nehmen ihrer Herstellung selbst eine productive Seite haben muß. Worin ist diese nun zu suchen?
Die Antwort hierauf hat um deswillen ihre Schwierigkei- ten, weil wir, so weit wir unsere Blicke auch über Räume und Zeiten hinschweifen lassen, keinem wirthschaftlichen Zustande be- gegnen, welcher Verkehrsverhältnisse unter Abwesenheit jeglicher Unternehmungen zeigte, und weil sich ein solcher Zustand über- haupt kaum denken läßt. Wir müssen indessen versuchen, auf dem Wege der Abstraction zu einem Verständnisse zu gelangen. Dabei müssen wir uns vor allen Dingen den Geschäftsgang vergegenwärtigen, wie er sich beim Mangel irgend welcher Unter- nehmungen gestalten würde. Bei allen Productionen, deren Erfolg der Natur der Sache nach kein gesicherter wäre, bliebe unter dieser Voraussetzung nur eine doppelte Möglichkeit übrig, entweder der Begehrer des Products müßte die Production selbst übernehmen, wenn auch mit Zuziehung fremder Capital- und Arbeitskräfte, oder er müßte sie einem Dritten unter Zu- sicherung einer Entschädigung für die gehabte Mühe, wie der er- forderlichen Auslagen übertragen.
Wie schwierig und oft unmöglich das Erstere ist, lehrt uns ein Blick auf die manichfaltigen Güter, deren wir uns zur Befriedigung unsrer Bedürfnisse bedienen. Wie sollten wir die Beschaffung derselben aller und zwar aus den einfachsten Elementen heraus, aus denen sie hervorgegangen, selbständig auf uns nehmen? -- So bleibt in den meisten Fällen nur die Uebertragung der Production an einen Dritten übrig. Aber es fehlt ja nach der gemachten Voraussetzung eben an Solchen, die aus der Herstellung gewisser Güter ein bestimmtes Geschäft ma- chen, es fehlt nach der Unterscheidung des vorigen Capitels nicht nur an vollkommenen, sondern auch an unvollkommenen Unternehmern. Demnach entsteht die erste Schwierigkeit schon
nehmen ihrer Herſtellung ſelbſt eine productive Seite haben muß. Worin iſt dieſe nun zu ſuchen?
Die Antwort hierauf hat um deswillen ihre Schwierigkei- ten, weil wir, ſo weit wir unſere Blicke auch uͤber Raͤume und Zeiten hinſchweifen laſſen, keinem wirthſchaftlichen Zuſtande be- gegnen, welcher Verkehrsverhaͤltniſſe unter Abweſenheit jeglicher Unternehmungen zeigte, und weil ſich ein ſolcher Zuſtand uͤber- haupt kaum denken laͤßt. Wir muͤſſen indeſſen verſuchen, auf dem Wege der Abſtraction zu einem Verſtaͤndniſſe zu gelangen. Dabei muͤſſen wir uns vor allen Dingen den Geſchaͤftsgang vergegenwaͤrtigen, wie er ſich beim Mangel irgend welcher Unter- nehmungen geſtalten wuͤrde. Bei allen Productionen, deren Erfolg der Natur der Sache nach kein geſicherter waͤre, bliebe unter dieſer Vorausſetzung nur eine doppelte Moͤglichkeit uͤbrig, entweder der Begehrer des Products muͤßte die Production ſelbſt uͤbernehmen, wenn auch mit Zuziehung fremder Capital- und Arbeitskraͤfte, oder er muͤßte ſie einem Dritten unter Zu- ſicherung einer Entſchaͤdigung fuͤr die gehabte Muͤhe, wie der er- forderlichen Auslagen uͤbertragen.
Wie ſchwierig und oft unmoͤglich das Erſtere iſt, lehrt uns ein Blick auf die manichfaltigen Guͤter, deren wir uns zur Befriedigung unſrer Beduͤrfniſſe bedienen. Wie ſollten wir die Beſchaffung derſelben aller und zwar aus den einfachſten Elementen heraus, aus denen ſie hervorgegangen, ſelbſtaͤndig auf uns nehmen? — So bleibt in den meiſten Faͤllen nur die Uebertragung der Production an einen Dritten uͤbrig. Aber es fehlt ja nach der gemachten Vorausſetzung eben an Solchen, die aus der Herſtellung gewiſſer Guͤter ein beſtimmtes Geſchaͤft ma- chen, es fehlt nach der Unterſcheidung des vorigen Capitels nicht nur an vollkommenen, ſondern auch an unvollkommenen Unternehmern. Demnach entſteht die erſte Schwierigkeit ſchon
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nehmen ihrer Herſtellung ſelbſt eine productive Seite haben muß.
Worin iſt dieſe nun zu ſuchen?
Die Antwort hierauf hat um deswillen ihre Schwierigkei-
ten, weil wir, ſo weit wir unſere Blicke auch uͤber Raͤume und
Zeiten hinſchweifen laſſen, keinem wirthſchaftlichen Zuſtande be-
gegnen, welcher Verkehrsverhaͤltniſſe unter Abweſenheit jeglicher
Unternehmungen zeigte, und weil ſich ein ſolcher Zuſtand uͤber-
haupt kaum denken laͤßt. Wir muͤſſen indeſſen verſuchen, auf
dem Wege der Abſtraction zu einem Verſtaͤndniſſe zu gelangen.
Dabei muͤſſen wir uns vor allen Dingen den Geſchaͤftsgang
vergegenwaͤrtigen, wie er ſich beim Mangel irgend welcher Unter-
nehmungen geſtalten wuͤrde. Bei allen Productionen, deren
Erfolg der Natur der Sache nach kein geſicherter waͤre, bliebe
unter dieſer Vorausſetzung nur eine doppelte Moͤglichkeit uͤbrig,
entweder der Begehrer des Products muͤßte die Production
ſelbſt uͤbernehmen, wenn auch mit Zuziehung fremder Capital-
und Arbeitskraͤfte, oder er muͤßte ſie einem Dritten unter Zu-
ſicherung einer Entſchaͤdigung fuͤr die gehabte Muͤhe, wie der er-
forderlichen Auslagen uͤbertragen.
Wie ſchwierig und oft unmoͤglich das Erſtere iſt, lehrt
uns ein Blick auf die manichfaltigen Guͤter, deren wir uns
zur Befriedigung unſrer Beduͤrfniſſe bedienen. Wie ſollten wir
die Beſchaffung derſelben aller und zwar aus den einfachſten
Elementen heraus, aus denen ſie hervorgegangen, ſelbſtaͤndig
auf uns nehmen? — So bleibt in den meiſten Faͤllen nur die
Uebertragung der Production an einen Dritten uͤbrig. Aber es
fehlt ja nach der gemachten Vorausſetzung eben an Solchen, die
aus der Herſtellung gewiſſer Guͤter ein beſtimmtes Geſchaͤft ma-
chen, es fehlt nach der Unterſcheidung des vorigen Capitels
nicht nur an vollkommenen, ſondern auch an unvollkommenen
Unternehmern. Demnach entſteht die erſte Schwierigkeit ſchon
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Mangoldt, Hans von: Die Lehre vom Unternehmergewinn. Leipzig, 1855, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mangoldt_unternehmergewinn_1855/64>, abgerufen am 16.02.2025.
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