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Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717.

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Das IV. Capitel
Caraten/ 6. Carat Silber/ wie in den Reinischen Gold-Gülden. Oder
auch wohl 9. Carat Silber/ wie in den Niederländischen Gold-Gülden.
Oder noch wohl über die Helffte/ wie in den Postulatischen alten Gülden.

Nun wird es auch wohl in solcher Versetzung gehalten an etlichen
Orten in Welschland/ daß für das Silber Kupffer wird eingesetzt/ als-
dann wird aber das Gold allzu roth/ wie in etlichen Welschen Cronen
zu sehen. Damit aber die Ebenmäßigkeit und Temperament getroffen
werde/ so mengen sie halb Kupffer und halb Silber/ oder 2. Theil Silber
und ein Theil Kupffer/ damit wird die Farbe temperirt/ daß das Gold
nicht zu bleich werde vom Silber/ auch nicht zu roth und zu hart von dem
Kupffer. Von Silber sind mancherley Arten/ etliche alte/ hole/ dün-
ne und leichte Pfennige von fein Silber/ andere von gutem Silber zu
funffzehen und funffzehend halben Lothen/ wie die Gülden-Thaler/ und
alte Spitz-Groschen/ und sonst andere Thaler zu 14. Lothen/ etliche
Groschen/ zu 12. 8. 6. 4. und zweyen Lothen.

Das pure Gold/ bey welchem gantz kein Zusatz/ nennet man ins-
gemein von 24. Carat; Die Carats/ die hierunter sind/ verringern sol-
ches nach Proportion des Zusatzes Albi & rubri, (sind die Nahmen
des Silbers und Kupffers) so bey selbigen incorporiret. Also macht
ein Viertheil Albi oder Silbers ein Viertheil Rubri oder Kupffer/
nebst 2. Viertheil Gold zusammen gesetzet ein Gold von 12. Carats.

Nach diesem Fundament muß man die Materiam der Müntzen
und Medaillen examiniren. Die allerältesten/ so wir noch von solchen
haben/ sind in Griechenland zur Zeit der Regierung Philippi, Königs
von Macedonien/ und Alexandri M. seines Sohns/ geschlagen. Diese
haben ein erhaben Gepräge/ und eine solche wunderbare Purität/ daß sie
von 23. Carat und 16. Gran sind/ mangelte ihnen also nicht die Helffte
eines Carats/ so wären sie in der grösten Vollkommenheit. Jn Rom
fieng man Anno 546. nach Erbauung der Stadt an/ Goldene Mün-
tzen zu schlagen; also 62. Jahr nach der silbernen Müntze. Dion berich-
tet/ daß eine goldene Müntze 25. Drachma Silber-Geld ausgemachet/
und alle Historien-Schreiber stimmen mit ihm überein/ daß ein Drachma
und Denarius Romanus nach einerley Fuß gesetzet gewesen. Währen-
der Zeit der Republique hielt der Senat schon darüber/ daß das Geld
gantz ohne Zusatz muste gemüntzet werden/ welches auch die ersten Käyser
exacte in Acht nahmen. Diejenige/ welche ihnen succedirten/ sonderlich

der

Das IV. Capitel
Caraten/ 6. Carat Silber/ wie in den Reiniſchen Gold-Guͤlden. Oder
auch wohl 9. Carat Silber/ wie in den Niederlaͤndiſchen Gold-Guͤlden.
Oder noch wohl uͤber die Helffte/ wie in den Poſtulatiſchen alten Guͤlden.

Nun wird es auch wohl in ſolcher Verſetzung gehalten an etlichen
Orten in Welſchland/ daß fuͤr das Silber Kupffer wird eingeſetzt/ als-
dann wird aber das Gold allzu roth/ wie in etlichen Welſchen Cronen
zu ſehen. Damit aber die Ebenmaͤßigkeit und Temperament getroffen
werde/ ſo mengen ſie halb Kupffer und halb Silber/ oder 2. Theil Silber
und ein Theil Kupffer/ damit wird die Farbe temperirt/ daß das Gold
nicht zu bleich werde vom Silber/ auch nicht zu roth und zu hart von dem
Kupffer. Von Silber ſind mancherley Arten/ etliche alte/ hole/ duͤn-
ne und leichte Pfennige von fein Silber/ andere von gutem Silber zu
funffzehen und funffzehend halben Lothen/ wie die Guͤlden-Thaler/ und
alte Spitz-Groſchen/ und ſonſt andere Thaler zu 14. Lothen/ etliche
Groſchen/ zu 12. 8. 6. 4. und zweyen Lothen.

Das pure Gold/ bey welchem gantz kein Zuſatz/ nennet man ins-
gemein von 24. Carat; Die Carats/ die hierunter ſind/ verringern ſol-
ches nach Proportion des Zuſatzes Albi & rubri, (ſind die Nahmen
des Silbers und Kupffers) ſo bey ſelbigen incorporiret. Alſo macht
ein Viertheil Albi oder Silbers ein Viertheil Rubri oder Kupffer/
nebſt 2. Viertheil Gold zuſammen geſetzet ein Gold von 12. Carats.

Nach dieſem Fundament muß man die Materiam der Muͤntzen
und Medaillen examiniren. Die alleraͤlteſten/ ſo wir noch von ſolchen
haben/ ſind in Griechenland zur Zeit der Regierung Philippi, Koͤnigs
von Macedonien/ und Alexandri M. ſeines Sohns/ geſchlagen. Dieſe
haben ein erhaben Gepraͤge/ und eine ſolche wunderbare Puritaͤt/ daß ſie
von 23. Carat und 16. Gran ſind/ mangelte ihnen alſo nicht die Helffte
eines Carats/ ſo waͤren ſie in der groͤſten Vollkommenheit. Jn Rom
fieng man Anno 546. nach Erbauung der Stadt an/ Goldene Muͤn-
tzen zu ſchlagen; alſo 62. Jahr nach der ſilbernen Muͤntze. Dion berich-
tet/ daß eine goldene Muͤntze 25. Drachma Silber-Geld ausgemachet/
und alle Hiſtorien-Schreiber ſtimmen mit ihm uͤberein/ daß ein Drachma
und Denarius Romanus nach einerley Fuß geſetzet geweſen. Waͤhren-
der Zeit der Republique hielt der Senat ſchon daruͤber/ daß das Geld
gantz ohne Zuſatz muſte gemuͤntzet werden/ welches auch die erſten Kaͤyſer
exacte in Acht nahmen. Diejenige/ welche ihnen ſuccedirten/ ſonderlich

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[90/0110] Das IV. Capitel Caraten/ 6. Carat Silber/ wie in den Reiniſchen Gold-Guͤlden. Oder auch wohl 9. Carat Silber/ wie in den Niederlaͤndiſchen Gold-Guͤlden. Oder noch wohl uͤber die Helffte/ wie in den Poſtulatiſchen alten Guͤlden. Nun wird es auch wohl in ſolcher Verſetzung gehalten an etlichen Orten in Welſchland/ daß fuͤr das Silber Kupffer wird eingeſetzt/ als- dann wird aber das Gold allzu roth/ wie in etlichen Welſchen Cronen zu ſehen. Damit aber die Ebenmaͤßigkeit und Temperament getroffen werde/ ſo mengen ſie halb Kupffer und halb Silber/ oder 2. Theil Silber und ein Theil Kupffer/ damit wird die Farbe temperirt/ daß das Gold nicht zu bleich werde vom Silber/ auch nicht zu roth und zu hart von dem Kupffer. Von Silber ſind mancherley Arten/ etliche alte/ hole/ duͤn- ne und leichte Pfennige von fein Silber/ andere von gutem Silber zu funffzehen und funffzehend halben Lothen/ wie die Guͤlden-Thaler/ und alte Spitz-Groſchen/ und ſonſt andere Thaler zu 14. Lothen/ etliche Groſchen/ zu 12. 8. 6. 4. und zweyen Lothen. Das pure Gold/ bey welchem gantz kein Zuſatz/ nennet man ins- gemein von 24. Carat; Die Carats/ die hierunter ſind/ verringern ſol- ches nach Proportion des Zuſatzes Albi & rubri, (ſind die Nahmen des Silbers und Kupffers) ſo bey ſelbigen incorporiret. Alſo macht ein Viertheil Albi oder Silbers ein Viertheil Rubri oder Kupffer/ nebſt 2. Viertheil Gold zuſammen geſetzet ein Gold von 12. Carats. Nach dieſem Fundament muß man die Materiam der Muͤntzen und Medaillen examiniren. Die alleraͤlteſten/ ſo wir noch von ſolchen haben/ ſind in Griechenland zur Zeit der Regierung Philippi, Koͤnigs von Macedonien/ und Alexandri M. ſeines Sohns/ geſchlagen. Dieſe haben ein erhaben Gepraͤge/ und eine ſolche wunderbare Puritaͤt/ daß ſie von 23. Carat und 16. Gran ſind/ mangelte ihnen alſo nicht die Helffte eines Carats/ ſo waͤren ſie in der groͤſten Vollkommenheit. Jn Rom fieng man Anno 546. nach Erbauung der Stadt an/ Goldene Muͤn- tzen zu ſchlagen; alſo 62. Jahr nach der ſilbernen Muͤntze. Dion berich- tet/ daß eine goldene Muͤntze 25. Drachma Silber-Geld ausgemachet/ und alle Hiſtorien-Schreiber ſtimmen mit ihm uͤberein/ daß ein Drachma und Denarius Romanus nach einerley Fuß geſetzet geweſen. Waͤhren- der Zeit der Republique hielt der Senat ſchon daruͤber/ daß das Geld gantz ohne Zuſatz muſte gemuͤntzet werden/ welches auch die erſten Kaͤyſer exacte in Acht nahmen. Diejenige/ welche ihnen ſuccedirten/ ſonderlich der

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/110>, abgerufen am 24.11.2024.