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Mangoldt, Hans von: Die Lehre vom Unternehmergewinn. Leipzig, 1855.

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Untersuchung auch einestheils, daß, eine gesunde nationale
Lebenskraft überhaupt vorausgesetzt, die natürliche Entwickelung
der Dinge, die Leichtigkeit sich an Unternehmungen zu bethei-
ligen, trotz der durchschnittlich größeren Concentrirung der letz-
teren, durch die wachsende Freiheit des Verkehrs und die Aus-
breitung des Associationswesens, so wie durch die immer voll-
ständigere Ausbildung des Lohn- und Creditwesens auch für den

bereits im Lohne, also könnten sie einen Antheil am Gewinne nur durch
Aufgeben eines Theils ihres jetzigen fixen Lohnes erlangen. Anstatt ihres
Lohnes, nicht hinzu zu diesem, könnten sie Antheil am Gewinn erhalten.
Also müßte der Plan mit einer Reduction des Wochenlohns beginnen. Nur
die wenigsten Arbeiter würden auf eine solche Veränderung eingehn. --
2) Was soll in Jahren des Verlustes, besonders wenn deren mehrere sich
folgen, geschehn? In solchen Jahren sind zugleich die Nahrungsmittel
theuer. Die Arbeiter in einem solchen Gemeinschaftssystem hätten mehr Aus-
gaben und weniger Verdienst und fänden sich am Ende des Jahres mit dem
Antheil am Verluste belastet, der auf ihren Theil fiele und den sie wahr-
scheinlich dem Arbeitsgeber bis auf bessere Jahre schuldig bleiben müßten.
Die Wiederbezahlung dieser Schuld, wo der Arbeiter nur immer abzuzahlen
hätte, während der Herr reichen Gewinn machte, würde eine viel schlimmere
Stimmung erzeugen, als die jetzige ist. Zudem würde wahrscheinlich die
Ersetzung des festen Lohnes durch einen ungewissen, einen Geist des Spieles
und der Unvorsichtigkeit erzeugen. Sie verlangt eine moralische und sociale
Entwickelung, von der die Manufacturbevölkerung noch weit entfernt ist. --
3) Der Plan ist unausführbar. Abgesehn von den Schwierigkeiten, die dar-
aus entstehen, wenn ein Arbeiter vielleicht jahrelang in der Schuld des Herrn
ist, die Streitigkeiten, wer die Schuld des Erfolges trage; abgesehn von
der Entmuthigung des Arbeiters und der Versuchung, seiner Schuld durch
Wechsel des Herrn sich zu entledigen, darf die große Zahl der Arbeiter, die
eine Fabrik beschäftigt -- in England durchschnittlich 500 -- nicht über-
sehn werden. Von diesen kommen und gehen viele, wie es ihnen einfällt.
Wie will man für diese eine Genossenschaft einrichten? Andere sind faul,
lüderlich, trunksüchtig; man muß sie fortschicken. Aber wie Jemand fort-
schicken, der einen Anspruch am Gewinn hat?

Unterſuchung auch einestheils, daß, eine geſunde nationale
Lebenskraft uͤberhaupt vorausgeſetzt, die natuͤrliche Entwickelung
der Dinge, die Leichtigkeit ſich an Unternehmungen zu bethei-
ligen, trotz der durchſchnittlich groͤßeren Concentrirung der letz-
teren, durch die wachſende Freiheit des Verkehrs und die Aus-
breitung des Aſſociationsweſens, ſo wie durch die immer voll-
ſtaͤndigere Ausbildung des Lohn- und Creditweſens auch fuͤr den

bereits im Lohne, alſo könnten ſie einen Antheil am Gewinne nur durch
Aufgeben eines Theils ihres jetzigen fixen Lohnes erlangen. Anſtatt ihres
Lohnes, nicht hinzu zu dieſem, könnten ſie Antheil am Gewinn erhalten.
Alſo müßte der Plan mit einer Reduction des Wochenlohns beginnen. Nur
die wenigſten Arbeiter würden auf eine ſolche Veränderung eingehn. —
2) Was ſoll in Jahren des Verluſtes, beſonders wenn deren mehrere ſich
folgen, geſchehn? In ſolchen Jahren ſind zugleich die Nahrungsmittel
theuer. Die Arbeiter in einem ſolchen Gemeinſchaftsſyſtem hätten mehr Aus-
gaben und weniger Verdienſt und fänden ſich am Ende des Jahres mit dem
Antheil am Verluſte belaſtet, der auf ihren Theil fiele und den ſie wahr-
ſcheinlich dem Arbeitsgeber bis auf beſſere Jahre ſchuldig bleiben müßten.
Die Wiederbezahlung dieſer Schuld, wo der Arbeiter nur immer abzuzahlen
hätte, während der Herr reichen Gewinn machte, würde eine viel ſchlimmere
Stimmung erzeugen, als die jetzige iſt. Zudem würde wahrſcheinlich die
Erſetzung des feſten Lohnes durch einen ungewiſſen, einen Geiſt des Spieles
und der Unvorſichtigkeit erzeugen. Sie verlangt eine moraliſche und ſociale
Entwickelung, von der die Manufacturbevölkerung noch weit entfernt iſt. —
3) Der Plan iſt unausführbar. Abgeſehn von den Schwierigkeiten, die dar-
aus entſtehen, wenn ein Arbeiter vielleicht jahrelang in der Schuld des Herrn
iſt, die Streitigkeiten, wer die Schuld des Erfolges trage; abgeſehn von
der Entmuthigung des Arbeiters und der Verſuchung, ſeiner Schuld durch
Wechſel des Herrn ſich zu entledigen, darf die große Zahl der Arbeiter, die
eine Fabrik beſchäftigt — in England durchſchnittlich 500 — nicht über-
ſehn werden. Von dieſen kommen und gehen viele, wie es ihnen einfällt.
Wie will man für dieſe eine Genoſſenſchaft einrichten? Andere ſind faul,
lüderlich, trunkſüchtig; man muß ſie fortſchicken. Aber wie Jemand fort-
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[172/0184] Unterſuchung auch einestheils, daß, eine geſunde nationale Lebenskraft uͤberhaupt vorausgeſetzt, die natuͤrliche Entwickelung der Dinge, die Leichtigkeit ſich an Unternehmungen zu bethei- ligen, trotz der durchſchnittlich groͤßeren Concentrirung der letz- teren, durch die wachſende Freiheit des Verkehrs und die Aus- breitung des Aſſociationsweſens, ſo wie durch die immer voll- ſtaͤndigere Ausbildung des Lohn- und Creditweſens auch fuͤr den 3) 3) bereits im Lohne, alſo könnten ſie einen Antheil am Gewinne nur durch Aufgeben eines Theils ihres jetzigen fixen Lohnes erlangen. Anſtatt ihres Lohnes, nicht hinzu zu dieſem, könnten ſie Antheil am Gewinn erhalten. Alſo müßte der Plan mit einer Reduction des Wochenlohns beginnen. Nur die wenigſten Arbeiter würden auf eine ſolche Veränderung eingehn. — 2) Was ſoll in Jahren des Verluſtes, beſonders wenn deren mehrere ſich folgen, geſchehn? In ſolchen Jahren ſind zugleich die Nahrungsmittel theuer. Die Arbeiter in einem ſolchen Gemeinſchaftsſyſtem hätten mehr Aus- gaben und weniger Verdienſt und fänden ſich am Ende des Jahres mit dem Antheil am Verluſte belaſtet, der auf ihren Theil fiele und den ſie wahr- ſcheinlich dem Arbeitsgeber bis auf beſſere Jahre ſchuldig bleiben müßten. Die Wiederbezahlung dieſer Schuld, wo der Arbeiter nur immer abzuzahlen hätte, während der Herr reichen Gewinn machte, würde eine viel ſchlimmere Stimmung erzeugen, als die jetzige iſt. Zudem würde wahrſcheinlich die Erſetzung des feſten Lohnes durch einen ungewiſſen, einen Geiſt des Spieles und der Unvorſichtigkeit erzeugen. Sie verlangt eine moraliſche und ſociale Entwickelung, von der die Manufacturbevölkerung noch weit entfernt iſt. — 3) Der Plan iſt unausführbar. Abgeſehn von den Schwierigkeiten, die dar- aus entſtehen, wenn ein Arbeiter vielleicht jahrelang in der Schuld des Herrn iſt, die Streitigkeiten, wer die Schuld des Erfolges trage; abgeſehn von der Entmuthigung des Arbeiters und der Verſuchung, ſeiner Schuld durch Wechſel des Herrn ſich zu entledigen, darf die große Zahl der Arbeiter, die eine Fabrik beſchäftigt — in England durchſchnittlich 500 — nicht über- ſehn werden. Von dieſen kommen und gehen viele, wie es ihnen einfällt. Wie will man für dieſe eine Genoſſenſchaft einrichten? Andere ſind faul, lüderlich, trunkſüchtig; man muß ſie fortſchicken. Aber wie Jemand fort- ſchicken, der einen Anſpruch am Gewinn hat?

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Zitationshilfe: Mangoldt, Hans von: Die Lehre vom Unternehmergewinn. Leipzig, 1855, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mangoldt_unternehmergewinn_1855/184>, abgerufen am 05.12.2024.