht erlangen wer-
de, von ihn nicht zu hoffen ſtehet, warumb ſolte dann ein ſolcher Menſch, in
eine militairiſche Academie, und nicht vielmehr in eine ſolche, in welcher er
dem Vaterland in Civilibus und mit dem Kopff zu dienen lernen kan, auffge-
nommen werden.
Da auch einen Landes-Herrn daran gelegen, daß ſeine Nobleſſe im Land
ſtets in guten Flor erhalten werde, ſolches aber anderſt nicht als durch eine
tugendhaffte Education, (welche hernach alles dasjenige, was einen Nobilem
qualificiret machet, in ſich ſchlieſſet,) erlanget werden kan, indeſſen aber wie
der Augenſchein beweiſet, viel Vermoͤgende von Adel ihre Kinder ohne ſonder-
bahre Education und Information biß in ihr Mannbares Alter bey ſich behal-
ten, in der Meynung, daß wie ſie ſelbſt ohne andere Wiſſenſchafft, auſſer nur
was etwan ein Stuͤck von der Hauß-Oeconomie ſeyn moͤchte, fortgekommen
ſeyn, alſo es auch ihren Soͤhnen nicht darinn ermangeln wuͤrde, ſo iſt ſolches
ein ſo ſchweres Land-Gebrechen, welches auch einer publiquen Remedirung be-
darff, und dannenhero nach dem Exempel der Roͤmer dergleichen vornehmen
Leuten publica lege ſolte aufferleget werden, entweder ihre Kinder, ſo ſie ſolche
zum
D 3
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