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Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883.

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Die Entwickelung der Principien der Dynamik.
Himmelskörper geweckt werden. Niemand kann sagen,
wie der Versuch verlaufen würde, wenn die Gefäss-
wände immer dicker und massiger, zuletzt mehrere
Meilen dick würden. Es liegt nur der eine Versuch
vor, und wir haben denselben mit den übrigen uns
bekannten Thatsachen, nicht aber mit unsern willkür-
lichen Dichtungen in Einklang zu bringen.

6. Wir können über die Bedeutung des Trägheits-
gesetzes nicht in Zweifel sein, wenn wir uns gegen-
wärtig halten, in welcher Weise es gefunden worden
ist. Galilei hat zuerst die Unveränderlichkeit der Ge-
schwindigkeit und Richtung eines Körpers in Bezug auf
irdische Objecte bemerkt. Die meisten irdischen Be-
wegungen sind von so geringer Dauer und Ausdehnung,
dass man gar nicht nöthig hat, auf die Aenderungen
der Progressivgeschwindigkeit der Erde gegen die
Himmelskörper und auf die Drehung derselben zu achten.
Nur bei weitgeworfenen Projectilen, bei den Schwingungen
des Foucault'schen Pendels u. s. w. erweist sich diese
Rücksicht als nothwendig. Als nun Newton die seit
Galilei gefundenen mechanischen Principien auf das
Planetensystem anzuwenden suchte, bemerkte er, dass
soweit dies überhaupt beurtheilt werden kann, die Pla-
neten gegen die sehr entfernten scheinbar gegeneinan-
der festliegenden Weltkörper, von Kraftwirkungen ab-
gesehen, ebenso ihre Richtung und Geschwindigkeit bei-
zubehalten scheinen, als die auf der Erde bewegten
Körper gegen die festliegenden Objecte der Erde. Das
Verhalten der irdischen Körper gegen die Erde lässt
sich auf deren Verhalten gegen die fernen Himmels-
körper zurückführen. Wollten wir behaupten, dass
wir von den bewegten Körpern mehr kennen als jenes
durch die Erfahrung gegebene Verhalten gegen die
Himmelskörper, so würden wir uns einer Unehrlichkeit
schuldig machen. Wenn wir daher sagen, dass ein Kör-
per seine Richtung und Geschwindigkeit im Raum bei-
behält, so liegt darin nur eine kurze Anweisung auf Beach-
tung der ganzen Welt. Der Erfinder des Princips darf

Die Entwickelung der Principien der Dynamik.
Himmelskörper geweckt werden. Niemand kann sagen,
wie der Versuch verlaufen würde, wenn die Gefäss-
wände immer dicker und massiger, zuletzt mehrere
Meilen dick würden. Es liegt nur der eine Versuch
vor, und wir haben denselben mit den übrigen uns
bekannten Thatsachen, nicht aber mit unsern willkür-
lichen Dichtungen in Einklang zu bringen.

6. Wir können über die Bedeutung des Trägheits-
gesetzes nicht in Zweifel sein, wenn wir uns gegen-
wärtig halten, in welcher Weise es gefunden worden
ist. Galilei hat zuerst die Unveränderlichkeit der Ge-
schwindigkeit und Richtung eines Körpers in Bezug auf
irdische Objecte bemerkt. Die meisten irdischen Be-
wegungen sind von so geringer Dauer und Ausdehnung,
dass man gar nicht nöthig hat, auf die Aenderungen
der Progressivgeschwindigkeit der Erde gegen die
Himmelskörper und auf die Drehung derselben zu achten.
Nur bei weitgeworfenen Projectilen, bei den Schwingungen
des Foucault’schen Pendels u. s. w. erweist sich diese
Rücksicht als nothwendig. Als nun Newton die seit
Galilei gefundenen mechanischen Principien auf das
Planetensystem anzuwenden suchte, bemerkte er, dass
soweit dies überhaupt beurtheilt werden kann, die Pla-
neten gegen die sehr entfernten scheinbar gegeneinan-
der festliegenden Weltkörper, von Kraftwirkungen ab-
gesehen, ebenso ihre Richtung und Geschwindigkeit bei-
zubehalten scheinen, als die auf der Erde bewegten
Körper gegen die festliegenden Objecte der Erde. Das
Verhalten der irdischen Körper gegen die Erde lässt
sich auf deren Verhalten gegen die fernen Himmels-
körper zurückführen. Wollten wir behaupten, dass
wir von den bewegten Körpern mehr kennen als jenes
durch die Erfahrung gegebene Verhalten gegen die
Himmelskörper, so würden wir uns einer Unehrlichkeit
schuldig machen. Wenn wir daher sagen, dass ein Kör-
per seine Richtung und Geschwindigkeit im Raum bei-
behält, so liegt darin nur eine kurze Anweisung auf Beach-
tung der ganzen Welt. Der Erfinder des Princips darf

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[217/0229] Die Entwickelung der Principien der Dynamik. Himmelskörper geweckt werden. Niemand kann sagen, wie der Versuch verlaufen würde, wenn die Gefäss- wände immer dicker und massiger, zuletzt mehrere Meilen dick würden. Es liegt nur der eine Versuch vor, und wir haben denselben mit den übrigen uns bekannten Thatsachen, nicht aber mit unsern willkür- lichen Dichtungen in Einklang zu bringen. 6. Wir können über die Bedeutung des Trägheits- gesetzes nicht in Zweifel sein, wenn wir uns gegen- wärtig halten, in welcher Weise es gefunden worden ist. Galilei hat zuerst die Unveränderlichkeit der Ge- schwindigkeit und Richtung eines Körpers in Bezug auf irdische Objecte bemerkt. Die meisten irdischen Be- wegungen sind von so geringer Dauer und Ausdehnung, dass man gar nicht nöthig hat, auf die Aenderungen der Progressivgeschwindigkeit der Erde gegen die Himmelskörper und auf die Drehung derselben zu achten. Nur bei weitgeworfenen Projectilen, bei den Schwingungen des Foucault’schen Pendels u. s. w. erweist sich diese Rücksicht als nothwendig. Als nun Newton die seit Galilei gefundenen mechanischen Principien auf das Planetensystem anzuwenden suchte, bemerkte er, dass soweit dies überhaupt beurtheilt werden kann, die Pla- neten gegen die sehr entfernten scheinbar gegeneinan- der festliegenden Weltkörper, von Kraftwirkungen ab- gesehen, ebenso ihre Richtung und Geschwindigkeit bei- zubehalten scheinen, als die auf der Erde bewegten Körper gegen die festliegenden Objecte der Erde. Das Verhalten der irdischen Körper gegen die Erde lässt sich auf deren Verhalten gegen die fernen Himmels- körper zurückführen. Wollten wir behaupten, dass wir von den bewegten Körpern mehr kennen als jenes durch die Erfahrung gegebene Verhalten gegen die Himmelskörper, so würden wir uns einer Unehrlichkeit schuldig machen. Wenn wir daher sagen, dass ein Kör- per seine Richtung und Geschwindigkeit im Raum bei- behält, so liegt darin nur eine kurze Anweisung auf Beach- tung der ganzen Welt. Der Erfinder des Princips darf

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Zitationshilfe: Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mach_mechanik_1883/229>, abgerufen am 24.11.2024.