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Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.

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Caput XI.
zu machen hat/ und folglich so viel weniger difficul-
ti
ren darff/ denjenigen/ der sich solcher Gestalt an-
mrldet/ in ihre Kauffmännische Matricul einzu-
schreiben.

Hierbey kan ich nicht umhin/ daß ich nicht noch
eine kleine Anmerckung/ über die an vielen Orten/
titulo Valde Oneroso erkauffte Kauffmännische
Freyheit oder Meisterschafft machen sollte/ indem
es manchen jungen Anfänger/ welcher an sich selbst
ein gutes Subjectum ist/ wohl hundert und mehr
Thaler bey seiner Reception kostet. Wann man nun
hierzu auch die übele Gewonheit/ der kostbaren Hoch-
zeiten ingleichen/ was ohne solche ein junger Mensch
zu seiner Einrichtung/ in seine eigene Haushaltung
haben muß/ rechnen will/ so wird man befinden/
daß manchen dadurch ein Capitalgen aus den Hän-
den gehe/ mit welchem er in seiner künfftigen Hand-
lung fchon etwas hätte verdienen können; ohne ist
es zwar nicht/ daß pro Receptione etwas gegeben
werden müsse/ ich wollte aber/ daß/ so wohl bey
Kauff-als Handwercks-Leuten/ das/ solcher Gestalt
erlegte Meister-Geld zu etwas besseres/ als Fressen
und Sauffen/ (wie bey den meisten geschiehet) ange-
wendet wird/ und daß man vielmehr dergleichen bey
der Kauffmannschafft einfliessende Receptions-
Gelder/ und andere Revenüen mehr/ zur Beförde-
rung der Schifffarth/ Sicherheit der Negotien/
heilsamen Stifftungen/ (darunter sonderlich die
Montes-Pietatis oder Leyh-Häuser. Jtem die Sub-
sidia
seyn/ von welchen arme/ alte/ und ohne ihr Ver-
schulden in Abgang der Nahrung gekommene
Kauff- und andere nothdürfftige Leute könten unter-

halten

Caput XI.
zu machen hat/ und folglich ſo viel weniger difficul-
ti
ren darff/ denjenigen/ der ſich ſolcher Geſtalt an-
mrldet/ in ihre Kauffmaͤnniſche Matricul einzu-
ſchreiben.

Hierbey kan ich nicht umhin/ daß ich nicht noch
eine kleine Anmerckung/ uͤber die an vielen Orten/
titulo Valdè Oneroſo erkauffte Kauffmaͤnniſche
Freyheit oder Meiſterſchafft machen ſollte/ indem
es manchen jungen Anfaͤnger/ welcher an ſich ſelbſt
ein gutes Subjectum iſt/ wohl hundert und mehr
Thaler bey ſeiner Reception koſtet. Wann man nun
hierzu auch die uͤbele Gewonheit/ der koſtbaren Hoch-
zeiten ingleichen/ was ohne ſolche ein junger Menſch
zu ſeiner Einrichtung/ in ſeine eigene Haushaltung
haben muß/ rechnen will/ ſo wird man befinden/
daß manchen dadurch ein Capitalgen aus den Haͤn-
den gehe/ mit welchem er in ſeiner kuͤnfftigen Hand-
lung fchon etwas haͤtte verdienen koͤnnen; ohne iſt
es zwar nicht/ daß pro Receptione etwas gegeben
werden muͤſſe/ ich wollte aber/ daß/ ſo wohl bey
Kauff-als Handwercks-Leuten/ das/ ſolcher Geſtalt
erlegte Meiſter-Geld zu etwas beſſeres/ als Freſſen
und Sauffen/ (wie bey den meiſten geſchiehet) ange-
wendet wird/ und daß man vielmehr dergleichen bey
der Kauffmannſchafft einflieſſende Receptions-
Gelder/ und andere Revenüen mehr/ zur Befoͤrde-
rung der Schifffarth/ Sicherheit der Negotien/
heilſamen Stifftungen/ (darunter ſonderlich die
Montes-Pietatis oder Leyh-Haͤuſer. Jtem die Sub-
ſidia
ſeyn/ von welchen arme/ alte/ und ohne ihr Ver-
ſchulden in Abgang der Nahrung gekommene
Kauff- und andere nothduͤrfftige Leute koͤnten unter-

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[418/0444] Caput XI. zu machen hat/ und folglich ſo viel weniger difficul- tiren darff/ denjenigen/ der ſich ſolcher Geſtalt an- mrldet/ in ihre Kauffmaͤnniſche Matricul einzu- ſchreiben. Hierbey kan ich nicht umhin/ daß ich nicht noch eine kleine Anmerckung/ uͤber die an vielen Orten/ titulo Valdè Oneroſo erkauffte Kauffmaͤnniſche Freyheit oder Meiſterſchafft machen ſollte/ indem es manchen jungen Anfaͤnger/ welcher an ſich ſelbſt ein gutes Subjectum iſt/ wohl hundert und mehr Thaler bey ſeiner Reception koſtet. Wann man nun hierzu auch die uͤbele Gewonheit/ der koſtbaren Hoch- zeiten ingleichen/ was ohne ſolche ein junger Menſch zu ſeiner Einrichtung/ in ſeine eigene Haushaltung haben muß/ rechnen will/ ſo wird man befinden/ daß manchen dadurch ein Capitalgen aus den Haͤn- den gehe/ mit welchem er in ſeiner kuͤnfftigen Hand- lung fchon etwas haͤtte verdienen koͤnnen; ohne iſt es zwar nicht/ daß pro Receptione etwas gegeben werden muͤſſe/ ich wollte aber/ daß/ ſo wohl bey Kauff-als Handwercks-Leuten/ das/ ſolcher Geſtalt erlegte Meiſter-Geld zu etwas beſſeres/ als Freſſen und Sauffen/ (wie bey den meiſten geſchiehet) ange- wendet wird/ und daß man vielmehr dergleichen bey der Kauffmannſchafft einflieſſende Receptions- Gelder/ und andere Revenüen mehr/ zur Befoͤrde- rung der Schifffarth/ Sicherheit der Negotien/ heilſamen Stifftungen/ (darunter ſonderlich die Montes-Pietatis oder Leyh-Haͤuſer. Jtem die Sub- ſidia ſeyn/ von welchen arme/ alte/ und ohne ihr Ver- ſchulden in Abgang der Nahrung gekommene Kauff- und andere nothduͤrfftige Leute koͤnten unter- halten

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 418. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/444>, abgerufen am 16.07.2024.