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Marperger, Paul Jacob: Das Wohl-eingerichtete Seminarium Militare. Dresden, 1724.

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nen eine Ehre suche, die Wollüste und den Reichthum zu fliehen, man lasse sie die
Ungerechtigkeit, das Lügen, und die Weichlichkeit vor solche Laster halten, welche
ehrloß machen, man gewöhne sie von erster Jugend an das Lob der Helden zu
singen, welche löbliche Thaten vor ihr Vaterland verrichtet, und in denen
Treffen ihre Tapferkeit kund gethan haben, man ziehe sie auff, daß sie den
Todt weniger, als den geringsten Vorwurff ihres Gewissens fürchten, haupt-
sächlich aber ist es von nöthen, öffentliche Schulen zu bestellen, die Jugend zu
den[e]n stärcksten Ubungen des Leibs anzugewöhnen, ihnen die Weichlichkeit und
den Müßiggang zu verleiten, als welche die allerschönsten Naturen verderben,
voraus aber lasse man sie nicht aus den Kriegs-Exercitio kommen, dann dadurch
wird sie unvermerckt geschwächet, der Muth wird fallen, die Wollüste werden
die Sitten verderben, die andere Völcker aber hernach gar keine Mühe brau-
chen, sie zu überwinden, und da sie das Ungemach, welches der Krieg mit sich
zu schleppen pfleget, vermeiden wollen, werden sie darüber in eine so viel be-
schwerlichere Dienstbarkeit verfallen, nachdem es aber auch sehr gefährlich ist, im
Land selbst krieg zu haben, weil man sich durch solchen, wann man auch gleich
in seinem Lager die Victoriam mit [K]etten angefesselt hätte, zugleich mit denen
Feinden auffreibet, das Land von Volck entblösset, die Aecker ungebauet lie-
gen läst, die Commercia störet, die besten Gefetze schwächet, der Einwohner Sit-
ten verderbet, und die freyen Künste unterdrücket, die Gerechtigkeit und Policey
auch zu Kriegs-Zeiten sehr gekräncket wird, als wäre es der zum Krieg desti-
nirton
Jugend halber besser, wann man selbige auch auff frembden kriegs-
Theatris umbsehen, und die Erfahrung dessen, was sie daselbst gesehen, hernach in
dem Vaterlande zu Nutz machen liesse, auff welche Weise man allezeit eine Krie-
gerische und tapffere Jugend auff den Beinen haben kan, ohne daß man deß-
falls Krieg im Lande haben dörffe, dann das wahre Mittel den Krieg zu entfer-
nen, ist dieses, daß man einen langen Frieden erhielte, in solchen aber sich doch
auff die Waffen lege, und die in solcher Prosession berühmte Leute werth halte,
auch allezeit von seiner eigenen Landes-Jugend eine genugsame Anzahl bey der
Hand habe, die schon in ausländischen Kriegs-Diensten gewesen, und die
Disciplin und Manier wissen, wie man die Feinde bekriegen soll.

CAPUT II.

Von der Eintheilung solcher Seminariorum in Adeliche
und Bürgerliche, auch woher die Jugend zu nehmen, weiche in
solchen zur Kriegs-Kunst und Ritterlichen Exercitiis soll aufferzo-
gen und angewiesen werden.

Diese

nen eine Ehre ſuche, die Wolluͤſte und den Reichthum zu fliehen, man laſſe ſie die
Ungerechtigkeit, das Luͤgen, und die Weichlichkeit vor ſolche Laſter halten, welche
ehrloß machen, man gewoͤhne ſie von erſter Jugend an das Lob der Helden zu
ſingen, welche loͤbliche Thaten vor ihr Vaterland verrichtet, und in denen
Treffen ihre Tapferkeit kund gethan haben, man ziehe ſie auff, daß ſie den
Todt weniger, als den geringſten Vorwurff ihres Gewiſſens fuͤrchten, haupt-
ſaͤchlich aber iſt es von noͤthen, oͤffentliche Schulen zu beſtellen, die Jugend zu
den[e]n ſtaͤrckſten Ubungen des Leibs anzugewoͤhnen, ihnen die Weichlichkeit und
den Muͤßiggang zu verleiten, als welche die allerſchoͤnſten Naturen verderben,
voraus aber laſſe man ſie nicht aus den Kriegs-Exercitio kommen, dann dadurch
wird ſie unvermerckt geſchwaͤchet, der Muth wird fallen, die Wolluͤſte werden
die Sitten verderben, die andere Voͤlcker aber hernach gar keine Muͤhe brau-
chen, ſie zu uͤberwinden, und da ſie das Ungemach, welches der Krieg mit ſich
zu ſchleppen pfleget, vermeiden wollen, werden ſie daruͤber in eine ſo viel be-
ſchwerlichere Dienſtbarkeit verfallen, nachdem es aber auch ſehr gefaͤhrlich iſt, im
Land ſelbſt krieg zu haben, weil man ſich durch ſolchen, wann man auch gleich
in ſeinem Lager die Victoriam mit [K]etten angefeſſelt haͤtte, zugleich mit denen
Feinden auffreibet, das Land von Volck entbloͤſſet, die Aecker ungebauet lie-
gen laͤſt, die Commercia ſtoͤret, die beſten Gefetze ſchwaͤchet, der Einwohner Sit-
ten verderbet, und die freyen Kuͤnſte unterdruͤcket, die Gerechtigkeit und Policey
auch zu Kriegs-Zeiten ſehr gekraͤncket wird, als waͤre es der zum Krieg deſti-
nirton
Jugend halber beſſer, wann man ſelbige auch auff frembden kriegs-
Theatris umbſehen, und die Erfahrung deſſen, was ſie daſelbſt geſehen, hernach in
dem Vaterlande zu Nutz machen lieſſe, auff welche Weiſe man allezeit eine Krie-
geriſche und tapffere Jugend auff den Beinen haben kan, ohne daß man deß-
falls Krieg im Lande haben doͤrffe, dann das wahre Mittel den Krieg zu entfer-
nen, iſt dieſes, daß man einen langen Frieden erhielte, in ſolchen aber ſich doch
auff die Waffen lege, und die in ſolcher Proſeſſion beruͤhmte Leute werth halte,
auch allezeit von ſeiner eigenen Landes-Jugend eine genugſame Anzahl bey der
Hand habe, die ſchon in auslaͤndiſchen Kriegs-Dienſten geweſen, und die
Diſciplin und Manier wiſſen, wie man die Feinde bekriegen ſoll.

CAPUT II.

Von der Eintheilung ſolcher Seminariorum in Adeliche
und Buͤrgerliche, auch woher die Jugend zu nehmen, weiche in
ſolchen zur Kriegs-Kunſt und Ritterlichen Exercitiis ſoll aufferzo-
gen und angewieſen werden.

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Das Wohl-eingerichtete Seminarium Militare. Dresden, 1724, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_militare_1724/18>, abgerufen am 21.11.2024.