Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

feuer in hinlänglicher Menge aus den Wolken auf die
Erde falle, und das Pflanzen- und Thierreich belebe;
so muß es sich in den Wolken stark anhäufen. Ferner,
damit dieses Feuer alle Körper leichtlich durchdringen
könne; so mußte es Gott von einer sehr flüchtigen Na-
tur und Wesen machen. Und -- -- endlich, damit
es denjenigen Körpern, in welche es vorzüglich würken
soll, niemals ermangle; so mußte der Schöpfer ihm
eine solche Natur geben; daß es gerne und schnell auf
eben diese Körper los gehe. Fließt nun nicht aus
diesen Sätzen ein natürlicher Grund, warum sich die-
ses Feuer zuweilen in Blitze bilden muß? Ohne Zwei-
fel dieser:

Eine Wetterwolke ist mit electrischen Feuer ange-
häuft: Sie wird getrieben, und stößt an eine andere
nicht electrische Wolke: oder sie gehet so niedrig daß sie
an einen Gegenstand auf dem Erdboden anstosen kan;
so muß aus natürlichen Gründen ein Blitz entstehen.
Wenn die Wolke keinen Blitz abgeben sollte, so müßte
sie nicht mit electrischen Feuer angefüllt seyn. Es ist
aber dieses Feuer für die Welt unentbehrlich! Oder sie
müßte nicht vom Wind getrieben werden. Dieses ist
ebenfals unmöglich, weil sonst der Regen nicht aller
Orten würde gleich ausgetheilt werden! Oder sie müste
nie so niedrig gehen, daß ihr Feuer auf einmahl durch
einen schnellen Sprung auf die Erde fahren könnte.
Allein da müßte Gott Wunder thun, wenn alle Wol-
ken in gleicher Höhe gehen sollten! Oder endlich, wenn
eine Wetterwolke unter diesen Umständen sich nicht durch
einen schnellen Blitz entladen sollte; so müßte Gott das
electrische Feuer entweder von einer trägen Natur ge-
macht, oder ihm eine Abneigung auf irrdische Körper

los
H 2

feuer in hinlaͤnglicher Menge aus den Wolken auf die
Erde falle, und das Pflanzen- und Thierreich belebe;
ſo muß es ſich in den Wolken ſtark anhaͤufen. Ferner,
damit dieſes Feuer alle Koͤrper leichtlich durchdringen
koͤnne; ſo mußte es Gott von einer ſehr fluͤchtigen Na-
tur und Weſen machen. Und — — endlich, damit
es denjenigen Koͤrpern, in welche es vorzuͤglich wuͤrken
ſoll, niemals ermangle; ſo mußte der Schoͤpfer ihm
eine ſolche Natur geben; daß es gerne und ſchnell auf
eben dieſe Koͤrper los gehe. Fließt nun nicht aus
dieſen Saͤtzen ein natuͤrlicher Grund, warum ſich die-
ſes Feuer zuweilen in Blitze bilden muß? Ohne Zwei-
fel dieſer:

Eine Wetterwolke iſt mit electriſchen Feuer ange-
haͤuft: Sie wird getrieben, und ſtoͤßt an eine andere
nicht electriſche Wolke: oder ſie gehet ſo niedrig daß ſie
an einen Gegenſtand auf dem Erdboden anſtoſen kan;
ſo muß aus natuͤrlichen Gruͤnden ein Blitz entſtehen.
Wenn die Wolke keinen Blitz abgeben ſollte, ſo muͤßte
ſie nicht mit electriſchen Feuer angefuͤllt ſeyn. Es iſt
aber dieſes Feuer fuͤr die Welt unentbehrlich! Oder ſie
muͤßte nicht vom Wind getrieben werden. Dieſes iſt
ebenfals unmoͤglich, weil ſonſt der Regen nicht aller
Orten wuͤrde gleich ausgetheilt werden! Oder ſie muͤſte
nie ſo niedrig gehen, daß ihr Feuer auf einmahl durch
einen ſchnellen Sprung auf die Erde fahren koͤnnte.
Allein da muͤßte Gott Wunder thun, wenn alle Wol-
ken in gleicher Hoͤhe gehen ſollten! Oder endlich, wenn
eine Wetterwolke unter dieſen Umſtaͤnden ſich nicht durch
einen ſchnellen Blitz entladen ſollte; ſo muͤßte Gott das
electriſche Feuer entweder von einer traͤgen Natur ge-
macht, oder ihm eine Abneigung auf irrdiſche Koͤrper

los
H 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0131" n="115"/>
feuer in hinla&#x0364;nglicher Menge aus den Wolken auf die<lb/>
Erde falle, und das Pflanzen- und Thierreich belebe;<lb/>
&#x017F;o muß es &#x017F;ich in den Wolken &#x017F;tark anha&#x0364;ufen. Ferner,<lb/>
damit die&#x017F;es Feuer alle Ko&#x0364;rper leichtlich durchdringen<lb/>
ko&#x0364;nne; &#x017F;o mußte es Gott von einer &#x017F;ehr flu&#x0364;chtigen Na-<lb/>
tur und We&#x017F;en machen. Und &#x2014; &#x2014; endlich, damit<lb/>
es denjenigen Ko&#x0364;rpern, in welche es vorzu&#x0364;glich wu&#x0364;rken<lb/>
&#x017F;oll, niemals ermangle; &#x017F;o mußte der Scho&#x0364;pfer ihm<lb/>
eine &#x017F;olche Natur geben; daß es gerne und &#x017F;chnell auf<lb/>
eben die&#x017F;e Ko&#x0364;rper los gehe. Fließt nun nicht aus<lb/>
die&#x017F;en Sa&#x0364;tzen ein natu&#x0364;rlicher Grund, warum &#x017F;ich die-<lb/>
&#x017F;es Feuer zuweilen in Blitze bilden muß? Ohne Zwei-<lb/>
fel die&#x017F;er:</p><lb/>
          <p>Eine Wetterwolke i&#x017F;t mit electri&#x017F;chen Feuer ange-<lb/>
ha&#x0364;uft: Sie wird getrieben, und &#x017F;to&#x0364;ßt an eine andere<lb/>
nicht electri&#x017F;che Wolke: oder &#x017F;ie gehet &#x017F;o niedrig daß &#x017F;ie<lb/>
an einen Gegen&#x017F;tand auf dem Erdboden an&#x017F;to&#x017F;en kan;<lb/>
&#x017F;o muß aus natu&#x0364;rlichen Gru&#x0364;nden ein Blitz ent&#x017F;tehen.<lb/>
Wenn die Wolke keinen Blitz abgeben &#x017F;ollte, &#x017F;o mu&#x0364;ßte<lb/>
&#x017F;ie nicht mit electri&#x017F;chen Feuer angefu&#x0364;llt &#x017F;eyn. Es i&#x017F;t<lb/>
aber die&#x017F;es Feuer fu&#x0364;r die Welt unentbehrlich! Oder &#x017F;ie<lb/>
mu&#x0364;ßte nicht vom Wind getrieben werden. Die&#x017F;es i&#x017F;t<lb/>
ebenfals unmo&#x0364;glich, weil &#x017F;on&#x017F;t der Regen nicht aller<lb/>
Orten wu&#x0364;rde gleich ausgetheilt werden! Oder &#x017F;ie mu&#x0364;&#x017F;te<lb/>
nie &#x017F;o niedrig gehen, daß ihr Feuer auf einmahl durch<lb/>
einen &#x017F;chnellen Sprung auf die Erde fahren ko&#x0364;nnte.<lb/>
Allein da mu&#x0364;ßte Gott Wunder thun, wenn alle Wol-<lb/>
ken in gleicher Ho&#x0364;he gehen &#x017F;ollten! Oder endlich, wenn<lb/>
eine Wetterwolke unter die&#x017F;en Um&#x017F;ta&#x0364;nden &#x017F;ich nicht durch<lb/>
einen &#x017F;chnellen Blitz entladen &#x017F;ollte; &#x017F;o mu&#x0364;ßte Gott das<lb/>
electri&#x017F;che Feuer entweder von einer tra&#x0364;gen Natur ge-<lb/>
macht, oder ihm eine Abneigung auf irrdi&#x017F;che Ko&#x0364;rper<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H 2</fw><fw place="bottom" type="catch">los</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[115/0131] feuer in hinlaͤnglicher Menge aus den Wolken auf die Erde falle, und das Pflanzen- und Thierreich belebe; ſo muß es ſich in den Wolken ſtark anhaͤufen. Ferner, damit dieſes Feuer alle Koͤrper leichtlich durchdringen koͤnne; ſo mußte es Gott von einer ſehr fluͤchtigen Na- tur und Weſen machen. Und — — endlich, damit es denjenigen Koͤrpern, in welche es vorzuͤglich wuͤrken ſoll, niemals ermangle; ſo mußte der Schoͤpfer ihm eine ſolche Natur geben; daß es gerne und ſchnell auf eben dieſe Koͤrper los gehe. Fließt nun nicht aus dieſen Saͤtzen ein natuͤrlicher Grund, warum ſich die- ſes Feuer zuweilen in Blitze bilden muß? Ohne Zwei- fel dieſer: Eine Wetterwolke iſt mit electriſchen Feuer ange- haͤuft: Sie wird getrieben, und ſtoͤßt an eine andere nicht electriſche Wolke: oder ſie gehet ſo niedrig daß ſie an einen Gegenſtand auf dem Erdboden anſtoſen kan; ſo muß aus natuͤrlichen Gruͤnden ein Blitz entſtehen. Wenn die Wolke keinen Blitz abgeben ſollte, ſo muͤßte ſie nicht mit electriſchen Feuer angefuͤllt ſeyn. Es iſt aber dieſes Feuer fuͤr die Welt unentbehrlich! Oder ſie muͤßte nicht vom Wind getrieben werden. Dieſes iſt ebenfals unmoͤglich, weil ſonſt der Regen nicht aller Orten wuͤrde gleich ausgetheilt werden! Oder ſie muͤſte nie ſo niedrig gehen, daß ihr Feuer auf einmahl durch einen ſchnellen Sprung auf die Erde fahren koͤnnte. Allein da muͤßte Gott Wunder thun, wenn alle Wol- ken in gleicher Hoͤhe gehen ſollten! Oder endlich, wenn eine Wetterwolke unter dieſen Umſtaͤnden ſich nicht durch einen ſchnellen Blitz entladen ſollte; ſo muͤßte Gott das electriſche Feuer entweder von einer traͤgen Natur ge- macht, oder ihm eine Abneigung auf irrdiſche Koͤrper los H 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luz_blitz_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luz_blitz_1784/131
Zitationshilfe: Luz, Johann Friedrich: Unterricht vom Blitz und den Blitz- oder Wetter-Ableitern. Frankfurt und Leipzig, 1784, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luz_blitz_1784/131>, abgerufen am 24.11.2024.