als die der Bildung, auf welche sich hier die Rente stützt. Eine weit getriebene Arbeitstheilung erzeugt, weil sie die Einseitigkeit der Arbeitsfähigkeit ausbildet und den Uebergang von einem Beruf zum andern erschwert, häufig, wenn auch nur vorüber- gehend, Lohnrenten. In solchen Arbeiten, deren Bedarf großen Schwankungen unterworfen ist, zeigen sich ebenfalls nicht selten Lohnrenten, weil bei plötzlich steigender Nachfrage neben den bisherigen eingeschulten Arbeitern nur ungeübte, minder ge- schickte zu haben sind.
Die Höhe, bis zu welcher sich die Lohnrente steigern kann, hängt außer von dem Wohlstande der Begehrer des in Frage kommenden Products oder Dienstes und außer von der Dringlich- keit und dem Ernste des betreffenden Bedürfnisses, namentlich von der wirklichen oder eingebildeten Feinheit des letzteren ab. Je minutiöser die Unterschiede sind, die man an einer Leistung schätzt oder zu schätzen meint, desto schwieriger wird die Con- currenz darin. Daher tritt die Lohnrente namentlich bei den Arbeiten der feinsten Gattung, bei den Arbeiten, die zur Be- friedigung der zartesten Bedürfnisse bestimmt sind, hervor. Eine große Raschheit der ökonomischen Entwickelung bringt es meistens mit sich, daß man mehr auf die Quantität als auf die Qualität der Genüsse sieht, und ist deshalb der Entstehung von Lohn- renten nicht günstig, während ein langsam zu seiner höchsten Entwickelung heranreifendes Volk eine größere Feinheit des Ge- schmacks sich anzueignen pflegt. Doch ereignet es sich im ersteren Falle nicht selten, daß das Gefühl, nicht im Stande zu sein, feinere Leistungsunterschiede zu würdigen, gerade zu der Sucht führt, eine solche Würdigung geltend machen zu wollen, und daß in Folge dessen die Mode einzelnen Arbeitern oder Arbeits- unternehmern eine besonders hohe, in ihrer Grundlage freilich sehr unsichere Lohnrente zu Theil werden läßt.
als die der Bildung, auf welche ſich hier die Rente ſtuͤtzt. Eine weit getriebene Arbeitstheilung erzeugt, weil ſie die Einſeitigkeit der Arbeitsfaͤhigkeit ausbildet und den Uebergang von einem Beruf zum andern erſchwert, haͤufig, wenn auch nur voruͤber- gehend, Lohnrenten. In ſolchen Arbeiten, deren Bedarf großen Schwankungen unterworfen iſt, zeigen ſich ebenfalls nicht ſelten Lohnrenten, weil bei ploͤtzlich ſteigender Nachfrage neben den bisherigen eingeſchulten Arbeitern nur ungeuͤbte, minder ge- ſchickte zu haben ſind.
Die Hoͤhe, bis zu welcher ſich die Lohnrente ſteigern kann, haͤngt außer von dem Wohlſtande der Begehrer des in Frage kommenden Products oder Dienſtes und außer von der Dringlich- keit und dem Ernſte des betreffenden Beduͤrfniſſes, namentlich von der wirklichen oder eingebildeten Feinheit des letzteren ab. Je minutioͤſer die Unterſchiede ſind, die man an einer Leiſtung ſchaͤtzt oder zu ſchaͤtzen meint, deſto ſchwieriger wird die Con- currenz darin. Daher tritt die Lohnrente namentlich bei den Arbeiten der feinſten Gattung, bei den Arbeiten, die zur Be- friedigung der zarteſten Beduͤrfniſſe beſtimmt ſind, hervor. Eine große Raſchheit der oͤkonomiſchen Entwickelung bringt es meiſtens mit ſich, daß man mehr auf die Quantitaͤt als auf die Qualitaͤt der Genuͤſſe ſieht, und iſt deshalb der Entſtehung von Lohn- renten nicht guͤnſtig, waͤhrend ein langſam zu ſeiner hoͤchſten Entwickelung heranreifendes Volk eine groͤßere Feinheit des Ge- ſchmacks ſich anzueignen pflegt. Doch ereignet es ſich im erſteren Falle nicht ſelten, daß das Gefuͤhl, nicht im Stande zu ſein, feinere Leiſtungsunterſchiede zu wuͤrdigen, gerade zu der Sucht fuͤhrt, eine ſolche Wuͤrdigung geltend machen zu wollen, und daß in Folge deſſen die Mode einzelnen Arbeitern oder Arbeits- unternehmern eine beſonders hohe, in ihrer Grundlage freilich ſehr unſichere Lohnrente zu Theil werden laͤßt.
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als die der Bildung, auf welche ſich hier die Rente ſtuͤtzt. Eine
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der Arbeitsfaͤhigkeit ausbildet und den Uebergang von einem
Beruf zum andern erſchwert, haͤufig, wenn auch nur voruͤber-
gehend, Lohnrenten. In ſolchen Arbeiten, deren Bedarf großen
Schwankungen unterworfen iſt, zeigen ſich ebenfalls nicht ſelten
Lohnrenten, weil bei ploͤtzlich ſteigender Nachfrage neben den
bisherigen eingeſchulten Arbeitern nur ungeuͤbte, minder ge-
ſchickte zu haben ſind.
Die Hoͤhe, bis zu welcher ſich die Lohnrente ſteigern kann,
haͤngt außer von dem Wohlſtande der Begehrer des in Frage
kommenden Products oder Dienſtes und außer von der Dringlich-
keit und dem Ernſte des betreffenden Beduͤrfniſſes, namentlich
von der wirklichen oder eingebildeten Feinheit des letzteren ab.
Je minutioͤſer die Unterſchiede ſind, die man an einer Leiſtung
ſchaͤtzt oder zu ſchaͤtzen meint, deſto ſchwieriger wird die Con-
currenz darin. Daher tritt die Lohnrente namentlich bei den
Arbeiten der feinſten Gattung, bei den Arbeiten, die zur Be-
friedigung der zarteſten Beduͤrfniſſe beſtimmt ſind, hervor. Eine
große Raſchheit der oͤkonomiſchen Entwickelung bringt es meiſtens
mit ſich, daß man mehr auf die Quantitaͤt als auf die Qualitaͤt
der Genuͤſſe ſieht, und iſt deshalb der Entſtehung von Lohn-
renten nicht guͤnſtig, waͤhrend ein langſam zu ſeiner hoͤchſten
Entwickelung heranreifendes Volk eine groͤßere Feinheit des Ge-
ſchmacks ſich anzueignen pflegt. Doch ereignet es ſich im erſteren
Falle nicht ſelten, daß das Gefuͤhl, nicht im Stande zu ſein,
feinere Leiſtungsunterſchiede zu wuͤrdigen, gerade zu der Sucht
fuͤhrt, eine ſolche Wuͤrdigung geltend machen zu wollen, und daß
in Folge deſſen die Mode einzelnen Arbeitern oder Arbeits-
unternehmern eine beſonders hohe, in ihrer Grundlage freilich
ſehr unſichere Lohnrente zu Theil werden laͤßt.
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Mangoldt, Hans von: Die Lehre vom Unternehmergewinn. Leipzig, 1855, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mangoldt_unternehmergewinn_1855/131>, abgerufen am 31.07.2024.
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