Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

Caput IV.
dens wie jene machen dörffen/ die gemeiniglich lang-
same und stehende Hände schreiben/ auch theils der-
selben fast bey jedem halben Blat die Feder corrigi-
ren und schärffen müssen/ wann sie ferner damit fort
schreiben wollen; hingegen stehen auch die allzuge-
sch wind forgeschobene und verzogene Hände/ wel-
che manche Kauffmanns-Dieners sich angewöhnet/
sehr übel/ also/ daß man aus einem gantzen Brief/
welcher solcher Gestalt geschrieben/ bey ihren ohne
dem schlechten Stylo, offt mehr errathen muß/ als sich
daraus lesen läßt. Bey welcher Gelegenheit wir
nicht umhin können/ da wir von dem Kauffmänni-
schen Brief-Stylo reden/ unfern geschickten Han-
dels-Diener auch den wohlmeinenden Rath zu er-
theilen/ daß einige derselben sich etwas mehr auf ei-
ne gute und wohlgesetztere Schreib-Art als diejenige
ist/ deren sie sich bißher/ sonderlich im Schreiben an
andere/ als Kauffmännischen Standes-Personen
gebrauchet haben/ befleißigen möchten/ massen bey
etlichen derselben solche/ wann sie auch an hohe Ci-
vil -
oder Militair - Standes/ oder an gelehrte
Personen geschrieben/ so sehr nach den Kauffmann
und dem Contoir (so wohl was die Titular-als
den Stylum selbst/ samt der Unter- und Aufschrifft
betreffen) geschmecket hat/ ja so viel von Krämer-
Latein/ und von Frantzösischen und Jtaliänischen
Wörtern/ von uso, costi refactie, danno, va-
luta, provenu, raggione, impiegho &c.
darinn
gewesen/ daß man sogleich die Profession des Con-
cipientens
daraus hat erkennen können; ob ich nun
wohl die meisten damit entschuldigen muß/ daß es
mit ihnen nach dem gemeinen Sprichwort heisse/ ul-

tra

Caput IV.
dens wie jene machen doͤrffen/ die gemeiniglich lang-
ſame und ſtehende Haͤnde ſchreiben/ auch theils der-
ſelben faſt bey jedem halben Blat die Feder corrigi-
ren und ſchaͤrffen muͤſſen/ wann ſie ferner damit fort
ſchreiben wollen; hingegen ſtehen auch die allzuge-
ſch wind forgeſchobene und verzogene Haͤnde/ wel-
che manche Kauffmanns-Dieners ſich angewoͤhnet/
ſehr uͤbel/ alſo/ daß man aus einem gantzen Brief/
welcher ſolcher Geſtalt geſchrieben/ bey ihren ohne
dem ſchlechten Stylo, offt mehr errathen muß/ als ſich
daraus leſen laͤßt. Bey welcher Gelegenheit wir
nicht umhin koͤnnen/ da wir von dem Kauffmaͤnni-
ſchen Brief-Stylo reden/ unfern geſchickten Han-
dels-Diener auch den wohlmeinenden Rath zu er-
theilen/ daß einige derſelben ſich etwas mehr auf ei-
ne gute und wohlgeſetztere Schreib-Art als diejenige
iſt/ deren ſie ſich bißher/ ſonderlich im Schreiben an
andere/ als Kauffmaͤnniſchen Standes-Perſonen
gebrauchet haben/ befleißigen moͤchten/ maſſen bey
etlichen derſelben ſolche/ wann ſie auch an hohe Ci-
vil ‒
oder Militair ‒ Standes/ oder an gelehrte
Perſonen geſchrieben/ ſo ſehr nach den Kauffmann
und dem Contoir (ſo wohl was die Titular-als
den Stylum ſelbſt/ ſamt der Unter- und Aufſchrifft
betreffen) geſchmecket hat/ ja ſo viel von Kraͤmer-
Latein/ und von Frantzoͤſiſchen und Jtaliaͤniſchen
Woͤrtern/ von uſo, coſti refactie, danno, va-
luta, provenu, raggione, impiegho &c.
darinn
geweſen/ daß man ſogleich die Profeſſion des Con-
cipientens
daraus hat erkennen koͤnnen; ob ich nun
wohl die meiſten damit entſchuldigen muß/ daß es
mit ihnen nach dem gemeinen Sprichwort heiſſe/ ul-

tra
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0228" n="204"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Caput IV.</hi></hi></fw><lb/>
dens wie jene machen do&#x0364;rffen/ die gemeiniglich lang-<lb/>
&#x017F;ame und &#x017F;tehende Ha&#x0364;nde &#x017F;chreiben/ auch theils der-<lb/>
&#x017F;elben fa&#x017F;t bey jedem halben Blat die Feder <hi rendition="#aq">corrigi-</hi><lb/>
ren und &#x017F;cha&#x0364;rffen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ wann &#x017F;ie ferner damit fort<lb/>
&#x017F;chreiben wollen; hingegen &#x017F;tehen auch die allzuge-<lb/>
&#x017F;ch wind forge&#x017F;chobene und verzogene Ha&#x0364;nde/ wel-<lb/>
che manche Kauffmanns-Dieners &#x017F;ich angewo&#x0364;hnet/<lb/>
&#x017F;ehr u&#x0364;bel/ al&#x017F;o/ daß man aus einem gantzen Brief/<lb/>
welcher &#x017F;olcher Ge&#x017F;talt ge&#x017F;chrieben/ bey ihren ohne<lb/>
dem &#x017F;chlechten <hi rendition="#aq">Stylo,</hi> offt mehr errathen muß/ als &#x017F;ich<lb/>
daraus le&#x017F;en la&#x0364;ßt. Bey welcher Gelegenheit wir<lb/>
nicht umhin ko&#x0364;nnen/ da wir von dem Kauffma&#x0364;nni-<lb/>
&#x017F;chen Brief-<hi rendition="#aq">Stylo</hi> reden/ unfern ge&#x017F;chickten Han-<lb/>
dels-Diener auch den wohlmeinenden Rath zu er-<lb/>
theilen/ daß einige der&#x017F;elben &#x017F;ich etwas mehr auf ei-<lb/>
ne gute und wohlge&#x017F;etztere Schreib-Art als diejenige<lb/>
i&#x017F;t/ deren &#x017F;ie &#x017F;ich bißher/ &#x017F;onderlich im Schreiben an<lb/>
andere/ als Kauffma&#x0364;nni&#x017F;chen Standes-Per&#x017F;onen<lb/>
gebrauchet haben/ befleißigen mo&#x0364;chten/ ma&#x017F;&#x017F;en bey<lb/>
etlichen der&#x017F;elben &#x017F;olche/ wann &#x017F;ie auch an hohe <hi rendition="#aq">Ci-<lb/>
vil &#x2012;</hi> oder <hi rendition="#aq">Militair &#x2012;</hi> Standes/ oder an gelehrte<lb/>
Per&#x017F;onen ge&#x017F;chrieben/ &#x017F;o &#x017F;ehr nach den Kauffmann<lb/>
und dem <hi rendition="#aq">Contoir</hi> (&#x017F;o wohl was die <hi rendition="#aq">Titular-</hi>als<lb/>
den <hi rendition="#aq">Stylum</hi> &#x017F;elb&#x017F;t/ &#x017F;amt der Unter- und Auf&#x017F;chrifft<lb/>
betreffen) ge&#x017F;chmecket hat/ ja &#x017F;o viel von Kra&#x0364;mer-<lb/>
Latein/ und von Frantzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen und Jtalia&#x0364;ni&#x017F;chen<lb/>
Wo&#x0364;rtern/ von <hi rendition="#aq">u&#x017F;o, co&#x017F;ti refactie, danno, va-<lb/>
luta, provenu, raggione, impiegho &amp;c.</hi> darinn<lb/>
gewe&#x017F;en/ daß man &#x017F;ogleich die <hi rendition="#aq">Profe&#x017F;&#x017F;ion</hi> des <hi rendition="#aq">Con-<lb/>
cipientens</hi> daraus hat erkennen ko&#x0364;nnen; ob ich nun<lb/>
wohl die mei&#x017F;ten damit ent&#x017F;chuldigen muß/ daß es<lb/>
mit ihnen nach dem gemeinen Sprichwort hei&#x017F;&#x017F;e/ <hi rendition="#aq">ul-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">tra</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[204/0228] Caput IV. dens wie jene machen doͤrffen/ die gemeiniglich lang- ſame und ſtehende Haͤnde ſchreiben/ auch theils der- ſelben faſt bey jedem halben Blat die Feder corrigi- ren und ſchaͤrffen muͤſſen/ wann ſie ferner damit fort ſchreiben wollen; hingegen ſtehen auch die allzuge- ſch wind forgeſchobene und verzogene Haͤnde/ wel- che manche Kauffmanns-Dieners ſich angewoͤhnet/ ſehr uͤbel/ alſo/ daß man aus einem gantzen Brief/ welcher ſolcher Geſtalt geſchrieben/ bey ihren ohne dem ſchlechten Stylo, offt mehr errathen muß/ als ſich daraus leſen laͤßt. Bey welcher Gelegenheit wir nicht umhin koͤnnen/ da wir von dem Kauffmaͤnni- ſchen Brief-Stylo reden/ unfern geſchickten Han- dels-Diener auch den wohlmeinenden Rath zu er- theilen/ daß einige derſelben ſich etwas mehr auf ei- ne gute und wohlgeſetztere Schreib-Art als diejenige iſt/ deren ſie ſich bißher/ ſonderlich im Schreiben an andere/ als Kauffmaͤnniſchen Standes-Perſonen gebrauchet haben/ befleißigen moͤchten/ maſſen bey etlichen derſelben ſolche/ wann ſie auch an hohe Ci- vil ‒ oder Militair ‒ Standes/ oder an gelehrte Perſonen geſchrieben/ ſo ſehr nach den Kauffmann und dem Contoir (ſo wohl was die Titular-als den Stylum ſelbſt/ ſamt der Unter- und Aufſchrifft betreffen) geſchmecket hat/ ja ſo viel von Kraͤmer- Latein/ und von Frantzoͤſiſchen und Jtaliaͤniſchen Woͤrtern/ von uſo, coſti refactie, danno, va- luta, provenu, raggione, impiegho &c. darinn geweſen/ daß man ſogleich die Profeſſion des Con- cipientens daraus hat erkennen koͤnnen; ob ich nun wohl die meiſten damit entſchuldigen muß/ daß es mit ihnen nach dem gemeinen Sprichwort heiſſe/ ul- tra

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/228
Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/228>, abgerufen am 03.05.2024.