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Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.

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Caput III. Von den
höllischen Satans Mord-Klauen erschröcklich büs-
sen müssen/ wir wollen/ weil diese warhafftige Ge-
schicht vielen sichern und ruchlosen Welt-Kindern
zur Warnung dienen kan/ selbige aus gedachtem
Authore folgendes Jnhalts hier anführen.

Um das Jahr Christi 1468. wohnte auf dem
Klingenberg in Lübeck ein vornehmer Mann/ der
wegen seines Wohlstands in den Rath-Stuhl gese-
tzet wurde/ in diesem seinem Haus wurde einsmals
ein Haupt-Schmuck von kostbaren Perlen verloh-
ren/ weil nun die Mthmassung fiel/ daß solchen ein
in dem Haus arbeitender Handwercks-Mann
möchte gestohlen haben/ wurde er eingezogen und
auf die Folter geworffen/ um durch die Marter von
ihm herauszubringen/ was er gutwillig nicht geste-
hen wollte Die Tortur war so hefftig/ daß/ weil er
solche nicht mehr auszustehen vermochte/ er beken-
nete/ was er nicht gethan hatte/ zugleich aber das
Vertrauen in seinen Kläger/ der auch sein Richter
war/ setzte/ daß/ weil er dessen Gevatter wäre/ er
ihm das Leben schencken würde/ allein hier war keine
Barmhertzigkeit; der gottlose Richter schnaubete
ihn an/ und fällte gleich das Urtheil/ wann er
auch zehenmal sein Gevatter wäre/ so müste er doch
hencken/ wie dann auch etliche Tage hernach
geschah. Bey Verlesung des Todes Urtheils aber/
ließ der arme Patient sich nachfolgender Worte ver-
nehmen/ (Herr Gevatter/ weil ich ja sterben soll und
muß/ so fordere ich euch vor GOttes Gericht/ daß
ihr innerhalb 14. Tagen daselbst erscheinet/ und
wegen dieses meines unschuldigen Todes Rechen-
schafft gebet/) diese Worte/ ob sie wohl bey an-

dern

Caput III. Von den
hoͤlliſchen Satans Mord-Klauen erſchroͤcklich buͤſ-
ſen muͤſſen/ wir wollen/ weil dieſe warhafftige Ge-
ſchicht vielen ſichern und ruchloſen Welt-Kindern
zur Warnung dienen kan/ ſelbige aus gedachtem
Authore folgendes Jnhalts hier anfuͤhren.

Um das Jahr Chriſti 1468. wohnte auf dem
Klingenberg in Luͤbeck ein vornehmer Mann/ der
wegen ſeines Wohlſtands in den Rath-Stuhl geſe-
tzet wurde/ in dieſem ſeinem Haus wurde einsmals
ein Haupt-Schmuck von koſtbaren Perlen verloh-
ren/ weil nun die Mthmaſſung fiel/ daß ſolchen ein
in dem Haus arbeitender Handwercks-Mann
moͤchte geſtohlen haben/ wurde er eingezogen und
auf die Folter geworffen/ um durch die Marter von
ihm herauszubringen/ was er gutwillig nicht geſte-
hen wollte Die Tortur war ſo hefftig/ daß/ weil er
ſolche nicht mehr auszuſtehen vermochte/ er beken-
nete/ was er nicht gethan hatte/ zugleich aber das
Vertrauen in ſeinen Klaͤger/ der auch ſein Richter
war/ ſetzte/ daß/ weil er deſſen Gevatter waͤre/ er
ihm das Leben ſchencken wuͤrde/ allein hier war keine
Barmhertzigkeit; der gottloſe Richter ſchnaubete
ihn an/ und faͤllte gleich das Urtheil/ wann er
auch zehenmal ſein Gevatter waͤre/ ſo muͤſte er doch
hencken/ wie dann auch etliche Tage hernach
geſchah. Bey Verleſung des Todes Urtheils aber/
ließ der arme Patient ſich nachfolgender Worte ver-
nehmen/ (Herꝛ Gevatter/ weil ich ja ſterben ſoll und
muß/ ſo fordere ich euch vor GOttes Gericht/ daß
ihr innerhalb 14. Tagen daſelbſt erſcheinet/ und
wegen dieſes meines unſchuldigen Todes Rechen-
ſchafft gebet/) dieſe Worte/ ob ſie wohl bey an-

dern
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[130/0154] Caput III. Von den hoͤlliſchen Satans Mord-Klauen erſchroͤcklich buͤſ- ſen muͤſſen/ wir wollen/ weil dieſe warhafftige Ge- ſchicht vielen ſichern und ruchloſen Welt-Kindern zur Warnung dienen kan/ ſelbige aus gedachtem Authore folgendes Jnhalts hier anfuͤhren. Um das Jahr Chriſti 1468. wohnte auf dem Klingenberg in Luͤbeck ein vornehmer Mann/ der wegen ſeines Wohlſtands in den Rath-Stuhl geſe- tzet wurde/ in dieſem ſeinem Haus wurde einsmals ein Haupt-Schmuck von koſtbaren Perlen verloh- ren/ weil nun die Mthmaſſung fiel/ daß ſolchen ein in dem Haus arbeitender Handwercks-Mann moͤchte geſtohlen haben/ wurde er eingezogen und auf die Folter geworffen/ um durch die Marter von ihm herauszubringen/ was er gutwillig nicht geſte- hen wollte Die Tortur war ſo hefftig/ daß/ weil er ſolche nicht mehr auszuſtehen vermochte/ er beken- nete/ was er nicht gethan hatte/ zugleich aber das Vertrauen in ſeinen Klaͤger/ der auch ſein Richter war/ ſetzte/ daß/ weil er deſſen Gevatter waͤre/ er ihm das Leben ſchencken wuͤrde/ allein hier war keine Barmhertzigkeit; der gottloſe Richter ſchnaubete ihn an/ und faͤllte gleich das Urtheil/ wann er auch zehenmal ſein Gevatter waͤre/ ſo muͤſte er doch hencken/ wie dann auch etliche Tage hernach geſchah. Bey Verleſung des Todes Urtheils aber/ ließ der arme Patient ſich nachfolgender Worte ver- nehmen/ (Herꝛ Gevatter/ weil ich ja ſterben ſoll und muß/ ſo fordere ich euch vor GOttes Gericht/ daß ihr innerhalb 14. Tagen daſelbſt erſcheinet/ und wegen dieſes meines unſchuldigen Todes Rechen- ſchafft gebet/) dieſe Worte/ ob ſie wohl bey an- dern

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/154>, abgerufen am 22.11.2024.