an die Spitze des hierher gehörigen Abschnitts seines Werks. "Der Gewinn des Unternehmers, sagt er dort, gehört zu glei- cher Zeit zu dem Lohne und dem Zinse. Er ist der Preis sei- ner Arbeit und richtet sich nach der Größe des Erwerbsstam- mes. Der nothwendige Satz des Unternehmergewinnes ist ihm aus zwei Bestandtheilen zusammengesetzt, nämlich aus einem Arbeitslohn und aus einer Versicherungsprämie; der wirkliche Gewinn richtet sich nach dem Marktpreise der Erzeugnisse und kann daher mehr oder weniger von dem nothwendigen abwei- chen. Der Ueberschuß des Ertrags über die unvermeidlichen Auslagen, zu denen er außer dem umlaufenden Verlage und den Verlagsrenten auch jenen nothwendigen Gewinn rechnet, bildet ihm den reinen Gewinn. Der wirkliche Gewinn muß seiner Meinung nach im Allgemeinen -- freie Concurrenz vorausgesetzt -- bei allen Anwendungen der Erwerbsstämme ungefähr gleich groß sein, obgleich das Verhältniß des reinen zu dem nothwendigen Gewinn nach der Beschaffenheit des Ge- schäfts überaus verschieden sein kann.
v. Hermann1) behandelt zwar den Unternehmergewinn in der Lehre vom Zinse, unterscheidet ihn aber durchaus von diesem. Der Unternehmer hat sämmtliche Erwerbsmittel für Einen Zweck zu vereinigen, den Plan für den Betrieb zu ent- werfen, das Erwerbsgeschäft selbst zu beaufsichtigen. Zugleich garantirt er dem Capitalbesitzer einen fixen Bezug, während der Ertrag vom Schwanken der Productenpreise abhängt. Auf diesen doppelten Dienst gründet sich sein Anspruch auf einen Antheil am Gewinn. Dieser Gewinn-Antheil ist wahres Einkommen und darf weder mit dem Lohne verwechselt werden, den der Un- ternehmer bezieht, wenn er, wie es im Kleingewerbe gewöhn-
1) A. a. O. S. 204--214 zu vergl. mit S. 80 und S. 145.
an die Spitze des hierher gehoͤrigen Abſchnitts ſeines Werks. „Der Gewinn des Unternehmers, ſagt er dort, gehoͤrt zu glei- cher Zeit zu dem Lohne und dem Zinſe. Er iſt der Preis ſei- ner Arbeit und richtet ſich nach der Groͤße des Erwerbsſtam- mes. Der nothwendige Satz des Unternehmergewinnes iſt ihm aus zwei Beſtandtheilen zuſammengeſetzt, naͤmlich aus einem Arbeitslohn und aus einer Verſicherungspraͤmie; der wirkliche Gewinn richtet ſich nach dem Marktpreiſe der Erzeugniſſe und kann daher mehr oder weniger von dem nothwendigen abwei- chen. Der Ueberſchuß des Ertrags uͤber die unvermeidlichen Auslagen, zu denen er außer dem umlaufenden Verlage und den Verlagsrenten auch jenen nothwendigen Gewinn rechnet, bildet ihm den reinen Gewinn. Der wirkliche Gewinn muß ſeiner Meinung nach im Allgemeinen — freie Concurrenz vorausgeſetzt — bei allen Anwendungen der Erwerbsſtaͤmme ungefaͤhr gleich groß ſein, obgleich das Verhaͤltniß des reinen zu dem nothwendigen Gewinn nach der Beſchaffenheit des Ge- ſchaͤfts uͤberaus verſchieden ſein kann.
v. Hermann1) behandelt zwar den Unternehmergewinn in der Lehre vom Zinſe, unterſcheidet ihn aber durchaus von dieſem. Der Unternehmer hat ſaͤmmtliche Erwerbsmittel fuͤr Einen Zweck zu vereinigen, den Plan fuͤr den Betrieb zu ent- werfen, das Erwerbsgeſchaͤft ſelbſt zu beaufſichtigen. Zugleich garantirt er dem Capitalbeſitzer einen fixen Bezug, waͤhrend der Ertrag vom Schwanken der Productenpreiſe abhaͤngt. Auf dieſen doppelten Dienſt gruͤndet ſich ſein Anſpruch auf einen Antheil am Gewinn. Dieſer Gewinn-Antheil iſt wahres Einkommen und darf weder mit dem Lohne verwechſelt werden, den der Un- ternehmer bezieht, wenn er, wie es im Kleingewerbe gewoͤhn-
1) A. a. O. S. 204—214 zu vergl. mit S. 80 und S. 145.
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an die Spitze des hierher gehoͤrigen Abſchnitts ſeines Werks.
„Der Gewinn des Unternehmers, ſagt er dort, gehoͤrt zu glei-
cher Zeit zu dem Lohne und dem Zinſe. Er iſt der Preis ſei-
ner Arbeit und richtet ſich nach der Groͤße des Erwerbsſtam-
mes. Der nothwendige Satz des Unternehmergewinnes iſt ihm
aus zwei Beſtandtheilen zuſammengeſetzt, naͤmlich aus einem
Arbeitslohn und aus einer Verſicherungspraͤmie; der wirkliche
Gewinn richtet ſich nach dem Marktpreiſe der Erzeugniſſe und
kann daher mehr oder weniger von dem nothwendigen abwei-
chen. Der Ueberſchuß des Ertrags uͤber die unvermeidlichen
Auslagen, zu denen er außer dem umlaufenden Verlage und
den Verlagsrenten auch jenen nothwendigen Gewinn rechnet,
bildet ihm den reinen Gewinn. Der wirkliche Gewinn muß
ſeiner Meinung nach im Allgemeinen — freie Concurrenz
vorausgeſetzt — bei allen Anwendungen der Erwerbsſtaͤmme
ungefaͤhr gleich groß ſein, obgleich das Verhaͤltniß des reinen
zu dem nothwendigen Gewinn nach der Beſchaffenheit des Ge-
ſchaͤfts uͤberaus verſchieden ſein kann.
v. Hermann 1) behandelt zwar den Unternehmergewinn
in der Lehre vom Zinſe, unterſcheidet ihn aber durchaus von
dieſem. Der Unternehmer hat ſaͤmmtliche Erwerbsmittel fuͤr
Einen Zweck zu vereinigen, den Plan fuͤr den Betrieb zu ent-
werfen, das Erwerbsgeſchaͤft ſelbſt zu beaufſichtigen. Zugleich
garantirt er dem Capitalbeſitzer einen fixen Bezug, waͤhrend der
Ertrag vom Schwanken der Productenpreiſe abhaͤngt. Auf dieſen
doppelten Dienſt gruͤndet ſich ſein Anſpruch auf einen Antheil
am Gewinn. Dieſer Gewinn-Antheil iſt wahres Einkommen
und darf weder mit dem Lohne verwechſelt werden, den der Un-
ternehmer bezieht, wenn er, wie es im Kleingewerbe gewoͤhn-
1) A. a. O. S. 204—214 zu vergl. mit S. 80 und S. 145.
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Mangoldt, Hans von: Die Lehre vom Unternehmergewinn. Leipzig, 1855, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mangoldt_unternehmergewinn_1855/35>, abgerufen am 08.07.2024.
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