Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717.

Bild:
<< vorherige Seite

Das III. Capitel
gegen wieder/ und zwar ihr Buchhalter/ fleißig mit der Giro-Banco
rescontr
iren/ umb zu sehen/ daß sie allezeit in denen zu- und abgeschrie-
benen Posten einig seyn. Dann wann ein Debitor der Lehn-Banco zu
bezahlen verfallen/ so kan ihm/ wie aus obbemeldten erfolget/ nur die
Ordre gegeben werden/ daß er die Gelder auf der Lehn-Banck Conto
in die Giro-Banco soll schreiben lassen.

Gleichwie nun hieraus zu ersehen/ daß der Cassirer und Depu-
t
irte bey solchen Lehn-Banquen auf solche Weise wenig mit Geld zehlen
zu thun haben dörfften; als wird dahero füglich dem Cassirer auch die
Auffsicht und Verwaltung der bey der Banco versetzten Pfänder auff-
getragen. Dabey wird aber erfordert/ daß er selber eine gute Kennt-
niß von allerhand Waaren und Pretiosis habe/ solche zu taxiren und zu
conserviren wisse/ sonderlich diejenige/ welche der Banco in Pfand und
in Verwahrung gegeben werden. Trüge es sich zu/ daß etwan an Ju-
welen oder andern Waaren etwas bey der Banco zu versetzen käme/ so
er nicht verstünde/ und auch keiner unter denen Herren Deputirten den
rechten Preiß/ oder die erfoderte Qualität davon zu sagen wüste/ so ist
das Ampt oder die Jnnung der Goldschmiede in der Stadt/ wie auch
die geschworne Mäckler an der Börse aus Bürgerlichen Pflichten schul-
dig/ auf Begehren der Herren Deputirten der Lehn-Banco eine solche
Taxam oder Wardirung versetzter Waaren umbsonst zu thun/ damit
auch so gar in kleinen Ausgaben das Publicum menagiret werden
möge.

Er/ der Cassirer/ oder Pfand-Verwalter/ muß auch ferner der
Lehn-Banco Procurator seyn/ und/ was dieselbige ausserhalb zu bestellen
hat/ verrichten. Nicht weniger muß er auch/ wann etwan die Lehn-Ban-
co
versetzte und nicht zu rechter Zeit eingelößte (durch längers Stehen
aber Gefahr des Verderbens lauffende) Waaren verauctioniren wol-
te/ sich als Auctionarius gebrauchen lassen/ ohne daß ihme die Au-
ctions-
Gebühr/ welche der Debitor bezahlen muß/ und die hernach
gleich von denen verkaufften Waaren-Geldern einbehalten werden/ zu
gut kämen/ sondern es nimmt solche die Lehn-Banco als ein Accidens
zu sich. Er/ der Cassirer oder Pfand-Verwalter aber/ hat vor alle seine
Functiones mehr nicht als 150. biß 200. Reichs-Thaler Jährliche Be-
soldung/ damit er dann auch gar wohl zurecht kommen kan. Weil die
Sefsiones in solchen grossen Lehn-Banquen kaum Wöchentlich ein oder

zwey-

Das III. Capitel
gegen wieder/ und zwar ihr Buchhalter/ fleißig mit der Giro-Banco
reſcontr
iren/ umb zu ſehen/ daß ſie allezeit in denen zu- und abgeſchrie-
benen Poſten einig ſeyn. Dann wann ein Debitor der Lehn-Banco zu
bezahlen verfallen/ ſo kan ihm/ wie aus obbemeldten erfolget/ nur die
Ordre gegeben werden/ daß er die Gelder auf der Lehn-Banck Conto
in die Giro-Banco ſoll ſchreiben laſſen.

Gleichwie nun hieraus zu erſehen/ daß der Caſſirer und Depu-
t
irte bey ſolchen Lehn-Banquen auf ſolche Weiſe wenig mit Geld zehlen
zu thun haben doͤrfften; als wird dahero fuͤglich dem Caſſirer auch die
Auffſicht und Verwaltung der bey der Banco verſetzten Pfaͤnder auff-
getragen. Dabey wird aber erfordert/ daß er ſelber eine gute Kennt-
niß von allerhand Waaren und Pretioſis habe/ ſolche zu taxiren und zu
conſerviren wiſſe/ ſonderlich diejenige/ welche der Banco in Pfand und
in Verwahrung gegeben werden. Truͤge es ſich zu/ daß etwan an Ju-
welen oder andern Waaren etwas bey der Banco zu verſetzen kaͤme/ ſo
er nicht verſtuͤnde/ und auch keiner unter denen Herren Deputirten den
rechten Preiß/ oder die erfoderte Qualitaͤt davon zu ſagen wuͤſte/ ſo iſt
das Ampt oder die Jnnung der Goldſchmiede in der Stadt/ wie auch
die geſchworne Maͤckler an der Boͤrſe aus Buͤrgerlichen Pflichten ſchul-
dig/ auf Begehren der Herren Deputirten der Lehn-Banco eine ſolche
Taxam oder Wardirung verſetzter Waaren umbſonſt zu thun/ damit
auch ſo gar in kleinen Ausgaben das Publicum menagiret werden
moͤge.

Er/ der Caſſirer/ oder Pfand-Verwalter/ muß auch ferner der
Lehn-Banco Procurator ſeyn/ und/ was dieſelbige auſſerhalb zu beſtellen
hat/ verrichten. Nicht weniger muß er auch/ wann etwan die Lehn-Ban-
co
verſetzte und nicht zu rechter Zeit eingeloͤßte (durch laͤngers Stehen
aber Gefahr des Verderbens lauffende) Waaren verauctioniren wol-
te/ ſich als Auctionarius gebrauchen laſſen/ ohne daß ihme die Au-
ctions-
Gebuͤhr/ welche der Debitor bezahlen muß/ und die hernach
gleich von denen verkaufften Waaren-Geldern einbehalten werden/ zu
gut kaͤmen/ ſondern es nimmt ſolche die Lehn-Banco als ein Accidens
zu ſich. Er/ der Caſſirer oder Pfand-Verwalter aber/ hat vor alle ſeine
Functiones mehr nicht als 150. biß 200. Reichs-Thaler Jaͤhrliche Be-
ſoldung/ damit er dann auch gar wohl zurecht kommen kan. Weil die
Sefſiones in ſolchen groſſen Lehn-Banquen kaum Woͤchentlich ein oder

zwey-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0072" n="52"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">III.</hi> Capitel</hi></fw><lb/>
gegen wieder/ und zwar ihr Buchhalter/ fleißig mit der <hi rendition="#aq">Giro-Banco<lb/>
re&#x017F;contr</hi>iren/ umb zu &#x017F;ehen/ daß &#x017F;ie allezeit in denen zu- und abge&#x017F;chrie-<lb/>
benen Po&#x017F;ten einig &#x017F;eyn. Dann wann ein <hi rendition="#aq">Debitor</hi> der Lehn-<hi rendition="#aq">Banco</hi> zu<lb/>
bezahlen verfallen/ &#x017F;o kan ihm/ wie aus obbemeldten erfolget/ nur die<lb/><hi rendition="#aq">Ordre</hi> gegeben werden/ daß er die Gelder auf der Lehn-Banck <hi rendition="#aq">Conto</hi><lb/>
in die <hi rendition="#aq">Giro-Banco</hi> &#x017F;oll &#x017F;chreiben la&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
        <p>Gleichwie nun hieraus zu er&#x017F;ehen/ daß der <hi rendition="#aq">Ca&#x017F;&#x017F;i</hi>rer und <hi rendition="#aq">Depu-<lb/>
t</hi>irte bey &#x017F;olchen Lehn-<hi rendition="#aq">Banquen</hi> auf &#x017F;olche Wei&#x017F;e wenig mit Geld zehlen<lb/>
zu thun haben do&#x0364;rfften; als wird dahero fu&#x0364;glich dem <hi rendition="#aq">Ca&#x017F;&#x017F;i</hi>rer auch die<lb/>
Auff&#x017F;icht und Verwaltung der bey der <hi rendition="#aq">Banco</hi> ver&#x017F;etzten Pfa&#x0364;nder auff-<lb/>
getragen. Dabey wird aber erfordert/ daß er &#x017F;elber eine gute Kennt-<lb/>
niß von allerhand Waaren und <hi rendition="#aq">Pretio&#x017F;is</hi> habe/ &#x017F;olche zu <hi rendition="#aq">tax</hi>iren und zu<lb/><hi rendition="#aq">con&#x017F;erv</hi>iren wi&#x017F;&#x017F;e/ &#x017F;onderlich diejenige/ welche der <hi rendition="#aq">Banco</hi> in Pfand und<lb/>
in Verwahrung gegeben werden. Tru&#x0364;ge es &#x017F;ich zu/ daß etwan an Ju-<lb/>
welen oder andern Waaren etwas bey der <hi rendition="#aq">Banco</hi> zu ver&#x017F;etzen ka&#x0364;me/ &#x017F;o<lb/>
er nicht ver&#x017F;tu&#x0364;nde/ und auch keiner unter denen Herren <hi rendition="#aq">Deput</hi>irten den<lb/>
rechten Preiß/ oder die erfoderte <hi rendition="#aq">Qualit</hi>a&#x0364;t davon zu &#x017F;agen wu&#x0364;&#x017F;te/ &#x017F;o i&#x017F;t<lb/>
das Ampt oder die Jnnung der Gold&#x017F;chmiede in der Stadt/ wie auch<lb/>
die ge&#x017F;chworne Ma&#x0364;ckler an der Bo&#x0364;r&#x017F;e aus Bu&#x0364;rgerlichen Pflichten &#x017F;chul-<lb/>
dig/ auf Begehren der Herren <hi rendition="#aq">Deput</hi>irten der Lehn-<hi rendition="#aq">Banco</hi> eine &#x017F;olche<lb/><hi rendition="#aq">Taxam</hi> oder <hi rendition="#aq">Ward</hi>irung ver&#x017F;etzter Waaren umb&#x017F;on&#x017F;t zu thun/ damit<lb/>
auch &#x017F;o gar in kleinen Ausgaben das <hi rendition="#aq">Publicum menag</hi>iret werden<lb/>
mo&#x0364;ge.</p><lb/>
        <p>Er/ der <hi rendition="#aq">Ca&#x017F;&#x017F;i</hi>rer/ oder Pfand-Verwalter/ muß auch ferner der<lb/>
Lehn-<hi rendition="#aq">Banco Procurator</hi> &#x017F;eyn/ und/ was die&#x017F;elbige au&#x017F;&#x017F;erhalb zu be&#x017F;tellen<lb/>
hat/ verrichten. Nicht weniger muß er auch/ wann etwan die Lehn-<hi rendition="#aq">Ban-<lb/>
co</hi> ver&#x017F;etzte und nicht zu rechter Zeit eingelo&#x0364;ßte (durch la&#x0364;ngers Stehen<lb/>
aber Gefahr des Verderbens lauffende) Waaren ver<hi rendition="#aq">auction</hi>iren wol-<lb/>
te/ &#x017F;ich als <hi rendition="#aq">Auctionarius</hi> gebrauchen la&#x017F;&#x017F;en/ ohne daß ihme die <hi rendition="#aq">Au-<lb/>
ctions-</hi>Gebu&#x0364;hr/ welche der <hi rendition="#aq">Debitor</hi> bezahlen muß/ und die hernach<lb/>
gleich von denen verkaufften Waaren-Geldern einbehalten werden/ zu<lb/>
gut ka&#x0364;men/ &#x017F;ondern es nimmt &#x017F;olche die Lehn-<hi rendition="#aq">Banco</hi> als ein <hi rendition="#aq">Accidens</hi><lb/>
zu &#x017F;ich. Er/ der <hi rendition="#aq">Ca&#x017F;&#x017F;i</hi>rer oder Pfand-Verwalter aber/ hat vor alle &#x017F;eine<lb/><hi rendition="#aq">Functiones</hi> mehr nicht als 150. biß 200. Reichs-Thaler Ja&#x0364;hrliche Be-<lb/>
&#x017F;oldung/ damit er dann auch gar wohl zurecht kommen kan. Weil die<lb/><hi rendition="#aq">Sef&#x017F;iones</hi> in &#x017F;olchen gro&#x017F;&#x017F;en Lehn-<hi rendition="#aq">Banquen</hi> kaum Wo&#x0364;chentlich ein oder<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zwey-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[52/0072] Das III. Capitel gegen wieder/ und zwar ihr Buchhalter/ fleißig mit der Giro-Banco reſcontriren/ umb zu ſehen/ daß ſie allezeit in denen zu- und abgeſchrie- benen Poſten einig ſeyn. Dann wann ein Debitor der Lehn-Banco zu bezahlen verfallen/ ſo kan ihm/ wie aus obbemeldten erfolget/ nur die Ordre gegeben werden/ daß er die Gelder auf der Lehn-Banck Conto in die Giro-Banco ſoll ſchreiben laſſen. Gleichwie nun hieraus zu erſehen/ daß der Caſſirer und Depu- tirte bey ſolchen Lehn-Banquen auf ſolche Weiſe wenig mit Geld zehlen zu thun haben doͤrfften; als wird dahero fuͤglich dem Caſſirer auch die Auffſicht und Verwaltung der bey der Banco verſetzten Pfaͤnder auff- getragen. Dabey wird aber erfordert/ daß er ſelber eine gute Kennt- niß von allerhand Waaren und Pretioſis habe/ ſolche zu taxiren und zu conſerviren wiſſe/ ſonderlich diejenige/ welche der Banco in Pfand und in Verwahrung gegeben werden. Truͤge es ſich zu/ daß etwan an Ju- welen oder andern Waaren etwas bey der Banco zu verſetzen kaͤme/ ſo er nicht verſtuͤnde/ und auch keiner unter denen Herren Deputirten den rechten Preiß/ oder die erfoderte Qualitaͤt davon zu ſagen wuͤſte/ ſo iſt das Ampt oder die Jnnung der Goldſchmiede in der Stadt/ wie auch die geſchworne Maͤckler an der Boͤrſe aus Buͤrgerlichen Pflichten ſchul- dig/ auf Begehren der Herren Deputirten der Lehn-Banco eine ſolche Taxam oder Wardirung verſetzter Waaren umbſonſt zu thun/ damit auch ſo gar in kleinen Ausgaben das Publicum menagiret werden moͤge. Er/ der Caſſirer/ oder Pfand-Verwalter/ muß auch ferner der Lehn-Banco Procurator ſeyn/ und/ was dieſelbige auſſerhalb zu beſtellen hat/ verrichten. Nicht weniger muß er auch/ wann etwan die Lehn-Ban- co verſetzte und nicht zu rechter Zeit eingeloͤßte (durch laͤngers Stehen aber Gefahr des Verderbens lauffende) Waaren verauctioniren wol- te/ ſich als Auctionarius gebrauchen laſſen/ ohne daß ihme die Au- ctions-Gebuͤhr/ welche der Debitor bezahlen muß/ und die hernach gleich von denen verkaufften Waaren-Geldern einbehalten werden/ zu gut kaͤmen/ ſondern es nimmt ſolche die Lehn-Banco als ein Accidens zu ſich. Er/ der Caſſirer oder Pfand-Verwalter aber/ hat vor alle ſeine Functiones mehr nicht als 150. biß 200. Reichs-Thaler Jaͤhrliche Be- ſoldung/ damit er dann auch gar wohl zurecht kommen kan. Weil die Sefſiones in ſolchen groſſen Lehn-Banquen kaum Woͤchentlich ein oder zwey-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/72
Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/72>, abgerufen am 25.11.2024.