Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

Caput XI.
Besten Speculation und so ferner neue und gute
Anstalten zu machen.

Ein junger Anfänger des Tuch-Handels/
müste erstlich über das/ was ein gutes Tuch sey/
und bedeute/ dann auch über die vielerhand Arten
derselben und den Unterschied der Wolle/ auch wie
jede derselben im Preiß und Qualität sey/ befraget
werden; Ferner könte man sich erkundigen/ ob er
im Aus- oder Jnländischen Tuch seinen eigenen Han-
del am meisten anzustellen gedächte/ ob er die Tü-
cher roh einkauffe/ und solche selbst färben und zu-
bereiten lassen wollte/ oder/ ob er sie gantz fertig ein-
kauffen würde; indem ersten Fall müste man ihn
ferner fragen/ um die an einer jeden Art Tücher
erforderten/ so wohl innerlichen als äusserlichen
Qualitäten/ an Breite/ Länge/ Farb und Berei-
tung. Wann er selbsten zu färben gedächte/ müste
man ihn über die Quantität und Qualität der In-
gredienti
en an Farb-Waaren/ zu einem jeden
Stück Tuch/ befragen/ auch ob ihme/ was deßfalls
der hohen Lands- oder Stadt Obrigkeit/ so wohl
im Färben als Zubereiten und Schauen ihre Ord-
nung wäre/ bekandt sey; ob er sich derselben gemäß
zu verhalten gedächte. Da auch ein Commercien-
Collegium
mercken sollte/ daß ein solcher junger
Candidatus noch hier oder dar was vergessen/ gar
nicht wüste oder erfahren hätte/ auch etwan vor-
hero noch gewisse Praestanda, bey einer oder der
andern Zunfft oder Jnnung praestiren müste/ kön-
te selbiges ihn dessen freundlich erinnern/ und ihme/
so viel als an dem Collegio ist/ allen Vorschub thun;
wie dann ein solches Commercien-Collegium

nicht

Caput XI.
Beſten Speculation und ſo ferner neue und gute
Anſtalten zu machen.

Ein junger Anfaͤnger des Tuch-Handels/
muͤſte erſtlich uͤber das/ was ein gutes Tuch ſey/
und bedeute/ dann auch uͤber die vielerhand Arten
derſelben und den Unterſchied der Wolle/ auch wie
jede derſelben im Preiß und Qualitaͤt ſey/ befraget
werden; Ferner koͤnte man ſich erkundigen/ ob er
im Aus- oder Jnlaͤndiſchen Tuch ſeinen eigenen Han-
del am meiſten anzuſtellen gedaͤchte/ ob er die Tuͤ-
cher roh einkauffe/ und ſolche ſelbſt faͤrben und zu-
bereiten laſſen wollte/ oder/ ob er ſie gantz fertig ein-
kauffen wuͤrde; indem erſten Fall muͤſte man ihn
ferner fragen/ um die an einer jeden Art Tuͤcher
erforderten/ ſo wohl innerlichen als aͤuſſerlichen
Qualitaͤten/ an Breite/ Laͤnge/ Farb und Berei-
tung. Wann er ſelbſten zu faͤrben gedaͤchte/ muͤſte
man ihn uͤber die Quantitaͤt und Qualitaͤt der In-
gredienti
en an Farb-Waaren/ zu einem jeden
Stuͤck Tuch/ befragen/ auch ob ihme/ was deßfalls
der hohen Lands- oder Stadt Obrigkeit/ ſo wohl
im Faͤrben als Zubereiten und Schauen ihre Ord-
nung waͤre/ bekandt ſey; ob er ſich derſelben gemaͤß
zu verhalten gedaͤchte. Da auch ein Commercien-
Collegium
mercken ſollte/ daß ein ſolcher junger
Candidatus noch hier oder dar was vergeſſen/ gar
nicht wuͤſte oder erfahren haͤtte/ auch etwan vor-
hero noch gewiſſe Præſtanda, bey einer oder der
andern Zunfft oder Jnnung præſtiren muͤſte/ koͤn-
te ſelbiges ihn deſſen freundlich erinnern/ und ihme/
ſo viel als an dem Collegio iſt/ allen Vorſchub thun;
wie dann ein ſolches Commercien-Collegium

nicht
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0438" n="412"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Caput XI.</hi></hi></fw><lb/>
Be&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Speculation</hi> und &#x017F;o ferner neue und gute<lb/>
An&#x017F;talten zu machen.</p><lb/>
          <p>Ein junger Anfa&#x0364;nger des Tuch-Handels/<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;te er&#x017F;tlich u&#x0364;ber das/ was ein gutes Tuch &#x017F;ey/<lb/>
und bedeute/ dann auch u&#x0364;ber die vielerhand Arten<lb/>
der&#x017F;elben und den Unter&#x017F;chied der Wolle/ auch wie<lb/>
jede der&#x017F;elben im Preiß und <hi rendition="#aq">Quali</hi>ta&#x0364;t &#x017F;ey/ befraget<lb/>
werden; Ferner ko&#x0364;nte man &#x017F;ich erkundigen/ ob er<lb/>
im Aus- oder Jnla&#x0364;ndi&#x017F;chen Tuch &#x017F;einen eigenen Han-<lb/>
del am mei&#x017F;ten anzu&#x017F;tellen geda&#x0364;chte/ ob er die Tu&#x0364;-<lb/>
cher roh einkauffe/ und &#x017F;olche &#x017F;elb&#x017F;t fa&#x0364;rben und zu-<lb/>
bereiten la&#x017F;&#x017F;en wollte/ oder/ ob er &#x017F;ie gantz fertig ein-<lb/>
kauffen wu&#x0364;rde; indem er&#x017F;ten Fall mu&#x0364;&#x017F;te man ihn<lb/>
ferner fragen/ um die an einer jeden Art Tu&#x0364;cher<lb/>
erforderten/ &#x017F;o wohl innerlichen als a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlichen<lb/><hi rendition="#aq">Quali</hi>ta&#x0364;ten/ an Breite/ La&#x0364;nge/ Farb und Berei-<lb/>
tung. Wann er &#x017F;elb&#x017F;ten zu fa&#x0364;rben geda&#x0364;chte/ mu&#x0364;&#x017F;te<lb/>
man ihn u&#x0364;ber die <hi rendition="#aq">Quanti</hi>ta&#x0364;t und <hi rendition="#aq">Quali</hi>ta&#x0364;t der <hi rendition="#aq">In-<lb/>
gredienti</hi>en an Farb-Waaren/ zu einem jeden<lb/>
Stu&#x0364;ck Tuch/ befragen/ auch ob ihme/ was deßfalls<lb/>
der hohen Lands- oder Stadt Obrigkeit/ &#x017F;o wohl<lb/>
im Fa&#x0364;rben als Zubereiten und Schauen ihre Ord-<lb/>
nung wa&#x0364;re/ bekandt &#x017F;ey; ob er &#x017F;ich der&#x017F;elben gema&#x0364;ß<lb/>
zu verhalten geda&#x0364;chte. Da auch ein <hi rendition="#aq">Commercien-<lb/>
Collegium</hi> mercken &#x017F;ollte/ daß ein &#x017F;olcher junger<lb/><hi rendition="#aq">Candidatus</hi> noch hier oder dar was verge&#x017F;&#x017F;en/ gar<lb/>
nicht wu&#x0364;&#x017F;te oder erfahren ha&#x0364;tte/ auch etwan vor-<lb/>
hero noch gewi&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Præ&#x017F;tanda,</hi> bey einer oder der<lb/>
andern Zunfft oder Jnnung <hi rendition="#aq">præ&#x017F;ti</hi>ren mu&#x0364;&#x017F;te/ ko&#x0364;n-<lb/>
te &#x017F;elbiges ihn de&#x017F;&#x017F;en freundlich erinnern/ und ihme/<lb/>
&#x017F;o viel als an dem <hi rendition="#aq">Collegio</hi> i&#x017F;t/ allen Vor&#x017F;chub thun;<lb/>
wie dann ein &#x017F;olches <hi rendition="#aq">Commercien-Collegium</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[412/0438] Caput XI. Beſten Speculation und ſo ferner neue und gute Anſtalten zu machen. Ein junger Anfaͤnger des Tuch-Handels/ muͤſte erſtlich uͤber das/ was ein gutes Tuch ſey/ und bedeute/ dann auch uͤber die vielerhand Arten derſelben und den Unterſchied der Wolle/ auch wie jede derſelben im Preiß und Qualitaͤt ſey/ befraget werden; Ferner koͤnte man ſich erkundigen/ ob er im Aus- oder Jnlaͤndiſchen Tuch ſeinen eigenen Han- del am meiſten anzuſtellen gedaͤchte/ ob er die Tuͤ- cher roh einkauffe/ und ſolche ſelbſt faͤrben und zu- bereiten laſſen wollte/ oder/ ob er ſie gantz fertig ein- kauffen wuͤrde; indem erſten Fall muͤſte man ihn ferner fragen/ um die an einer jeden Art Tuͤcher erforderten/ ſo wohl innerlichen als aͤuſſerlichen Qualitaͤten/ an Breite/ Laͤnge/ Farb und Berei- tung. Wann er ſelbſten zu faͤrben gedaͤchte/ muͤſte man ihn uͤber die Quantitaͤt und Qualitaͤt der In- gredientien an Farb-Waaren/ zu einem jeden Stuͤck Tuch/ befragen/ auch ob ihme/ was deßfalls der hohen Lands- oder Stadt Obrigkeit/ ſo wohl im Faͤrben als Zubereiten und Schauen ihre Ord- nung waͤre/ bekandt ſey; ob er ſich derſelben gemaͤß zu verhalten gedaͤchte. Da auch ein Commercien- Collegium mercken ſollte/ daß ein ſolcher junger Candidatus noch hier oder dar was vergeſſen/ gar nicht wuͤſte oder erfahren haͤtte/ auch etwan vor- hero noch gewiſſe Præſtanda, bey einer oder der andern Zunfft oder Jnnung præſtiren muͤſte/ koͤn- te ſelbiges ihn deſſen freundlich erinnern/ und ihme/ ſo viel als an dem Collegio iſt/ allen Vorſchub thun; wie dann ein ſolches Commercien-Collegium nicht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/438
Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 412. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/438>, abgerufen am 27.11.2024.