Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717.

Bild:
<< vorherige Seite

Das IV. Capitel
Talent oder Centner Silbers gegen ein Talent Goldes sollen ange-
schlagen werden.

Nach Christi Geburt 50. und 60. Jahr zu Zeiten Galbae und
Othonis, wie solches aus den Scribenten derselben Zeiten/ als dem
Suetonio, Tranquillo, zu sehen/ ist die Vergleichung und Proportion
gewesen/ daß 13. Pondo oder Librae Silbers/ 1. Pondo Auri oder
Goldes gegolten.

Nach 30. Jahren hernach/ nehmlich zu Zeiten Vespasiani, ist die
Analogia oder Proportion gewesen/ daß wenig mehr/ als 12. Pfund
Silbers/ 1. Pfund Goldes gemacht haben. Budaeus sagt/ daß die
Analogia zu seiner Zeit unter 12. in Franckreich gewest sey.

Zu diesen unsern Zeiten ist die Vergleichung und Ebenmäßigkeit
oder Proportion wenig mehr als 11. gegen eins/ daß eine Marck Gol-
des 11. Marck und ein wenig mehr Silbers vergleichet. Jm Sächsi-
schen Land-Rechte Lib 3 Cap. 45. wird 1. Pfennig Goldes mit 10. Pfen-
nigen Silbers verglichen.

Was unter dem Korn und Schrot bey denen Müntzen
verstanden werde.

Korn heisset der Zusatz/ welcher dem zu vermüntzenden Gold oder Sil-
ber/ an Kupffer oder andern Metall gegeben wird/ jedoch daß solcher
Zusatz und mixtur ihre gewisse Masse und Wage muß haben/ damit des
einen mehr nicht/ als seine gewisse Wichte befunden werde/ in der Pro-
be der bereiteten Müntze/ nach Ordnung und Gesetze des Römischen
Käysers/ oder sonst des Müntz-Herrn/ so vom Käyser die Regalien zu
müntzen empfangen. Was dann in solcher Zusatzung und Mixtur von
feinem Golde/ oder von feinem Silber befunden wird/ dasselbige heist
man das Korn/ den Halt oder die Probe.

Damit nun solch Korn nach der Müntz-Ordnung rechter Wichte
und Güte befunden werde/ muß der Müntz-Meister gute Acht haben
mit der Beschickung der Poste/ oder Jnsetzung derselben/ daß alle Sil-
ber und Granallien, was in den Tiegel gesetzt wird/ zuvor wohl auff
der Probe probirt werde/ daß er wisse/ was und wie viel er zusetzen solle/
damit es eben das gebührliche und verordnete Korn bekommen möge.

Und ist solche Beschickung der Müntz-Meister gröste Kunst/ da sie
am meisten mit zu schaffen haben/ wovon Exempel zu setzen.

Wann

Das IV. Capitel
Talent oder Centner Silbers gegen ein Talent Goldes ſollen ange-
ſchlagen werden.

Nach Chriſti Geburt 50. und 60. Jahr zu Zeiten Galbæ und
Othonis, wie ſolches aus den Scribenten derſelben Zeiten/ als dem
Suetonio, Tranquillo, zu ſehen/ iſt die Vergleichung und Proportion
geweſen/ daß 13. Pondo oder Libræ Silbers/ 1. Pondo Auri oder
Goldes gegolten.

Nach 30. Jahren hernach/ nehmlich zu Zeiten Veſpaſiani, iſt die
Analogia oder Proportion geweſen/ daß wenig mehr/ als 12. Pfund
Silbers/ 1. Pfund Goldes gemacht haben. Budæus ſagt/ daß die
Analogia zu ſeiner Zeit unter 12. in Franckreich geweſt ſey.

Zu dieſen unſern Zeiten iſt die Vergleichung und Ebenmaͤßigkeit
oder Proportion wenig mehr als 11. gegen eins/ daß eine Marck Gol-
des 11. Marck und ein wenig mehr Silbers vergleichet. Jm Saͤchſi-
ſchen Land-Rechte Lib 3 Cap. 45. wird 1. Pfennig Goldes mit 10. Pfen-
nigen Silbers verglichen.

Was unter dem Korn und Schrot bey denen Muͤntzen
verſtanden werde.

Korn heiſſet der Zuſatz/ welcher dem zu vermuͤntzenden Gold oder Sil-
ber/ an Kupffer oder andern Metall gegeben wird/ jedoch daß ſolcher
Zuſatz und mixtur ihre gewiſſe Maſſe und Wage muß haben/ damit des
einen mehr nicht/ als ſeine gewiſſe Wichte befunden werde/ in der Pro-
be der bereiteten Muͤntze/ nach Ordnung und Geſetze des Roͤmiſchen
Kaͤyſers/ oder ſonſt des Muͤntz-Herrn/ ſo vom Kaͤyſer die Regalien zu
muͤntzen empfangen. Was dann in ſolcher Zuſatzung und Mixtur von
feinem Golde/ oder von feinem Silber befunden wird/ daſſelbige heiſt
man das Korn/ den Halt oder die Probe.

Damit nun ſolch Korn nach der Muͤntz-Ordnung rechter Wichte
und Guͤte befunden werde/ muß der Muͤntz-Meiſter gute Acht haben
mit der Beſchickung der Poſte/ oder Jnſetzung derſelben/ daß alle Sil-
ber und Granallien, was in den Tiegel geſetzt wird/ zuvor wohl auff
der Probe probirt werde/ daß er wiſſe/ was und wie viel er zuſetzen ſolle/
damit es eben das gebuͤhrliche und verordnete Korn bekommen moͤge.

Und iſt ſolche Beſchickung der Muͤntz-Meiſter groͤſte Kunſt/ da ſie
am meiſten mit zu ſchaffen haben/ wovon Exempel zu ſetzen.

Wann
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0112" n="92"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">IV.</hi> Capitel</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">Talent</hi> oder Centner Silbers gegen ein <hi rendition="#aq">Talent</hi> Goldes &#x017F;ollen ange-<lb/>
&#x017F;chlagen werden.</p><lb/>
          <p>Nach Chri&#x017F;ti Geburt 50. und 60. Jahr zu Zeiten <hi rendition="#aq">Galbæ</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">Othonis,</hi> wie &#x017F;olches aus den <hi rendition="#aq">Scribent</hi>en der&#x017F;elben Zeiten/ als dem<lb/><hi rendition="#aq">Suetonio, Tranquillo,</hi> zu &#x017F;ehen/ i&#x017F;t die Vergleichung und <hi rendition="#aq">Proportio</hi>n<lb/>
gewe&#x017F;en/ daß 13. <hi rendition="#aq">Pondo</hi> oder <hi rendition="#aq">Libræ</hi> Silbers/ 1. <hi rendition="#aq">Pondo Auri</hi> oder<lb/>
Goldes gegolten.</p><lb/>
          <p>Nach 30. Jahren hernach/ nehmlich zu Zeiten <hi rendition="#aq">Ve&#x017F;pa&#x017F;iani,</hi> i&#x017F;t die<lb/><hi rendition="#aq">Analogia</hi> oder <hi rendition="#aq">Proportio</hi>n gewe&#x017F;en/ daß wenig mehr/ als 12. Pfund<lb/>
Silbers/ 1. Pfund Goldes gemacht haben. <hi rendition="#aq">Budæus</hi> &#x017F;agt/ daß die<lb/><hi rendition="#aq">Analogia</hi> zu &#x017F;einer Zeit unter 12. in Franckreich gewe&#x017F;t &#x017F;ey.</p><lb/>
          <p>Zu die&#x017F;en un&#x017F;ern Zeiten i&#x017F;t die Vergleichung und Ebenma&#x0364;ßigkeit<lb/>
oder <hi rendition="#aq">Proportio</hi>n wenig mehr als 11. gegen eins/ daß eine Marck Gol-<lb/>
des 11. Marck und ein wenig mehr Silbers vergleichet. Jm Sa&#x0364;ch&#x017F;i-<lb/>
&#x017F;chen Land-Rechte <hi rendition="#aq">Lib 3 Cap.</hi> 45. wird 1. Pfennig Goldes mit 10. Pfen-<lb/>
nigen Silbers verglichen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#fr">Was unter dem Korn und Schrot bey denen Mu&#x0364;ntzen<lb/>
ver&#x017F;tanden werde.</hi> </head><lb/>
          <p>Korn hei&#x017F;&#x017F;et der Zu&#x017F;atz/ welcher dem zu vermu&#x0364;ntzenden Gold oder Sil-<lb/>
ber/ an Kupffer oder andern Metall gegeben wird/ jedoch daß &#x017F;olcher<lb/>
Zu&#x017F;atz und <hi rendition="#aq">mixtur</hi> ihre gewi&#x017F;&#x017F;e Ma&#x017F;&#x017F;e und Wage muß haben/ damit des<lb/>
einen mehr nicht/ als &#x017F;eine gewi&#x017F;&#x017F;e Wichte befunden werde/ in der Pro-<lb/>
be der bereiteten Mu&#x0364;ntze/ nach Ordnung und Ge&#x017F;etze des Ro&#x0364;mi&#x017F;chen<lb/>
Ka&#x0364;y&#x017F;ers/ oder &#x017F;on&#x017F;t des Mu&#x0364;ntz-Herrn/ &#x017F;o vom Ka&#x0364;y&#x017F;er die <hi rendition="#aq">Regal</hi>ien zu<lb/>
mu&#x0364;ntzen empfangen. Was dann in &#x017F;olcher Zu&#x017F;atzung und <hi rendition="#aq">Mixtur</hi> von<lb/>
feinem Golde/ oder von feinem Silber befunden wird/ da&#x017F;&#x017F;elbige hei&#x017F;t<lb/>
man das Korn/ den Halt oder die Probe.</p><lb/>
          <p>Damit nun &#x017F;olch Korn nach der Mu&#x0364;ntz-Ordnung rechter Wichte<lb/>
und Gu&#x0364;te befunden werde/ muß der Mu&#x0364;ntz-Mei&#x017F;ter gute Acht haben<lb/>
mit der Be&#x017F;chickung der Po&#x017F;te/ oder Jn&#x017F;etzung der&#x017F;elben/ daß alle Sil-<lb/>
ber und <hi rendition="#aq">Granallien,</hi> was in den Tiegel ge&#x017F;etzt wird/ zuvor wohl auff<lb/>
der Probe probirt werde/ daß er wi&#x017F;&#x017F;e/ was und wie viel er zu&#x017F;etzen &#x017F;olle/<lb/>
damit es eben das gebu&#x0364;hrliche und verordnete Korn bekommen mo&#x0364;ge.</p><lb/>
          <p>Und i&#x017F;t &#x017F;olche Be&#x017F;chickung der Mu&#x0364;ntz-Mei&#x017F;ter gro&#x0364;&#x017F;te Kun&#x017F;t/ da &#x017F;ie<lb/>
am mei&#x017F;ten mit zu &#x017F;chaffen haben/ wovon Exempel zu &#x017F;etzen.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Wann</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[92/0112] Das IV. Capitel Talent oder Centner Silbers gegen ein Talent Goldes ſollen ange- ſchlagen werden. Nach Chriſti Geburt 50. und 60. Jahr zu Zeiten Galbæ und Othonis, wie ſolches aus den Scribenten derſelben Zeiten/ als dem Suetonio, Tranquillo, zu ſehen/ iſt die Vergleichung und Proportion geweſen/ daß 13. Pondo oder Libræ Silbers/ 1. Pondo Auri oder Goldes gegolten. Nach 30. Jahren hernach/ nehmlich zu Zeiten Veſpaſiani, iſt die Analogia oder Proportion geweſen/ daß wenig mehr/ als 12. Pfund Silbers/ 1. Pfund Goldes gemacht haben. Budæus ſagt/ daß die Analogia zu ſeiner Zeit unter 12. in Franckreich geweſt ſey. Zu dieſen unſern Zeiten iſt die Vergleichung und Ebenmaͤßigkeit oder Proportion wenig mehr als 11. gegen eins/ daß eine Marck Gol- des 11. Marck und ein wenig mehr Silbers vergleichet. Jm Saͤchſi- ſchen Land-Rechte Lib 3 Cap. 45. wird 1. Pfennig Goldes mit 10. Pfen- nigen Silbers verglichen. Was unter dem Korn und Schrot bey denen Muͤntzen verſtanden werde. Korn heiſſet der Zuſatz/ welcher dem zu vermuͤntzenden Gold oder Sil- ber/ an Kupffer oder andern Metall gegeben wird/ jedoch daß ſolcher Zuſatz und mixtur ihre gewiſſe Maſſe und Wage muß haben/ damit des einen mehr nicht/ als ſeine gewiſſe Wichte befunden werde/ in der Pro- be der bereiteten Muͤntze/ nach Ordnung und Geſetze des Roͤmiſchen Kaͤyſers/ oder ſonſt des Muͤntz-Herrn/ ſo vom Kaͤyſer die Regalien zu muͤntzen empfangen. Was dann in ſolcher Zuſatzung und Mixtur von feinem Golde/ oder von feinem Silber befunden wird/ daſſelbige heiſt man das Korn/ den Halt oder die Probe. Damit nun ſolch Korn nach der Muͤntz-Ordnung rechter Wichte und Guͤte befunden werde/ muß der Muͤntz-Meiſter gute Acht haben mit der Beſchickung der Poſte/ oder Jnſetzung derſelben/ daß alle Sil- ber und Granallien, was in den Tiegel geſetzt wird/ zuvor wohl auff der Probe probirt werde/ daß er wiſſe/ was und wie viel er zuſetzen ſolle/ damit es eben das gebuͤhrliche und verordnete Korn bekommen moͤge. Und iſt ſolche Beſchickung der Muͤntz-Meiſter groͤſte Kunſt/ da ſie am meiſten mit zu ſchaffen haben/ wovon Exempel zu ſetzen. Wann

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/112
Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/112>, abgerufen am 03.10.2024.