Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

Examen der Kauffinanns-Diener.
len/ eigentlich darzu/ daß erstlich ein junger Mensch
dadurch angereitzet werde/ seine Jugend-Zeit in sei-
nen Lehr- und Dienst-Jahren nicht übel anzuwen-
den/ sondern was Rechtschaffenes zu lernen/ damit
er heut oder morgen/ sich und die Seinigen ehrlich
ernehren/ und in dem Examine auch wohl bestehen
möge/ zumal/ da unterschiedliche vornehme und kluge
Kauffleute/ als Räthe/ Beysitzers/ und auch wohl/
als Examinatores, dabey vorhanden/ welche so
gleich aus des Candidati seinen Antworten und dem
Examine, welches über seine Conduite und Capa-
ci
tät angestellet wird/ urtheilen/ und nach solchen ih-
me auch wohl ihre Gunst und Gewogenheit/ sonder-
lich aber ein gutes Vertrauen und Credit zu stellen/
welches vor einem jungen Anfänger/ offt besser/ als
baares Geld/ zu seyn/ pfleget.

Zweytens/ so bringet auch ein solches Exa-
mini
ren und Untersuchen der Qualitäten/ des Leibes
und des Verstands an einen solchen Menschen/ wel-
cher in die Kauffmanns-Matricul will Auf- und an-
genommen werden/ eine gute Ordnung mit sich/
und daß hernach ein solcher rechtmässiger Weiß auf-
genommener junger Anfänger/ auf seine ordentliche
Reception trotzen/ und ungescheuet seinen Handel
und Wandel fortsetzen kan; dahingegen ein nicht
recipirter/ oder der nicht zur rechten Thür in den
Schaaf-Stall eingegangen/ immer/ wie ein furcht-
samer Böhn-Haase bey verschlossenen Thüren sich
halten muß/ auch wann ihm etwas Widriges zu-
stösset/ keines Schutzes noch Hülffes bey dem löbli-
chen Corpore Mercatorum, weil er dessen Mit-
Glied nicht ist/ sich zu getrösten hat; Ja/ er hat auch

vor
D d 3

Examen der Kauffinanns-Diener.
len/ eigentlich darzu/ daß erſtlich ein junger Menſch
dadurch angereitzet werde/ ſeine Jugend-Zeit in ſei-
nen Lehr- und Dienſt-Jahren nicht uͤbel anzuwen-
den/ ſondern was Rechtſchaffenes zu lernen/ damit
er heut oder morgen/ ſich und die Seinigen ehrlich
ernehren/ und in dem Examine auch wohl beſtehen
moͤge/ zumal/ da unterſchiedliche vornehme und kluge
Kauffleute/ als Raͤthe/ Beyſitzers/ und auch wohl/
als Examinatores, dabey vorhanden/ welche ſo
gleich aus des Candidati ſeinen Antworten und dem
Examine, welches uͤber ſeine Conduite und Capa-
ci
taͤt angeſtellet wird/ urtheilen/ und nach ſolchen ih-
me auch wohl ihre Gunſt und Gewogenheit/ ſonder-
lich aber ein gutes Vertrauen und Credit zu ſtellen/
welches vor einem jungen Anfaͤnger/ offt beſſer/ als
baares Geld/ zu ſeyn/ pfleget.

Zweytens/ ſo bringet auch ein ſolches Exa-
mini
ren und Unterſuchen der Qualitaͤten/ des Leibes
und des Verſtands an einen ſolchen Menſchen/ wel-
cher in die Kauffmanns-Matricul will Auf- und an-
genommen werden/ eine gute Ordnung mit ſich/
und daß hernach ein ſolcher rechtmaͤſſiger Weiß auf-
genommener junger Anfaͤnger/ auf ſeine ordentliche
Reception trotzen/ und ungeſcheuet ſeinen Handel
und Wandel fortſetzen kan; dahingegen ein nicht
recipirter/ oder der nicht zur rechten Thuͤr in den
Schaaf-Stall eingegangen/ immer/ wie ein furcht-
ſamer Boͤhn-Haaſe bey verſchloſſenen Thuͤren ſich
halten muß/ auch wann ihm etwas Widriges zu-
ſtoͤſſet/ keines Schutzes noch Huͤlffes bey dem loͤbli-
chen Corpore Mercatorum, weil er deſſen Mit-
Glied nicht iſt/ ſich zu getroͤſten hat; Ja/ er hat auch

vor
D d 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0447" n="421"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Examen</hi> der Kauffinanns-Diener.</hi></fw><lb/>
len/ eigentlich darzu/ daß er&#x017F;tlich ein junger Men&#x017F;ch<lb/>
dadurch angereitzet werde/ &#x017F;eine Jugend-Zeit in &#x017F;ei-<lb/>
nen Lehr- und Dien&#x017F;t-Jahren nicht u&#x0364;bel anzuwen-<lb/>
den/ &#x017F;ondern was Recht&#x017F;chaffenes zu lernen/ damit<lb/>
er heut oder morgen/ &#x017F;ich und die Seinigen ehrlich<lb/>
ernehren/ und in dem <hi rendition="#aq">Examine</hi> auch wohl be&#x017F;tehen<lb/>
mo&#x0364;ge/ zumal/ da unter&#x017F;chiedliche vornehme und kluge<lb/>
Kauffleute/ als Ra&#x0364;the/ Bey&#x017F;itzers/ und auch wohl/<lb/>
als <hi rendition="#aq">Examinatores,</hi> dabey vorhanden/ welche &#x017F;o<lb/>
gleich aus des <hi rendition="#aq">Candidati</hi> &#x017F;einen Antworten und dem<lb/><hi rendition="#aq">Examine,</hi> welches u&#x0364;ber &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Conduite</hi> und <hi rendition="#aq">Capa-<lb/>
ci</hi>ta&#x0364;t ange&#x017F;tellet wird/ urtheilen/ und nach &#x017F;olchen ih-<lb/>
me auch wohl ihre Gun&#x017F;t und Gewogenheit/ &#x017F;onder-<lb/>
lich aber ein gutes Vertrauen und Credit zu &#x017F;tellen/<lb/>
welches vor einem jungen Anfa&#x0364;nger/ offt be&#x017F;&#x017F;er/ als<lb/>
baares Geld/ zu &#x017F;eyn/ pfleget.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Zweytens/</hi> &#x017F;o bringet auch ein &#x017F;olches <hi rendition="#aq">Exa-<lb/>
mini</hi>ren und Unter&#x017F;uchen der <hi rendition="#aq">Quali</hi>ta&#x0364;ten/ des Leibes<lb/>
und des Ver&#x017F;tands an einen &#x017F;olchen Men&#x017F;chen/ wel-<lb/>
cher in die Kauffmanns-<hi rendition="#aq">Matricul</hi> will Auf- und an-<lb/>
genommen werden/ eine gute Ordnung mit &#x017F;ich/<lb/>
und daß hernach ein &#x017F;olcher rechtma&#x0364;&#x017F;&#x017F;iger Weiß auf-<lb/>
genommener junger Anfa&#x0364;nger/ auf &#x017F;eine ordentliche<lb/><hi rendition="#aq">Recepti</hi>on trotzen/ und unge&#x017F;cheuet &#x017F;einen Handel<lb/>
und Wandel fort&#x017F;etzen kan; dahingegen ein nicht<lb/><hi rendition="#aq">recipi</hi>rter/ oder der nicht zur rechten Thu&#x0364;r in den<lb/>
Schaaf-Stall eingegangen/ immer/ wie ein furcht-<lb/>
&#x017F;amer Bo&#x0364;hn-Haa&#x017F;e bey ver&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;enen Thu&#x0364;ren &#x017F;ich<lb/>
halten muß/ auch wann ihm etwas Widriges zu-<lb/>
&#x017F;to&#x0364;&#x017F;&#x017F;et/ keines Schutzes noch Hu&#x0364;lffes bey dem lo&#x0364;bli-<lb/>
chen <hi rendition="#aq">Corpore Mercatorum,</hi> weil er de&#x017F;&#x017F;en Mit-<lb/>
Glied nicht i&#x017F;t/ &#x017F;ich zu getro&#x0364;&#x017F;ten hat; Ja/ er hat auch<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#b">D d 3</hi></fw><fw place="bottom" type="catch">vor</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[421/0447] Examen der Kauffinanns-Diener. len/ eigentlich darzu/ daß erſtlich ein junger Menſch dadurch angereitzet werde/ ſeine Jugend-Zeit in ſei- nen Lehr- und Dienſt-Jahren nicht uͤbel anzuwen- den/ ſondern was Rechtſchaffenes zu lernen/ damit er heut oder morgen/ ſich und die Seinigen ehrlich ernehren/ und in dem Examine auch wohl beſtehen moͤge/ zumal/ da unterſchiedliche vornehme und kluge Kauffleute/ als Raͤthe/ Beyſitzers/ und auch wohl/ als Examinatores, dabey vorhanden/ welche ſo gleich aus des Candidati ſeinen Antworten und dem Examine, welches uͤber ſeine Conduite und Capa- citaͤt angeſtellet wird/ urtheilen/ und nach ſolchen ih- me auch wohl ihre Gunſt und Gewogenheit/ ſonder- lich aber ein gutes Vertrauen und Credit zu ſtellen/ welches vor einem jungen Anfaͤnger/ offt beſſer/ als baares Geld/ zu ſeyn/ pfleget. Zweytens/ ſo bringet auch ein ſolches Exa- miniren und Unterſuchen der Qualitaͤten/ des Leibes und des Verſtands an einen ſolchen Menſchen/ wel- cher in die Kauffmanns-Matricul will Auf- und an- genommen werden/ eine gute Ordnung mit ſich/ und daß hernach ein ſolcher rechtmaͤſſiger Weiß auf- genommener junger Anfaͤnger/ auf ſeine ordentliche Reception trotzen/ und ungeſcheuet ſeinen Handel und Wandel fortſetzen kan; dahingegen ein nicht recipirter/ oder der nicht zur rechten Thuͤr in den Schaaf-Stall eingegangen/ immer/ wie ein furcht- ſamer Boͤhn-Haaſe bey verſchloſſenen Thuͤren ſich halten muß/ auch wann ihm etwas Widriges zu- ſtoͤſſet/ keines Schutzes noch Huͤlffes bey dem loͤbli- chen Corpore Mercatorum, weil er deſſen Mit- Glied nicht iſt/ ſich zu getroͤſten hat; Ja/ er hat auch vor D d 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/447
Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/447>, abgerufen am 23.11.2024.