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Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717.

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Summarische Wiederholung aus vorgehenden Capiteln.
Was Tugendhaffte Leute wären/ die müsten das Geld verachten können/
weil die Lasterhafftigen dasselbe so sehr mißbrauchten.

Hingegen streiten andere pro affirmativa, und beweisen/ daß einem
Landes-Herrn oder Republic gar wohl zugelassen sey/ eine Schatz-Kam-
mer oder Landschaffts-Cassam anzulegen/ mit folgenden Gründen: Weil
kein kräfftiger Mittel/ das Regiment glücklich zu führen/ und auch äus-
serliche Gewalt abzutreiben/ ja innerliche Uneinigkeit beyzulegen/ als das
Geld wäre; Durch dieses könte man sich den Weg in andere Länder mit
Heeres-Macht einzudringen bahnen/ dahingegen ohne Geld sich so we-
nig der Krieg fortsetzen liesse/ als ein Vogel ohne Federn fliegen oder ie-
mand ohne Schiff über das Meer fahren könte/ und obgleich der Feind
nicht durch Gold und Silber/ sondern mit dem Schwerd und eisernen
Waffen geschlagen würde/ so stünde doch nicht zu läugnen/ daß das
Geld denen Waffen erst den besten Nachdruck geben könte/ welches hier-
auff mit vielen Exemplis bestättiget wird/ unter welchen die Ao. 1453.
von den Türcken geschehene Eroberung von Constantinopel ist/ welche
ihnen vielleicht nicht möchte gelungen seyn/ wann die Einwohner daselbst
zu rechter Zeit ein AErarium zusammen gemacht/ ihre Privat-Schätze (die
doch hernach denen Türcken zu Theil worden) angegriffen/ und ihren
Käyser bey Zeiten damit secundiret hätten/ daß er sich in Defensions-
Positur hätte stellen können.

Zweytens/ sprechen sie/ leidet eines Fürsten seine Authorität dar-
unter/ wann er eine ledige Schatz-Kammer hat/ und muß er alsdann
aus Mangel des Geldes manche Gelegenheit etwas Gutes zu stifften/
oder eine herrliche That auszuführen/ aus der Hand gehen lassen/ wel-
ches alles nicht geschehen würde/ wann er genugsam mit Geld versehen
wäre.

Drittens gäbe es ja die Erfahrung/ daß ein armer Landes-Herr de-
nen Seinigen und auch Frembden verächtlich wäre/ hingegen hätte man
an dem König David und Salomon gesehen/ was diese beyde Monar-
ch
en vor unzehlbare Schätze besessen/ in welcher Absicht besagter König
Salomon im andern Capitel seines Predigers am 8ten Vers von sich
sagen kunte: Jch sammlete mir auch Silber und Gold/ und von den
Königen und Ländern einen Schatz. Gleicher Gestalt wird auch im andern
Buch der Chronica am 32. Cap. am 27. Vers von dem König His-
kia
gesagt/ daß er grossen Reichthum und Ehre gehabt/ und sich Schä-

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Summariſche Wiederholung aus vorgehenden Capiteln.
Was Tugendhaffte Leute waͤren/ die muͤſten das Geld verachten koͤnnen/
weil die Laſterhafftigen daſſelbe ſo ſehr mißbrauchten.

Hingegen ſtreiten andere pro affirmativa, und beweiſen/ daß einem
Landes-Herrn oder Republic gar wohl zugelaſſen ſey/ eine Schatz-Kam-
mer oder Landſchaffts-Caſſam anzulegen/ mit folgenden Gruͤnden: Weil
kein kraͤfftiger Mittel/ das Regiment gluͤcklich zu fuͤhren/ und auch aͤuſ-
ſerliche Gewalt abzutreiben/ ja innerliche Uneinigkeit beyzulegen/ als das
Geld waͤre; Durch dieſes koͤnte man ſich den Weg in andere Laͤnder mit
Heeres-Macht einzudringen bahnen/ dahingegen ohne Geld ſich ſo we-
nig der Krieg fortſetzen lieſſe/ als ein Vogel ohne Federn fliegen oder ie-
mand ohne Schiff uͤber das Meer fahren koͤnte/ und obgleich der Feind
nicht durch Gold und Silber/ ſondern mit dem Schwerd und eiſernen
Waffen geſchlagen wuͤrde/ ſo ſtuͤnde doch nicht zu laͤugnen/ daß das
Geld denen Waffen erſt den beſten Nachdruck geben koͤnte/ welches hier-
auff mit vielen Exemplis beſtaͤttiget wird/ unter welchen die Ao. 1453.
von den Tuͤrcken geſchehene Eroberung von Conſtantinopel iſt/ welche
ihnen vielleicht nicht moͤchte gelungen ſeyn/ wann die Einwohner daſelbſt
zu rechter Zeit ein Ærarium zuſammen gemacht/ ihre Privat-Schaͤtze (die
doch hernach denen Tuͤrcken zu Theil worden) angegriffen/ und ihren
Kaͤyſer bey Zeiten damit ſecundiret haͤtten/ daß er ſich in Defenſions-
Poſitur haͤtte ſtellen koͤnnen.

Zweytens/ ſprechen ſie/ leidet eines Fuͤrſten ſeine Authoritaͤt dar-
unter/ wann er eine ledige Schatz-Kammer hat/ und muß er alsdann
aus Mangel des Geldes manche Gelegenheit etwas Gutes zu ſtifften/
oder eine herrliche That auszufuͤhren/ aus der Hand gehen laſſen/ wel-
ches alles nicht geſchehen wuͤrde/ wann er genugſam mit Geld verſehen
waͤre.

Drittens gaͤbe es ja die Erfahrung/ daß ein armer Landes-Herr de-
nen Seinigen und auch Frembden veraͤchtlich waͤre/ hingegen haͤtte man
an dem Koͤnig David und Salomon geſehen/ was dieſe beyde Monar-
ch
en vor unzehlbare Schaͤtze beſeſſen/ in welcher Abſicht beſagter Koͤnig
Salomon im andern Capitel ſeines Predigers am 8ten Vers von ſich
ſagen kunte: Jch ſammlete mir auch Silber und Gold/ und von den
Koͤnigen und Laͤndern einen Schatz. Gleicher Geſtalt wird auch im andern
Buch der Chronica am 32. Cap. am 27. Vers von dem Koͤnig His-
kia
geſagt/ daß er groſſen Reichthum und Ehre gehabt/ und ſich Schaͤ-

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[387/0407] Summariſche Wiederholung aus vorgehenden Capiteln. Was Tugendhaffte Leute waͤren/ die muͤſten das Geld verachten koͤnnen/ weil die Laſterhafftigen daſſelbe ſo ſehr mißbrauchten. Hingegen ſtreiten andere pro affirmativa, und beweiſen/ daß einem Landes-Herrn oder Republic gar wohl zugelaſſen ſey/ eine Schatz-Kam- mer oder Landſchaffts-Caſſam anzulegen/ mit folgenden Gruͤnden: Weil kein kraͤfftiger Mittel/ das Regiment gluͤcklich zu fuͤhren/ und auch aͤuſ- ſerliche Gewalt abzutreiben/ ja innerliche Uneinigkeit beyzulegen/ als das Geld waͤre; Durch dieſes koͤnte man ſich den Weg in andere Laͤnder mit Heeres-Macht einzudringen bahnen/ dahingegen ohne Geld ſich ſo we- nig der Krieg fortſetzen lieſſe/ als ein Vogel ohne Federn fliegen oder ie- mand ohne Schiff uͤber das Meer fahren koͤnte/ und obgleich der Feind nicht durch Gold und Silber/ ſondern mit dem Schwerd und eiſernen Waffen geſchlagen wuͤrde/ ſo ſtuͤnde doch nicht zu laͤugnen/ daß das Geld denen Waffen erſt den beſten Nachdruck geben koͤnte/ welches hier- auff mit vielen Exemplis beſtaͤttiget wird/ unter welchen die Ao. 1453. von den Tuͤrcken geſchehene Eroberung von Conſtantinopel iſt/ welche ihnen vielleicht nicht moͤchte gelungen ſeyn/ wann die Einwohner daſelbſt zu rechter Zeit ein Ærarium zuſammen gemacht/ ihre Privat-Schaͤtze (die doch hernach denen Tuͤrcken zu Theil worden) angegriffen/ und ihren Kaͤyſer bey Zeiten damit ſecundiret haͤtten/ daß er ſich in Defenſions- Poſitur haͤtte ſtellen koͤnnen. Zweytens/ ſprechen ſie/ leidet eines Fuͤrſten ſeine Authoritaͤt dar- unter/ wann er eine ledige Schatz-Kammer hat/ und muß er alsdann aus Mangel des Geldes manche Gelegenheit etwas Gutes zu ſtifften/ oder eine herrliche That auszufuͤhren/ aus der Hand gehen laſſen/ wel- ches alles nicht geſchehen wuͤrde/ wann er genugſam mit Geld verſehen waͤre. Drittens gaͤbe es ja die Erfahrung/ daß ein armer Landes-Herr de- nen Seinigen und auch Frembden veraͤchtlich waͤre/ hingegen haͤtte man an dem Koͤnig David und Salomon geſehen/ was dieſe beyde Monar- chen vor unzehlbare Schaͤtze beſeſſen/ in welcher Abſicht beſagter Koͤnig Salomon im andern Capitel ſeines Predigers am 8ten Vers von ſich ſagen kunte: Jch ſammlete mir auch Silber und Gold/ und von den Koͤnigen und Laͤndern einen Schatz. Gleicher Geſtalt wird auch im andern Buch der Chronica am 32. Cap. am 27. Vers von dem Koͤnig His- kia geſagt/ daß er groſſen Reichthum und Ehre gehabt/ und ſich Schaͤ- tze C c c 2

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/407>, abgerufen am 08.05.2024.