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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Neunde Buch.
Drum siehe weit herum. Hier will ich nun durchbrechen/
Und alles machen kahl mit hauen und mit stechen/
Und wil dir machen raum/ daß wir dann alsofort
Gelangen sicherlich am vorbestimpten orth.
So redet er und schwieg; gieng stracks auf den Rhamne-
Mit seinem degen zu/ der stattlich auf tapeten (ten
Gestrecket lag/ und bließ den schlaff mit vollem schnauff
Von seiner brust/ allein er stund nicht wieder auff
Vom Nisens ersten streich: Derselbe war ein König
Und vogelschauer/ der dem Turnus war nicht wenig
Beliebt und angenehm/ doch hat er nicht gekunt
Vertreiben diesen tod durch seinen weisen mund.
Er überfiel zu dem drey diener bey den wagen/
Die zwischen wehr und zeug ohn allen sorgen lagen/
Auch Nhemi waffenknecht und kutscher/ den er traff
Gleich bey den pferden an befangen von dem schlaff.
Hieb ihnen beyden ab den halß/ der für sich hienge;
Schlug ihren herren auch den kopff ab mit der klinge;
Der rumpff ligt da und schluckt in blut/ das bett und erd
Ist von dem schwartzen blut befeuchtet und beschwert.
Er tödtet Tamir auch/ den Lam und junggesellen
Serran/ der da bey nacht sich kunte lustig stellen
mit tantzen/ spiel und schertz: War sehr schön von gestalt/
Lag aber da und schlieff bezwungen von gewalt
Des starcken rebensaffts: Wie selig wehr er blieben/
Wenn er dieselbe nacht das spiel hätt durch getrieben
Und bis am hellen tag: Der Nisus war so toll/
So wild und ungestüm/ und grimmer wüte voll/
Nicht
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Das Neunde Buch.
Drum ſiehe weit herum. Hier will ich nun durchbrechen/
Und alles machen kahl mit hauen und mit ſtechen/
Und wil dir machen raum/ daß wir dann alſofort
Gelangen ſicherlich am vorbeſtimpten orth.
So redet er und ſchwieg; gieng ſtracks auf den Rhamne-
Mit ſeinem degen zu/ der ſtattlich auf tapeten (ten
Geſtrecket lag/ und bließ den ſchlaff mit vollem ſchnauff
Von ſeiner bruſt/ allein er ſtund nicht wieder auff
Vom Niſens erſten ſtreich: Derſelbe war ein Koͤnig
Und vogelſchauer/ der dem Turnus war nicht wenig
Beliebt und angenehm/ doch hat er nicht gekunt
Vertreiben dieſen tod durch ſeinen weiſen mund.
Er uͤberfiel zu dem drey diener bey den wagen/
Die zwiſchen wehr und zeug ohn allen ſorgen lagen/
Auch Nhemi waffenknecht und kutſcher/ den er traff
Gleich bey den pferden an befangen von dem ſchlaff.
Hieb ihnen beyden ab den halß/ der fuͤr ſich hienge;
Schlug ihren herren auch den kopff ab mit der klinge;
Der rumpff ligt da und ſchluckt in blut/ das bett und erd
Iſt von dem ſchwartzen blut befeuchtet und beſchwert.
Er toͤdtet Tamir auch/ den Lam und junggeſellen
Serran/ der da bey nacht ſich kunte luſtig ſtellen
mit tantzẽ/ ſpiel und ſchertz: War ſehr ſchoͤn von geſtalt/
Lag aber da und ſchlieff bezwungen von gewalt
Des ſtarcken rebenſaffts: Wie ſelig wehr er blieben/
Wenn er dieſelbe nacht das ſpiel haͤtt durch getrieben
Und bis am hellen tag: Der Niſus war ſo toll/
So wild und ungeſtuͤm/ und grimmer wuͤte voll/
Nicht
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[437/0459] Das Neunde Buch. Drum ſiehe weit herum. Hier will ich nun durchbrechen/ Und alles machen kahl mit hauen und mit ſtechen/ Und wil dir machen raum/ daß wir dann alſofort Gelangen ſicherlich am vorbeſtimpten orth. So redet er und ſchwieg; gieng ſtracks auf den Rhamne- Mit ſeinem degen zu/ der ſtattlich auf tapeten (ten Geſtrecket lag/ und bließ den ſchlaff mit vollem ſchnauff Von ſeiner bruſt/ allein er ſtund nicht wieder auff Vom Niſens erſten ſtreich: Derſelbe war ein Koͤnig Und vogelſchauer/ der dem Turnus war nicht wenig Beliebt und angenehm/ doch hat er nicht gekunt Vertreiben dieſen tod durch ſeinen weiſen mund. Er uͤberfiel zu dem drey diener bey den wagen/ Die zwiſchen wehr und zeug ohn allen ſorgen lagen/ Auch Nhemi waffenknecht und kutſcher/ den er traff Gleich bey den pferden an befangen von dem ſchlaff. Hieb ihnen beyden ab den halß/ der fuͤr ſich hienge; Schlug ihren herren auch den kopff ab mit der klinge; Der rumpff ligt da und ſchluckt in blut/ das bett und erd Iſt von dem ſchwartzen blut befeuchtet und beſchwert. Er toͤdtet Tamir auch/ den Lam und junggeſellen Serran/ der da bey nacht ſich kunte luſtig ſtellen mit tantzẽ/ ſpiel und ſchertz: War ſehr ſchoͤn von geſtalt/ Lag aber da und ſchlieff bezwungen von gewalt Des ſtarcken rebenſaffts: Wie ſelig wehr er blieben/ Wenn er dieſelbe nacht das ſpiel haͤtt durch getrieben Und bis am hellen tag: Der Niſus war ſo toll/ So wild und ungeſtuͤm/ und grimmer wuͤte voll/ Nicht E e 3

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/459>, abgerufen am 22.11.2024.