Es ist ein Eingriff in die göttliche Regierung und Vorsehung; wenn man sich und die Seinigen, wieder Donner und Blitzen, welche Gott zu Werkzeugen erschaffen hat, um seine Rache und Strafe damit über die Welt auszu- üben, verwahren wollte.
Ob gleich dieser Einwurf nur von solchen Leuten gemacht wird, die gar keine Erkäntniß von der Na- tur und dem Nutzen des Blitzes haben; so halte ich es doch für nöthig, auch diesen Leuten zu begegnen. Erstlich ist es Pflicht, auch den gemeinen Haufen des Volks aufzuklären, und ihme bessere Begriffe von der Natur beyzubringen; weil durch genauere Erkenntniß derselben, Gottes Allmacht, Weißheit und Güte bes- ser erkannt, und eben dadurch der grose Schöpfer mehr verehret wird. Anderns muß der Naturforscher den Gemeinen Mann das erst bemeldete Vorurtheil, um sein selbst willen benehmen. So lange der gemei- ne Mann glaubt, Wetterableiter seyen ein Eingriff in die göttliche Regierung: so lange siehet er den Na- turforscher für einen Gotteslästerer, und für einen Menschen an, der Gottes Arm binden und sich wieder den Allmächtigen auflehnen will. Aus diesem Grund aber entstehet dann; daß der Naturforscher, wenn er in seinen heilsamen Bemühungen, auch durch obrig- keitliche Gewalt geschüzt wird, und von dem Pöbel darinnen nicht gehindert werden kan; er doch die em- pfindlichsten Urtheile und Lästerungen über sich muß er- gehen lassen.
Der
Zweyter Einwurf.
Es iſt ein Eingriff in die goͤttliche Regierung und Vorſehung; wenn man ſich und die Seinigen, wieder Donner und Blitzen, welche Gott zu Werkzeugen erſchaffen hat, um ſeine Rache und Strafe damit uͤber die Welt auszu- uͤben, verwahren wollte.
Ob gleich dieſer Einwurf nur von ſolchen Leuten gemacht wird, die gar keine Erkaͤntniß von der Na- tur und dem Nutzen des Blitzes haben; ſo halte ich es doch fuͤr noͤthig, auch dieſen Leuten zu begegnen. Erſtlich iſt es Pflicht, auch den gemeinen Haufen des Volks aufzuklaͤren, und ihme beſſere Begriffe von der Natur beyzubringen; weil durch genauere Erkenntniß derſelben, Gottes Allmacht, Weißheit und Guͤte beſ- ſer erkannt, und eben dadurch der groſe Schoͤpfer mehr verehret wird. Anderns muß der Naturforſcher den Gemeinen Mann das erſt bemeldete Vorurtheil, um ſein ſelbſt willen benehmen. So lange der gemei- ne Mann glaubt, Wetterableiter ſeyen ein Eingriff in die goͤttliche Regierung: ſo lange ſiehet er den Na- turforſcher fuͤr einen Gotteslaͤſterer, und fuͤr einen Menſchen an, der Gottes Arm binden und ſich wieder den Allmaͤchtigen auflehnen will. Aus dieſem Grund aber entſtehet dann; daß der Naturforſcher, wenn er in ſeinen heilſamen Bemuͤhungen, auch durch obrig- keitliche Gewalt geſchuͤzt wird, und von dem Poͤbel darinnen nicht gehindert werden kan; er doch die em- pfindlichſten Urtheile und Laͤſterungen uͤber ſich muß er- gehen laſſen.
Der
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Zweyter Einwurf.
Es iſt ein Eingriff in die goͤttliche Regierung
und Vorſehung; wenn man ſich und die
Seinigen, wieder Donner und Blitzen, welche
Gott zu Werkzeugen erſchaffen hat, um ſeine
Rache und Strafe damit uͤber die Welt auszu-
uͤben, verwahren wollte.
Ob gleich dieſer Einwurf nur von ſolchen Leuten
gemacht wird, die gar keine Erkaͤntniß von der Na-
tur und dem Nutzen des Blitzes haben; ſo halte ich
es doch fuͤr noͤthig, auch dieſen Leuten zu begegnen.
Erſtlich iſt es Pflicht, auch den gemeinen Haufen des
Volks aufzuklaͤren, und ihme beſſere Begriffe von der
Natur beyzubringen; weil durch genauere Erkenntniß
derſelben, Gottes Allmacht, Weißheit und Guͤte beſ-
ſer erkannt, und eben dadurch der groſe Schoͤpfer
mehr verehret wird. Anderns muß der Naturforſcher
den Gemeinen Mann das erſt bemeldete Vorurtheil,
um ſein ſelbſt willen benehmen. So lange der gemei-
ne Mann glaubt, Wetterableiter ſeyen ein Eingriff
in die goͤttliche Regierung: ſo lange ſiehet er den Na-
turforſcher fuͤr einen Gotteslaͤſterer, und fuͤr einen
Menſchen an, der Gottes Arm binden und ſich wieder
den Allmaͤchtigen auflehnen will. Aus dieſem Grund
aber entſtehet dann; daß der Naturforſcher, wenn er
in ſeinen heilſamen Bemuͤhungen, auch durch obrig-
keitliche Gewalt geſchuͤzt wird, und von dem Poͤbel
darinnen nicht gehindert werden kan; er doch die em-
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gehen laſſen.
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Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luz_blitz_1784/93>, abgerufen am 16.02.2025.
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