Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Achte Buch. In allen kirchen/ die sehr groß/ in grosser menge/Ja durch die gantze stadt wurd ein sehr groß gedränge Getümmel und geläuff: Es war des dinges viel An jauchtzen und geschrey/ an freud und freuden spiel. In allen tempeln sah man grosse menge frauen Und war in jeder kirch altar und dienst zuschauen/ Für einem jeden wurd geschlachtet ab ein stier. Augustus selber saß im tempel/ der zur zier Dem Fäbus war erbaut von lauter marmorstücken/ Besah die gaben/ so die völcker musten schicken Nach brauch zum lösegelt/ da wurde/ was man schenckt An schöne säulen hin in tempel auffgehenckt Da gingen auch einher die überwunden waren/ In einer langen reyh viel grosser völcker schaaren/ Von mancher sprach und art/ von kleidungs unterscheid/ Von wandel/ waffen/ thun in krieg und friedenszeit. Vulcanus hatt hier auch die träg- und feigen Afer Gestochen auff den schild/ die Leleger und Carer/ Ingleichen waren auch Gelonen dazusehn/ Die sich auff das geschoß und bogen wol verstehn. Es war hier auch zusehn/ wie Euphrat sänffter flosse/ Der zwey gehörnte Rhein nicht minder sich ergosse: Der strenge strom Arax schien/ als wolt er für grimm. Zerssreien brück und tamm mit gantzem ungestümm. Eneas wunderte sich über solche sachen/ Die Mulciber im schild so schön hat können machen; Und freute sich also der schönen bilderey/ Wiewol ihm unbewust/ was die bedeutung sey. Nam
Das Achte Buch. In allen kirchen/ die ſehr groß/ in groſſer menge/Ja durch die gantze ſtadt wurd ein ſehr groß gedraͤnge Getuͤmmel und gelaͤuff: Es war des dinges viel An jauchtzen und geſchrey/ an freud und freuden ſpiel. In allen tempeln ſah man groſſe menge frauen Und war in jeder kirch altar und dienſt zuſchauen/ Fuͤr einem jeden wurd geſchlachtet ab ein ſtier. Auguſtus ſelber ſaß im tempel/ der zur zier Dem Faͤbus war erbaut von lauter marmorſtuͤcken/ Beſah die gaben/ ſo die voͤlcker muſten ſchicken Nach brauch zum loͤſegelt/ da wurde/ was man ſchenckt An ſchoͤne ſaͤulen hin in tempel auffgehenckt Da gingen auch einher die uͤberwunden waren/ In einer langen reyh viel groſſer voͤlcker ſchaaren/ Von mancher ſprach und art/ von kleidungs unterſcheid/ Von wandel/ waffen/ thun in krieg und friedenszeit. Vulcanus hatt hier auch die traͤg- und feigen Afer Geſtochen auff den ſchild/ die Leleger und Carer/ Ingleichen waren auch Gelonen dazuſehn/ Die ſich auff das geſchoß und bogen wol verſtehn. Es war hier auch zuſehn/ wie Euphrat ſaͤnffter floſſe/ Der zwey gehoͤrnte Rhein nicht minder ſich ergoſſe: Der ſtrenge ſtrom Arax ſchien/ als wolt er fuͤr grimm. Zerſſreien bruͤck und tamm mit gantzem ungeſtuͤmm. Eneas wunderte ſich uͤber ſolche ſachen/ Die Mulciber im ſchild ſo ſchoͤn hat koͤnnen machen; Und freute ſich alſo der ſchoͤnen bilderey/ Wiewol ihm unbewuſt/ was die bedeutung ſey. Nam
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Das Achte Buch.
In allen kirchen/ die ſehr groß/ in groſſer menge/
Ja durch die gantze ſtadt wurd ein ſehr groß gedraͤnge
Getuͤmmel und gelaͤuff: Es war des dinges viel
An jauchtzen und geſchrey/ an freud und freuden ſpiel.
In allen tempeln ſah man groſſe menge frauen
Und war in jeder kirch altar und dienſt zuſchauen/
Fuͤr einem jeden wurd geſchlachtet ab ein ſtier.
Auguſtus ſelber ſaß im tempel/ der zur zier
Dem Faͤbus war erbaut von lauter marmorſtuͤcken/
Beſah die gaben/ ſo die voͤlcker muſten ſchicken
Nach brauch zum loͤſegelt/ da wurde/ was man ſchenckt
An ſchoͤne ſaͤulen hin in tempel auffgehenckt
Da gingen auch einher die uͤberwunden waren/
In einer langen reyh viel groſſer voͤlcker ſchaaren/
Von mancher ſprach und art/ von kleidungs unterſcheid/
Von wandel/ waffen/ thun in krieg und friedenszeit.
Vulcanus hatt hier auch die traͤg- und feigen Afer
Geſtochen auff den ſchild/ die Leleger und Carer/
Ingleichen waren auch Gelonen dazuſehn/
Die ſich auff das geſchoß und bogen wol verſtehn.
Es war hier auch zuſehn/ wie Euphrat ſaͤnffter floſſe/
Der zwey gehoͤrnte Rhein nicht minder ſich ergoſſe:
Der ſtrenge ſtrom Arax ſchien/ als wolt er fuͤr grimm.
Zerſſreien bruͤck und tamm mit gantzem ungeſtuͤmm.
Eneas wunderte ſich uͤber ſolche ſachen/
Die Mulciber im ſchild ſo ſchoͤn hat koͤnnen machen;
Und freute ſich alſo der ſchoͤnen bilderey/
Wiewol ihm unbewuſt/ was die bedeutung ſey.
Nam
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Zitationshilfe: | Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/435>, abgerufen am 29.07.2024. |