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Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788.

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I.
Allgemeinen Inhalts.


Gott, du regierest und ordnest alle Schicksale
der Menschen; du bestimmest das Maas
ihrer Fähigkeiten und Kräfte; du wählest ihren Stand,
ihre Verhältnisse, ihre Geschäffte; du setzest sie alle an die
Stelle, an welcher sie das meiste Gute stiften, wo
sie am gemeinnützigsten und glücklichsten werden kön-
nen. Und auch mir hast du mein Loos bestimmt, o
Gott. Du hast mir aus weisen Ursachen den Stand
und die Geschäffte angewiesen, welche die meinigen
geworden sind. Es ist nicht Zufall, daß ich gerade
zu diesem Geschlechte gehöre und unter solchen Um-
ständen lebe. Nein, dein Wille, deine Vorsehung
veranstalten und entscheiden alles. Du überschauest
und beherrschest das Kleine wie das Große; du thust
für die Bestimmung der Menschheit so viel, als für
die Erhaltung deiner ganzen Welt; du sorgest eben so
väterlich für jeden einzelnen Menschen, als für das
Glück der Menschheit im Ganzen.

O welche Ursachen habe ich nicht, mit meinem
Stande und mit meinem Antheile zufrieden zu seyn!
Wie sicher darf ich in meinen Verhältnissen glücklich
zu werden hoffen, da du dieselben meiner Glückselig-

keit
F 5


I.
Allgemeinen Inhalts.


Gott, du regiereſt und ordneſt alle Schickſale
der Menſchen; du beſtimmeſt das Maas
ihrer Fähigkeiten und Kräfte; du wähleſt ihren Stand,
ihre Verhältniſſe, ihre Geſchäffte; du ſetzeſt ſie alle an die
Stelle, an welcher ſie das meiſte Gute ſtiften, wo
ſie am gemeinnützigſten und glücklichſten werden kön-
nen. Und auch mir haſt du mein Loos beſtimmt, o
Gott. Du haſt mir aus weiſen Urſachen den Stand
und die Geſchäffte angewieſen, welche die meinigen
geworden ſind. Es iſt nicht Zufall, daß ich gerade
zu dieſem Geſchlechte gehöre und unter ſolchen Um-
ſtänden lebe. Nein, dein Wille, deine Vorſehung
veranſtalten und entſcheiden alles. Du überſchaueſt
und beherrſcheſt das Kleine wie das Große; du thuſt
für die Beſtimmung der Menſchheit ſo viel, als für
die Erhaltung deiner ganzen Welt; du ſorgeſt eben ſo
väterlich für jeden einzelnen Menſchen, als für das
Glück der Menſchheit im Ganzen.

O welche Urſachen habe ich nicht, mit meinem
Stande und mit meinem Antheile zufrieden zu ſeyn!
Wie ſicher darf ich in meinen Verhältniſſen glücklich
zu werden hoffen, da du dieſelben meiner Glückſelig-

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[[89]/0101] I. Allgemeinen Inhalts. Gott, du regiereſt und ordneſt alle Schickſale der Menſchen; du beſtimmeſt das Maas ihrer Fähigkeiten und Kräfte; du wähleſt ihren Stand, ihre Verhältniſſe, ihre Geſchäffte; du ſetzeſt ſie alle an die Stelle, an welcher ſie das meiſte Gute ſtiften, wo ſie am gemeinnützigſten und glücklichſten werden kön- nen. Und auch mir haſt du mein Loos beſtimmt, o Gott. Du haſt mir aus weiſen Urſachen den Stand und die Geſchäffte angewieſen, welche die meinigen geworden ſind. Es iſt nicht Zufall, daß ich gerade zu dieſem Geſchlechte gehöre und unter ſolchen Um- ſtänden lebe. Nein, dein Wille, deine Vorſehung veranſtalten und entſcheiden alles. Du überſchaueſt und beherrſcheſt das Kleine wie das Große; du thuſt für die Beſtimmung der Menſchheit ſo viel, als für die Erhaltung deiner ganzen Welt; du ſorgeſt eben ſo väterlich für jeden einzelnen Menſchen, als für das Glück der Menſchheit im Ganzen. O welche Urſachen habe ich nicht, mit meinem Stande und mit meinem Antheile zufrieden zu ſeyn! Wie ſicher darf ich in meinen Verhältniſſen glücklich zu werden hoffen, da du dieſelben meiner Glückſelig- keit F 5

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Zitationshilfe: Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788, S. [89]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788/101>, abgerufen am 23.06.2024.