der Blitz erfolgt, hiedurch einige Empfindungen ha- ben. Die wilden Thiere, deren Empfindung in der- gleichen Fällen gemeiniglich feiner sind, als die Em- pfindungen der Menschen; werden ohne Zweifel auf dem Felde deswegen nicht so oft getroffen, als die Men- schen, oder als die zahmen Thiere, welche unter dem Zwang der Menschen stehen, weil diese besser noch als der Mensch empfinden, wo und wann ein Blitz loßschie- sen wird, und dann einen solchen Ort fliehen, da alle Thiere vor jeder auch der geringsten electrischen Em- pfindung die gröste Furcht und Abneigung haben. Empfindet nun der Mensch während eines Donnerwet- ters eine Beklemmung, Beängstigung, oder etwas das einem warmen Wind oder Dunst ähnlich ist, und ist er überzeugt daß dieses nicht vom bloser Einbil- dung oder Furcht herkomme; so bleibt ihm auch kein besserer Rath übrig, als daß er schnell den Ort ver- lasse.
Ohne Zweifel wendet man wieder diese Vorem- pfindung eines Blitzes ein: Wie ist es möglich daß man in einem Gebäude, in welches das aus der Wet- terwolke strömende Feuer nicht dringen kan, etwas schon vor dem erfolgten Blitz empfinde? Ich läugne es nicht. die Sache hat viel Wahrscheinlichkeit. Allein ich will durch einen electrischen Versuch, welcher aber frey- lich die Nollet'sche Hypothese mehr als die Franklin'sche begünstiget, eine Erläuterung hierüber geben. Nol- let behauptete: daß bey jedem electrischen Funken zwey gegeneinander würkende Ströme Feuer befindlich seyen. Ich will jetzt nicht entscheiden ob Nollet, wie man gröstentheils glaubt, unrecht habe. Es geschiehet wenigstens sicher etwas das der Nolletschen Behaup-
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der Blitz erfolgt, hiedurch einige Empfindungen ha- ben. Die wilden Thiere, deren Empfindung in der- gleichen Faͤllen gemeiniglich feiner ſind, als die Em- pfindungen der Menſchen; werden ohne Zweifel auf dem Felde deswegen nicht ſo oft getroffen, als die Men- ſchen, oder als die zahmen Thiere, welche unter dem Zwang der Menſchen ſtehen, weil dieſe beſſer noch als der Menſch empfinden, wo und wann ein Blitz loßſchie- ſen wird, und dann einen ſolchen Ort fliehen, da alle Thiere vor jeder auch der geringſten electriſchen Em- pfindung die groͤſte Furcht und Abneigung haben. Empfindet nun der Menſch waͤhrend eines Donnerwet- ters eine Beklemmung, Beaͤngſtigung, oder etwas das einem warmen Wind oder Dunſt aͤhnlich iſt, und iſt er uͤberzeugt daß dieſes nicht vom bloſer Einbil- dung oder Furcht herkomme; ſo bleibt ihm auch kein beſſerer Rath uͤbrig, als daß er ſchnell den Ort ver- laſſe.
Ohne Zweifel wendet man wieder dieſe Vorem- pfindung eines Blitzes ein: Wie iſt es moͤglich daß man in einem Gebaͤude, in welches das aus der Wet- terwolke ſtroͤmende Feuer nicht dringen kan, etwas ſchon vor dem erfolgten Blitz empfinde? Ich laͤugne es nicht. die Sache hat viel Wahrſcheinlichkeit. Allein ich will durch einen electriſchen Verſuch, welcher aber frey- lich die Nollet’ſche Hypotheſe mehr als die Franklin’ſche beguͤnſtiget, eine Erlaͤuterung hieruͤber geben. Nol- let behauptete: daß bey jedem electriſchen Funken zwey gegeneinander wuͤrkende Stroͤme Feuer befindlich ſeyen. Ich will jetzt nicht entſcheiden ob Nollet, wie man groͤſtentheils glaubt, unrecht habe. Es geſchiehet wenigſtens ſicher etwas das der Nolletſchen Behaup-
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der Blitz erfolgt, hiedurch einige Empfindungen ha-
ben. Die wilden Thiere, deren Empfindung in der-
gleichen Faͤllen gemeiniglich feiner ſind, als die Em-
pfindungen der Menſchen; werden ohne Zweifel auf
dem Felde deswegen nicht ſo oft getroffen, als die Men-
ſchen, oder als die zahmen Thiere, welche unter dem
Zwang der Menſchen ſtehen, weil dieſe beſſer noch als
der Menſch empfinden, wo und wann ein Blitz loßſchie-
ſen wird, und dann einen ſolchen Ort fliehen, da alle
Thiere vor jeder auch der geringſten electriſchen Em-
pfindung die groͤſte Furcht und Abneigung haben.
Empfindet nun der Menſch waͤhrend eines Donnerwet-
ters eine Beklemmung, Beaͤngſtigung, oder etwas
das einem warmen Wind oder Dunſt aͤhnlich iſt, und
iſt er uͤberzeugt daß dieſes nicht vom bloſer Einbil-
dung oder Furcht herkomme; ſo bleibt ihm auch kein
beſſerer Rath uͤbrig, als daß er ſchnell den Ort ver-
laſſe.
Ohne Zweifel wendet man wieder dieſe Vorem-
pfindung eines Blitzes ein: Wie iſt es moͤglich daß
man in einem Gebaͤude, in welches das aus der Wet-
terwolke ſtroͤmende Feuer nicht dringen kan, etwas
ſchon vor dem erfolgten Blitz empfinde? Ich laͤugne
es nicht. die Sache hat viel Wahrſcheinlichkeit. Allein
ich will durch einen electriſchen Verſuch, welcher aber frey-
lich die Nollet’ſche Hypotheſe mehr als die Franklin’ſche
beguͤnſtiget, eine Erlaͤuterung hieruͤber geben. Nol-
let behauptete: daß bey jedem electriſchen Funken zwey
gegeneinander wuͤrkende Stroͤme Feuer befindlich ſeyen.
Ich will jetzt nicht entſcheiden ob Nollet, wie man
groͤſtentheils glaubt, unrecht habe. Es geſchiehet
wenigſtens ſicher etwas das der Nolletſchen Behaup-
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Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luz_blitz_1784/161>, abgerufen am 16.02.2025.
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