Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717.

Bild:
<< vorherige Seite

Das XX. Capitel
mern/ als aus dem Grunde heben/ und sonderlich dem bißher auff schwa-
chen Füssen gestandenen Landes-Credit den letzten Stoß geben können/
der grossen Last der Interesse zu geschweigen/ unter welche sich ein Land
oder Republic vorsetzlich selbst begiebt/ derer es doch bey einem wohl be-
stellten AErario, oder da dieses erschöpffet/ bey einer prompten Einwil-
ligung gewisser Imposten/ oder anderer in dergleichen Fällen zuläßiger
Hülffs-Mittel überhoben seyn könte.

Eine Lehn-Banco ist entweder eine General-Land- oder Particular-
Stadt-Lehn-Banco, diese wieder eine grosse Kauffmännische/ oder eine
kleine Lombardische/ welche auch Mons Pietatis genennet wird. Eine
General-Land-Lehn-Banco ist diejenige/ aus welcher grosse Capitalia
andern Lands-Collegiis oder gantzen Communen ingleichen Particular-
Personen auff ansehnliche liegende Gründe/ nicht aber auff bewegliche
Dinge gegen 6. pro Centum Interesse geliehen werden. Der Fundus
zu solchen General-Lehn-Banquen kommet/ wie oben gedacht/ einig und
allein aus der grossen Landschaffts-Cassa oder darzu geschehenen Lands-
Verwilligungen her/ und kan von keinen Privatis auffgenommen wer-
den/ weil diese keine Sicherheit ihrer Gelder wegen dabey finden würden/
es wäre dann/ daß auch hierbey eine gantze Landschafft oder Republic
ihrem fidem interponiren/ und denen Creditoribus vor ihre Gelder
die Gewähr leisten wolten.

Was die Particular-Stadt- und zwar grosse Lehn-Banquen be-
trifft/ welche auff bewegliche und sonderlich Kauffmanns-Güter Sum-
m
en/ die über Hundert/ biß Tausend und mehr Thaler seyn/ zu Faciliti-
rung der Commercien geben müssen/ kan deroselben Fundus aus denen
hernach vorzustellenden Kauffmannischen Giro- oder Ab- und Zuschreib-
Banquen genommen/ oder auch von der grossen Land-Lehn-Banco, auch
wohl ein gewisses von der Landschaffts-Cassa darzu (iedoch nicht höher
als zu 5. pro Centum) gegeben werden/ weil diese grosse Stadt-Lehn-
Banco ein Beneficium vor die Kauffleute und Bürgerschafft seyn/ und
sonderlich denen Commercien und Manufacturen favorisiren soll; Dan-
nenhero sie auch/ wann sie anders nicht mehr gehindert als befördert
soll werden/ nicht wohl mehr als 6. pro Centum von ihren Debitoribus
nehmen kan/ da dann das 1. pro Centum Uberschuß zu Bestreitung ih-
rer Unkosten muß gerechnet werden.

Endlich so fliesset der Fundus eines kleinen Lombards oder Mon-

tis

Das XX. Capitel
mern/ als aus dem Grunde heben/ und ſonderlich dem bißher auff ſchwa-
chen Fuͤſſen geſtandenen Landes-Credit den letzten Stoß geben koͤnnen/
der groſſen Laſt der Intereſſe zu geſchweigen/ unter welche ſich ein Land
oder Republic vorſetzlich ſelbſt begiebt/ derer es doch bey einem wohl be-
ſtellten Ærario, oder da dieſes erſchoͤpffet/ bey einer prompten Einwil-
ligung gewiſſer Impoſten/ oder anderer in dergleichen Faͤllen zulaͤßiger
Huͤlffs-Mittel uͤberhoben ſeyn koͤnte.

Eine Lehn-Banco iſt entweder eine General-Land- oder Particular-
Stadt-Lehn-Banco, dieſe wieder eine groſſe Kauffmaͤnniſche/ oder eine
kleine Lombardiſche/ welche auch Mons Pietatis genennet wird. Eine
General-Land-Lehn-Banco iſt diejenige/ aus welcher groſſe Capitalia
andern Lands-Collegiis oder gantzen Communen ingleichen Particular-
Perſonen auff anſehnliche liegende Gruͤnde/ nicht aber auff bewegliche
Dinge gegen 6. pro Centum Intereſſe geliehen werden. Der Fundus
zu ſolchen General-Lehn-Banquen kommet/ wie oben gedacht/ einig und
allein aus der groſſen Landſchaffts-Caſſa oder darzu geſchehenen Lands-
Verwilligungen her/ und kan von keinen Privatis auffgenommen wer-
den/ weil dieſe keine Sicherheit ihrer Gelder wegen dabey finden wuͤrden/
es waͤre dann/ daß auch hierbey eine gantze Landſchafft oder Republic
ihrem fidem interponiren/ und denen Creditoribus vor ihre Gelder
die Gewaͤhr leiſten wolten.

Was die Particular-Stadt- und zwar groſſe Lehn-Banquen be-
trifft/ welche auff bewegliche und ſonderlich Kauffmanns-Guͤter Sum-
m
en/ die uͤber Hundert/ biß Tauſend und mehr Thaler ſeyn/ zu Faciliti-
rung der Commercien geben muͤſſen/ kan deroſelben Fundus aus denen
hernach vorzuſtellenden Kauffmanniſchen Giro- oder Ab- und Zuſchreib-
Banquen genommen/ oder auch von der groſſen Land-Lehn-Banco, auch
wohl ein gewiſſes von der Landſchaffts-Caſſa darzu (iedoch nicht hoͤher
als zu 5. pro Centum) gegeben werden/ weil dieſe groſſe Stadt-Lehn-
Banco ein Beneficium vor die Kauffleute und Buͤrgerſchafft ſeyn/ und
ſonderlich denen Commercien und Manufacturen favoriſiren ſoll; Dan-
nenhero ſie auch/ wann ſie anders nicht mehr gehindert als befoͤrdert
ſoll werden/ nicht wohl mehr als 6. pro Centum von ihren Debitoribus
nehmen kan/ da dann das 1. pro Centum Uberſchuß zu Beſtreitung ih-
rer Unkoſten muß gerechnet werden.

Endlich ſo flieſſet der Fundus eines kleinen Lombards oder Mon-

tis
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0392" n="372"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">XX.</hi> Capitel</hi></fw><lb/>
mern/ als aus dem Grunde heben/ und &#x017F;onderlich dem bißher auff &#x017F;chwa-<lb/>
chen Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en ge&#x017F;tandenen Landes-<hi rendition="#aq">Credit</hi> den letzten Stoß geben ko&#x0364;nnen/<lb/>
der gro&#x017F;&#x017F;en La&#x017F;t der <hi rendition="#aq">Intere&#x017F;&#x017F;e</hi> zu ge&#x017F;chweigen/ unter welche &#x017F;ich ein Land<lb/>
oder <hi rendition="#aq">Republic</hi> vor&#x017F;etzlich &#x017F;elb&#x017F;t begiebt/ derer es doch bey einem wohl be-<lb/>
&#x017F;tellten <hi rendition="#aq">Ærario,</hi> oder da die&#x017F;es er&#x017F;cho&#x0364;pffet/ bey einer <hi rendition="#aq">prompt</hi>en Einwil-<lb/>
ligung gewi&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#aq">Impo&#x017F;t</hi>en/ oder anderer in dergleichen Fa&#x0364;llen zula&#x0364;ßiger<lb/>
Hu&#x0364;lffs-Mittel u&#x0364;berhoben &#x017F;eyn ko&#x0364;nte.</p><lb/>
        <p>Eine Lehn-<hi rendition="#aq">Banco</hi> i&#x017F;t entweder eine <hi rendition="#aq">General-</hi>Land- oder <hi rendition="#aq">Particular-</hi><lb/>
Stadt-Lehn-<hi rendition="#aq">Banco,</hi> die&#x017F;e wieder eine gro&#x017F;&#x017F;e Kauffma&#x0364;nni&#x017F;che/ oder eine<lb/>
kleine <hi rendition="#aq">Lombard</hi>i&#x017F;che/ welche auch <hi rendition="#aq">Mons Pietatis</hi> genennet wird. Eine<lb/><hi rendition="#aq">General-</hi>Land-Lehn-<hi rendition="#aq">Banco</hi> i&#x017F;t diejenige/ aus welcher gro&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Capitalia</hi><lb/>
andern Lands-<hi rendition="#aq">Collegiis</hi> oder gantzen <hi rendition="#aq">Commun</hi>en ingleichen <hi rendition="#aq">Particular-</hi><lb/>
Per&#x017F;onen auff an&#x017F;ehnliche liegende Gru&#x0364;nde/ nicht aber auff bewegliche<lb/>
Dinge gegen 6. <hi rendition="#aq">pro Centum Intere&#x017F;&#x017F;e</hi> geliehen werden. Der <hi rendition="#aq">Fundus</hi><lb/>
zu &#x017F;olchen <hi rendition="#aq">General-</hi>Lehn-<hi rendition="#aq">Banqu</hi>en kommet/ wie oben gedacht/ einig und<lb/>
allein aus der gro&#x017F;&#x017F;en Land&#x017F;chaffts-<hi rendition="#aq">Ca&#x017F;&#x017F;a</hi> oder darzu ge&#x017F;chehenen Lands-<lb/>
Verwilligungen her/ und kan von keinen <hi rendition="#aq">Privatis</hi> auffgenommen wer-<lb/>
den/ weil die&#x017F;e keine Sicherheit ihrer Gelder wegen dabey finden wu&#x0364;rden/<lb/>
es wa&#x0364;re dann/ daß auch hierbey eine gantze Land&#x017F;chafft oder <hi rendition="#aq">Republic</hi><lb/>
ihrem <hi rendition="#aq">fidem interpon</hi>iren/ und denen <hi rendition="#aq">Creditoribus</hi> vor ihre Gelder<lb/>
die Gewa&#x0364;hr lei&#x017F;ten wolten.</p><lb/>
        <p>Was die <hi rendition="#aq">Particular-</hi>Stadt- und zwar gro&#x017F;&#x017F;e Lehn-<hi rendition="#aq">Banqu</hi>en be-<lb/>
trifft/ welche auff bewegliche und &#x017F;onderlich Kauffmanns-Gu&#x0364;ter <hi rendition="#aq">Sum-<lb/>
m</hi>en/ die u&#x0364;ber Hundert/ biß Tau&#x017F;end und mehr Thaler &#x017F;eyn/ zu <hi rendition="#aq">Facilit</hi>i-<lb/>
rung der <hi rendition="#aq">Commerci</hi>en geben mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ kan dero&#x017F;elben <hi rendition="#aq">Fundus</hi> aus denen<lb/>
hernach vorzu&#x017F;tellenden Kauffmanni&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Giro-</hi> oder Ab- und Zu&#x017F;chreib-<lb/><hi rendition="#aq">Banqu</hi>en genommen/ oder auch von der gro&#x017F;&#x017F;en Land-Lehn-<hi rendition="#aq">Banco,</hi> auch<lb/>
wohl ein gewi&#x017F;&#x017F;es von der Land&#x017F;chaffts-<hi rendition="#aq">Ca&#x017F;&#x017F;a</hi> darzu (iedoch nicht ho&#x0364;her<lb/>
als zu 5. <hi rendition="#aq">pro Centum</hi>) gegeben werden/ weil die&#x017F;e gro&#x017F;&#x017F;e Stadt-Lehn-<lb/><hi rendition="#aq">Banco</hi> ein <hi rendition="#aq">Beneficium</hi> vor die Kauffleute und Bu&#x0364;rger&#x017F;chafft &#x017F;eyn/ und<lb/>
&#x017F;onderlich denen <hi rendition="#aq">Commerci</hi>en und <hi rendition="#aq">Manufactur</hi>en <hi rendition="#aq">favori&#x017F;i</hi>ren &#x017F;oll; Dan-<lb/>
nenhero &#x017F;ie auch/ wann &#x017F;ie anders nicht mehr gehindert als befo&#x0364;rdert<lb/>
&#x017F;oll werden/ nicht wohl mehr als 6. <hi rendition="#aq">pro Centum</hi> von ihren <hi rendition="#aq">Debitoribus</hi><lb/>
nehmen kan/ da dann das 1. <hi rendition="#aq">pro Centum</hi> Uber&#x017F;chuß zu Be&#x017F;treitung ih-<lb/>
rer Unko&#x017F;ten muß gerechnet werden.</p><lb/>
        <p>Endlich &#x017F;o flie&#x017F;&#x017F;et der <hi rendition="#aq">Fundus</hi> eines kleinen <hi rendition="#aq">Lombards</hi> oder <hi rendition="#aq">Mon-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">tis</hi></fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[372/0392] Das XX. Capitel mern/ als aus dem Grunde heben/ und ſonderlich dem bißher auff ſchwa- chen Fuͤſſen geſtandenen Landes-Credit den letzten Stoß geben koͤnnen/ der groſſen Laſt der Intereſſe zu geſchweigen/ unter welche ſich ein Land oder Republic vorſetzlich ſelbſt begiebt/ derer es doch bey einem wohl be- ſtellten Ærario, oder da dieſes erſchoͤpffet/ bey einer prompten Einwil- ligung gewiſſer Impoſten/ oder anderer in dergleichen Faͤllen zulaͤßiger Huͤlffs-Mittel uͤberhoben ſeyn koͤnte. Eine Lehn-Banco iſt entweder eine General-Land- oder Particular- Stadt-Lehn-Banco, dieſe wieder eine groſſe Kauffmaͤnniſche/ oder eine kleine Lombardiſche/ welche auch Mons Pietatis genennet wird. Eine General-Land-Lehn-Banco iſt diejenige/ aus welcher groſſe Capitalia andern Lands-Collegiis oder gantzen Communen ingleichen Particular- Perſonen auff anſehnliche liegende Gruͤnde/ nicht aber auff bewegliche Dinge gegen 6. pro Centum Intereſſe geliehen werden. Der Fundus zu ſolchen General-Lehn-Banquen kommet/ wie oben gedacht/ einig und allein aus der groſſen Landſchaffts-Caſſa oder darzu geſchehenen Lands- Verwilligungen her/ und kan von keinen Privatis auffgenommen wer- den/ weil dieſe keine Sicherheit ihrer Gelder wegen dabey finden wuͤrden/ es waͤre dann/ daß auch hierbey eine gantze Landſchafft oder Republic ihrem fidem interponiren/ und denen Creditoribus vor ihre Gelder die Gewaͤhr leiſten wolten. Was die Particular-Stadt- und zwar groſſe Lehn-Banquen be- trifft/ welche auff bewegliche und ſonderlich Kauffmanns-Guͤter Sum- men/ die uͤber Hundert/ biß Tauſend und mehr Thaler ſeyn/ zu Faciliti- rung der Commercien geben muͤſſen/ kan deroſelben Fundus aus denen hernach vorzuſtellenden Kauffmanniſchen Giro- oder Ab- und Zuſchreib- Banquen genommen/ oder auch von der groſſen Land-Lehn-Banco, auch wohl ein gewiſſes von der Landſchaffts-Caſſa darzu (iedoch nicht hoͤher als zu 5. pro Centum) gegeben werden/ weil dieſe groſſe Stadt-Lehn- Banco ein Beneficium vor die Kauffleute und Buͤrgerſchafft ſeyn/ und ſonderlich denen Commercien und Manufacturen favoriſiren ſoll; Dan- nenhero ſie auch/ wann ſie anders nicht mehr gehindert als befoͤrdert ſoll werden/ nicht wohl mehr als 6. pro Centum von ihren Debitoribus nehmen kan/ da dann das 1. pro Centum Uberſchuß zu Beſtreitung ih- rer Unkoſten muß gerechnet werden. Endlich ſo flieſſet der Fundus eines kleinen Lombards oder Mon- tis

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/392
Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/392>, abgerufen am 21.11.2024.