Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784.Ich glaube die Weißheit des Schöpfets werde hier- Aus diesem Grunde schließe ich, daß es der Ehre fer J
Ich glaube die Weißheit des Schoͤpfets werde hier- Aus dieſem Grunde ſchließe ich, daß es der Ehre fer J
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0145" n="129"/> <p>Ich glaube die Weißheit des Schoͤpfets werde hier-<lb/> aus vorzuͤglich ſichtbar: daß er durch einige wenige<lb/> unabaͤnderliche Naturgeſetze, das Ganze, vom Anfang<lb/> her biß dieſe Stunde, gluͤcklich regieret hat. Es iſt<lb/> gewiß ein unwiderſprechlicher Beweiß einer groſen<lb/> Unvollkommenheit und geringen Uberlegung; wenn ein<lb/> Regent in ſeinem Lande, oder ein Haußvater in ſeinem<lb/> Haußweſen, ſeine Geſetze, Einrichtungen, und Ver-<lb/> ordnungen, nicht uͤber etliche Tage, Wochen oder<lb/> hoͤchſtens Jahre, erhalten kann; ſondern ſie von Zeit<lb/> zu Zeit wieder abſchaffen, und durch neue erſetzen<lb/> muß. Hingegen je wenigere Geſetze und Verordnun-<lb/> gen ein Land hat, je beſſer ſie ſich auf alle Faͤlle anwen-<lb/> den laſſen, und je laͤnger ſie mit dem Wohl des<lb/> Staats beſtehen koͤnnen, deſto vollkommener ſind ſie.</p><lb/> <p>Aus dieſem Grunde ſchließe ich, daß es der Ehre<lb/> Gottes nicht nachtheilig, ſondern vertraͤglich ſey, wenn<lb/> man behauptet, Gott regiere die ganze Welt nach Na-<lb/> turgeſetzen. Wunderwerke nennet man Dinge, die<lb/> nicht nach dem gewoͤhnlichen Lauf der Natur, oder<lb/> nicht nach den gewoͤhnlichen Naturgeſetzen, ſondern<lb/> durch eine uͤber- und widernatuͤrliche Wirkung Gottes<lb/> geſchehen. Wenn dergleichen Dinge ſehr ſelten kom-<lb/> men, ſo machen ſie großes Aufſehen, und dienen zur<lb/> Befoͤrderung der Ehre Gottes. Sollten aber die<lb/> Wunderwerke ſo allgemein werden, daß Gott dieſelben<lb/> zur allgemeinen Regierung der Welt anwendete; ſo<lb/> waͤre dieſes allerdings die groͤſte Unvollkommenheit,<lb/> indem es bewieſe, daß die allgemeinen Naturgeſetze,<lb/> die Gott bey der Schoͤpfung der Welt gemacht hat,<lb/> zu unvollſtaͤndig und ungeſchickt ſeyen, um damit die<lb/> Welt regieren zu koͤnnen; und daß daher der Schoͤp-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">J</fw><fw place="bottom" type="catch">fer</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [129/0145]
Ich glaube die Weißheit des Schoͤpfets werde hier-
aus vorzuͤglich ſichtbar: daß er durch einige wenige
unabaͤnderliche Naturgeſetze, das Ganze, vom Anfang
her biß dieſe Stunde, gluͤcklich regieret hat. Es iſt
gewiß ein unwiderſprechlicher Beweiß einer groſen
Unvollkommenheit und geringen Uberlegung; wenn ein
Regent in ſeinem Lande, oder ein Haußvater in ſeinem
Haußweſen, ſeine Geſetze, Einrichtungen, und Ver-
ordnungen, nicht uͤber etliche Tage, Wochen oder
hoͤchſtens Jahre, erhalten kann; ſondern ſie von Zeit
zu Zeit wieder abſchaffen, und durch neue erſetzen
muß. Hingegen je wenigere Geſetze und Verordnun-
gen ein Land hat, je beſſer ſie ſich auf alle Faͤlle anwen-
den laſſen, und je laͤnger ſie mit dem Wohl des
Staats beſtehen koͤnnen, deſto vollkommener ſind ſie.
Aus dieſem Grunde ſchließe ich, daß es der Ehre
Gottes nicht nachtheilig, ſondern vertraͤglich ſey, wenn
man behauptet, Gott regiere die ganze Welt nach Na-
turgeſetzen. Wunderwerke nennet man Dinge, die
nicht nach dem gewoͤhnlichen Lauf der Natur, oder
nicht nach den gewoͤhnlichen Naturgeſetzen, ſondern
durch eine uͤber- und widernatuͤrliche Wirkung Gottes
geſchehen. Wenn dergleichen Dinge ſehr ſelten kom-
men, ſo machen ſie großes Aufſehen, und dienen zur
Befoͤrderung der Ehre Gottes. Sollten aber die
Wunderwerke ſo allgemein werden, daß Gott dieſelben
zur allgemeinen Regierung der Welt anwendete; ſo
waͤre dieſes allerdings die groͤſte Unvollkommenheit,
indem es bewieſe, daß die allgemeinen Naturgeſetze,
die Gott bey der Schoͤpfung der Welt gemacht hat,
zu unvollſtaͤndig und ungeſchickt ſeyen, um damit die
Welt regieren zu koͤnnen; und daß daher der Schoͤp-
fer
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