Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

wenn das Thier tod ist: nicht mehr durch den Kopf,
sondern macht über demselben einen Sprung. Ich
vermuthe mit vieler Wahrscheinlichkeit, daß die natür-
liche Wärme des thierischen Leibs, die Ursache hievon
seye. Man weiß ja daß Körper, die gar keine leiten-
de Körper der electrischen Materie sind, z. B. Glas
und Pech, das electrische Feuer an sich fortlaufen las-
sen, sobald man sie stark erwärmet. Man weiß fer-
ner, daß ein Licht, welches man nahe an eine Elec-
trisirmaschine stellet, alles Feuer aus der Maschine
raubt, und verhindert daß man einen Cylinder oder
Flasche nicht laden kan. Dieses denke ich, beweise
zur Genüge, daß die natürliche Leibes Wärme eine
Hauptursache seye, warum der Blitz und überhaupt
das electrische Feuer, so gerne auf den thierischen Kör-
per loß gehe. In einem weit höhern Grad muß die-
ses noch geschehen wenn der Leib sehr erhizt ist, und
stark ausdünstet. Ich habe auch würklich schon oft be-
merkt, daß ein sehr stark erhizter oder von Natur feue-
riger Mensch aus einem geladenen Cylinder allezeit stär-
kere Funken loken konnte, als ein anderer schwächlicher
phlegmatischer, oder stark abgekühlter Mensch.

Anderns muß man auch die Art und Weise, oder
die Umstände erwägen, unter welchen Thiere und Men-
schen, vom Blitz getroffen werden.

Wenn der Blitz in ein Gebäude schlägt, so nimmt
er seinen Weg durch alle die Metalle, die vom obern
Theil des Gebäudes biß auf den Erdboden, am besten
zusammen hängen, damit er nicht nöthig habe allzu
viele oder allzugrose Sprünge zu machen. Kommt
nun ein Mensch in diese Richtung, oder macht er durch
seine Stellung die Kette von Metallen, an welchen der
Blitz gehen kan, erst noch vollständiger; so muß er

noth-

wenn das Thier tod iſt: nicht mehr durch den Kopf,
ſondern macht uͤber demſelben einen Sprung. Ich
vermuthe mit vieler Wahrſcheinlichkeit, daß die natuͤr-
liche Waͤrme des thieriſchen Leibs, die Urſache hievon
ſeye. Man weiß ja daß Koͤrper, die gar keine leiten-
de Koͤrper der electriſchen Materie ſind, z. B. Glas
und Pech, das electriſche Feuer an ſich fortlaufen laſ-
ſen, ſobald man ſie ſtark erwaͤrmet. Man weiß fer-
ner, daß ein Licht, welches man nahe an eine Elec-
triſirmaſchine ſtellet, alles Feuer aus der Maſchine
raubt, und verhindert daß man einen Cylinder oder
Flaſche nicht laden kan. Dieſes denke ich, beweiſe
zur Genuͤge, daß die natuͤrliche Leibes Waͤrme eine
Haupturſache ſeye, warum der Blitz und uͤberhaupt
das electriſche Feuer, ſo gerne auf den thieriſchen Koͤr-
per loß gehe. In einem weit hoͤhern Grad muß die-
ſes noch geſchehen wenn der Leib ſehr erhizt iſt, und
ſtark ausduͤnſtet. Ich habe auch wuͤrklich ſchon oft be-
merkt, daß ein ſehr ſtark erhizter oder von Natur feue-
riger Menſch aus einem geladenen Cylinder allezeit ſtaͤr-
kere Funken loken konnte, als ein anderer ſchwaͤchlicher
phlegmatiſcher, oder ſtark abgekuͤhlter Menſch.

Anderns muß man auch die Art und Weiſe, oder
die Umſtaͤnde erwaͤgen, unter welchen Thiere und Men-
ſchen, vom Blitz getroffen werden.

Wenn der Blitz in ein Gebaͤude ſchlaͤgt, ſo nimmt
er ſeinen Weg durch alle die Metalle, die vom obern
Theil des Gebaͤudes biß auf den Erdboden, am beſten
zuſammen haͤngen, damit er nicht noͤthig habe allzu
viele oder allzugroſe Spruͤnge zu machen. Kommt
nun ein Menſch in dieſe Richtung, oder macht er durch
ſeine Stellung die Kette von Metallen, an welchen der
Blitz gehen kan, erſt noch vollſtaͤndiger; ſo muß er

noth-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0052" n="36"/>
wenn das Thier tod i&#x017F;t: nicht mehr <hi rendition="#fr">durch den Kopf</hi>,<lb/>
&#x017F;ondern macht <hi rendition="#fr">u&#x0364;ber</hi> dem&#x017F;elben einen Sprung. Ich<lb/>
vermuthe mit vieler Wahr&#x017F;cheinlichkeit, daß die natu&#x0364;r-<lb/>
liche Wa&#x0364;rme des thieri&#x017F;chen Leibs, die Ur&#x017F;ache hievon<lb/>
&#x017F;eye. Man weiß ja daß Ko&#x0364;rper, die gar keine leiten-<lb/>
de Ko&#x0364;rper der electri&#x017F;chen Materie &#x017F;ind, z. B. Glas<lb/>
und Pech, das electri&#x017F;che Feuer an &#x017F;ich fortlaufen la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, &#x017F;obald man &#x017F;ie &#x017F;tark erwa&#x0364;rmet. Man weiß fer-<lb/>
ner, daß ein Licht, welches man nahe an eine Elec-<lb/>
tri&#x017F;irma&#x017F;chine &#x017F;tellet, alles Feuer aus der Ma&#x017F;chine<lb/>
raubt, und verhindert daß man einen Cylinder oder<lb/>
Fla&#x017F;che nicht laden kan. Die&#x017F;es denke ich, bewei&#x017F;e<lb/>
zur Genu&#x0364;ge, daß die natu&#x0364;rliche Leibes Wa&#x0364;rme eine<lb/>
Hauptur&#x017F;ache &#x017F;eye, warum der Blitz und u&#x0364;berhaupt<lb/>
das electri&#x017F;che Feuer, &#x017F;o gerne auf den thieri&#x017F;chen Ko&#x0364;r-<lb/>
per loß gehe. In einem weit ho&#x0364;hern Grad muß die-<lb/>
&#x017F;es noch ge&#x017F;chehen wenn der Leib &#x017F;ehr erhizt i&#x017F;t, und<lb/>
&#x017F;tark ausdu&#x0364;n&#x017F;tet. Ich habe auch wu&#x0364;rklich &#x017F;chon oft be-<lb/>
merkt, daß ein &#x017F;ehr &#x017F;tark erhizter oder von Natur feue-<lb/>
riger Men&#x017F;ch aus einem geladenen Cylinder allezeit &#x017F;ta&#x0364;r-<lb/>
kere Funken loken konnte, als ein anderer &#x017F;chwa&#x0364;chlicher<lb/>
phlegmati&#x017F;cher, oder &#x017F;tark abgeku&#x0364;hlter Men&#x017F;ch.</p><lb/>
          <p>Anderns muß man auch die Art und Wei&#x017F;e, oder<lb/>
die Um&#x017F;ta&#x0364;nde erwa&#x0364;gen, unter welchen Thiere und Men-<lb/>
&#x017F;chen, vom Blitz getroffen werden.</p><lb/>
          <p>Wenn der Blitz in ein Geba&#x0364;ude &#x017F;chla&#x0364;gt, &#x017F;o nimmt<lb/>
er &#x017F;einen Weg durch alle die Metalle, die vom obern<lb/>
Theil des Geba&#x0364;udes biß auf den Erdboden, am be&#x017F;ten<lb/>
zu&#x017F;ammen ha&#x0364;ngen, damit er nicht no&#x0364;thig habe allzu<lb/>
viele oder allzugro&#x017F;e Spru&#x0364;nge zu machen. Kommt<lb/>
nun ein Men&#x017F;ch in die&#x017F;e Richtung, oder macht er durch<lb/>
&#x017F;eine Stellung die Kette von Metallen, an welchen der<lb/>
Blitz gehen kan, er&#x017F;t noch voll&#x017F;ta&#x0364;ndiger; &#x017F;o muß er<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">noth-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[36/0052] wenn das Thier tod iſt: nicht mehr durch den Kopf, ſondern macht uͤber demſelben einen Sprung. Ich vermuthe mit vieler Wahrſcheinlichkeit, daß die natuͤr- liche Waͤrme des thieriſchen Leibs, die Urſache hievon ſeye. Man weiß ja daß Koͤrper, die gar keine leiten- de Koͤrper der electriſchen Materie ſind, z. B. Glas und Pech, das electriſche Feuer an ſich fortlaufen laſ- ſen, ſobald man ſie ſtark erwaͤrmet. Man weiß fer- ner, daß ein Licht, welches man nahe an eine Elec- triſirmaſchine ſtellet, alles Feuer aus der Maſchine raubt, und verhindert daß man einen Cylinder oder Flaſche nicht laden kan. Dieſes denke ich, beweiſe zur Genuͤge, daß die natuͤrliche Leibes Waͤrme eine Haupturſache ſeye, warum der Blitz und uͤberhaupt das electriſche Feuer, ſo gerne auf den thieriſchen Koͤr- per loß gehe. In einem weit hoͤhern Grad muß die- ſes noch geſchehen wenn der Leib ſehr erhizt iſt, und ſtark ausduͤnſtet. Ich habe auch wuͤrklich ſchon oft be- merkt, daß ein ſehr ſtark erhizter oder von Natur feue- riger Menſch aus einem geladenen Cylinder allezeit ſtaͤr- kere Funken loken konnte, als ein anderer ſchwaͤchlicher phlegmatiſcher, oder ſtark abgekuͤhlter Menſch. Anderns muß man auch die Art und Weiſe, oder die Umſtaͤnde erwaͤgen, unter welchen Thiere und Men- ſchen, vom Blitz getroffen werden. Wenn der Blitz in ein Gebaͤude ſchlaͤgt, ſo nimmt er ſeinen Weg durch alle die Metalle, die vom obern Theil des Gebaͤudes biß auf den Erdboden, am beſten zuſammen haͤngen, damit er nicht noͤthig habe allzu viele oder allzugroſe Spruͤnge zu machen. Kommt nun ein Menſch in dieſe Richtung, oder macht er durch ſeine Stellung die Kette von Metallen, an welchen der Blitz gehen kan, erſt noch vollſtaͤndiger; ſo muß er noth-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luz_blitz_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luz_blitz_1784/52
Zitationshilfe: Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luz_blitz_1784/52>, abgerufen am 25.11.2024.