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Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.

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Caput IV.
und auf alles ein wachendes Auge haben muß/
nicht zufrieden seyende/ daß er nur sein Pensum
oder Tag-Arbeit verrichte; sondern er muß auch die
unter ihm stehende ein gleiches zu thun anhalten/
und so viel ihme möglich/ und an Authorität ein-
geräumet/ dahin trachten/ daß dem Handels-Prin-
cipali
viel Sorg und Müh benommen/ auch ohne
sein Erinnern und Befehl freywillig und exact,
was in der Handlung bey Waaren oder Scripturen
zu thun vorfält/ gethan/ und nichts auf den morgen-
den Tag verschoben werde.

Was ferner bemeldte Scripturen/ und sonder-
lich die zuführende Correspondenz anbelanget/
muß ein Handels-Diener den Jnhalt aller einge-
lauffenen Briefe/ in so fern sein Principal nicht et-
wann aus ein und andern sich etwas reserviret/
und ins geheim behalten wolte/ sich wohl bekannt
machen/ damit er so gleich wisse/ was etwann dar-
auf zu antworten seyn möchte/ worzu wir ihm dann
einen deutlichen und wohl-gefaßten Stylum, der
weder zu lang/ noch zu kurtz/ zu ausschweiffend oder
zu dunckel sey/ recommandiren wollen/ wobey wir
aber gleich zweyerley vorher zu berühren haben/
nehmlich es kan entweder ein Handes-Diener/ La-
teinisch/ Frantzösisch/ Jtaliänisch und Holländisch/
allzusamm/ oder eine von diesen vier Sprachen in
Perfection, oder doch beyläufftig alle/ oder eine der-
selben in so weit/ daß er passablement darinnen
Reden und Schreiben kan/ und sich nicht darinn
verkauffen lassen darff/ oder er weiß gar nichts da-
von. Jn dem ersten Fall rathe ich ihm/ wie es
dann auch löblich stehet/ und zu Befestigung sei-

nes

Caput IV.
und auf alles ein wachendes Auge haben muß/
nicht zufrieden ſeyende/ daß er nur ſein Penſum
oder Tag-Arbeit verrichte; ſondern er muß auch die
unter ihm ſtehende ein gleiches zu thun anhalten/
und ſo viel ihme moͤglich/ und an Authoritaͤt ein-
geraͤumet/ dahin trachten/ daß dem Handels-Prin-
cipali
viel Sorg und Muͤh benommen/ auch ohne
ſein Erinnern und Befehl freywillig und exact,
was in der Handlung bey Waaren oder Scripturen
zu thun vorfaͤlt/ gethan/ und nichts auf den morgen-
den Tag verſchoben werde.

Was ferner bemeldte Scripturen/ und ſonder-
lich die zufuͤhrende Correſpondenz anbelanget/
muß ein Handels-Diener den Jnhalt aller einge-
lauffenen Briefe/ in ſo fern ſein Principal nicht et-
wann aus ein und andern ſich etwas reſerviret/
und ins geheim behalten wolte/ ſich wohl bekannt
machen/ damit er ſo gleich wiſſe/ was etwann dar-
auf zu antworten ſeyn moͤchte/ worzu wir ihm dann
einen deutlichen und wohl-gefaßten Stylum, der
weder zu lang/ noch zu kurtz/ zu ausſchweiffend oder
zu dunckel ſey/ recommandiren wollen/ wobey wir
aber gleich zweyerley vorher zu beruͤhren haben/
nehmlich es kan entweder ein Handes-Diener/ La-
teiniſch/ Frantzoͤſiſch/ Jtaliaͤniſch und Hollaͤndiſch/
allzuſamm/ oder eine von dieſen vier Sprachen in
Perfection, oder doch beylaͤufftig alle/ oder eine der-
ſelben in ſo weit/ daß er paſſablement darinnen
Reden und Schreiben kan/ und ſich nicht darinn
verkauffen laſſen darff/ oder er weiß gar nichts da-
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dann auch loͤblich ſtehet/ und zu Befeſtigung ſei-

nes
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[192/0216] Caput IV. und auf alles ein wachendes Auge haben muß/ nicht zufrieden ſeyende/ daß er nur ſein Penſum oder Tag-Arbeit verrichte; ſondern er muß auch die unter ihm ſtehende ein gleiches zu thun anhalten/ und ſo viel ihme moͤglich/ und an Authoritaͤt ein- geraͤumet/ dahin trachten/ daß dem Handels-Prin- cipali viel Sorg und Muͤh benommen/ auch ohne ſein Erinnern und Befehl freywillig und exact, was in der Handlung bey Waaren oder Scripturen zu thun vorfaͤlt/ gethan/ und nichts auf den morgen- den Tag verſchoben werde. Was ferner bemeldte Scripturen/ und ſonder- lich die zufuͤhrende Correſpondenz anbelanget/ muß ein Handels-Diener den Jnhalt aller einge- lauffenen Briefe/ in ſo fern ſein Principal nicht et- wann aus ein und andern ſich etwas reſerviret/ und ins geheim behalten wolte/ ſich wohl bekannt machen/ damit er ſo gleich wiſſe/ was etwann dar- auf zu antworten ſeyn moͤchte/ worzu wir ihm dann einen deutlichen und wohl-gefaßten Stylum, der weder zu lang/ noch zu kurtz/ zu ausſchweiffend oder zu dunckel ſey/ recommandiren wollen/ wobey wir aber gleich zweyerley vorher zu beruͤhren haben/ nehmlich es kan entweder ein Handes-Diener/ La- teiniſch/ Frantzoͤſiſch/ Jtaliaͤniſch und Hollaͤndiſch/ allzuſamm/ oder eine von dieſen vier Sprachen in Perfection, oder doch beylaͤufftig alle/ oder eine der- ſelben in ſo weit/ daß er paſſablement darinnen Reden und Schreiben kan/ und ſich nicht darinn verkauffen laſſen darff/ oder er weiß gar nichts da- von. Jn dem erſten Fall rathe ich ihm/ wie es dann auch loͤblich ſtehet/ und zu Befeſtigung ſei- nes

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/216>, abgerufen am 03.05.2024.