Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

Klinck-Dight/ und die Frantzosen Sonnet nennen/
bestehen aus 14. Zeilen/ unter welchen sich der 1. 4. 5.
und 8 (es seyn/ Männliche oder Weibliche) auf der
andern Reim-Endung der 2. 3. 6. und 7. Verß rei-
men/ die letzten 6. aber sind frey/ und mögen sich
schrencken/ wie sie wollen/ jedoch sind nach Opitzes/
Flemmings/ Harsdörffers/ Ristens etc. Anweisung
diese am gebräulichsten/ welche sich also reimen/ daß
der 9. und 10. desgleichen der 11. und 14. der 12.
und 13. sich gegen einander endigen/ wiewohl man
daran nicht gebunden ist.

Reg. 2. Vonnöthen ist es nicht/ daß allezeit
mit dem 8. Verß der Reim-Sensus ausgehet/ sondern
er kan biß zum Ende des Gedichtes hinaus geführet
werden/ weil diß Gedichte doch nur eine Strophe
machet.

Reg. 3. Mann mag zu den Sonnetten ein Ge-
nus
erwehlen/ welches man wil/ als zu lustigen Sa-
chen das Dactylische/ zu gravitätischen das Jambi-
sche/ und so weiter.

Reg. 4. Die gröste Zierlichkeit in Sonnetten ist/
wenn man ein doppeltes Wort/ so unterschiedne si-
gnification
hat/ durchführet/ wie solches Hanmann
in seiner Anmerckung zur deutschen Poesi, pag. 280.
desgleichen Hallmann in seinen Begräbniß-Gedich-
ten/ pag. 83. gar artlich weiset. Daher ich bin be-
wogen eben dergleichen Exempel zu versuchen/ aus
den Worten Fall und Fallen in Jambischen Verssen.

Sonnet.
DIß Leben ist ein Fall/ wo nichts als Fallen wachet/
Wo
H

Klinck-Dight/ und die Frantzoſen Sonnet nennen/
beſtehen aus 14. Zeilen/ unter welchen ſich der 1. 4. 5.
und 8 (es ſeyn/ Maͤnnliche oder Weibliche) auf der
andern Reim-Endung der 2. 3. 6. und 7. Verß rei-
men/ die letzten 6. aber ſind frey/ und moͤgen ſich
ſchrencken/ wie ſie wollen/ jedoch ſind nach Opitzes/
Flemmings/ Harsdoͤrffers/ Riſtens ꝛc. Anweiſung
dieſe am gebraͤulichſten/ welche ſich alſo reimen/ daß
der 9. und 10. desgleichen der 11. und 14. der 12.
und 13. ſich gegen einander endigen/ wiewohl man
daran nicht gebunden iſt.

Reg. 2. Vonnoͤthen iſt es nicht/ daß allezeit
mit dem 8. Verß der Reim-Senſus ausgehet/ ſondern
er kan biß zum Ende des Gedichtes hinaus gefuͤhret
werden/ weil diß Gedichte doch nur eine Strophe
machet.

Reg. 3. Mann mag zu den Sonnetten ein Ge-
nus
erwehlen/ welches man wil/ als zu luſtigen Sa-
chen das Dactyliſche/ zu gravitätiſchen das Jambi-
ſche/ und ſo weiter.

Reg. 4. Die groͤſte Zierlichkeit in Sonnetten iſt/
wenn man ein doppeltes Wort/ ſo unterſchiedne ſi-
gnification
hat/ durchfuͤhret/ wie ſolches Hanmann
in ſeiner Anmerckung zur deutſchen Poeſi, pag. 280.
desgleichen Hallmann in ſeinen Begraͤbniß-Gedich-
ten/ pag. 83. gar artlich weiſet. Daher ich bin be-
wogen eben dergleichen Exempel zu verſuchen/ aus
den Worten Fall und Fallen in Jambiſchen Verſſen.

Sonnet.
DIß Leben iſt ein Fall/ wo nichts als Fallen wachet/
Wo
H
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0125" n="113"/>
Klinck-Dight/ und die Frantzo&#x017F;en Sonnet nennen/<lb/>
be&#x017F;tehen aus 14. Zeilen/ unter welchen &#x017F;ich der 1. 4. 5.<lb/>
und 8 (es &#x017F;eyn/ Ma&#x0364;nnliche oder Weibliche) auf der<lb/>
andern Reim-Endung der 2. 3. 6. und 7. Verß rei-<lb/>
men/ die letzten 6. aber &#x017F;ind frey/ und mo&#x0364;gen &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;chrencken/ wie &#x017F;ie wollen/ jedoch &#x017F;ind nach Opitzes/<lb/>
Flemmings/ Harsdo&#x0364;rffers/ Ri&#x017F;tens &#xA75B;c. Anwei&#x017F;ung<lb/>
die&#x017F;e am gebra&#x0364;ulich&#x017F;ten/ welche &#x017F;ich al&#x017F;o reimen/ daß<lb/>
der 9. und 10. desgleichen der 11. und 14. der 12.<lb/>
und 13. &#x017F;ich gegen einander endigen/ wiewohl man<lb/>
daran nicht gebunden i&#x017F;t.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Reg.</hi> 2. Vonno&#x0364;then i&#x017F;t es nicht/ daß allezeit<lb/>
mit dem 8. Verß der Reim-<hi rendition="#aq">Sen&#x017F;us</hi> ausgehet/ &#x017F;ondern<lb/>
er kan biß zum Ende des Gedichtes hinaus gefu&#x0364;hret<lb/>
werden/ weil diß Gedichte doch nur eine Strophe<lb/>
machet.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq">Reg.</hi> 3. Mann mag zu den Sonnetten ein <hi rendition="#aq">Ge-<lb/>
nus</hi> erwehlen/ welches man wil/ als zu lu&#x017F;tigen Sa-<lb/>
chen das <hi rendition="#aq">Dactyli</hi>&#x017F;che/ zu <hi rendition="#aq">gravitäti</hi>&#x017F;chen das <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">J</hi>ambi-</hi><lb/>
&#x017F;che/ und &#x017F;o weiter.</p><lb/>
            <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">R</hi>eg.</hi> 4. Die gro&#x0364;&#x017F;te Zierlichkeit in Sonnetten i&#x017F;t/<lb/>
wenn man ein doppeltes Wort/ &#x017F;o unter&#x017F;chiedne <hi rendition="#aq">&#x017F;i-<lb/>
gnification</hi> hat/ durchfu&#x0364;hret/ wie &#x017F;olches Hanmann<lb/>
in &#x017F;einer Anmerckung zur deut&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Poe&#x017F;i, pag.</hi> 280.<lb/>
desgleichen Hallmann in &#x017F;einen Begra&#x0364;bniß-Gedich-<lb/>
ten/ <hi rendition="#aq">pag.</hi> 83. gar artlich wei&#x017F;et. Daher ich bin be-<lb/>
wogen eben dergleichen <hi rendition="#aq">Exempel</hi> zu ver&#x017F;uchen/ aus<lb/>
den Worten Fall und Fallen in <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">J</hi>ambi</hi>&#x017F;chen Ver&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
            <lg type="poem">
              <head>Sonnet.</head><lb/>
              <lg type="poem">
                <l><hi rendition="#in">D</hi>Iß Leben i&#x017F;t ein Fall/ wo nichts als Fallen wachet/</l><lb/>
                <fw place="bottom" type="sig">H</fw>
                <fw place="bottom" type="catch">Wo</fw><lb/>
              </lg>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[113/0125] Klinck-Dight/ und die Frantzoſen Sonnet nennen/ beſtehen aus 14. Zeilen/ unter welchen ſich der 1. 4. 5. und 8 (es ſeyn/ Maͤnnliche oder Weibliche) auf der andern Reim-Endung der 2. 3. 6. und 7. Verß rei- men/ die letzten 6. aber ſind frey/ und moͤgen ſich ſchrencken/ wie ſie wollen/ jedoch ſind nach Opitzes/ Flemmings/ Harsdoͤrffers/ Riſtens ꝛc. Anweiſung dieſe am gebraͤulichſten/ welche ſich alſo reimen/ daß der 9. und 10. desgleichen der 11. und 14. der 12. und 13. ſich gegen einander endigen/ wiewohl man daran nicht gebunden iſt. Reg. 2. Vonnoͤthen iſt es nicht/ daß allezeit mit dem 8. Verß der Reim-Senſus ausgehet/ ſondern er kan biß zum Ende des Gedichtes hinaus gefuͤhret werden/ weil diß Gedichte doch nur eine Strophe machet. Reg. 3. Mann mag zu den Sonnetten ein Ge- nus erwehlen/ welches man wil/ als zu luſtigen Sa- chen das Dactyliſche/ zu gravitätiſchen das Jambi- ſche/ und ſo weiter. Reg. 4. Die groͤſte Zierlichkeit in Sonnetten iſt/ wenn man ein doppeltes Wort/ ſo unterſchiedne ſi- gnification hat/ durchfuͤhret/ wie ſolches Hanmann in ſeiner Anmerckung zur deutſchen Poeſi, pag. 280. desgleichen Hallmann in ſeinen Begraͤbniß-Gedich- ten/ pag. 83. gar artlich weiſet. Daher ich bin be- wogen eben dergleichen Exempel zu verſuchen/ aus den Worten Fall und Fallen in Jambiſchen Verſſen. Sonnet. DIß Leben iſt ein Fall/ wo nichts als Fallen wachet/ Wo H

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Bei der Ausgabe von 1704 handelt es sich, um die … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maennling_helicon_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maennling_helicon_1704/125
Zitationshilfe: Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704. , S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maennling_helicon_1704/125>, abgerufen am 21.11.2024.