Marperger, Paul Jacob: Der allzeit-fertige Handels-Correspondent. 4. Aufl. Hamburg, 1717.Von denen Requisitis Schreibers kan penetriret werden; dahingegen/wann keine üble Schrifft vor Augen kömmt/ die Meynung des Schreibenden desto deutlicher gese- hen/ und folglich desto richtiger vollzogen wird. Ge- schwind-schreiben nützet bey überhäuffter Corre- spondentz und vielmahls geschwind abgehender Post sehr viel; noch mehr aber ein wohl-abgefaßter Brief/ welcher die Zunge/ ja gar das Gemüth/ des abwesenden Schreibers deutlich vorstellet. Von allen vier Qualitäten und ihren Requisitis, auch worinn sie bestehen/ und wie sie zu erlernen/ wollen wir in fol- gendem einen genauern Unterricht geben. Orthographia heisset die Kunst recht zu schreiben/ also
Von denen Requiſitis Schreibers kan penetriret werden; dahingegen/wann keine uͤble Schrifft vor Augen koͤmmt/ die Meynung des Schreibenden deſto deutlicher geſe- hen/ und folglich deſto richtiger vollzogen wird. Ge- ſchwind-ſchreiben nuͤtzet bey uͤberhaͤuffter Corre- ſpondentz und vielmahls geſchwind abgehender Poſt ſehr viel; noch mehr aber ein wohl-abgefaßter Brief/ welcher die Zunge/ ja gar das Gemuͤth/ des abweſenden Schreibers deutlich vorſtellet. Von allen vier Qualitaͤten und ihren Requiſitis, auch worinn ſie beſtehen/ und wie ſie zu erlernen/ wollen wir in fol- gendem einen genauern Unterricht geben. Orthographia heiſſet die Kunſt recht zu ſchreiben/ alſo
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Von denen Requiſitis
Schreibers kan penetriret werden; dahingegen/
wann keine uͤble Schrifft vor Augen koͤmmt/ die
Meynung des Schreibenden deſto deutlicher geſe-
hen/ und folglich deſto richtiger vollzogen wird. Ge-
ſchwind-ſchreiben nuͤtzet bey uͤberhaͤuffter Corre-
ſpondentz und vielmahls geſchwind abgehender Poſt
ſehr viel; noch mehr aber ein wohl-abgefaßter
Brief/ welcher die Zunge/ ja gar das Gemuͤth/ des
abweſenden Schreibers deutlich vorſtellet. Von allen
vier Qualitaͤten und ihren Requiſitis, auch worinn
ſie beſtehen/ und wie ſie zu erlernen/ wollen wir in fol-
gendem einen genauern Unterricht geben.
Orthographia heiſſet die Kunſt recht zu ſchreiben/
als/ daß man nicht ein B fuͤr ein P, ein F fuͤr ein V, als
etwann Vaͤter fuͤr Feder/ Babier fuͤr Papier/ Ack-
ſebdiren fuͤr Acceptiren ſchreibe/ welches Verſehen
gemeiniglich herruͤhret/ daß man in der Jugend nicht
wohl Buchſtabiren gelernet/ oder fertig leſen kan (wie
dann viele vornehme Leute gefunden werden/ die nicht
taugen eine gedruckte Aviſe, ohne faſt in jeder Zeile an-
zuſtoſſen/ herzuleſen/ auch nicht viel gute und accurat
geſchriebene oder gedruckte Schrifften ihr Lebtag un-
ter Haͤnden gehabt/ ſelbige geleſen oder abgeſchrieben/
welches das Unheil nach ſich ziehet/ daß/ wann man zu
Ende einer Zeilen/ ein Wort wegen des Raum-Man-
gels brechen muß/ man es ungeſchicklich/ und zwiſchen
Buchſtaben/ die an einander ſolten behangen bleiben/
theilet/ als etwann empfangen/ da man auf der Zeilen
endet mit empfa/ die andere Zeile aber mit ngen an-
faͤngt/ welches ein grober Fehler/ und nichts anders/ als
durch ein gruͤndliches Buchſtabiren und Unterſchei-
den der Sylben/ auch daß man viele gedruckte Buͤ-
cher leſe/ wohl abgetheilte Schrifften abſchreibe/ und
alſo
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