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Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717.

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Das III. Capitel
Anlegung derselben vor was unumbgängliches halten/ daraus hernach
die Lehn-Banquen leichtlich entspringen/ aus diesen aber die geringen
Lombards und Montes Pietatis, als ist es besser/ daß jedwedes in sei-
ner natürlichen Ordnung gelassen werde/ welcher gestalt auch die Feur-
Cassen Gelder nach der in unserm Tractat von der wohl eingerichteten
Feur-Ordnung angewiesenen methode zu Wieder-Erbauung durchs
Feur ruinirter Städte und Häuser auch andern löblichen in ihr forum
und Departement gehörigen Dingen ausser dem/ was sie zur Ersetzung
der sich ereignenden Brand-Schäden ohne dem jedesmahl in ihre Cassa
in Vorrath haben müssen/ können angewendet werden/ daß sie nicht
nöthig haben sich mit andern Collegiis zu vermischen/ oder ihre Saat
auf einen frembden Acker auszusäen/ so lang sie noch genugsames lee-
res Feld vor sich selbsten haben.

Eben also ist es auch mit denen Capitalien der Kirchen/ Schulen/
Klöster/ und andern Gottes- und Armen-Hausern beschaffen/ welche ge-
nugsam an andere geistliche Stifftungen können angewand werden/
daß man selbige mit weltlichem Gebrauch/ ausser dem höchsten Nothfall/
nicht zu vermengen hat.

Das dritte Mittel in Städten/ da keine Giro-Banquen angele-
get seyn/ zu grossen Lehn ja gar General Land-Banquen und AErariis
publicis
(verstehe zu gewissen hiernechst specificirten Gebrauch) zu ge-
langen/ ist auch dieses/ daß man Capitalia von andern so wohl Einhei-
mischen als Ausländischen auf Deposito aufnehme/ eine mässige Rente
oder Interesse dafür bezahle und solche hernach zu etwas höherer In-
teresse
wieder auf Pfand austhue/ dergleichen das Institutum der
Banco de Deposito gewesen/ welche Anno 1698. in Leipzig aufgerichtet
worden/ davon im 12. Capitul die Publicationes und Einrichtungs-
Documenta nebenst andern dergleichen Actis inseriret werden sollen.
Dieser Weg/ solcher gestalt Capitalia zu gewisser leidlicher Zinse aufzuneh-
men und selbige hernach mit etwas höherer auszuthun/ ist umb so viel
löblicher als mancher Particularis offt ansehnliche Summen fruchtloß
im Kasten liegend hat/ welche er nicht zu employren weiß/ vornehmlich
aus Ursach/ weil selbige sicher zu belegen sich nicht allezeit Gelegenheit
findet; Da hingegen bey einer solchen öffentlichen Fundation, vor welche
das gantze Land hafftet und der Landes-Herr einen gewissen fundum,
wie in der Leipziger Deposito-Banco geschehen/ zu Bezahlung der Ren-

ten

Das III. Capitel
Anlegung derſelben vor was unumbgaͤngliches halten/ daraus hernach
die Lehn-Banquen leichtlich entſpringen/ aus dieſen aber die geringen
Lombards und Montes Pietatis, als iſt es beſſer/ daß jedwedes in ſei-
ner natuͤrlichen Ordnung gelaſſen werde/ welcher geſtalt auch die Feur-
Caſſen Gelder nach der in unſerm Tractat von der wohl eingerichteten
Feur-Ordnung angewieſenen methode zu Wieder-Erbauung durchs
Feur ruinirter Staͤdte und Haͤuſer auch andern loͤblichen in ihr forum
und Departement gehoͤrigen Dingen auſſer dem/ was ſie zur Erſetzung
der ſich ereignenden Brand-Schaͤden ohne dem jedesmahl in ihre Caſſa
in Vorrath haben muͤſſen/ koͤnnen angewendet werden/ daß ſie nicht
noͤthig haben ſich mit andern Collegiis zu vermiſchen/ oder ihre Saat
auf einen frembden Acker auszuſaͤen/ ſo lang ſie noch genugſames lee-
res Feld vor ſich ſelbſten haben.

Eben alſo iſt es auch mit denen Capitalien der Kirchen/ Schulen/
Kloͤſter/ und andern Gottes- und Armen-Hauſern beſchaffen/ welche ge-
nugſam an andere geiſtliche Stifftungen koͤnnen angewand werden/
daß man ſelbige mit weltlichem Gebrauch/ auſſer dem hoͤchſten Nothfall/
nicht zu vermengen hat.

Das dritte Mittel in Staͤdten/ da keine Giro-Banquen angele-
get ſeyn/ zu groſſen Lehn ja gar General Land-Banquen und Ærariis
publicis
(verſtehe zu gewiſſen hiernechſt ſpecificirten Gebrauch) zu ge-
langen/ iſt auch dieſes/ daß man Capitalia von andern ſo wohl Einhei-
miſchen als Auslaͤndiſchen auf Depoſito aufnehme/ eine maͤſſige Rente
oder Intereſſe dafuͤr bezahle und ſolche hernach zu etwas hoͤherer In-
tereſſe
wieder auf Pfand austhue/ dergleichen das Inſtitutum der
Banco de Depoſito geweſen/ welche Anno 1698. in Leipzig aufgerichtet
worden/ davon im 12. Capitul die Publicationes und Einrichtungs-
Documenta nebenſt andern dergleichen Actis inſeriret werden ſollen.
Dieſer Weg/ ſolcher geſtalt Capitalia zu gewiſſer leidlicher Zinſe aufzuneh-
men und ſelbige hernach mit etwas hoͤherer auszuthun/ iſt umb ſo viel
loͤblicher als mancher Particularis offt anſehnliche Summen fruchtloß
im Kaſten liegend hat/ welche er nicht zu employren weiß/ vornehmlich
aus Urſach/ weil ſelbige ſicher zu belegen ſich nicht allezeit Gelegenheit
findet; Da hingegen bey einer ſolchen oͤffentlichen Fundation, vor welche
das gantze Land hafftet und der Landes-Herr einen gewiſſen fundum,
wie in der Leipziger Depoſito-Banco geſchehen/ zu Bezahlung der Ren-

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[48/0068] Das III. Capitel Anlegung derſelben vor was unumbgaͤngliches halten/ daraus hernach die Lehn-Banquen leichtlich entſpringen/ aus dieſen aber die geringen Lombards und Montes Pietatis, als iſt es beſſer/ daß jedwedes in ſei- ner natuͤrlichen Ordnung gelaſſen werde/ welcher geſtalt auch die Feur- Caſſen Gelder nach der in unſerm Tractat von der wohl eingerichteten Feur-Ordnung angewieſenen methode zu Wieder-Erbauung durchs Feur ruinirter Staͤdte und Haͤuſer auch andern loͤblichen in ihr forum und Departement gehoͤrigen Dingen auſſer dem/ was ſie zur Erſetzung der ſich ereignenden Brand-Schaͤden ohne dem jedesmahl in ihre Caſſa in Vorrath haben muͤſſen/ koͤnnen angewendet werden/ daß ſie nicht noͤthig haben ſich mit andern Collegiis zu vermiſchen/ oder ihre Saat auf einen frembden Acker auszuſaͤen/ ſo lang ſie noch genugſames lee- res Feld vor ſich ſelbſten haben. Eben alſo iſt es auch mit denen Capitalien der Kirchen/ Schulen/ Kloͤſter/ und andern Gottes- und Armen-Hauſern beſchaffen/ welche ge- nugſam an andere geiſtliche Stifftungen koͤnnen angewand werden/ daß man ſelbige mit weltlichem Gebrauch/ auſſer dem hoͤchſten Nothfall/ nicht zu vermengen hat. Das dritte Mittel in Staͤdten/ da keine Giro-Banquen angele- get ſeyn/ zu groſſen Lehn ja gar General Land-Banquen und Ærariis publicis (verſtehe zu gewiſſen hiernechſt ſpecificirten Gebrauch) zu ge- langen/ iſt auch dieſes/ daß man Capitalia von andern ſo wohl Einhei- miſchen als Auslaͤndiſchen auf Depoſito aufnehme/ eine maͤſſige Rente oder Intereſſe dafuͤr bezahle und ſolche hernach zu etwas hoͤherer In- tereſſe wieder auf Pfand austhue/ dergleichen das Inſtitutum der Banco de Depoſito geweſen/ welche Anno 1698. in Leipzig aufgerichtet worden/ davon im 12. Capitul die Publicationes und Einrichtungs- Documenta nebenſt andern dergleichen Actis inſeriret werden ſollen. Dieſer Weg/ ſolcher geſtalt Capitalia zu gewiſſer leidlicher Zinſe aufzuneh- men und ſelbige hernach mit etwas hoͤherer auszuthun/ iſt umb ſo viel loͤblicher als mancher Particularis offt anſehnliche Summen fruchtloß im Kaſten liegend hat/ welche er nicht zu employren weiß/ vornehmlich aus Urſach/ weil ſelbige ſicher zu belegen ſich nicht allezeit Gelegenheit findet; Da hingegen bey einer ſolchen oͤffentlichen Fundation, vor welche das gantze Land hafftet und der Landes-Herr einen gewiſſen fundum, wie in der Leipziger Depoſito-Banco geſchehen/ zu Bezahlung der Ren- ten

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/68>, abgerufen am 28.04.2024.