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Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.

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Caput II.
berey oder Geheimniß mehr ist/ daß nicht ein ge-
schicktes Ingenium, welches der Sprachen und
Correspondentz/ der Wissenschafft des Buchhal-
tens/ und der Rechen-Kunst fähig ist/ sich leichtlich
in eine jede Handlung/ ob er gleich nicht zuvor da-
rinn gedienet/ solte schicken können. So ist auch die
Waaren-Känntniß so schwehr nicht/ daß selbige
nicht ebenfalls nach einer kurtzen Anweisung von
einem fähigen Subjecto solte leichtlich können be-
griffen werden. Was die Holländer anbelanget/
kan man ihnen solche ihre Weise und eingeführte
Gewohnheit wohl lassen; es seynd aber die Per-
sonen/ an welchen solches observiret wird/ wohl von
denen zu unterscheiden/ bey welchen selbige nicht
gültig seyn kan; Jenes seynd gemeiniglich vorneh-
mer Leuth Kinder/ welche zwar nicht mehr in den
Jungen-Stand seyn/ sondern ihre Lehr-Jahre ent-
weder bey ihren Eltern/ oder andern vornehmen
Freunden erstanden haben/ darum aber noch nicht
von der Fähigkeit seyn/ mit ihren Handels-Wissen-
schafften bey andern Leuten grosse Salaria verdie-
nen zu können/ sonderlich in Ländern/ welche gantz
besondere Handlungen haben/ als diejenige gewe-
sen ist/ bey welcher sie ihre Jahre ausgedienet; über
dem/ so seynd auch solche noch Kost-Geld zu geben-
de/ ob wohl den Diener Nahmen führende nicht so
stricte zu allen Handels-Fatiquen/ als ein Sold
empfangener Diener verbunden/ geniessen auch mehr
Freyheit/ und haben ihre Eltern mehr mit ihnen
die Absicht/ daß sie nur frembder Lufft und Spei-
sen gewohnen/ die Sprache des Lands/ und was
in Handlung einiger massen passiret/ erlernen/ im

übri-

Caput II.
berey oder Geheimniß mehr iſt/ daß nicht ein ge-
ſchicktes Ingenium, welches der Sprachen und
Correſpondentz/ der Wiſſenſchafft des Buchhal-
tens/ und der Rechen-Kunſt faͤhig iſt/ ſich leichtlich
in eine jede Handlung/ ob er gleich nicht zuvor da-
rinn gedienet/ ſolte ſchicken koͤnnen. So iſt auch die
Waaren-Kaͤnntniß ſo ſchwehr nicht/ daß ſelbige
nicht ebenfalls nach einer kurtzen Anweiſung von
einem faͤhigen Subjecto ſolte leichtlich koͤnnen be-
griffen werden. Was die Hollaͤnder anbelanget/
kan man ihnen ſolche ihre Weiſe und eingefuͤhrte
Gewohnheit wohl laſſen; es ſeynd aber die Per-
ſonen/ an welchen ſolches obſerviret wird/ wohl von
denen zu unterſcheiden/ bey welchen ſelbige nicht
guͤltig ſeyn kan; Jenes ſeynd gemeiniglich vorneh-
mer Leuth Kinder/ welche zwar nicht mehr in den
Jungen-Stand ſeyn/ ſondern ihre Lehr-Jahre ent-
weder bey ihren Eltern/ oder andern vornehmen
Freunden erſtanden haben/ darum aber noch nicht
von der Faͤhigkeit ſeyn/ mit ihren Handels-Wiſſen-
ſchafften bey andern Leuten groſſe Salaria verdie-
nen zu koͤnnen/ ſonderlich in Laͤndern/ welche gantz
beſondere Handlungen haben/ als diejenige gewe-
ſen iſt/ bey welcher ſie ihre Jahre ausgedienet; uͤber
dem/ ſo ſeynd auch ſolche noch Koſt-Geld zu geben-
de/ ob wohl den Diener Nahmen fuͤhrende nicht ſo
ſtrictè zu allen Handels-Fatiquen/ als ein Sold
empfangener Diener verbunden/ genieſſen auch mehr
Freyheit/ und haben ihre Eltern mehr mit ihnen
die Abſicht/ daß ſie nur frembder Lufft und Spei-
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[108/0132] Caput II. berey oder Geheimniß mehr iſt/ daß nicht ein ge- ſchicktes Ingenium, welches der Sprachen und Correſpondentz/ der Wiſſenſchafft des Buchhal- tens/ und der Rechen-Kunſt faͤhig iſt/ ſich leichtlich in eine jede Handlung/ ob er gleich nicht zuvor da- rinn gedienet/ ſolte ſchicken koͤnnen. So iſt auch die Waaren-Kaͤnntniß ſo ſchwehr nicht/ daß ſelbige nicht ebenfalls nach einer kurtzen Anweiſung von einem faͤhigen Subjecto ſolte leichtlich koͤnnen be- griffen werden. Was die Hollaͤnder anbelanget/ kan man ihnen ſolche ihre Weiſe und eingefuͤhrte Gewohnheit wohl laſſen; es ſeynd aber die Per- ſonen/ an welchen ſolches obſerviret wird/ wohl von denen zu unterſcheiden/ bey welchen ſelbige nicht guͤltig ſeyn kan; Jenes ſeynd gemeiniglich vorneh- mer Leuth Kinder/ welche zwar nicht mehr in den Jungen-Stand ſeyn/ ſondern ihre Lehr-Jahre ent- weder bey ihren Eltern/ oder andern vornehmen Freunden erſtanden haben/ darum aber noch nicht von der Faͤhigkeit ſeyn/ mit ihren Handels-Wiſſen- ſchafften bey andern Leuten groſſe Salaria verdie- nen zu koͤnnen/ ſonderlich in Laͤndern/ welche gantz beſondere Handlungen haben/ als diejenige gewe- ſen iſt/ bey welcher ſie ihre Jahre ausgedienet; uͤber dem/ ſo ſeynd auch ſolche noch Koſt-Geld zu geben- de/ ob wohl den Diener Nahmen fuͤhrende nicht ſo ſtrictè zu allen Handels-Fatiquen/ als ein Sold empfangener Diener verbunden/ genieſſen auch mehr Freyheit/ und haben ihre Eltern mehr mit ihnen die Abſicht/ daß ſie nur frembder Lufft und Spei- ſen gewohnen/ die Sprache des Lands/ und was in Handlung einiger maſſen paſſiret/ erlernen/ im uͤbri-

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/132>, abgerufen am 04.05.2024.